Beiträge von WaWi im Thema „Mächtig prächtiges La Palma - Teil 2“

    Hallo "Klarinetto",
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Für NormanG( und Annes!) Berichte würde ich sogar hier aus dem Forum rausgehen. Denn SOWAS ist einfach wunderbar! Ich aber nebensächlich.LG<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hm, versteh ich zwar nicht so ganz, aber wahrscheinlich gehört das hier auch gar nicht rein. Trotzdem, dankeschön!


    Hallo Stefan,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die gemessenen SQM-Werte sind ja schon beeindruckend. Spannend ist, dass es dort offenbar auch sowas wie Wetter gibt - Ihr hattet wohl enormes Glück.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ja, das war wirklich unverschämt großes Wetterglück, aber auf die scheinbar hohen SQM-Werte würde ich nicht allzu viel geben. Die sind nur der Vollständigkeit halber mit erwähnt, aber GG-Bestimmungen wären aussagekräftiger gewesen. Wenn man nur nicht immer so nachlässig wäre...


    Hallo Lothar,
    danke auch dir. Der August ist sicher auch eine schöne Zeit für die Insel, insofern kann man nur vorab schonmal einen tollen Urlaub mit ebenso gutem Wetter wünschen!


    Viele Grüße - Anne

    Hallo Timm, Stathis und Tobi,
    freut mich sehr, eure durchweg positiven "Filmrezensionen" zu lesen [:)]


    Timm,
    so'n Kompliment von einem Palma-Kenner wie dir ist ja echt 'ne Ehre.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Und dazu brauchte ich auch noch Südafrika. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Naja, gibt schlimmere Orte, ne? [:D]


    Stathis,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Von Norman hätte ich erwartet, dass er zu Fuß da hoch wandert, mit dem Dobson auf dem Buckel.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hehe. Das war anfangs eigentlich auch meine Vermutung, als es im Vorfeld um die Frage ging, ob wir einen Mietwagen brauchen [;)] Immerhin hätte er diesmal 'nen Sherpa gehabt... Und es wär mal was gänzlich Neues gewesen.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Waadenübung werde ich demnächst bei meiner Marathongruppe ins Training einbauen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Prima Idee! Mit anschließendem Zentralsterntest? Wer den nicht sieht, hat zu wenig trainiert, ganz klar [8D] Ansonsten, dir noch eine gute Fahrt durch Griechenland!


    Tobi,
    mei, die nette Rückmeldung lässt einen ja echt rotwerden... [:I] Dankeschön!
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">auch wenn mit viel Nacharbeit verbunden.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Och naja... "Nacharbeit" klingt immer so negativ. Ist für mich aber keineswegs Arbeit oder anstrengend, sondern vielmehr eine schöne Aufbereitung der Ergebnisse und Erinnerungen. Gerade, wenn es so ein perfekter Urlaub war wie in diesem Fall. Macht tatsächlich extrem viel Spaß. Uuund man hatte was Sinnvolles zu tun während des megabescheuerten Rückfluges... Kaum zu glauben, dass das schon wieder anderthalb Wochen her ist.


    Viele Mittwochsgrüße - Anne

    Hi Uwe,


    na, wenn die Nachprüfung und Bestätigung von dir kommt, muss ja was dran sein. Danke! Das war mir noch nicht mal ansatzweise in guten Nächten mit 16" geglückt, auch was die eigentlichen Strukturen innerhalb der Galaxien angeht. Schon stark, was allein der höhere Stand des Objektes ausmacht.
    Muss außerdem mittlerweile meine Definition von "guter Nacht" überdenken...
    "Stammplatz" ist vielleicht 'n bisschen hochgegriffen, wenn man nur 1x im Jahr da ist. Oder, wie heuer, gar nicht. Auf den Vulkan hoch haben wir allerdings keine 20, sondern knapp 45 Minuten gebraucht. Das relativiert das Argument also wieder [:)]
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Schon gelesen...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Watt?! Wo?


    Fürs risikobehaftete Einschließenlassen auf dem Sternwartengelände bin ich wohl zu deutsch und gesetzestreu; wer wills sich schon mit den Spaniern verscherzen? [;)]


    Norman,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">..., nach deren Ende man überhastet hätte zusammenräumen und durchstarten müssen, wollte man oben in Ruhe im Hellen einen Platz finden - och nö.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Tjaaaa. Das hätte schon alles funktioniert, wenn man(n) mal bisschen früher aufgestanden wär, sodass man entsprechend früh wieder zurück wär. Aber nööö... [;)]


    Viele Grüße - Anne

    Guten Abend,
    es tut mir sehr leid, jeden Beitrag mit den selben Worten zu beginnen, aber ich muss mich einfach wiederholen: Danke allerseits für die Antworten!


    Patrice,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">unsere Astrozarin <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Merci, aber bitte nicht übertreiben, ich habs nicht so mit der Monarchie [;)]


    Uwe,
    Danke vor allem dir für dein, wie immer, fachlich kompetentes Feedback!
    Obs die Ansätze waren, vermag ich nicht zu sagen. Eher ein ganz schwacher, sachter Helligkeits"peak" östlich des Galaxienknäuels. Ich habs mal versucht, in dem POSS-Bildchen einzumalen, was sich prinzipiell mit der Sichtung deckt, aber ich bin da immer recht konservativ mit solchen "Grenzbeobachtungen".

