Beiträge von haley im Thema „Erfahrungen m. Explorer Scientific Ultra light 16"“

    Servus Klarinetto,


    mit dem Thema Kreuzweh nach dem Spechteln durfte ich mich früher nach dem Umgang mit meinem bisherigen Dickschiff, es trägt nicht umsonst den Namen "Bismarck", auch herumschlagen. Das gab den Ausschlag, das Panzerfernrohr fest aufzustellen. Im Vergleich dazu ist der 16er wirklich ultraleicht. Ich kenne auch das Handling der Lightbridges, weil zwei Kumpel einen haben. Die sind viel schwerer und sperriger.
    Mit der geplanten Garage für den 16er ist auch ein spezielles Transportwägelchen mit großen Rädern, die schon daheim herumliegen, angedacht, mit dem sich das komplett zusammengebaute Teleskop bequem herumfahren läßt und mit dem man auch über die Schwelle in die Werkstatt kommt.


    Gruß, dir und allen auch einen Guten Rutsch und auch 2015 viel CDS,


    Haley

    Servus Norman, Christian,


    Es gibt schon noch ein Teleskopprojekt in frühem Stadium, dauert aber jetzt schon Jahr um Jahr und meine Baustellen daheim saugen fast alle Freizeit auf, daher habe ich mich zu dem Schritt mit dem ES 16er entschlossen, um wenigstens schnell ein größeres, sofort nutzbares Gerät zu haben, ohne noch ein Bauprojekt mehr an der Backe zu haben.
    Ich muß sagen, bislang habe ich es nicht bereut.


    Bislang habe ich die Ventilatoren noch nicht angehabt, weil das Teleskop ziemlich kühl lagert, die Werkstatt ist unbeheizt und kaum wärmer als die Außentemperatur. Beide Male stand der 16er auch schon bei der Dämmerung draußen und war dann später optimal temperiert.


    Gruß und CDS,


    Haley

    Servus Spechtler,


    nach einiger Zeit möchte ich mal wieder einen Update meiner Erfahrungen mit dem 16 Zöller bringen. Das ist gewissermaßen der 3. Teil meines Berichtes:


