Hallo Astrotreffler,
vom 1.-8. Januar war ich tagsüber unter tiefblauem Himmel und nachts unter einem fantastischen Sternenzelt im Atlasgebirge in Marokko. Das Wetter meinte es gut mit mir, so dass jede Nacht beobachten konnte.
Die Anreise erfolgte nach Marrakech (3h15m Flugzeit ab Zürich), dann per im Voraus bestelltem Taxi Richtung Süden über den Tichka-Pass (2260m) bis ins Dorf Tisselday (1600m) zum Gästehaus "I Roccha", wo ich nach weiteren 3h Fahrzeit eingetroffen bin. So herzlich und gastfreundlich wie der Empfang gestaltete sich die weitere Woche, auch meinen nächtlichen Aktivitäten wurde von Seiten der Gastgeber grosses Interesse entgegengebracht. Ich hatte ein stabiles Fotostativ und zwei kleine Teleskope dabei, einen 70/700 FH und einen 102/1300 MakCass. Von der Terrasse oder vom Garten aus hatte ich eine ausgezeichnete Sicht, vor allem Richtung Süden. Wegen der geogr. Breite von ca. 34Grad Nord stieg der Orion deutlich höher als in der Schweiz und die Plejaden wanderten durch den Zenit. Mehrmals konnte ich nach Anbruch der Dunkelheit die Pyramide des Zodiakallichts deutlich sehen. Die Wintermilchstrasse erschien weiss und fein strukturiert, der Himmel war übersät von einer Fülle von Sternen und das Seeing war ausgesprochen ruhig. Nacht für Nacht konnte ich die Wanderung des Kometen Machholz sehen. Zwei Schweife waren deutlich zu erkennen. Mit dem kleinen Refraktor - der nun samt allem, was nötig ist, vor Ort zur Verfügung steht - beobachtete ich ausgiebig die vielen offenen Sternhaufen des Winterhimmels, wobei das Gebiet südöstlich von Orion eine grosse Zahl attraktiver Haufen bietet, so z.B. M46 oder NGC 2362. Das Maksutov erlaubte dann die Beobachtung von Objekten mit kleinerer Fläche, z.B. "Jupiters Geist". Selbst viele vertraute Objekte wie die Plejaden oder M81/82 oder M42 erschienen enorm brillant und liessen mich nur staunen.
Während des Tages nutzte ich die Terrasse zum Lesen und Verweilen, wobei die Ruhe des Ortes ausgesprochen erholsam war. Zudem konnte ich das Dorf und seine Bewohner kennen lernen und einen Einblick in die Kultur der Berber erhalten. Das Gebiet eignet sich auch zum Wandern und bietet eine sehr schöne Landschaft. Da "I Roccha" eigentlich eher eine Durchgangsstation auf dem Weg in den Süden ist (Richtung Ouarzazate), lohnt sich der längere Aufenthalt sehr, weil die Pfade nicht breit getreten sind und die Gelegenheit besteht, einander zu begegnen und Einheimische z.B. als Führer, die mehr Begleiter sind, zu berücksichtigen. Wegen der vielen Mineralien z.B. ist das Tal auch für geologisch Interessierte einen Besuch wert; der Besitzer des "I Roccha" ist ausgebildeter Geologe. Sich Zeit nehmen und sich auf eine andere Kultur einlassen trägt viel zum Gelingen einer solchen Reise bei.
Mit freundlichen Grüssen
Heinz