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Warum seit ihr als Bergbegeisterte nicht sofort auf den Roque hochgedüst?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hmmmnjaa... Bei mir war es eine Mischung aus Bequemlichkeit und Respekt vor dem Berg. Gerade in deinen oder Costas Berichten ist von ziemlich unangenehmen Bedingungen und stürmischem Wind die Rede, und wenn man so 'nen komfortablen Platz mit nahezu perfektem Himmel (Seeing zum Großteil mal ausgeklammert) direkt auf dem Grundstück hat, gewöhnt man halt sich ziemlich schnell an den Luxus. Nagut, es ist schon Frühling und Eisregen wird man auf dem Vulkan eher nicht befürchten müssen, aber man weiß ja nie.
    Tjoah, und Norman konnte nicht hoch, weil ich die Fahrerin war [:D] So haben wir alle unsere Entschuldigungen. Langt dir das als Erklärung? [;)]
    Bitte erwartet nicht so viel von der Roque-Nacht... Wir hatten nicht das allergrößte Glück da oben, und deepskymäßig wars tatsächlich eher ein Griff ins Klo.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">dass eure Aktion eine der besten nachzulesenden in den letzten Jahren überhaupt war<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Nöö... Der Pokal bleibt eindeutig bei euch für eure Namibia-Tour.


    Mathias,
    ohne die Telefongebühren für Auslandsgespräche strapazieren zu müssen, kann man hier bequem nachgucken [:)]
    http://www.not.iac.es/weather/index.php?v=webcam1
    Aber wenn Zirren unterwegs sind (wie an dem beschriebenen Abend), ist selbst der Roque nicht drüber. Das waren ja keine tiefen Wolken, sondern eben so hohes Zeugs.


    Beste Grüße! - Anne

    Hallihallo zusammen,


    da ist er - der zweite Teil unserer Reise durch den Kanarischen Himmel. Wir hoffen, ihr habt genauso Spaß am Lesen wie wir in den Nächten!


    <b>Nacht 4: 28./ 29.04.2014</b> (Anne)


    Die vierte Nacht in Folge stand an und nach einem Abendessen auf der Sonnenterrasse begannen wieder die Vorbereitungen auf die anstehende Beobachtung. Alltägliche Preisfrage: Was macht das Wetter? Was für 'ne blöde Frage. „Jeden Abend diese kitschigen Sonnenuntergänge...“ Es war nicht zu fassen, dieses Wetterglück. Die Sonne blendete noch bis zum Schluss, bis sie komplett im Wolkenmeer versunken war. Nur sehr geringfügig wurde ihr Licht gedämpft und schien in einem leichten Orangeton.



    Norman hatte zwei Stühle aus der Küche herbeigeschafft, die sowohl als Sitzgelegenheit, als auch als Ablage dienten. Wieso sind wir nicht schon früher auf diese glorreiche Idee gekommen? „Was für ein Luxus!“, schwärmte er, und wir nutzten diesen Komfort gerne aus.



    Ein Halt sollte <font color="orange">NGC 2359</font id="orange"> sein, eine Art von Emissionsnebel, besser bekannt unter dem Namen <font color="orange"> „Thor's Helmet“ </font id="orange">, worauf wir beide gleichermaßen gespannt waren. Eine tolle Überraschung! Der Helm war schnell gefunden und zeigte sich im Übersichtsokular als ein etwa 90°-gekrümmter, heller Nebelbogen mit mehreren eingebetteten Sternen. Im 12er Nagler noch besser, denn nun teilte sich der Flatschen auf in ein größeres und ein kleineres „C“, die genau an ihren Außenbögen aneinanderstoßen und somit die Öffnungen voneinander wegzeigen. Es schien, als würden die Sternketten in der näheren Umgebung genau diese Formen nachbilden.
    Ein Blick hinauf: Glasklarer Himmel! Eine wahre Augenweide. Das SQM-L gab viele gute Werte aus, die gemittelte 21,65 mag/arcsec² ergaben und die hervorragenden Bedingungen bestätigten. Was auffiel, war, dass sich über dem Meer weniger Dunst gebildet hatte, als in den Nächten zuvor. Außerdem war das Seeing etwas besser, aber noch weit davon entfernt, als „gut“ zu gelten.


    Norman schlug vor, noch einmal die <font color="orange">Antennen-Galaxien (NGC 4038/9 bzw. Arp 244)</font id="orange"> anzupeilen. Wir blieben eine ganze Weile an denen kleben, um die Details nachzuvollziehen, die er in der ersten Nacht ausgemacht hatte, und um eventuell etwas von den Spiralarmen zu erhaschen. Ich war selbst erstaunt, was aus dem Pärchen herauszuholen war – besser als je mit dem 16-Zöller! Im 8er Ethos war der Anblick am schönsten. Die größere Galaxie zeigte sich als tropfenförmiges Lasso, was durch die vielen Sternentstehungsgebiete hervorgerufen wird, die ähnlich wirken wir Spiralarme. Das Innere des Lassos war dunkel. Drei Lichtknoten blitzten heraus – anfangs unsicher, zum Schluss eindeutig haltbar. Die kleinere, schmalere Galaxie wies ebenfalls eine Aufhellung auf und lief in den Außenbereichen diffus aus. Die berühmten Antennen – Fehlanzeige. Allerdings schien mir, dass bei einem östlich nebenstehenden, recht schwachen Nachbarsternchen ein diffuser Nebelfetzen auftauchte. Eine Halluzination schließe ich aus, da Norman diesen Hauch bestätigen konnte.


