Hallo Allerseits,
ich bin jetzt noch mal praktisch tätig geworden.
Am künstlichen Stern hielt ich einen 6 mm Stab vor meinen 120 mm Refraktor.
Es entstand ein sehr heller kurzer Spike zu beiden Seiten des Airy-Scheibchens, der aus unterbrochenen kurzen Strichen bestand. Ganz so, wie es die Simulation auf S. 7 Bild c) ergab.
Der Effekt auf die Bildqualität war wirklich verheerend.
Dann wechselte ich auf einen 2 mm Stab. Natürlich waren die Spikes dann feiner.
Die feinen weiter außen liegenden "Enden" der Spikes konnte ich nicht erkennen, dazu war es zu hell im Hintergrund. Ich nehme aber an, dass sie etwa gleich hell blieben.
Dann bog ich den Stab etwas durch, und zwar so:
Dies hatte zur Folge, dass die Spikes nach außen auffächerten.
Damit ist schon mal klar, dass es damit möglich ist, die nach außen laufenden langen "Enden" der Spikes zu vermeiden und auf eine größere Fläche zu verteilen. Und zwar stellt sich ein Auffächerungs-Winkel ein, der dem Winkel der Durchbiegung entspricht.
Dann dachte ich mir: das ist gut am (helleren) Stern, die Spikes sind kürzer und weiter außen nicht mehr sichtbar.
Aber: es wird am Jupiter wenig bringen. Das zeigt diese Skizze:
a1) Originalzustand am Stern: feine Linien sichtbar
b1) gebogen am Stern: Linie fächert auf
a2) Originalzustand am Jupiter: entspricht den Simulationen oben
b2) gebogene Strebe verteilt zwar das Licht fächerförmig, aber da der Jupiter einen großen Durchmesser hat,
bleibt das Streulicht in einem recht breiten Korridor ausserhalb des Planeten sichtbar. Erst weit draußen kommt die Wirkung des Fächers zur Geltung (entsprechend dem Winkel der Biegung). D.h wenn die Biegung einen Bereich von 15 Grad hat, wird der Lichtkorridor erst bei D_Jupiter/(2*tan(15/2)) = 3,8*D_Jupiter
anfangen aus zu dünnen, also nach ca. 4 Jupiterdurchmessern.
Somit nützt das nicht wirklich etwas für Jupiter. Am Stern ist das allerdings schon eine Verbesserung.
Das bringt mich zu folgender Erfindung, die wir mal der Einfachheit halber die "Scholten-Spinne" nennen wollen. Die Idee stelle ich hier mal der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung.
Gebogene Streben haben ja den Nachteil der eher unbefriedigenden mechanischen Stabilität.
Nun nimmt man statt einer Blechstrebe deren 2 und fügt in der Mitte - genau genommen etwas außerhalb der Mitte - ein kleines stabilisierendes Rohrstück ein, möglichst dünnwandig, natürlich.
Die außermittige Plazierung des Rohrstücks sorgt für unterschiedliche Winkel an den Enden, was für die Verteilung des Lichtes günstig ist.
Das Ganze sieht dann so aus:
Eine Spinne mit diesen Streben hat folgende Vorteile:
1. die Streben sind nicht mehr gerade, was weit auslaufende Spikes vermeidet
2. sie lassen sich spannen, was gute mechanische Stabilität verspricht
3. sie sind nachrüstbar
4. sie sind billig
Bei der Materialstärke muss man einen Kompromiss für die Blechstärke finden. Zu dünn: dann ziehen sie sich
zu gerade. Zu dick, dann entsteht zu viel Streulicht in der Nähe des Airy-Scheibchens. 0.5 mm ist wohl keine schlechte Wahl (Federstahl, nicht Alu oder Messing).
Ich würde 3-Arm Spinnen verwenden, jeder Arm so wie beschrieben. Das Rohrstück so groß im Durchmesser wie möglich, aber es muss noch stabil bleiben. Stahl ist hier ebenfalls Alu vorzuziehen. Ggfs. Messing, da evtl. mit geringeren Wandstärken verfügbar.
Außerdem bzw. zusätzlich kann man die Streben besanden oder mit Velour bekleben um einen Apodisierungs-Effekt zu bekommen.
besten Gruß
Johannes