Beiträge von Heinz Hilbrecht im Thema „Sonnenbeobachtung ohne Filter?“

    (==>)stefan-h
    Hallo Stefan,
    Deine Transmissionskurve sieht völlig anders aus als die, die ich vor ein paar Jahren gemessen habe. Dieser extrem steilen Abfall bei Wellenlängen <300 nm geht wohl auf die Messung zurück. Die Überschreitung der "Grenzwerte"bei <400 nm verdient auch eine kurze Betrachtung. Grenzwerte sind für Dauerexposition gesetzt und vor allem für Sonnenbrillen, Schweißergläser und solche Dinge gedacht. Sie enthalten außerdem eine Sicherheitsmarge, für den Arbeitsschutz. Eine Sonnenfinsternis schaut man sich aber nicht täglich an, wie ein Schweißer seinen Lichtbogen. Verstehst Du deshalb, warum man die "auf keinen Fall"-Warnungen durchaus als Panikmache sehen kann? Da draußen verkaufen Leute Sonnenbrillen (besonders für Kinder) mit hundsmiserablem UV-Schutz und selbst dadurch (Dauerexposition) scheint die Katastrophe ausgeblieben (was solche Sonnenbrillen trotzdem ins "nicht kaufen" rückt).


    Und noch etwas zum Nachdenken. Die doppellagige Rettungsfolie filtert ja und nicht zu knapp. Wie gefährlich wäre es dann, völlig ungeschützt mal kurze Zeit in die Sonne zu gucken, wie das im Alltag sehr häufig passiert, zum Beispiel beim Sonnenbad am Strand? Müssten dann die Augen nicht sofort wegbrennen? Müssten dann nicht alle Strandtouristen mit Augenschaden heimkehren? Tun sie aber nicht. Die Grenzwerte sind eben für Menschen definiert, die nicht wir im Alltag sind.


    Und auch zu Pit: "unverantwortlich", "willst Du die Haftung übernehmen?", "Berichterstattung von Bild" und solche Emotionalia benutzt auch die Optik-Industrie, die teure Sonnenbrillen verkaufen will. Das hat mir ein Optiker mal handfest erklärt. Von dem weiß ich, dass die Grenzwerte einen völlig anderen Hintergrund haben, als für normale Menschen. Dieser Mann hat "Propaganda" gesagt, eben für teure Sonnenbrillen. Es ist nicht "Berichterstattung von Bild", wenn man hinter "Todesdrohungen" aus der Industrie auch Täuschung vermutet. Im Fall der Sonnenfinsternisbrillen vs. doppelte Rettungsfolie hat die Panikmache jedenfalls gewirkt, wenn ich mir die astronomischen Preise für Finsternisbrillen in den vergangenen Tagen ansehe, in denen ich billige Folie gesehen habe, nicht die AstroSolar-Folie von Baader oder eine ähnliche Qualität. Dieser Betrug hat offenbar keine Warner auf den Plan gerufen hat. Da haben Menschen Geld ausgegeben und hatten nichts davon.


    Ich grüße Euch herzlich
    Heinz

    (==>)Dobsenschubser:
    Also "grob fahrlässig" ist ein grobes Wort. Vielleicht geht es etwas ruhiger. Ich spreche von Beobachtung mit dem bloßen Auge. Außerdem habe ich mal nachgemessen, was Du "nicht fassen" kannst. Gelegentlich die SoFi durch ZWEI LAGEN Rettungsfolie zu beobachten ist weit weniger gefährlich als ein Spaziergang in heißer Sommersonne. Dabei fängt sich das Auge deutlich mehr UV und IR, als durch eine doppelt gelegte Rettungsfolie. Ausführlich findest Du die Dinge hier: http://sternpate.de/sternenhimmel-2015/2015-19-03/?lang=de


    Lass' uns etwas weniger emotional miteinander reden. Rettungsfolien (anderer Bauart) wurden früher als Objektivfilter für Teleskope verwendet. Das war garnicht gut. Die heutigen Folien sind dafür völlig ungeeignet. Deshalb beginne ich ja mit der Warnung: bloß nicht vor den Tubus. Aber das ist etwas anderes als der gelegentliche Blick. Und wichtig bleibt: Zwei Lagen benutzen. Eine reicht nicht, allein die Helligket des Sonnenbildes ist bei weitem zu groß.


    Alles Gute und viele Grüße
    Heinz

    Hallo NicoQTx,
    Du sagst "einfach vor den Tubus halten". Diese Tipps sind alle gefährlich im Zusammenhang mit Teleskopen. Auf keinen Fall machen. Diese alten Tipps sind schon damals nur für Beobachtung mit dem bloßen Auge gedacht gewesen.


    Für bloßes Auge kannst Du die Rettungsfolie aus dem Auto-Erste Hilfe Kasten nehmen. Zwei Stücken Pappe, rechteckiges Loch reinschneiden (mit Messer), Breite und Höhe ungefähr wie die Augen stehen. ZWEI Lagen Rettungsfolie ausschneiden, zwischen die Pappen legen und mit zwei Hefter-Klammern (Tacker, Bostitch) die Pappen und die Folien zusammenheften. Funktioniert astrein.


    Eine Lochkamera aus einem Schuhkarton/Cornflakes-Schachtel (keine Wellpappe) funktioniert astrein. Lochdurchmesser 3-5 mm (Stricknadel zum Beispiel, Loch muss frei von Fasern sein), längsten Weg durch den Kasten als Projektionsweg planen, Deckel dranlassen um maximal Schatten (Dunkelheit) im Kasten zu haben.


    Für's Teleskop denken heute viele nicht mehr an die gute alte Projektionsmethode. Aber Achtung: Verkittete Okulare vertragen die Wärme nicht und können zerstört werden.


    Viel Spaß bei der Sonnenfinsternis und viele Grüße


    Heinz