Beiträge von BenN im Thema „Spiralarme erkennen“

    Hallo miteinander,


    noch eine Ergänzung zum Kontrast:


    Das mit dem höheren Kontrast bei höherer Vergrößerung gilt theoretisch nur für punktförmige Quellen wie für Sterne, da das flächenhafte Objekt (Galaxie) mit der Vergrößerung mitwächst, und damit der theoretische Kontrast gleich bleibt. Aber entscheidend für das nächtliche Sehen sind die Stäbchenzellen. Und das System Auge-Gehirn erkennt bei schwachem Kontrast umso besser, dass "da was ist", wenn das Licht auf eine größere Anzahl von Stäbchen trifft - was bei der höheren Vergrößerung der Fall ist. Bei zu hoher Vergrößerung wird das wenige Licht aber zu sehr "verschmiert", und der Effekt verpufft. Je höher die Flächenhelligkeit der Galaxie/des Details , desto höher kann man i.A. gehen.


    Servus
    Ben

    Hallo Simon,


    ich habe viel mit dem 10-Zöller beobachtet, und das dürfte ein guter Anhaltspunkt für deinen 12-Zöller sein: Die beiden Galaxien, bei denen ich i.A. mit 10-Zoll Öffnung am einfachsten Spiralarme ausmachen kann, sind M51 und M33 - wichtig ist natürlich ein möglichst dunkler Himmel. Und etwas schwieriger bei M106 und M99, während M100 und M81 wirklich sehr gute Bedingungen brauchen. Gut, natürlich auch bei der Andromedagalaxie M31, die aber relativ zur großen Gesamthelligkeit nur wenig markante Details zeigt.


    Und wenn du Details wie helle Knoten sehen willst: Sehr lohnend M82 (mit Dunkelbändern, verträgt hohe Vergrößerungen), und auch NGC 4631 oder M108; und auch bei M101 sieht man die hellsten Knoten einfacher als die Spiralform. Oder das "Black eye" in M64, oder das Staubband bei NGC 4565 - geht alles mit 10-Zoll. Nur mal so auf die Schnelle, bei gutem Alpenhimmel geht noch einiges mehr.


    Im Allgemeinen ist eine kleine Vergrößerung nicht so gut, um bei Galaxien Details zu sehen, sowohl wegen der kleineren Ausdehnung, als auch wegen des geringeren Kontrastes zum Himmelshintergrund. Bei höherer Vergrößerung sieht man einen kleineren realen Himmelsausschnitt, und somit ist auch die Summe an Hintergrundlicht im Gesichtsfeld des Okulars geringer: Damit ist der Hintergrund dunkler, was den Kontrast erhöht. Es gibt allerdings auch Galaxien mit sehr geringer Flächenhelligkeit, die am besten bei geringen Vergrößerungen zu erkennen sind (z.B der M31-Begleiter NGC 147). Bei meinem alten 10-Zoll f/4.5 Dobson ist das 9mm Nagler Okular ein typisches "Galaxienokular" mit "mittelhoher" Vergrößerung. Man kann aber bei etlichen Galaxien bei der Vergrößerung noch deutlich höher gehen, um Details herauszuholen - aber das hängt auch wieder wesentlich von Faktoren wie Seeing und Helligkeit des Himmelshintergrundes ab. Und ist der Himmel zu hell, gehen die meisten Galaxien eh völlig baden, wie bei uns auf der VSW im Osten von München.


    Servus
    Ben