Hallo zusammen
Sooooo, endlich konnte ich letztes Wochenende den D12 mal so richtig schön geniessen und austesten. Samstag Abend/Nacht war sternenklar. Ein hammermässiger Sternenhimmel. Der Dobson ist irre schnell aufgestellt. 1x Rockerbox raustragen, 1x Teleskop raustragen, 1x Okulare und Zubehör und Sternkarten raustragen. Dann dem Tubus etwas Aklimatisierungszeit gönnen und schon kann's losgehen. Kein Einnorden, kein 3-Stern-Alignment... Einfach nur loslegen. Den Dobson sanft umarmen und schwenken... Da könnte die Gemahlin doch glatt neidisch werden *höhöhö*.
Bis um 0:30h haben die Strassenlaternen noch etwas gestört - war auf der Wiese neben dem Wohnblock - ein ziemlich gutes Sichtfeld. Danach wurde es schön dunkel. Wobei das Licht mich mehr dann gestört hat, wenn ich mit dem Telrad gearbeitet habe oder nicht ins Teleskop geschaut habe. Im Teleskop hat das Licht praktisch nicht gestört. Die Notwendigkeit einer Innenauskleidung des Tubus ist aus meiner sicht Verbesserungskritik auf sehr hohem Niveau - als Neuling ist man schon so total Überwältigt.
Es waren Milliarden und Abermilliarden von Sternen Sichtbar (naja...zumindest gefühlsmässig). Die Schwierigkeit die Sternbilder zu finden war nicht wegen der Helligkeit der Sterne, sondern weil so viele helle Sterne am Himmel standen. Jedenfalls war die Milchstrasse ganz deutlich sichtbar sowie die Struktur des Bandes - nicht nur angedeutet, sondern richtig deutlich - wie auf den Sternkarten. Der Kleine Bär war komplett gut einfach sichtbar.
Mein erstes Ziel war M13. Mann, war das peinlich. Ich dachte, dass das Sternbild ca. im 40° Winkel vor mir erscheinen müsste. Auch sah ich dann ein grosses Trapez und vermutete dort Herkules... nach zig Minuten erfolglosen Suchen und nicht wirklich heraussehen des Sternbildes wurde die Frustschwelle schon mal angetestet. Mit der Exos-2 Goto war es ja so einfach... Vorallem hatte ich die Schwierigkeit, gar nicht zu wissen, wie gross das Sternzeichen überhaupt ist - mit Goto braucht man ja nix vom Himmel zu wissen. Und bei so vielen sichtbaren Sternen konnte man praktisch an jeder Ecke sich einen Herkules zusammenbasteln... naja... mehr oder weniger. Also, komplett der Neuling ohne Ahnung, dafür ein riesen Teleskop
Aber dann habe ich mal den Ganzen Himmel in aller Ruhe ohne Hilfsmittel betrachtet und dann fiel mir ein Sternbild markant auf, welches im Deepsky Reiseatlas auf der Herkules-Seite auch drauf war. Die Schlange - zumindest der Kopf. Dann merkte ich erst, wie weit nach oben man überhaupt schauen musste und TATAAAAA, da stand der Herkules klar und deutlich. Boah, das Teleskop sicher schon im 80° Winkel nach oben gerichtet und dann mit Suchen angefangen. Der Telrad ist ja wirklich einfach. Aber ich muss dann immer wieder die Brille anziehen und den Kopf dann ganz schön verdrehen - jetzt, weiss ich, wieso der Chiropraktiker der grösste Astronomie-Sponsor ist aber mit der Zeit geht es immer leichter (wird der Hals immer dehnbarer??)
Aber dann fand ich M13 im Handumdrehen. Irre... einfach sagenhaft... BOAH!! und mit dem Hyperion 8mm bzw. mit den beiden zugehörigen Verlängerungshülsen auf 4mm Brennweite mit 363x Vergrösserung riesig. Nachführen geht mittlerweile schon ganz gut. Aber man merkt schon, dass man mit Hochvergrösserungen immer am Schubsen ist. Das geht aber ziemlich gefühlvoll, ohne das Objekt aus dem Sichtfeld zu verlieren. Da habe ich etwas verweilt und auch meiner Frau noch diesen faszinierenden Sternhaufen gezeigt.