    Teil 3: Zweite Beobachtung, Spiegelzelle


    Am 23.12.2014 konnte ich in einer sehr klaren, windigen Nacht das Teleskop zum zweiten Mal benutzen und auch mit meinem 13.1" Newton, dem legendären "Bismarck" vergleichen. Der Aufbau des 16er erfolgte wieder bei heller Dämmerung. Bis zum geplanten Bau einer "16er Garage", wo das Teleskop komplett aufgebaut lagern kann, wird es noch eine Weile dauern, aber es lagert jetzt teilweise vormontiert und steht auf einem Rollwagerl, das ich bis zur Werkstattür rolle und Spiegelbox und Rockerbox nur ein kurzes Stück tragen muß. Eigentlich geht das sehr schnell und wenn ich darüber nachdenke, wird die "Garage" etwas weniger dringlich. Am längsten dauerte noch die Vorbereitung eines ebenen Stellplatzes am Zaun, den ich nun ausgehängt habe, um ganz runter zum Südhorizont zu kommen. Da kommen wohl nächstes Jahr ein paar Gehwegplatten hin...
    Ein Loch an einem der Höhenräder, durch das eine der Schrauben für die Fixierung des Kistendeckels geht, habe ich nun doch etwas nachgefeilt, obwohl sich beim ersten Aufbauen alles montieren ließ, habe ich jetzt die Schraube nicht mehr ins Gewinde bekommen, obwohl ich die Höhenräder nicht demontiert hatte. Na ja, ein paar Zehntel die Bohrung mit der Rundfeile in die richtige Richtung aufweiten, wirken halt Wunder. Nach dem Aufbau mußte ein wenig der Hauptspiegel nachjustiert werden, was mit der Stange von vorne aus ja schnell von der Hand geht.
    Hier nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Beobachtungsprogramm, hauptsächlich Objekte, die ich zum Vergleich auch parallel mit dem 13er angeschaut habe. Zu erwähnen sind NGC 7332 und 7339. Im 13 Zöller sind beide Spindeln markant und sauber elongiert, die 12.3m 7339 ist dort ein zarter Hauch, 7331 dagegen recht deftig und mit markantem Bulge. Im 16 Zöller verstärkt sich dieser Effekt generell, beide Galaxien wirken kontraststärker und auch der Bulge von 7339 kommt nun etwas heller heraus. Ein ähnlicher Effekt ist auch bei NGC 891 feststellbar, aber das habe ich schon bei der ersten Beobachtung gemerkt. Heute kann ich den direkten Vergleich machen, bei identischen Okularen, 20er und 9er Nagler. 891 zeigt hier wieder einen recht kräftigen Bulge und spürbar markanteren Staubstreifen. Ich habe schon mal einen der Begleiter in einem 16 Zöller gesehen, aber das schlechte Seeing und die Unruhe durch den Wind haben mich nicht dazu bewogen, da konzentrierter zu suchen. Auch Jupiter wurde in beiden Teleskopen beäugt, war aber als Vergleichsobjekt wegen des mäßigen Seeings eher ungeeignet. Ich war schon verwundert, im 13 Zöller überhaupt mehrere Wolkenbänder und eine Girlande zu sehen. Das kleinere Fernrohr zeigte seeingbedingt tatsächlich geringfügig mehr, obwohl dessen Spiegel einen Zonenfehler hat und der Spiegel des 16ers besser ist. Der 13er ist aber auch stabil äquatorial gelagert und läßt sich von dem bisserl Wind kaum aus der Ruhe bringen, das hat bestimmt was ausgemacht. Stephan's Quintet wurde in beiden Geräten mit dem 9er Nagler genauer inspiziert. Die Bedingungen waren gut genug, daß ich das Gewimmel in 4 Komponenten zerlegen konnte, aber ich tue mich üblicherweise schwer, NGC 7318A und B getrennt zu sehen. Das klappt jetzt mit dem 16 Zöller, hier sehe ich tatsächlich 5 Kerne und alles ist halt wieder einen Tick heller und markanter.