    <font color="green">Virgotour</font id="green">


    Die Reise sollte nun in den Virgo-Haufen und Markarian's Chain insbesondere gehen, und Norman überlegte, wie man das Aufsuchen am günstigsten gestalten könnte – vom berühmten „T“ ausgehend. „Der hat einen im Tee“, lachte ich plötzlich, während Norman durch den Rigel peilte: „Ich halt' da jetzt mal so ganz dumm rein.“
    Um es vorweg zu nehmen: Markarian's Chain haben wir in dieser Nacht nicht gesehen, weil wir immer wieder über irgendwelche anderen Galaxien stolperten, die es zu analysieren und identifizieren galt. Eins der Highlights kam uns gleich am Anfang vor die Flinte, ein wunderschönes Edge-On-Trio, dem wir erst hinterher einen Namen geben konnten, weil wir schlicht nicht wussten, wo wir eigentlich hinpeilten. <font color="orange">NGC 4216 („Silver Streak Galaxy“), 4206 und 4222</font id="orange">. Die mittlere Galaxie, 4216, dominierte den Anblick klar und zeigte sich als riesige Lichtnadel mit aufgewölbtem Zentrum, feinem Staubband und einem Vordergrundstern oberhalb des Kernbereichs. Der südliche Nebel, 4206, lag mit 12,8 mag auf Rang 2, präsentierte sich ebenfalls als langgezogen und schien auch ähnlich ausgerichtet (N-S). Die dritte im Bunde, NGC 4222, bildete den nördlichen Abschluss des Kantenlagen-Trios und war erst auf den zweiten Blick wirklich klar erkennbar. 13,9 mag erfordern schon mehr Aufmerksamkeit. Sie war etwas anders gekippt (NO-SW) und wies einen nur blassen Kernbereich auf.
    Wir tourten, Sprung für Sprung, durch den westlichen Teil des Virgo-Haufens, weitab von Markarian's Chain, und ich notierte mir zu den einzelnen Stationen ein paar Worte. Wundervoll war u. a. <font color="orange">M 99</font id="orange">, ein runder Nebel mit deutlichem Spiralarm im Westen. Es hatte Spaß gemacht, die verschiedenen Galaxien in der Region auseinanderzunehmen.
    Es war generell eine sehr angenehme „Kooperation“; das Teamwork klappte ausgezeichnet. So macht die gemeinsame visuelle Beobachtung Spaß, weil es möglich ist, sich über das Gesehene (und Nichtgesehene) auszutauschen, auf Details und Strukturen hinzuweisen, Verwirrungen auszuräumen und die nächtlichen Bedingungen und Stimmungen zu erfassen. Ich hatte mehr Unruhe erwartet, wenn zwei Leute ein Teleskop benutzen, doch das gegenseitige Ergänzen war viel wert.
    Es schoss erneut ein hübscher Bolide über den Himmel. Schnell und sehr hell, inklusive Rauchspur, doch „mittendrin“ ging der Feuerkugel jäh und unvermittelt das Licht aus. Um 01:05 Uhr pilgerten wir in die Küche, wo sich Norman den Rest seines Abendbrotes (Nudeln) warmmachte und ich mir eine Tasse Kaffee kochte. Eine knappe Dreiviertelstunde später standen wir wieder auf der Beobachterwiese und mit jeder Minute der Dunkeladaption tauchten mehr und mehr Sterne auf.



    <i>(Der Dunkelnebel "AKE")</i>


    Es herrschte eine eigenartige Stimmung, die ich gar nicht genau erfassen konnte. In Richtung Ozean war es derart stockfinster, dass es schon bedrohlich und unheimlich anmutete. Im Vordergrund zappelte das vertrocknete Gestrüpp im leichten Wind; dahinter ragten das schwarze Buschwerk und die Kiefern in die Höhe und bewegte sich nicht merklich. Ich starrte in die Richtung und wäre nicht überrascht gewesen, wenn plötzlich ein Alien, Geist oder der böse Kettensägenmörder aus der Botanik rausgepurzelt wäre. Es hätte perfekt gepasst. Das plötzlich aufwallende Geheule der Hunde in Llano Negro unten durchbrach die sonstige Stille und unterstrich die Szenerie noch einmal.
    Ich stellte das Objekt ein, das wir für den Einklang in die zweite Runde auserkoren hatten: Die <font color="orange"> „Mini-Sombrero“ NGC 5746</font id="orange"> bei 109 Vir. Eine auffällige Lichtnadel, N-S-stehend, zusammen mit der schwächeren, ovalen <font color="orange">NGC 5740</font id="orange"> im Gesichtsfeld des Aufsuchokulars. Sie zeigte einen Vordergrundstern am Südende und ein zartes Staubband entlang der östlichen Kante. Das wulstige Zentralgebiet war nicht sehr viel heller als der Rest der Galaxie. Ein tolles Teil!


    <font color="green">Rückenkraulen in der Milchstraße</font id="green">


    Die monströse Milchstraße erhob sich langsam wieder über den lokalen Horizont und ich hielt das SQM-L in mehrere dunkle Richtungen. Die Ergebnisse waren recht eindeutig: 21,72 bis 21,75. Wahn-sinn. DAS ist ein Himmel, mein lieber Schwan!
    Der schönste und interessanteste Teil der Session stand jetzt erst bevor. Fast schon ehrerbietend und furchteinflößend, wie der prachtvolle Skorpion immer mehr Sterne zeigte und sich diese schöne, faszinierende Konstellation der Vollendung näherte. Besonders schön fand ich den Doppelstern My Sco, der schon mit bloßem Auge als solcher erkennbar ist. Das schönste Sternbild, was ich kenne... Schade, dass es in der Heimat nicht in Gänze sichtbar ist, doch es ist eins der eindrücklichsten Dinge, die ich mit aus dem Urlaub nach Hause nehmen werde.
    Weil ich mich an Palomar 5 versuchen wollte (ich nehme es gleich mal vorweg: nicht gesehen), stellte ich, als Ausgangspunkt für den Starhop, <font color="orange">M 5</font id="orange"> ein. Och, der Kleeeeine! Ich blickte nur kurz ins Okular, um die Position zu verifizieren, doch Norman blieb lange kleben und schwärmte von der Schönheit und ungewöhnlichen Form. „Wie eine Zecke, die sich festgebissen hat.“ Es machte mich neugierig – zum Glück, denn sonst hätte ich echt was verpasst. Man sollte sich halt hin und wieder doch mal die Messiers anschauen. M 5 zeigte sich mit einem verschobenen Kernbereich und einer gekrümmten Gesamtgestalt, die durch abspreizende Ketten gebildet wird. Es erinnerte mich an eine Blüte von der Seite, aber auch der Vergleich mit der Zecke oder Krabbe lag nahe.
    An den Bedingungen hatte sich nichts geändert; sie waren konstant hervorragend und die gewaltigen, flockigen Milchstraßenwolken zeigten sich ungetrübt und unwirklich kräftig leuchtend.




