Servus Spechtler,
nach einiger Zeit möchte ich mal wieder einen Update meiner Erfahrungen mit dem 16 Zöller bringen. Das ist gewissermaßen der 3. Teil meines Berichtes:
Teil 3: Zweite Beobachtung, Spiegelzelle
Am 23.12.2014 konnte ich in einer sehr klaren, windigen Nacht das Teleskop zum zweiten Mal benutzen und auch mit meinem 13.1" Newton, dem legendären "Bismarck" vergleichen. Der Aufbau des 16er erfolgte wieder bei heller Dämmerung. Bis zum geplanten Bau einer "16er Garage", wo das Teleskop komplett aufgebaut lagern kann, wird es noch eine Weile dauern, aber es lagert jetzt teilweise vormontiert und steht auf einem Rollwagerl, das ich bis zur Werkstattür rolle und Spiegelbox und Rockerbox nur ein kurzes Stück tragen muß. Eigentlich geht das sehr schnell und wenn ich darüber nachdenke, wird die "Garage" etwas weniger dringlich. Am längsten dauerte noch die Vorbereitung eines ebenen Stellplatzes am Zaun, den ich nun ausgehängt habe, um ganz runter zum Südhorizont zu kommen. Da kommen wohl nächstes Jahr ein paar Gehwegplatten hin...
Ein Loch an einem der Höhenräder, durch das eine der Schrauben für die Fixierung des Kistendeckels geht, habe ich nun doch etwas nachgefeilt, obwohl sich beim ersten Aufbauen alles montieren ließ, habe ich jetzt die Schraube nicht mehr ins Gewinde bekommen, obwohl ich die Höhenräder nicht demontiert hatte. Na ja, ein paar Zehntel die Bohrung mit der Rundfeile in die richtige Richtung aufweiten, wirken halt Wunder. Nach dem Aufbau mußte ein wenig der Hauptspiegel nachjustiert werden, was mit der Stange von vorne aus ja schnell von der Hand geht.
Hier nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Beobachtungsprogramm, hauptsächlich Objekte, die ich zum Vergleich auch parallel mit dem 13er angeschaut habe. Zu erwähnen sind NGC 7332 und 7339. Im 13 Zöller sind beide Spindeln markant und sauber elongiert, die 12.3m 7339 ist dort ein zarter Hauch, 7331 dagegen recht deftig und mit markantem Bulge. Im 16 Zöller verstärkt sich dieser Effekt generell, beide Galaxien wirken kontraststärker und auch der Bulge von 7339 kommt nun etwas heller heraus. Ein ähnlicher Effekt ist auch bei NGC 891 feststellbar, aber das habe ich schon bei der ersten Beobachtung gemerkt. Heute kann ich den direkten Vergleich machen, bei identischen Okularen, 20er und 9er Nagler. 891 zeigt hier wieder einen recht kräftigen Bulge und spürbar markanteren Staubstreifen. Ich habe schon mal einen der Begleiter in einem 16 Zöller gesehen, aber das schlechte Seeing und die Unruhe durch den Wind haben mich nicht dazu bewogen, da konzentrierter zu suchen. Auch Jupiter wurde in beiden Teleskopen beäugt, war aber als Vergleichsobjekt wegen des mäßigen Seeings eher ungeeignet. Ich war schon verwundert, im 13 Zöller überhaupt mehrere Wolkenbänder und eine Girlande zu sehen. Das kleinere Fernrohr zeigte seeingbedingt tatsächlich geringfügig mehr, obwohl dessen Spiegel einen Zonenfehler hat und der Spiegel des 16ers besser ist. Der 13er ist aber auch stabil äquatorial gelagert und läßt sich von dem bisserl Wind kaum aus der Ruhe bringen, das hat bestimmt was ausgemacht. Stephan's Quintet wurde in beiden Geräten mit dem 9er Nagler genauer inspiziert. Die Bedingungen waren gut genug, daß ich das Gewimmel in 4 Komponenten zerlegen konnte, aber ich tue mich üblicherweise schwer, NGC 7318A und B getrennt zu sehen. Das klappt jetzt mit dem 16 Zöller, hier sehe ich tatsächlich 5 Kerne und alles ist halt wieder einen Tick heller und markanter.
