Beiträge von Timm im Thema „Beobachten im April in Südafrika“

    Hallo an Alle,


    ja, es war ein sehr schöner, intensiver Urlaub!


    Matze:
    ich habe ja Gottseidank die Stimme wiederbekommen.
    Zum Beobachten braucht man keine Simme und für die Saturnmonde gibt es den Ciel!
    Für den Südhimmel brauche ich nur bei komplizierten Objekten eine Karte.
    Z.B. die Terzan-Kugelhaufen oder für Polarissima Australis und viele anderen Fuzzies!
    Immerhin war ich seit 2006 schon ein Dutzend Mal im Süden Afrikas...


    Ben:
    deinen Bericht habe ich ja gelesen und so weiß ich, dass du nachvollziehen kannst, wie schön der Südhimmel ist!
    Besonders die Eta Carina-Gegend ist ein echter Genuss: diese Region im 13er Ethos zu scannen, bei Bedarf mit OIII-Filter, macht süchtig!


    Dietmar:
    nix wie hin! 4.7. bis 18.7.2015 sollte passen!


    Roland:
    ich hab dich gerne virtuell mitgenommen... vielleicht klappt es ja mal real!
    In den Medikamenten war nichts Ungewöhnliches drin... bei gutem seeing schaue ich immer nach unseren direkten Nachbarn!
    Bei "normalem" seeing bin ich mit 20" schnell am Limit. Dann lieber flächige Objekte...


    Patrice:
    hi hi hi... du bist wieder gut drauf! Dein Humor macht Spass.
    Den De Gaulle (dicker fetter Monsterhahn) hätte ich schon gehört, denn ich war ja stumm und nicht taub!
    Er hatte aber keine Möglichkeit zu krähen, denn Nevies hat ihm den Hals umgedreht!
    Was den Salat angeht: ich habe schon ab und zu Sarahs leckeren Salat gegessen.
    Vitamine nehme ich allerdings gerne in Form von vergorenen Weintrauben zu mir...bevorzugt südafrikanischen Pinotage!


    cs
    Timm

    Hallo Freunde,


    nach einem tollen Astro- und Erlebnisurlaub bin ich wieder gesund in Deutschland angekommen.
    Gesund angekommen bedeutet, dass mich es diesmal auf dem Flug nach Johannesburg im Flieger erwischt hat:
    eine brutale Erkältung mit völligem Sprachverlust.
    Das hat mir überhaupt nicht gefallen... meinen Mitreisenden schon eher, weil ich sie nicht wie üblich zugequatscht habe.
    Der sympathische Doc "Einstein" (wegen seiner Frisur so genannt) in Vryburg hat mich mit Antibiotika und anderen
    Medikamenten wieder gesund gemacht... vielen Dank dafür!
    Und das zu Privatpatienten-Preisen: 300 Rand, das sind etwa € 23,00.
    Nun konnte ich die eine kalte Nacht mit +1° gut überstehen.
    Sonst war es meist nachts weit über 10° warm und nur einmal hat ein leichter Wind etwas gestört.
    Diesmal zeigte das SQM weniger gute Resultate und blieb meist zwischen 21,4 und 21,6 stehen.
    Das seeing war in zwei Nächten sehr gut und sonst eher "normal".


    Wir waren diesmal zu viert beim Hottie Oberholzer in Vryburg/Südafrika.
    Das waren der Roland Hader, der Ulrich Beinert mit seiner Freundin Larissa und ich.
    Wir wurden vom Hottie am Flughafen Johannesburg abgeholt und in etwa 5 Stunden zu seiner Farm gefahren.
    Auf halbem Wege gab es in einem großen Einkaufszentrum ein leckeres Essen im Spur, einem guten Steak- und Burgerrestaurant.
    In diesem Einkaufszentrum kann man auch Geld aus dem Automaten ziehen.


    Hier nun zum Bericht:



    Am ersten Abend wurde nach dem Verschwinden der Wolken der klare Himmel zum "Einspechteln" ausgenützt, um zu sehen, was man so alles aus dem Kopf noch drauf hat.
    Der Erdschatten stieg hoch und bald ging es los!



    Der Telrad und der Winkelsucher wurden am Sirius justiert und dabei gleich getrennt!
    Das ging schon gut los! Die ersten Objekte waren, speziell für Roland und Larissa, die noch nie den Südhimmel gesehen hatten,
    die Kracher Omega Centauri, Eta Carina, Tarantelnebel und natürlichder Orionnebel, der noch schön hoch am Himmel stand.
    Ein Versuch mit H-Beta-Filter am Pferdekopf und dem dafür optimalen 26mm Nagler war beeindruckend!
    So kontrastreich und deutlich hatte ich ihn noch nie gesehen... die Mitbeobachter auch noch nie!



    Das Kreuz des Südens, der Kohlensack und der Eta Carina-Komplex


    Nach einiger Zeit und höher stehendem Milchstraßenzentrum ging es dann auf die Kugelhaufen im Skorpion und Schützen los.
    Mit dem 20-Zöller macht es Spaß, die vielen Unterschiede in Helligkeit, Größe und Kompaktheit herauszuarbeiten.
    Lange vor Mitternacht war aber schon Schluss, denn die Müdigkeit nach der langen Reise um die halbe Welt wurde übermächtig.
    Nach einem Gläschen südafrikanischen Rotweins zur "Behandlung" meiner Erkältung konnte ich endlich schlafen.
    Die nächsten Tage war meine Stimme immer noch ein Krächzen, so dass Dr. Einstein helfen musste. Siehe oben...


