Beiträge von JSchmoll im Thema „Preisverfall“

    Hi Klarinetto,


    da hast Du sicher Recht. Eine Astronom II war auch so ein Jugendtraum, ein Freund hatte eine mit nem C8 drauf, in einer Sternwarte. Wenn ich Geld und Platz haette (und der Refraktor nach England verschickbar waere), haette ich schon angefragt.


    Ich habe ja ein paar Klassiker, vor allem alte Japaner. Aber wenn ich beobachte, dann mit der NEQ6 pro und einem 20er Newton drauf, oder dem 25er RC, weil diese Geraete fuer meine Zwecke deutlich geeigneter sind.


    Es waere also einfache Liebhaberei. Im Prinzip eine Huette voeller Klassiker, die man benutzt, waehrend die modernen Geraete die Daten einsammeln ... aber halt kein Platz.


    Und Astronom II gegen EQ6 ? Von der Tragkraft wohl vergleichbar, aber die Wachtermontierung ist eben mit Synchronmotor, endlichem Deklinationsfeintrieb und ohne Polsucher nicht mehr auf dem Stand der Dinge, wo man heute eine Montierung haben moechte.

    Ich denke, es kommen im Astrobereich verschiedene Faktoren zum Tragen:


    -Alterung: Was aelter ist, ist generell weniger wert, solange es sich nicht um extrem seltene Sammlerstuecke handelt. Eigentlich ein trivialer Punkt, sei er aber der Vollstaendigkeit halber erwaehnt.


    -Technologie: Eine Montierung ohne Polsucher und mit 235V-Synchronmotor ist heute schwer zu vermitteln. Frueher haben wir da die halbe Nacht mit "Scheinern" verbracht, heute will man sofort loslegen. Aehnliches im Okularsektor, wo sich in den letzten 25 Jahren verdammt viel getan hat. Ich habe neulich einen alten Mizar 153/1300er Catadiopt (auch vermarktet als Tasco 16T, das Stueck auf der Titelselte des braunen Katalogs aus den 1970ern) aus der Bucht gezogen. Um erstaunt festzustellen, dass die mit dem damals sauteuren Stueck mitgelieferten Okulare genauso schlecht waren wie die "Wellensittichaugen" meines 50/600ers.


    -Elektronik: Das groesste Problem, da nach Jahrzehnten keine Ersatzkomponenten erhaeltlich sind.


    -Preisverfall von Neugeraeten: Neugeraete sind heute so billig, dass sich der potentielle Kaeufer eines Gebrauchtinstruments dreimal ueberlegt, ob er nicht gleich was Neues anschafft.


    Beipiel:


    FRUEHER Bresser Blue line 153/1300: Fuer den ambitionierten Amateur und Sternwarten sowie Profiastronomen, das Flaggschiff der Bresserteleskope, 4600 Mark.


    HEUTE Skywatcher Explorer 150P, im Prinzip das Gleiche. Nur Parabolspiegel statt Katadiopt, dafuer ein paar Teile mehr aus Plastik als aus Metall. Ploessl-aehnliche Okulare, 2"-Okularauszug. Das ganze Teil fuer um 400 Euro, also 800 Mark. Und das ist nicht mehr das "Profiteleskop", sondern wird eher Einsteigern empfohlen. Wobei es dann schon wieder heisst, man kann besser gleich 8 Zoll nehmen und eine bessere Montierung.


    Die ganze Wertschaetzung hat sich geaendert. Heute will man gleich viel groesser einsteigen, und man nimmt dafuer auch ein paar Kompromisse in Kauf. Da ist es schwer zu vermitteln, fuer ein wertig verarbeitetes Altgeraet ohne GoTo, Polsucher etc noch viel hinzublaettern.


    In anderen Bereichen ist das uebrigens weitgehend normal. Ob in der Elektronik, bei Computern oder zum Beispiel beim Fahrrad - neu sehr teuer, gebraucht fuer den sprichwoertlichen "Appel und Ei" zu bekommen.


    Schade fuer den, der damals viel Geld hingelegt hat (siehe Beispiel oben mit Opa's Fotoausruestung), aber fuer Neueinsteiger eine gute Entwicklung, da sie fuer brauchbare Hardware deutlich weniger hinlegen muessen.