Ein interessantes Objekt, von dem ich mit dem "Bismarck" eher Abstand genommen hatte, weil ich außer mit der A Komponente bei den Futzeln nicht besonders erfolgreich war, ist HCG 57 um NGC 3753 et al., das Copelands Septet. Hier konnte ich tatsächlich 5 Galaxien erkennen. Erfreulicherweise eröffnet der 16 Zöller noch neue Welten. Als Highlight möchte ich bei dieser Spechtelei den Pferdekopfnebel B33, NGC 2024 und IC 434 nennen. Der Flammennebel ist in beiden Teleskopen beeindruckend, sofern man Alnitak aus dem Gesichtsfeld nimmt, daher bestaune ich diese Region gern mit dem 9er Nagler. Im 16er zeichnen die Filamente der Dunkelstruktur in der Flamme schon deutlich besser. Nun zum Pferdekopf: Ohne Filter ist das aufgehellte Band des IC 434 in beiden Geräten sichtbar, auch der B33 ist im 13er wie ein dunkler Schatten zu erkennen, im 16er dito, hier aber deutlich markanter und auch schärfer abgegrenzt. Im Bismarck Focuser ist ein Lumicon UHC fest verbaut, mit diesem ist kaum mehr zu sehen, daher gucke ich da lieber ohne Filter. Für den 16er habe ich mir deshalb auch einen ES UHC Filter besorgt, der ins 20er Nagler geschraubt wird und dort ein echtes Aha Erlebnis produziert. Der Dunkelnebel ist jetzt deutlich, recht gut abgegrenzt und auch die Pferdekopfform beginnt sich hier schon anzudeuten. Erstaunlicherweise erkenne ich eher eine Andeutung der Abgrenzung der Mähne, als den Nebelteil des IC 434, der das Maul des Pferdes definiert. Übrigens bringt diese Filterkombi sogar im "Bismarck" noch Vorteile gegenüber dem alten Filter. Das ist auch schon über 20 Jahre alt. IC 434 ist hier fast schon obszön hell. Man kann auch gut erkennen, wie sich der Pferdehals nach Osten hin mehr und mehr verbreitert. Das ist mir zuvor auch noch nie aufgefallen.
Ich habe diese Nacht auch mal genutzt, mir die Spiegelzelle etwas genauer anzuschauen. Ich hatte ja erwähnt, daß bei sehr horizontnaher Beobachtung die ganze Zelle durch das Spiegelgewicht ein Stück nach vorn kippte. Die Ursache ist ganz simpel und problemlos zu beheben: Die Justierschrauben, an denen gleichzeitig die Zelle aufgehängt ist, sind relativ lang, haben unten Stopmuttern, weil die Zelle nicht geklemmt ist, sondern leicht durch Druckfedern gegen die Stopmuttern gedrückt werden soll, damit beim Justieren, wenn die Schrauben gedreht werden, nichts verkanten kann. Die Zelle ist also nur über entsprechend große Bohrungen mit den Schrauben und damit dem Rest der Spiegelbox verbunden. Stabilisiert wird das Ganze ja noch über die zwei Rollenlager für die Randauflage, eine mittlerweile etablierte und bewährte Sache. Soweit die Konstruktion. Bei meinem Teleskop waren die Schrauben nur wenige Umdrehungen in ihre Gewinde reingedreht, so daß ausgerechnet bei der Schraube, die beim Neigen des Teleskops zum Horizont oben zu liegen kommt, die Druckfeder noch gar keinen Kontakt mit der Zelle hatte und diese somit etwa 10 bis 15 mm nach vorne klappen konnte. Angucken konnte ich mir das erst, nachdem ich den Spiegel rausgenommen hatte, was übrigens nach dem Lösen der drei Rändelmuttern, die die "Angstbänder", die gegen Herausfallen mit dem Spiegel verbunden sind, recht schnell vonstatten geht. Um also das Problem zu beheben, brauche ich nur alle Justierschrauben soviele Umdrehungen weiter reinzudrehen, bis alle Druckfedern Kontakt mit dem Zellenkörper haben. Bei der ersten Justage und überhaupt bei höheren Elevationen spielte das keine Rolle, da das Gewicht sowieso dafür sorgt, daß der Zellenkörper überall satt aufliegt, somit sah ich da auch keinen Handlungsbedarf und auch während der Beobachtung an diesem Abend hat dieser Umstand gar nicht gestört. Aber natürlich wollte ich das wissen, was da los ist. Letztendlich kann man so die Fokallage auch noch ein Stück weiter aus dem Focuser heraus einstellen, je nach Okularbestückung kann das ja auch ein Vorteil sein.
Der Wind sorgte dann noch dafür, mal zu testen, wie sich das Teleskophandling dadurch beeinflußt. In den Böen, etwa Stärke 5, wackelte es schon ganz schön, im 20er konnte man das Bild noch recht ruhig halten, bei schwächeren Böen stand es aber hinreichend stabil und es zitterte nur leicht. Wie schon mal erwähnt, ich mag es, wenn es etwas schwergängiger eingestellt ist und das ist beim Wind auch von Vorteil und beim Wechsel mit schweren Okularen sowieso. Auch bei hohen Zenitdistanzen verstellt sich da nichts und der Wind bringt das Teleskop auch nicht aus dem Azimuth.
Soweit dieser Bericht. Skyandspace erwähnte was vom Farbensehen bei M57. ich glaube bei guten Bedingungen, neben dem dominierenden Grün, einen leichten gelblichen Schimmer wahrzunehmen. Ein Spezl von uns sieht sogar zusätzlich noch einen dunkelroten Rand, er nennt das dann "Ampelkoalition". Mir ist das aber so noch nicht aufgefallen, nur bei exzellenten Bedingungen glaube ich mich erinnern zu können, daß da mal am Rand ein schwachroter Saum zu erkennen war. Da müßte ich mal alle Beobachtungsaufzeichnungen durchgehen...
Frohe Weihnachten und viel CDS
Haley