    Die unbekannten, neuen, hübschen Haufen des fremden Südhimmels waren reizvoll und interessant, sodass ich versuchte, alles anzusteuern, was ich im Atlas entdecken konnte. Es war erstaunlich, wie klar, brillant und ungetrübt der Blick in diesen tiefen Regionen noch war. Norman hatte es treffend formuliert, indem er einen anderen Sternfreund zitierte: „Extinktion ist eine europäische Erfindung.“ Ein weiterer Cluster im Skorpion war <font color="orange">NGC 6322</font id="orange">, dessen Anblick mich an das „Stargate“ Canali 1 erinnerte. Eine große Gruppe mit drei dominanten Außensternen, die Etliches an Interieur umfassten. Beim Umherschwenken fiel ein nahes, großes Dunkelgebiet auf.



    Norman hatte es sich auf der Betonablage gemütlich gemacht, ich saß während der Zeichnung hochkomfortabel auf dem Holzstuhl und musste schlichtweg feststellen: „Ich bin grad selig.“
    Es war nun gegen halb 6 - bei uns daheim ist es schon hell, oh je… Norman suchte todesmutig, lange und vergeblich nach <font color="orange">NGC 6712</font id="orange">, dem Kugelsternhaufen bei M 11, der auch den Eigennamen <font color="orange">„Weird Globular“</font id="orange"> trägt. „Vielleicht ist dieser Globular so weird, dass du ihn nicht findest“, vermutete ich... Er überließ mir das Feld und von M 11 ausgehend war dieser Verrückte schnell gefunden. „Was daran jetzt weird sein soll, versteh' ich nicht ganz, aber okay“, urteilte ich erst, doch Norman beschrieb am Okular die seltsame Gestalt. Die Form war pyramidenartig und symmetrisch noch einmal unterteilt in ein helles und ein schwächeres, je gleichgroßes Dreieck. Außerdem schien an der obersten Spitze mindestens ein dunklerer Balken lotrecht zur Basis der Pyramide in den Haufen hineinzuragen. Tolles Objekt! Der PN <font color="orange">IC 1295</font id="orange"> östlich davon war ebenfalls leichte Beute und zeigte sich als große, runde Scheibe inmitten des Sternfeldes.
    Während Norman sich als „Rausschmeißer“ noch Saturn ansah, schlenderte ich am Haus vorbei und setzte meine Brille wieder auf. Mich traf der Schlag. „Boaaaah! Meine Güte, die Milchstraße! Was ist das denn?! Jetzt seh' ich erstmal, was hier überhaupt los ist!“ Es war zwar bereits 06:00 Uhr, doch der Himmel noch dunkel und gläsern; man hätte noch gut und gerne eine halbe Stunde lang durch die Sommersternbilder grasen können, in denen es ja nie langweilig wird. Allerdings – mir reichte es! Die vierte milde und klare Nacht ging zu Ende, als Norman den Rigel ausschaltete und ich den Atlas zuklappte. Nettes Ritual, same procedure as every morning...


    <b>Nacht 5: 29.04./ 30.04.2014</b> (Anne und Norman)


    Nachdem wir von unserem nachmittäglichen Ausflug nach Santo Domingo zurückgekehrt waren, hatten wir viel Zeit und Energie investiert, uns eine gut durchdachte Objektliste zusammenzuschustern, die in der fünften Nacht abgearbeitet werden sollte.



    Ich kann es nicht oft genug betonen – die fünfte klare Nacht IN FOLGE! Ich konnte mir mittlerweile gar kein anderes Wetter dort vorstellen, als eitel Sonnenschein. Zwar standen ein paar Wolkenbänke am bunten Südwesthorizont, die jedoch mehr dekorativen Charakter hatten. Zunächst war der <font color="orange">Jupiter</font id="orange"> im Okular (O-Ton Norman: „Immer einen Blick wert!“), der je zwei Monde zu seinen Seiten nahezu symmetrisch versammelt hatte. Dann war ich erstmal allein, weil Norman noch unter die Dusche springen wollte. Die Müdigkeit kam, und als ich wartend auf dem warmen Mauerstreifen lag und träge den Sternschnuppen am kanarischen Himmel zusah, drusselte ich wieder mal ein. Irgendwie kam ich nach dem unfreiwilligen Nickerchen absolut nicht mehr in die Gänge; selbst ein zaghaftes Läufchen und die Beobachtung einer netten Galaxiengruppe um <font color="orange">NGC 3430 und Arp 270</font id="orange"> brachten keine Energie mehr zurück. Gegen halb 12 ließ ich den suchenden Norman am Teleskop zurück und verkrümelte mich nach drinnen, um am Bericht von Nacht 4 zu tippen und Kaffee zu trinken.