    Damit man auch mal was anderes sieht, kann man beim Hottie einen Ausflug zum Pilanesberg-Reservat buchen.
    Das ist zwar etwas anstrengend, lohnt aber sehr. Das läuft so ab:
    Anfahrt am Nachmittag zum Reservat, 350km über gute Straßen, eine Übernachtung in einem guten Hotel,
    dann 120km über steinige Wege durch den Park, zwei Picknicks im Park, hunderte von Fotomotiven mit Tieren und Landschaften und
    dann 350km wieder zurück zur Farm.
    Hier einige Bilder des interessanten Ausfluges:









    Die Nacht danach war klar! Also 5 Stunden aufs Ohr gelegt, Wecker um 01 Uhr 30 gestellt, einen schnellen Kaffee zum Wachwerden getrunken und dann ging es los!
    Die Milchstraße stand senkrecht über dem Kopf und warf Schatten. Das SQM Richtung Milchstraße zeigte 21,2 und auf etwas dunklere Stellen gerichtet 21,5.
    Das passt genau für die schönsten Objekte im Schützen und in der Umgebung.
    Der Roland hatte sich auch den Wecker gestellt und gemeinsam erlebten wir den wunderschönen Himmel rund um Skorpion und Schütze und das fast im Zenith!


    Die Objekte der Begierde waren der Lagunennebel, sogar mit den bekannten Bokglobulen, der Omeganebel, ein Kracher mit und ohne Filter,
    der Adlernebel mit den Säulen der Schöpfung und natürlich eine Reihe von Kugelhaufen: der bildfüllende Omega Centauri, der großartige M22, M29,
    das Zwillingspärchen NGC6522 und 6528, dazu M69, M70, M54 und M55. In dieser Gegend wimmelt es nur so vor Kugelhaufen, Gasnebeln und Planetaries.
    Die schönsten davon sind der Bugnebel NGC6302 und der Cheerio-Nebel NGC6337. Eine gerade Reihe von vier Sternchen innerhalb des Ringes waren recht auffällig.
    Etwas oberhalb davon steht der Katzenpfotennebel, der im 26er Nagler das gesamte Bildfeld ausfüllt.
    Der geht gut mit OIII oder auch h-Beta, ist aber leider nicht mit diesen wunderschönen Fotos zu vergleichen, die man überall im Netz findet.
    Etwas nordöstlich davon tummeln sich eine Reihe von Terzan-Kugelhaufen, von denen aber nur die Nummer 3 und 7 gut zu sehen sind.
    Für Terzan 2 muss man sich mit Starhopping zur Position neben einer Sternenkette hinarbeiten... dann ist er indirekt zu sehen.
    O.k., Omega Centauri ist schon beeindruckender!
    Im Schützen findet man auch den südlichen Ringnebel. Wenn man es schafft... denn der ist deutlich schwächer als unser Ringnebel.
    Die Form ähnelt dem Ringnebel: gleiche Größe, leicht oval, dunkler Innenteil und ein recht heller Zentralstern.
    Wenn ich mal in Fahrt komme, fangen die Teflonpads an der Rockerbox an zu qualmen!
    Im Skorpion findet man jede Menge von Kugelhaufen, viele davon hat Messier in seinen Katalog aufgenommen.
    Das fängt an mit M4, M80, M62, M19 und M9 und daneben gibt es noch die meist schwächeren Kugelhaufen.
    Bei M4 den NGC6144, bei M9 den NGC6356, den er eigentlich hätte auch sehen müssen.


    Roland fing an zu frieren und so ab es als letztes Objekt für ihn den Spiral-Planetary NGC5189.
    Man konnte unglaublich viele Strukturen erkennen und so konnte er getrost ins Bett gehen.
    Ich versuchte mich noch am Shapley1, einem wunderschönen Ringnebel mit deutlichem Zentralstern.
    Nicht leicht zu finden, falls man den falschen Leitstern verwendet!
    Mit dem Richtigen ging es dann in 15 Sekunden!
    Ein kurzer Blick auf Saturn... und dieser letzte Blick dauerte 20 Minuten!
    Einfach genial, denn das seeing hatte sich urplötzlich gebessert und ich konnte unglaublich viele Details sehen.
    Wolkenstreifen auf der bräunlichen Oberfläche, extrem kontrastreich der Schatten auf dem Ring,
    Cassini wie gestanzt und alle acht der hellen Monde. Japetus, ganz außen, dann Titan, natürlich als kleines Scheibchen,
    daneben Hyperion und nahe am Ring der Rest: Tethys, Rhea und Enceladus etwas weiter entfernt, Mimas ganz nah am Ring und Dione auf der anderen Seite!
    Ich konnte mich kaum losreißen, denn so gut hatte ich Saturn selten gesehen!
    Der Dobson wurde nun wieder in der Sattelkammer verstaut und ich konnte den Rest der Nacht verschlafen.


    Insgesamt war dieser Astourlaub für mich sehr schön, wenn es da nicht die verlorene Stimme gegeben hätte.
    Aber schon im Juli schlage ich dort wieder auf!


    Dann wird man solche schönen Wolkenstimmungen nicht oft sehen!





    Übrigens: das Essen war so gut wie immer!



    cs
    Timm


    Edit: Titel von "Spechteln" auf "Beobachten" geändert [^]