Hallo Johannes,
Ein sehr schöner Optimierungsbericht.
Obwohl ich zumindest die ganz schnellen Kometensucher nicht mag, kann ich Deine Beobachtung gut nachvollziehen.
<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ehrlich gesagt, ich hab ich mich auch schon gefragt, warum trotz der oben genannten Argumente in der Praxis doch so vergleichsweise scharfe und kontrastreiche Bilder zustandekommen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
Du hast doch alles in der Hand, was zur Erklärung nötig ist. Der "Bildkern", wie Du es nennst, bleibt scharf, weil der Refraktor grün sauber abbildet. Und damit hast Du beinahe alle Information, die das Fernrohr an real existierenden Objekten gewinnen kann. Die Information auf den einzelnen Farben ist nämlich - je nach Objekt - ähnlich bis gleich. Man verliert durch den Farbfehler dann nur wenig, weil <i>maximal die Differenzen</i> zwischen den Informationen auf den Farbkanälen verloren gehen können. Im Extremfall ist die Differenz nahe null, wie am Mond oder bei thermischen Kontrasten an der Sonne (Flecken, Fackeln, Granulation): FH mit Baader SC ist dann vom Apo nicht unterscheidbar. Gegenbeispiel ist Jupiter, der merkliche Grün-/Blau-Albedounterschiede hat. Die typischen Kenngrößen wie RC-Wert, Polystrehl, etc beinhalten die spektrale Verteilung der Objektkontraste nicht und können daher nur sehr begrenzt zu Rate gezogen werden, was die zu erwartende Leistungsfähigkeit des Fernrohrs angeht.
Da die Frage bei unseren kleinen Beobachtertreffen ein paar mal aufkam, habe ich mir eine Veranschaulichung ausgedacht:
Stell Dir vor, Du hast drei Bücher bestellt; Lexika, erste, zweite und dritte Auflage. Die beiden Letztgenannten sind jeweils aktualisiert und gehen auf dem Postweg verloren. So, was ist jetzt passiert? Du hast zwei Drittel der Daten eingebüßt, der Verlust an Information beschränkt sich aber auf die Aktualisierungen, eben die Unterschiede zwischen den Büchern.
Bei gleicher Öffnung, ohne Farbfehler, aber mit Obstruktion wären in dieser Analogie zwar alle Bücher bei Dir angekommen, allerdings fehlen in allen dreien die gleichen Seiten.[;)]
Damit das visuell auch funktioniert, muss man die defokussierten Farben gut wahrnehmen können, damit man sie als "Farbrauschen" separieren und sich auf die scharfgestellten Farben konzentrieren kann. Eine Blau-Gelb-Farbfehlsichtigkeit wäre daher das Letzte, was man am FH brauchen kann. Das sei hinzugefügt, weil oft behauptet wird, wer den Farbfehler nicht sieht, ist farbenblind. Das ist völlig falsch, das genaue Gegenteil ist richtig. Die Sinnesverarbeitung im Gehirn hat phantastische Filtereigenschaften, man kann z.B. ein Gespräch auf einer lauten Party belauschen und den Umgebungslärm regelrecht ausblenden. Der gleiche Mechanismus bewirkt, das ein trainierter Beobachter am FH die Blauhalos nicht mehr bewußt wahrnimmt, weil er sich völlig auf die Bilddetails konzentriert.
Das kann aber auch in die falsche Richtung laufen. (Ich kenn das: Wenn nachts irgendwo Wasser tropft, werde ich irre, ich höre nur noch das und kann nicht schlafen, egal wie leise es ist.) Und genauso konzentriert sich manch einer auf den Farbfehler - unabsichtlich und unbewußt - und sieht dann nichts Anderes mehr.
Aus der Praxis: Ich schätze meinen FH 102/920, er büßt nichts am Mond und fast nichts am Mars ein, am Jupiter geht definitiv was verloren. Einen 90/500 hab ich als Kometensucher und Spektiversatz probiert und wegen der auf mich recht unästhetisch wirkenden Abbildung als ungeeignet gefunden.
Gruß Gil
Hoffentlich war das nicht zuviel Text für Montagmittag...[:I]