So, der erste Test ist gelaufen.
Ich kann mich nicht erinnern jemals so gute Bedingungen gehabt zu haben um am ersten Tag ein neues Instrument zu testen
Zuerst habe ich beide Tuben separat am Stern justiert, mit den Bob Knobs geht das ja ruckzuck.
Dann mit den beiden Stellschrauben am rechten EMS die Bilder deckungsgleich bringen - hoppla, geht nicht, vertikal bin ich schon am Anschlag und die Bilder decken sich noch nicht.
Die Ursache ist schnell gefunden, der rechte Tubus bewegt sich in der Spiegelzelle und kippelt hin und her.
Es ist fast nicht zu glauben, aber die Spiegelzelle ist nur mit zwei 3mm Schrauben am Tubus befestigt.
Nachdem ich die Teile zueinander ausgerichtet und die beiden Schrauben fest angezogen habe hat es gepasst, nun hatte ich deckungsgleiche Bilder.
Hier muss ich unbedingt nachbessern und mindestens 2 weitere Schrauben verwenden.
Noch mal schnell die Tuben kollimiert, dann konnte es losgehen.
Mit Freude stelle ich fest, dass die Hauptspiegel in der Fokusposition noch ca 10mm von den Klemmringen entfernt sind, die ihren Anschlag darstellen.
Das bedeutet, dass ich in Sachen Backfokus und Vignettierung noch im grünen Bereich bin.
Für mich ist das sehr erfreulich, denn ich hatte es nicht unbedingt erwartet.
Zuerst hielt ich auf Saturn und der Anblick war wirklich toll.
Er steht recht niedrig über den aufgeheizten Nachbardächern und die Luft ist da nicht besonders ruhig.
Dennoch bekomme ich mit dem Ethos 17 bei 130x ein knackiges Bild und erkenne sogar leichte Wolkenbänder auf der Kugel.
Das Ethos 13 bei 170x geht auch noch, das Bild ist dann aber nicht mehr ganz so knackig.
Als nächstes halte ich auf M51, die ich kürzlich mit dem 125er Borg Doppelrefraktor ganz hervorragend beobachten konnte, fast noch besser als im 12,5" Dobson mit Binoansatz.
Im Doppel C8 kommt die Galaxie nicht so gut und ist ziemlich flau, ich denke hier fehlt einfach die Kontrastleistung der APOs.
Für die Galaxienjagd werde ich deshalb wohl bevorzugt den DoppelBorg benutzen.
Jetzt aber zu der Objektkategorie wegen der ich die Sache mit den Doppel SCT überhaupt angegangen bin - die Kugelsternhaufen.
Also halte ich auf M13, zuerst mit den 32mm Kasai.
Der KS ist ganz nett anzusehen, ersäuft aber bei noch nicht wirklich dunklem Himmel etwas im grauen Hintergrund.
Ich probiere die Ethos 17 - WOW, da ist er in seiner ganzen Pracht auf tiefschwarzem Samt.
Eine ganze Weile kann ich mich von dem Anblick gar nicht lösen, dann greife ich aber doch noch zu den Ethos 13.
Die sind auch nicht schlecht, aber für das heutige Seeing fast schon wieder zuviel.
Bei den KS spielt die Öffnung und die durch sie mögliche Auflösung wie erwartet den 125er Doppelrefraktor klar an die Wand und ich bin begeistert, denn mein primäres Ziel ist erreicht.
Die besonders gute Nachricht ist, dass die Gabel absolut stabil ist, hier gibt es keinerlei Probleme weder im Zenit noch am Horizont.
Das ist sehr beruhigend, denn hier hatte ich doch leichte Zweifel, da die Gabel ja ursprünglich nur das halbe Gewicht tragen musste.
Beim C11 bin ich da auf der sicheren Seite, dessen Gabel hat die selben Querschnitte wie die des C14.
Ein grosses Drama ist allerdings die Gewichtsverteilung.
Das Teleskop ist extrem hecklastig und an gemütliches Surfen am Himmel in 2 Achsen ist nicht zu denken.
Das Gegenteil ist der Fall, man sucht sich ein Objekt, hält minimal darüber und klemmt dann die Achse.
Durch das Gewicht sinkt das Heck etwas ab und das Objekt ist im Okular.
Das ist furchtbar unpraktisch und eine Nachführung ist so auch völlig unmöglich.
Das hatte sich zwar schon in er Bauphase abgezeichnet, aber bevor ich hier nach Lösungen suche, wollte ich erst mal sehen, was das Teleskop überhaupt leistet.
Das Ziel muss sein, dass die Tuben ohne Klemmung in jeder Position gewichtslos stehen bleiben, so ist es auch bei meinem Doppelrefraktor.
Zusätzliche Ausgleichsgewichte mag ich nicht anbringen, also muss ich den Drehpunkt des Gabellagers verschieben.
Wie genau ich das anstelle, darüber mache ich mir in den nächsten Tagen Gedanken.
Dass nicht alles auf Anhieb reibungslos funktionieren würde war mir natürlich klar.
Zum Glück scheinen die Probleme aber alle lösbar, gravierende Rückschläge blieben zum Glück aus.
Nun geht es ans Feintuning und am Ende werde ich auch noch ne Runde Veloursfolie spendieren
Grüsse Jochen