    Ein interessantes Objekt, von dem ich mit dem "Bismarck" eher Abstand genommen hatte, weil ich außer mit der A Komponente bei den Futzeln nicht besonders erfolgreich war, ist HCG 57 um NGC 3753 et al., das Copelands Septet. Hier konnte ich tatsächlich 5 Galaxien erkennen. Erfreulicherweise eröffnet der 16 Zöller noch neue Welten. Als Highlight möchte ich bei dieser Spechtelei den Pferdekopfnebel B33, NGC 2024 und IC 434 nennen. Der Flammennebel ist in beiden Teleskopen beeindruckend, sofern man Alnitak aus dem Gesichtsfeld nimmt, daher bestaune ich diese Region gern mit dem 9er Nagler. Im 16er zeichnen die Filamente der Dunkelstruktur in der Flamme schon deutlich besser. Nun zum Pferdekopf: Ohne Filter ist das aufgehellte Band des IC 434 in beiden Geräten sichtbar, auch der B33 ist im 13er wie ein dunkler Schatten zu erkennen, im 16er dito, hier aber deutlich markanter und auch schärfer abgegrenzt. Im Bismarck Focuser ist ein Lumicon UHC fest verbaut, mit diesem ist kaum mehr zu sehen, daher gucke ich da lieber ohne Filter. Für den 16er habe ich mir deshalb auch einen ES UHC Filter besorgt, der ins 20er Nagler geschraubt wird und dort ein echtes Aha Erlebnis produziert. Der Dunkelnebel ist jetzt deutlich, recht gut abgegrenzt und auch die Pferdekopfform beginnt sich hier schon anzudeuten. Erstaunlicherweise erkenne ich eher eine Andeutung der Abgrenzung der Mähne, als den Nebelteil des IC 434, der das Maul des Pferdes definiert. Übrigens bringt diese Filterkombi sogar im "Bismarck" noch Vorteile gegenüber dem alten Filter. Das ist auch schon über 20 Jahre alt. IC 434 ist hier fast schon obszön hell. Man kann auch gut erkennen, wie sich der Pferdehals nach Osten hin mehr und mehr verbreitert. Das ist mir zuvor auch noch nie aufgefallen.
    Ich habe diese Nacht auch mal genutzt, mir die Spiegelzelle etwas genauer anzuschauen. Ich hatte ja erwähnt, daß bei sehr horizontnaher Beobachtung die ganze Zelle durch das Spiegelgewicht ein Stück nach vorn kippte. Die Ursache ist ganz simpel und problemlos zu beheben: Die Justierschrauben, an denen gleichzeitig die Zelle aufgehängt ist, sind relativ lang, haben unten Stopmuttern, weil die Zelle nicht geklemmt ist, sondern leicht durch Druckfedern gegen die Stopmuttern gedrückt werden soll, damit beim Justieren, wenn die Schrauben gedreht werden, nichts verkanten kann. Die Zelle ist also nur über entsprechend große Bohrungen mit den Schrauben und damit dem Rest der Spiegelbox verbunden. Stabilisiert wird das Ganze ja noch über die zwei Rollenlager für die Randauflage, eine mittlerweile etablierte und bewährte Sache. Soweit die Konstruktion. Bei meinem Teleskop waren die Schrauben nur wenige Umdrehungen in ihre Gewinde reingedreht, so daß ausgerechnet bei der Schraube, die beim Neigen des Teleskops zum Horizont oben zu liegen kommt, die Druckfeder noch gar keinen Kontakt mit der Zelle hatte und diese somit etwa 10 bis 15 mm nach vorne klappen konnte. Angucken konnte ich mir das erst, nachdem ich den Spiegel rausgenommen hatte, was übrigens nach dem Lösen der drei Rändelmuttern, die die "Angstbänder", die gegen Herausfallen mit dem Spiegel verbunden sind, recht schnell vonstatten geht. Um also das Problem zu beheben, brauche ich nur alle Justierschrauben soviele Umdrehungen weiter reinzudrehen, bis alle Druckfedern Kontakt mit dem Zellenkörper haben. Bei der ersten Justage und überhaupt bei höheren Elevationen spielte das keine Rolle, da das Gewicht sowieso dafür sorgt, daß der Zellenkörper überall satt aufliegt, somit sah ich da auch keinen Handlungsbedarf und auch während der Beobachtung an diesem Abend hat dieser Umstand gar nicht gestört. Aber natürlich wollte ich das wissen, was da los ist. Letztendlich kann man so die Fokallage auch noch ein Stück weiter aus dem Focuser heraus einstellen, je nach Okularbestückung kann das ja auch ein Vorteil sein.
    Der Wind sorgte dann noch dafür, mal zu testen, wie sich das Teleskophandling dadurch beeinflußt. In den Böen, etwa Stärke 5, wackelte es schon ganz schön, im 20er konnte man das Bild noch recht ruhig halten, bei schwächeren Böen stand es aber hinreichend stabil und es zitterte nur leicht. Wie schon mal erwähnt, ich mag es, wenn es etwas schwergängiger eingestellt ist und das ist beim Wind auch von Vorteil und beim Wechsel mit schweren Okularen sowieso. Auch bei hohen Zenitdistanzen verstellt sich da nichts und der Wind bringt das Teleskop auch nicht aus dem Azimuth.


