Beiträge von montey im Thema „BB: Hunsrück und seltsame Leuchterscheinungen“

    Hallo Leute!


    Seit längerem mal wieder einen BB von mir!:


    Datum: 19-20 April 2015
    Zeit: 21:00 - 03:20 Uhr
    Ort: Hunsrück, 610m ü. NN
    Wetter: 5°C, vereinzeld Zirren, etwas Wind
    Seeing: 3-4
    Grenzgröße: ~6.6m, SQM Werte: 21.40-21.70 mag/arcsec²
    Geräte: 14" Dobson, 12x50 Feldstecher



    Vor zwei Jahren war ich das letzte Mal auf der Wildburghöhe im Soonwald beobachten. Es ist also wieder höchste Zeit das gute Wetter zu nutzen!
    Nach einem kurzen Gespräch mit Uli war klar, dass wir gegen 21:00 Uhr zusammen zur Wildburghöhe fahren.


    Schnell wurde das Equipment aufgebaut, oder besser gesagt, Uli baute das Equipment schnell auf, während ich meine blöde Jacke zuhause vergessen habe und kurzerhand nochmal zurück fahren durfte.
    Um 21:30 dann war es aber soweit. Es konnte los gehen!



    Neben ausgiebigen Gesprächen wurden zunächst einmal ein paar Standartobjekte abgegrast. Darunter fielen diverse Galaxien in UMa, während M81 beide Spiralarme offenbarte, zeigte M82 drei Einbuchtungen durch die Staubbänder und lockte mit zahlreichen Details! Hier merkt man ganz deutlich den Unterschied zwischen einem 10" GSO Dobson und einem 14" Christian Busch Spiegel.


    Während dem Suchen von Galaxien begegneten wir einer Vielzahl von Flecken und Wattebäuchen, die wir aus Faulheit nicht alle identifizieren wollten.


    M51 war natürlich ebenfalls durchgedreht sichtbar, aber eines meiner persöhnlichen Highlights des Abends war M101. Sie offenbarte mehrere Spiralarme, welche durchsetzt von hellen Knoten und dunklen Staubregionen sind. Absolut faszinierend und definitiv eine Zeichung wert.


    Ich beschäftige mich momentan Studiumstechnisch mit Lichtverschmutzung und wollte diesen Abend natürlich nicht auslassen, diverse Messungen durchzuführen.


    Uli und ich haben beide ein SQM-L Meter, welche allerdings deutlich abweichende Ergebnisse ausspucken: Während mein SQM Fabelwerte um die 21.80 in der Spitze erreichte, zeigt Uli`s Messgerät durchweg knapp 0.3mag weniger an (im Mittel 21.40).


    Die Wahrheit wird vermutlich zwischen diesen beiden Werten liegen. Allerdings halte ich diese Methode mittlerweile für überholt. Speziell geeichte Kameras, dazu ein gutes Fisheye als Zusatzmessung sind deutlich besser zur qualitativen Messung des Nachthimmels geeignet. Jedoch sind solche Messungen immer abhängig von den atmosphärischen Eckdaten (Airglow, Staub, Dunst und Feuchtigkeit) und daher wirklich nur schwer in eine Statistik einzubringen.



    Ansatz des Zodiakallichtbandes, knapp über der Lichtglocke von Rammstein der Gegenschein.



    Auf der Suche nach Galaxien im Sternbild Jungfrau stieß Uli auf eine seltsame Leuchterscheinung.
    4 schwach leuchtende Punkte, welche in regelmäßigen Abständen blitzen und sich kaum von der Stelle bewegen.
    Die Objekte scheinen sich parallel zueinander zu bewegen. Sie stehen fast in einer Reihe horizontal im Okular:



    Datum: 20.04.2015, Uhrzeit: 0:05 - 0:30, Koordinaten: 49°55'00 N 7°34'32 O


    Auch nach knapp 30 Minuten haben sich die Objekte kaum bis gar nicht bewegt. Ich habe oben versucht, die "Bewegung" aufzuzeichen. Komplett still standen sie nicht, da man das Teleskop doch nachschubsen musste. Sie schienen sich nach einiger Zeit auch in die entgegen gesetzte Richtung zu bewegen.


    Wir vermuten Geostationäre Satelliten, jedoch konnte ich in der Datenbank von Calsky keinen passenden finden.


    Daher die Frage an die Experten: Was könnte das gewesen sein? Es fielen die wildesten Fantasien! Hoch fliegende Flugzeuge schließe ich aufgrund der Bewegungsgeschwindigkeit aus, vielleicht etwas militärisches?


    Nach einigen Diskussionen gingen die Beobachtungen weiter. M13, M5, M3, M92, die Kugelsternhaufenparade! Leider lässt das Seeing nicht die höchsten Vergrößerungen zu!


    Markarians Kette zusätzlich gefühlter 100 weiterer Galaxien! Atemberaubend!


    M87 im 12x50 Fernglas ist gar kein Problem. Genauso wie die Blackeye Galaxie, welche im Teleskop deutliche Strukturen zeigt.


    Die Spindelgalaxie zeigt deutlich ihr Staubband, ein herrlicher Anblick dieser wirklich ungewöhnlich geformten Galaxie.


    Auch den Sombrerohut M104 haben wir mitgenommen. Natürlich mit prägnantem Staubband! Uli erkennt weitere Details um das Band herum. Die ganze Galaxie wirkt unruhig und strukturiert.


    Die Nacht ist zum genießen schön! Keine Hektik und interessante Gespräche lassen die Zeit verfliegen.


    Im Osten zeigt sich mittlerweile schon die Milchstraße:



    Achja, fast nebenbei zeigt Jupiter neben den Staubbändern auch seinen Großen Roten Fleck. Schön strukturiert, allerdings mit einer mehrminütigen Blendung zur Folge.



    Gegen 3 Uhr packen wir langsam wieder unsere 7 Sachen und stellen fest:
    2 Jahre sollten bis zur nächsten Nacht auf der Wildburghöhe nicht vergehen.


    Danke an Uli für die Gerätschaften! Ich freu mich auf's nächste Mal!


    Viele Grüße,
    Nils