    <font color="green">Superdünn</font id="green">


    (Norman): Ach was, Anne ist sicher nur schlafen gegangen, um für die ganzen absonderlichen Häufchen in der morgendlichen fetten Milchstraße fit zu sein… mein Vorteil: denn ich konnte mal in Ruhe die schwierigen Superthins probieren, welche irgendwo so bei 14 mag und schwächer herumdümpeln. Ich habe aus der Erinnerung heraus zwei Gx dieser Sorte probiert und nur eine entlarven können: die Gesehene ist <font color="orange">UGC 6667</font id="orange"> mit 14m1, die mitternachts gerade zenitnah stand und dennoch erst nach längerem Sehen sehr schwach erkennbar wurde - am besten im 12 mm-Okular. Das nichtgesehene Objekt hab ich mir leider nicht notiert. Aber einen Burschen hab ich mehrfach in diesen Nächten probiert: <font color="orange">IC 755</font id="orange"> mit 14m7, direkt am Löwenhintern klebend in einfacher Position, welche ich allerdings im Deepskyatlas erst wieder einzeichnen musste. Suchergebnis: nüscht! Trotz der klasse Bedingungen all die Nächte! Gibt’s doch nich. Also ich würde somit behaupten, dass die mit 12“ nicht geht… Ha - Anne kommt!
    (Anne):
    Es war 00:45 Uhr, als ich, zunächst ordentlich gestärkt, wieder hinzustieß. Norman war auf der Suche nach irgendetwas und ich latschte unproduktiv durch die Gegend. Der Himmel wirkte verdächtig schlecht, als wäre ein hauchdünner Schleier unterwegs, der alles dezent eintrübte. Wonach zur Hölle sucht er denn schon wieder? Kann ich vielleicht irgendwie helfen?
    Es ging um <font color="orange">UGCA 320</font id="orange"> (Norman: wieder so eine superdünne Galaxie; angeblich gleißende 12m5, „Hust!“). Norman stellte mir grob das Sternfeld ein, wo er die Galaxie vermutete. Ich blickte durchs Okular. „… Hmm… … Joah. Da ist doch was … Joah… … Ganz eindeutig.“ Dummerweise verloren wir das verwirrende Sternfeld aus den Augen, als ich ihm die Position erklären wollte, und es dauerte, bis wir es wiederfanden. [Anmerkung Norman: Anne macht mir Angst, die sieht frisch geblendet auf Anhieb schwaches Gefizzel ohne Positionskenntnis, wohingegen ich genau weiß was ich suche und wohin ich schau und im Trüben fische! … Ach ja - ich darf an dieser Stelle eine Anekdote einer anderen Nacht in der Heimat einbringen: O-Ton Anne zum Spiralarm von M 81 …“ ja der ist ganz deutlich da!“… Und dann nahm sie irgendwann ihre getönte Brille ab, die sie versehentlich aufgelassen hatte … ] Dann war die Galaxie allerdings eindeutig (Norman: „sogar für mich!“), wenn auch schwach, und Norman wunderte sich über die utopischen Helligkeitsangaben. Also, superthin war die nicht, sondern ein vergleichsweise breiter, diffuser Nebelbarren mit homogener Fläche und ohne irgendeine Aufhellung. Wir versuchten, den benachbarten Streak <font color="orange">PGC 45006</font id="orange"> zu erwischen, (Norman: den der übermotivierte Norman sich anhand eines Poss-Bildchens mal wieder selbst in die Karte eingezeichnet hatte…) - doch mit 14,6 mag war der diffuse Wisch nicht sicher machbar.
    Der Wind nervte, ließ die Seiten flattern und drückte das Teleskop sogar aus seiner Haltevorrichtung heraus. Zum Glück hielt die Justage der Kollision mit dem am Erdboden liegenden Oku-Koffer stand. Norman verschwand lange im Haus, um sich umzuziehen und kehrte mit Keksen und der Feststellung zurück: „Im Klamottensuchen bin ich wie im Galaxiensuchen – Ich find nix.“
    Der gute alte Mars wurde beehrt (O-Ton Anne: „Findst´n oder brauchst du ‘ne Detailkarte?“)-(Norman: berechtigte Frage! ;-)). Unsere Motivation war nicht die allergrößte. Nacht 5 – der kanarische Durchhänger. Ich wollte mich mit Sternhaufen über Wasser halten. Rings um Sigma Lupi war der Haufen <font color="orange">Slootegraf 55</font id="orange"> eingezeichnet, was mich neugierig machte, aber auf ganzer Linie enttäuschte. Einzige Notiz hierzu: „So ein Schwachsinn!“ Es folgten weitere Sterngruppen im Wolf, die allesamt die totalen Rohrkrepierer waren. Im Westen stiegen Wolken auf und es wehte beständig ein kühler, frischer Wind. Nicht die besten Bedingungen diesmal; auch das SQM-L äußerte sich mit 21,58 als sehr konservativ. 02:20 Uhr zeigte der Chronometer, wir peilten Seyfert’s Sextett an, das wir auch sahen, doch die schwachen Nebelchen wurden schnell von den Wolkenschleiern gefressen, die gerade (fürs Auge unsichtbar) in die Region hineinzogen. „Naja…“
    Wir fanden beide, dass mal ordentlich auszuschlafen bei diesen Bedingungen eine willkommene Abwechslung zum Durchmachen war. So strichen wir bereits um 03:00 Uhr die Segel und wachten wie die Nächte zuvor gegen 10 Uhr auf und saßen ca. 12 Uhr Mittag beim Frühstück, nur dieses Mal ausgeruhter. Der Schlaf sollte sich auszahlen, wie die kommende Nacht zeigen würde… (Norman): Tagsüber vertraten wir uns etwas die Füße Richtung Supermarkt und schwelgten in der Schönheit unserer Wohnumgebung. Ach ja, dann gab´s da noch Orangenbäume …



    <i>(unser "Tor" in Richtung unserer Finca)</i>



    <i>(bei "3" auf´m Baum - nützt alles nix...)</i>



    <b>Nacht 6: 30.04./01.05.2014</b>


    Eigentlich hatten wir für diesen Abend unseren Einsatz auf dem Roque de los Muchachos geplant und waren entsprechend tagsüber hochgradig faul. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, da sich den ganzen Tag über komische Wolken am Himmel hielten, hartnäckig und konstant. Unsere laienhaften Übersetzungsversuche des Teletextwetters des spanischen Senders TV Canaria brachte keine erhellenden Erkenntnisse, und Internetempfang hatten wir nicht. Das war uns zu nebulös und der Roque war gestrichen. Während ich mich abends in weiser Voraussicht aufs Ohr haute, setzte Norman alles auf eine Karte und nutzte, von der Dämmerung an, die gesamte Beobachtungszeit, und wurde dafür belohnt. Insofern übergebe ich das Mikro…


    <font color="green">Staubtest</font id="green">


    (Norman): Eine denkwürdige Nacht bahnte sich an. Die Transparenz sah wieder sehr gut aus.