Danach noch kurz auf Saturn geschwenkt - mit der Dobson-Montierung echt easy und schnell. Schön... Cassini-Teilung ganz deutlich und auch Strukturen auf dem Planeten (oder Farbbänder) deutlich erkannt.
Danach wollte ich noch den Ringnebel anschauen. Wega zu finden war nicht so schwer... vor allem sah man das Sommerdreieck richtig herausstrahlen. Und schwups, mit dem Telrad eingestellt und da präsentierte sich der Ringnebel schon wunderbar. Da verweilte ich auch viele Minuten mit den unterschiedlichen Okularen. Aber für die Vergrösserung war das Hyperion immer ganz gut und auch sehr angenehm vom Einblickverhalten und dem Gesichtsfeld. Und dann sah ich im Reiseatlas, dass der Ringnebel mit 4 Sternen bezeichnet war (tolles sich lohnendes Objekt) hatte und auf derselben Seite noch ein 5-Sterne-Objekt war (Hammer megatolles superduper Objekt). Der Hantel-Nebel. Den musste ich dann auch noch unbedingt anschauen. Also, Karte aufgeschlagen und die Telrad-Markierung angeschaut... gleich neben dem Fuchs. Okay... und dann ging die Suche nach dem Fuchs los. Südlich von Altair. Da! Gefunden... hm... oder? Es sind so viele Sterne dort... welches ist nun der Richtige? Dann kristallisierte sich die Form mit der Zeit besser heraus... und dann ganz fest konzentriert einen Blick durch den Telrad... und schon habe ich wieder die Sterne aus dem Blickfeld verloren. Das ging dann einige male hin und her... auch musste ich den Telrad fast komplett abschalten, damit die Sterne nicht überstrahlt wurden. Nach vielen Versuchen gelang es mir endlich, den Hantel-Nebel mit dem Telrad einzustellen. Boah, das Suchen hat sich jedenfalls gelohnt. Riesig und wunderschön. Wobei hier kann man sicher noch einiges mehr mit einem Filter herausholen, um mehr Details zu erkennen - UHC oder OIII.
Dann noch einen kurzen Blick auf Mizar und Alcor sowie nochmals Saturn und dann war es schon nach zwei Uhr und ich musste ins Bett.
Macht richtig viel Spass mit dem Dobson. Und was auch ganz toll ist, durch das Auffinden der Objekte ohne Goto, lernt man automatisch die Sternbilder kennen. War für mich immer ein kleiner Dämpfer, diese zuerst noch zu büffeln. Aber das geht ja ganz einfach, wenn man selber sucht. Und ich habe in 1 Nacht die Sternbilder Herkules, die Leier, die Schlange, den Pfeil und das Sommerdreieck kennengelernt. Auch macht das Suchen und finden der Objekte einen riesen Spass. Null Stress, einfach abschalten und wenn man dann das Objekt gefunden hat, sprudeln die Glücksgefühle.
Der 12" Dobson ist aber kein Leichtgewicht (habe den Galaxy Dobson als Volltubus). Aber die Öffnungssucht wurde nur ab dieser Öffnung gestillt, da ich vorallem an Deepsky Objekten interessiert bin und die Planeten (3 sinnvoll mögliche sind es) noch als nice to have zum Programm gehören. Wer aber mühe mit schweren Teleskopen hat, der sollte einen Leichtbau Dobson wählen oder den 10" bevorzugen. Griffe wären noch eine sinnvolle Erleichterung, aber es geht auch so.
Das Justieren geht auch schon ganz gut und ganz schnell - nie länger als 5 Minuten.
So, nun wünsche ich Dir noch einen tollen Tag und noch bessere und wolkenfreie Abende.
Schöne Grüsse und einen noch besseren Himmel
Alex