    Soweit dieser Bericht. Skyandspace erwähnte was vom Farbensehen bei M57. ich glaube bei guten Bedingungen, neben dem dominierenden Grün, einen leichten gelblichen Schimmer wahrzunehmen. Ein Spezl von uns sieht sogar zusätzlich noch einen dunkelroten Rand, er nennt das dann "Ampelkoalition". Mir ist das aber so noch nicht aufgefallen, nur bei exzellenten Bedingungen glaube ich mich erinnern zu können, daß da mal am Rand ein schwachroter Saum zu erkennen war. Da müßte ich mal alle Beobachtungsaufzeichnungen durchgehen...


    Frohe Weihnachten und viel CDS


    Haley

    Servus Spechtler,


    nun der zweite Teil meines Berichtes mit den allerersten Eindrücken vom 16" ES Dobson:


    Teil 2: Optik und Beobachtungsbetrieb.


    Die ersten Objekte, die in der Dämmerung gespechtelt werden, sind verschiedene helle Sterne. Als Okulare kommen das 20er Nagler, das 9er Nagler und das 4.8er Nagler zum Einsatz. Gestartet wird mit Wega, der erste Blick zeigt, daß die Pupillen intra und extrafokal symmetrisch und rund sind. Die Justage ist so gut geworden, daß die optische Achse fast genau in der Mitte des 4.8er Gesichtsfeldes zu liegen kommt. Das Seeing ist nicht so toll, etwa 1.4", groß Beugungsringe sind wohl heute nicht zu erwarten. Bei der Gelegenheit wird der, von vielen Usern geschmähte Leuchtpunktsucher in Betrieb genommen. Ich komme damit gut klar, bin solche Sucher aber schon gewöhnt und habe kein Problem damit. Nun, besonders stabil schaut das Ding nicht aus, aber es funktioniert und der Leuchtpunkt ist sogar dimmbar. Vielleicht ist der Sucher seit der 1. Auflage des 16ers überarbeitet worden.
    Epsilon Lyrae bietet sich als Testobjekt an. Im 9er sind beide Doppelsterne vorbildlich getrennt, bei der Spiegelgröße kein Problem. Es sind keine Geisterbilder sichtbar, die hier schonmal bei einem Gerät beschrieben worden sind. Der Spalt zwischen den jeweiligen Partnern des Vierfachsterns ist sauber und gut kontrastiert, der Anblick ist schöner, als ich es vom Dreizehnzöller her gewohnt bin. Ich suche noch einen Stern etwa 3. Größe nahe am Pol auf, Polaris steht hinter der Hauskante, da komme ich nicht ran, ohne das Teleskop umzustellen. Hier kann man den Stern hochvergrößern und er läuft nicht so schnell raus. Dieser Anblick ist auch vorbildlich, schöne, runde, symmetrische Pupillen, guter Kontrast, keine Effekte, die auf Zonenfehler oder Astigmatismus hindeuten würden. Ohne ein Meßprotokoll, oder den Spiegel am Foucoulttester gesehen zu haben, würde ich sagen, daß die Optik sehr gut ist.
    Interessant ist auch, sich mal das Handling anzuschauen. Am 16" ES Dobson sind Teflonpads verbaut und als Laufflächen Aluriffelblech. Die Kombi ist bei dieser Gerätegröße nicht zu schwergängig und kommt meinen Gewohnheiten entgegen. Wichtig ist, daß das Losbrechmoment nicht zu stark ist und sich das Nachziehen nicht schwammig anfühlt. Das ist bei diesem Gerät recht gut, überhaupt steht der Dobson recht stabil und fühlt sich auch am Okular nicht lapperig an, viel besser, als beispielsweise bei der 16" Lightbridge. Auch bei hoher Vergrößerung kann man recht sensibel nachführen und es ruckelt nichts. Manche haben auch moniert, daß der Focuser rechtwinklig zum Horizont herausgeführt ist, diese Höhe kommt mir aber entgegen, daß man bei niedriger Elevation in die Knie gehen muß, stört mich nicht, so oft beobachtet man da ja nicht.
    Jetzt wird es Zeit für Deep Sky: M13 erstrahlt in großer Brillanz und schön aufgelöst, wie es sich gehört. M27 ist grünlich-türkisfarben, sehr kontraststark und im 9er mit vielen kleinen Sternchen garniert. Die Ohren der Hantel zeichnen auch recht ordentlich. Leider ziehen Wolken auf, so daß es eher ein kurzer Spechtelgenuß werden wird. Der Cirrusnebel wird angesteuert. Dazu wird auch ein UHC Filter verwendet. Die Durchsicht ist eher mittelmäßig, aber der Anblick ist des Allgäus würdig. Kralle NGC 6960 und DNS NGC 6992 sehen exquisit aus, alle Details sind sehr schön zu sehen, das gilt auch für Pickerings Triangle. Das ist dem besten Anblick im 13" bei Alpenhimmel etwa ebenbürtig. Sehenswert ist auch M33 gewesen, mit vielen Knoten und Details, NGC 604 ist markant und kontraststark. Zwischen aufziehenden Wolken gibt es noch die Gelegenheit, NGC 891 detaillierter zu besichtigen. Schon im 20er Nagler ist der Kontrast ordentlich und der Staubstreifen zeichnet prägnant. Im 9er ist doch mehr zu sehen, als im 13". Nun ist das Staubband sehr prägnant und der Bulge der Galaxis erscheint bereits heller, als die Außenbereiche, ein Fakt, der mir sonst nicht so bewußt geworden ist.
    Fazit: Der 16" ES Dobson ist absolut zu empfehlen. Die Optik ist gut, das Handling ordentlich, der Aufbau problemlos von einer Person ohne Werkzeug zu bewerkstelligen. Man bekommt ein funktionales Teleskop, das auch ohne eigene Tuningmaßnahmen bereits viel Freude am Himmel bereitet. Meiner Meinung nach das bisher beste Preis Leistungsverhältnis in dieser Öffnungsklasse.