    <i>kannte Hawking noch nicht: ausgedehnte schwarze Löcher)</i>




    <i>(fliegende Fische)</i>



    Die ersten Stunden war ich wieder allein, da es Anne müdete. Ich nutzte die Zeit, um einfach ein paar bekannte Galaxien zu genießen. Nicht wieder so eine Augenverbiegerei, sondern einfach mal GENIESSEN! Der Löwe stand weit oben, also manövrierte ich die 12“ in Richtung Triplett. Was soll ich sagen… ewig murkste ich die letzte Zeit in den Alpen und Voralpen herum, um das Staubband von <font color="orange">NGC 3628</font id="orange"> sicher zu sehen. Anderen sprang es bei normalem guten Landhimmel mit 8“ ins Gesicht. Ich war mir nie richtig sicher, weder bei Aufsuchvergrößerung noch mit 8er Ethos. DIESES Mal, sprang das Teil auch mich an. Das Staubband war schlicht da. Kein indirektes Sehen, kein Rumgeleiere mit den Augen - einfach wunderbar! <font color="orange">M 66</font id="orange"> wirkte sehr stark strukturiert, dass ich mich fast zu einer Zeichnung habe hinreißen lassen. In Anbetracht dessen steuerte ich in die <font color="orange">Hicksongruppe 44 </font id="orange"> im Kopf des Löwen, um mal zu sehen, was dort gegenüber (Vor-)Alpenhimmel geht. Hm. Nicht mehr, außer dass der Himmelshintergrund deutlich dunkler schien. Mehr Details konnte ich aber nicht feststellen, das Staubband der einen Gx zeigte sich weiterhin nur als schärfere Abgrenzung und nicht als Band selbst.
    Der absolute Oberbrüller war <font color="orange">M 104. Der Sombrero-Nebel</font id="orange"> zeigte sich derart schön, dass man einfach nur träumen kann. Das Staubband war wie mit einem Kohlestift gezogen, beide Teile klar getrennt sichtbar und der helle Hauptkörper war aus meiner Erinnerung heraus haloartig illuminiert. Das Ganze leuchtete wie eine wahre Insel im Dunkel des Alls. Die Bedingungen schrien nach Besuchen abseits von Messier - Genug von der Schokolade, jetzt gibt’s wieder Brot, und zwar kerniges…
    Ich hatte mir mal wieder die <font color="orange">Tadpole Galaxie (UGC 10214, Arp 188) - 14m6</font id="orange"> vorgenommen.


    http://hubblesite.org/gallery/wallpaper/pr2002011a/


    Der Weg dahin ist etwas holperig, also stolperte ich an so manchem Objekt vorbei - z. B. nochmals M 101; und wenn Anne nachts zuvor schon schwärmte, hätt ich sie gern jetzt erlebt - die war nun noch heftiger wie ich fand…. Der Deepskyatlas wies nahe der 101 eine Holmberg-Galaxie aus. Hatte ich noch nie! Da schaun wir mal vorbei! <font color="orange">Holmberg IV (UGC 8837, 13m8)</font id="orange"> war mit etwas Einsehen doch überraschend einfach zu erkennen, wenngleich ohne jede Details (Skizze). Die skizzierte Gx war ständig indirekt zu halten. Aber wir wollen nicht nebenher Pilze sammeln gehen sondern richtig auf die Jagd gehen! Also weiter Richtung Tadpole… Nach Identifizierung des markanten Sternfeldes (eine gebogene Sternkette einer Krone gleich) war die Muss-Position der Gx schnell ausfindig gemacht und überraschend schnell zeigte sich eine längliche Aufhellung vorm schwarzen Himmelshintergrund.



    Wartet mal kurz… JIPPPIEEEHHHHHH!! Endlich geknackt! Nach ewigem Dürsten und einer Million Fehlschlägen auf Gornergrat, Wendelstein und im Alpenvorland. Und dann gleich so einfach! Anne kommt aus den Kissen gepurzelt und darf sogleich an meiner Freude teilhaben...
    (Anne): Mein Part in dieser Session begann erst in der zweiten Nachthälfte. Die Wolken während der Dämmerung krochen so elend langsam dahin, und ich hatte keine Lust mehr auf irgendwelche langweiligen Galaxien, sodass ich mich bis Mitternacht hingelegt hatte, nach dem Aufstehen Kaffee trank, etwas aß und dann erst ab 01:00 Uhr zu Norman stieß. Es war noch immer irgendein „Wolkengeschmadder“ am Himmel unterwegs und der Wind ungewohnt kräftig, selbst auf der Terrasse unten. Auf der oberen Wiese hätte das Teleskop nicht sicher stehen können. Trotzdem waren die Temperaturen erstaunlich mild. Das Seeing war ähnlich passabel wie am Vortag, und sowohl Transparenz, als auch Dunkelheit (SQM: 21,6) ebenfalls ganz ordentlich.
    Ich war gerade rechtzeitig, um einen glückseligen Norman zu erleben, dem eine lang erkämpfte Sichtung gelungen war: Die Tadpole. Das war natürlich das ideale Einstiegsobjekt für jemanden, der eben erst aufgestanden und aus dem Hellen gekommen war. Entsprechend lang dauerte es, bis die Photonen dieser Galaxie auf meiner Netzhaut ankamen. Irgendwo zwischen zwei hellen Feldsternen erschien ein schwacher, länglicher Nebel. Nach längerem Einsehen recht einfach zu halten.
    Wegen des Windes drang das ungewohnt starke Rauschen der wogenden Kiefern zu uns; es klang wie ferne vorbeifahrende Autos. Norman freute sich noch lange, „nach all der Zeit gefunden!“, und die dünnen Wolkenfetzen schlichen quälend langsam umher.
    Unser nächster Besuch ging auf <font color="orange">NGC 5907</font id="orange">, weil dort, im Drachen, der Himmel frei und transparent war. Ein imposanter, großer Lichtdolch! Mehr war dazu nicht zu sagen und wir widmeten unsere Aufmerksamkeit eher der benachbarten <font color="orange">M 102</font id="orange">, weil wir uns am Staubband versuchen wollten. Meinerseits absolut komplett Fehlanzeige, doch Norman war sich nicht so ganz schlüssig. (Norman: Blickweise erschien das Staubband extrem klar, fein und zentriert, leider war dies nur EIN verschwindend kurzer Augenblick, der nicht reproduzierbar war und somit sehr fragwürdig - Seltsam.)
    Er ging zunächst hinein, um sich die Zähne zu putzen, und lag dann auf der steinernen Bank neben dem steinernen Terrassentisch. Überall hing immer ein wolkiger Fetzen rum, und ich blätterte unschlüssig im Atlas umher, auf der Suche nach einem potentiellen galaktischen Opfer in einer möglichst klaren Region. Im Sternbild Schlange befindet sich Arp 91, die ich aus lauter Verlegenheit einfach mal so ansteuerte. Auf blassen Dunst, besser als gar nix… Uiuiui, was haben wir denn daaa? <font color="orange">Arp 91, die aus NGC 5953 und 5954</font id="orange"> besteht, war völlig problemlos als helles Knäuel zu erkennen, aber das war nicht das Einzige, was mich da im Okular anlachte. 15‘ südwestlich davon schälte sich eine Lichtnadel heraus; zwar nicht brüllend hell, aber dennoch auffällig. Problem: Die war nicht im Atlas verzeichnet. Ich rief Norman herbei, der die Sichtung in Sekundenschnelle bestätigte und ebenfalls ganz begeistert war ob des Fundes. Was für eine spannende Überraschung! (Norman: ja und wie - nicht nur spannend sondern überaus hübsch, da der feine Streif mit der Arp in einem Sehfeld war! Dass die im Atlas fehlt, sehr sehr schade!) Leider vereitelten einmarschierende Zirren eine weitere sinnvolle Beobachtung; die Position von der „neuen“ Galaxie <font color="orange">NGC 5951</font id="orange"> musste ich aus dem Gedächtnis einzeichnen.



