Hallo Andreas,
Dass die Anbieter sehr zurückhaltend sind, sich zu diesem Thema öffentlich in einem Internetforum zu äußern, kann ich ganz gut verstehen.
Ich kenne Mitarbeiter und teils auch Inhaber mehrerer Firmen dieser Branche mehr oder weniger gut seit vielen Jahren persönlich, und habe teils auch schon Gespräche geführt, in denen das Thema "unteres Preissegment" angesprochen wurde.
Dass ich hier keine Namen nenne, dafür bitte ich um Verständnis.
Wenn es um die Geschäftsgrundlage geht, d.h. Geld, hört nämlich bei allen der Spaß auf. Das ist der große Unterschied zu uns Hobbyastronomen, wir können (zumindest theoretisch[;)]) von heute auf morgen auf die Amateurastronomie verzichten, die Anbieter können das meist nicht. Die Anbieter müssen auch sehr viel vorsichtiger sein als wir, was Äußerungen zu Mitbewerbern angeht.
Es gibt bei den Anbietern durchaus deutlich differenzierte Ansichten zu diesem Thema.
Die eigentliche Kernfrage scheint mir im Wesentlichen zu sein:
Will ich an den Leuten Geld verdienen, die sich aus einer Laune heraus eben mal schnell ein Teleskopset für 100 Euro kaufen?
Die Nachfrage ist einfach da. Das Problem ist nur, ich kann diese Nachfrage gar nicht bedienen, wenn ich es mir zum Grundsatz mache, meine Kunden objektiv und umfassend zu beraten.
Nach den vagen Andeutungen meiner Gesprächspartner ist der Umsatz im unteren Preissegment bedeutend höher als bei den hochwertigen Produkten. Ich habe den Eindruck vermittelt bekommen, dass diejenigen Anbieter, die das untere Segment gar nicht bedienen, sich das auf Dauer nur leisten können, wenn die Amateurastronomie nicht ihre einzige Einnahmequelle ist.
Dass einige Anbieter, die sich zumindest ein wenig für die Materie interessieren und nicht ausschließlich am maximalen Gewinn interessiert sind, nicht gerade stolz auf diesen Teil ihrer Produktpalette sind, davon gehe ich aus. Das tritt man dann auch nicht gern in der Öffentlichkeit breit.
Das Hauptproblem im Billigsegment ist, es gibt keine Möglichkeit, die Kunden vernünftig zu beraten, sogar wenn die Bereitschaft auf Händlerseite da ist. Einfach weil ab ca. 15 Minuten Beratungsgespräch der Verkauf eines 100 Euro Teleskops ein Verlustgeschäft ist.
Also werden solche Geräte meist anonym übers Internet rein nach Werbetext angeboten und gekauft. Dass da die tatsächlichen Fakten eine kleinere Rolle spielen als die Frage, ob das Foto des Geräts und der Werbetext den Vorlieben der ahnungslosen Kunden entspricht, sollte klar sein.
Man kann es drehen und wenden wie man will: Als Kunde habe ich mindestens genauso viel Einfluss auf die angebotenen Produkte wie die Anbieter. Es kostet nur leider Mühe, diesen Einfluss auszuüben, indem ich mir vor dem Kauf klar mache, was ich erwarte, und was da tatsächlich angeboten wird.
Wenn ich mich bei meinen Kaufentscheidungen nur von Träumen, Sehnsüchten, kurzfristigen Launen und dem billigsten Preis leiten lasse, muss ich mich nicht wundern, wenn ich keine real brauchbaren Produkte bekomme.
Gruß,
Martin