    <font color="green">Geschmadder, Gelumpse, Geblinke</font id="green">


    Schätzungsweise 60% des gesamten Firmaments waren mit irgendeinem dünnen Geschmadder verseucht, und nachdem das Teleskop in den sicheren Parkmodus versetzt wurde, gingen wir gegen 03:00 Uhr in die Küche für eine Rast. Versorgung mit Keksen, Orangen, und einem Wackelpudding, der mich geruchstechnisch an Spülmittel erinnerte und Norman war auch eher wenig angetan von dem giftgelben Gelumpse und ließ es in den Eimer wandern. Es war normalerweise mucksmäuschenstill im Raum; daher fiel es umso stärker auf, dass der Wind draußen gegens Haus bzw. in den Kamin donnerte. Bis 03:40 Uhr verweilten wir und kehrten dann ins Freie zurück. Viel hatte sich nicht geändert, doch man konnte die Bedingungen schon halbwegs brauchen. Das Seeing war ja gar nicht sooo übel. Norman hatte aus unerfindlichen Gründen <font color="orange">M 13</font id="orange"> eingestellt (Norman: „duck -und weg - ich weiß von nix!“), der mich irgendwie kalt ließ, und von dort aus ging die Reise in die Leier zum nächsten spannenden „Experiment“…
    <font color="orange">M 57</font id="orange">! Was geht da, bei brauchbarem Seeing? Wir wollten es wissen. Noch stand die Leier so hoch über dem Dach, dass ich halbwegs flach und gemütlich auf dem Boden stehen konnte, doch mit zunehmender Höhe verringerte sich mein Bodenkontakt immer weiter nur auf die Zehenspitzen, weil ich mich bis zum OAZ strecken musste. Wadentraining pur, aber ich war völlig vertieft in den Ringnebel, auf der Suche nach dem Zentralstern. Im 8er Ethos spielte ich bei 200fach mit der richtigen Blickposition herum, wechselte die Blickrichtung (auch mal rechts vom Objekt, statt, wie sonst, links), schloss kurzzeitig das Auge zur Entspannung und achtete aufmerksam, ob und was sich auf der großen, dunklen Fläche tat. Sie blieb die meiste Zeit leer, doch für einen Sekundenbruchteil blitzte plötzlich ein schwaches Sternchen heraus, und mir blieb fast das Herz stehen. „DAAAA!“, rief ich. „Ganz kurz war er da!“ Das wollte natürlich noch verifiziert werden, und ich hielt M 57 weiter im Blick, und versuchte gleichzeitig, 20 Minuten lang irgendwie die Balance zu halten. Für den Zementklotz-Tritt war ich zu stolz und arrogant. Keine Gnade für die Wade. Über kurz oder lang blinkte der Zentralstern mehrfach heraus, aber niemals konstant haltbar; die längste Phase, nach einem Wechsel aufs 4,7er Ethos, dauerte eine knappe Sekunde. „Jetzt hat er verloren, hahaha…“, frohlockte ich aufgeregt. Das macht Mordsgaudi!
    ([Norman]: „Ich sah praktisch nix, das indirekte Vermuten gelang mir hier auf dem Wendelstein schon mit besseren Resultaten; heute blinkte er für mich praktisch gar nicht auf.“). Ich ging oben auf der Wiese umher, wo vergleichsweise ein Sturm tobte. „Jetzt mehren sich die Windböen“, stellte Norman unten fest. Wir überlegten, ob es wohl zu kühn wäre, sich an der prominenten kleinen Nachbargalaxie zu versuchen; zumindest bräuchte man Kenntnis über die exakte Position. Ich erklärte mich bereit, meine wertvolle Dunkeladaption zu verheizen, um drinnen mithilfe des Netbooks eine Detailkarte zu erstellen. Währenddessen schaute sich Norman etwas „Frevelhaftes“ an – <font color="orange">M 27</font id="orange">.
    Ich kehrte mit dem Lageplan zurück, sah den Hantelnebel und stellte fest, dass die Wolkensuppe mittlerweile abgezogen war und einen 1 A Himmel hinterlassen hatte. Super! Die Geschichte nahm immer mehr an Fahrt auf. Die sportliche Nacht der Herausforderungen, das fetzt. Wir beide widmeten uns lange der kleinen <font color="orange">M-57-Nachbarin IC 1296</font id="orange"> (laut Steinicke BMAG 14m8, VMAG 14m0, in der Literatur oft schwächer und jenseits der 15mag notiert) und beschrieben unsere Eindrücke. Ich glaubte, neben dem hellsten Mitglied einer schwachen, ringförmigen Sternkette westlich des PN eine grenzwertige Wolke zu erahnen, doch zu 70% war ich mir unsicher. Könnte auch ‘ne Täuschung durch den Feldstern sein. Dass Norman diesen Eindruck jedoch bestätigte (mit ähnlichem Unsicherheitsfaktor behaftet), ließ mich aufhorchen. Wir zeichneten in die Karte die Position ein, die wir beide vermuteten – und hinterher stellt sich heraus: Wir lagen richtig, (im Chor) „jippieee! IC 1296 erwischt!“
    Die Zeit war schon recht weit fortgeschritten, 04:45 Uhr, und die Windböen nahmen weiter an Kraft zu. „Der Himmel nähert sich schon wieder dem 5-Uhr-Anblick“, stellte Norman fest, als wir eine kurze Zäsur einlegten. Zeit, das SQM zu fragen, das durchschnittlich 21,7 mag/arcsec² ausgab. Nicht schlecht, Herr Specht. Während Norman noch mit IC 1296 zugange war, saß ich träge auf der Bank am Terrassentisch, lauschte den rauschenden Kiefern rings umher, beobachtete die hellen Meteore, wünschte mir was Schönes, sah einen Iridium Flare im Schwan und stellte fest, wie ungewohnt tief die Cassiopeia hier rumhing. Ich war zufrieden mit Gott und der Welt.
    Norman blätterte daraufhin durch die Atlasseiten und entdeckte den Asterismus <font color="orange">Lorenzin 5. „‘Essertoo String‘</font id="orange">. Wenn der so einen Namen hat, muss man sich den doch anschauen!“ Er bewies Talent im Aufsuchen solcher Kuriositäten und fand sogar einen positiven Kommentar: „Niedlich!“ Lorenzin 5 zeigte sich als eine auffällige Sternkette, wenn auch aus eher schwächeren Mitgliedern – die musste ich einfach zeichnen, zumal sie extra für mich ausgewählt war.



    Eigentlich wollten wir ja ein bisschen Sightseeing in der Schildwolke veranstalten, aber eine interessante Haufenregion fiel mir im Atlas ins Auge und ich bat um Teleskopzeit, die mir (Norman: selbstverständlich!) genehmigt wurde. Freie Bahn! Darum soll es an dieser Stelle aber nicht gehen, der Bericht ist so schon lang genug [;)] Die verbliebene Zeit bis zur einsetzenden Dämmerung – es war bereits nach 06:00 Uhr – nutzten wir für die Beobachtung des herrlichen Gasnebels <font color="orange">M 16</font id="orange">, den ich wegen zweier naher Haufen anvisiert hatte. Norman beschrieb, wie er die Säulen wahrnahm, was wir später mit einem Foto abglichen. (Norman): Ich hatte kein Bild im Kopf bei der Beobachtung. Ich nahm eine große dunkle Partie innerhalb des Nebels war, welcher sich zwei- bis dreistufig darstellte. In Relation zu einem hellen Sternduo im Nebel und dem Sternhaufen war die kleine „Treppe“ richtig orientiert wie der Blick auf ein Bild zeigte. Offenbar hatte ich tatsächlich die „Säulen der Schöpfung“ gesehen - toll! Auf Sternchen an deren Enden hatte ich nicht geachtet. Eine akribische Beobachtung war das nicht, da eh die Dämmerung nahte… Ja und das Bild welches zum Vergleich herhielt, entstammt der Titelseite eines Buches einer umfangreichen Astro-Bibliothek, welche Anne in den Tiefen der Finca entdeckt hatte, ein Sammelsurium teils hochwertiger Literatur in verschiedenen Sprachen… (Die Entdeckung äußerte sich in einem witzigen fincadurchdringenden Schrei, der mich aus der Sonne in unser Wohnzimmer mit dem dunklen Holzboden lockte). Eine Astrobiblio in unserer Finca - wow!
    (Anne): Gegen Viertel Sieben stellten wir „plötzlich“ fest, dass der Himmel hell wurde. Komischerweise hatte kein Hahn gekräht und angekündigt, dass der Tag bald anbrechen sollte. Die Nacht war vorbei. Und die war zum Schluss ja richtig, richtig, richtig bombig geworden; selbst der Wind hatte in der vergangenen Stunde auf der Terrasse nachgelassen. Hochzufrieden, munter und ziemlich aufgewühlt ob der vielen eindrücklichen Anblicke, die wir uns in dieser Nacht erarbeitet – nein, erkämpft! – hatten, packten wir unser Zeug zusammen und genossen die letzten Minuten an der frischen Luft. (Norman): Die roch übrigens meist etwas süßlich, es lagen Pollen in der Luft. Diese setzten sich auch bald überall inkl. Optik ab. Nicht der einzige Grund, das Teleskop nicht draußen stehen zu lassen. Eines „Morgens“ auf der sonnigen Terrasse kam ich gerade rechtzeitig, um das Abfackeln von meinem Dobson zu verhindern. Ich ging gerade dran vorbei, als ich dunklen Rauch beim Hut aufsteigen sah… obwohl es halb im Schatten stand! Irgendwie hat sich die hochstehende Sonne reingemogelt und am Hut herumgekokelt - keine Ahnung, wie das passieren konnte. So dejustiert war der HS eigentlich nicht ;) Seeehhhhr eigenartig…


    Der Dob und wir haben jedoch das Inferno überlebt und so können wir demnächst von drei weiteren Nächten erzählen - im dritten und letzten Teil unseres Berichts. Wir freuen uns!




    <i>(die Finca-eigene Astro"Bibliothek")</i>


    Bis zum dritten und letzten Teil!


    Viele Grüße und Clear Skies


    Norman und Anne