    Wenn ich ein bisserl Zeit habe, beschäftige ich mich mal genauer mit dem Kippeln der Hauptspiegelzelle und einer optimalen Abhilfe und poste die Ergebnisse. Wie ich gemerkt habe, funtioniert das Teleskop auch so. Zeit, oder vielmehr das Fehlen derselben zum Fernrohrbau war übrigens mit ein Grund mir diese Kanone anzuschaffen, da gibt es genug Vorhaben, die schon länger auf Vollendung warten, auch astronomische. Da tut ein Teleskop, das man nur auspacken und damit losspechteln kann, schon gut.


    Gruß und CDS


    Haley

    Servus Spechtler,


    seit kurzem habe ich auch so eine 16" ES Kanone. Den Ausschlag für den Kauf gab, neben dem günstigen Preis bei, zumindest auf dem Papier, ansprechender Konstruktion, auch die Tatsache, am BTM so eine Kiste mal live begutachten zu können, inclusive Blick auf ein paar Objekte. Das war Stefans (sgo2000) Gerät, nochmal Danke dafür!
    Hier mal mein recht ausführlicher Bericht über meine ersten Erfahrungen mit der Kiste. Weil es viel Text ist, gibts den Bericht in zwei Teilen:


    Teil 1: Sichtung und Inbetriebnahme.


    Beim Heimkommen von der Arbeit erwartete mich ein 70Kilo schwerer monolithischer Kartonblock, der das gesamte Teleskop enthielt. Der freundliche Fahrer der Spedition hat meiner Frau geholfen, das Trumm ins Haus zu schaffen, weil sie alleine da war, um die Sendung entgegenzunehmen.
    Der erste Blick zeigt, daß das Teleskop schlau und durchdacht konstruiert zu sein scheint. Die Stangen sind paarweise vormontiert, der Hauptspiegel befindet sich bereits in seiner Zelle, die Schaumfüllung mit Abdeckplatte und Optikpapier in der Spiegelbox kann auch für weitere Transporte zum Spechteln sinnvoll weitergenutzt werden, sie enthält Fächer für Kleinkram. Ein Blick auf die Verarbeitung zeigt, daß diese dem Preis-Leistungsverhältnis angemessen ist. Bei einem Höhenrad ist die Lauffläche nicht ganz gerade aufgenietet, kein Problem, das macht keine Abstriche bei der Funktion. Es ist einfach, aber zweckmäßig, alle Teile passen, ohne daß etwas klappert oder lapperig ist, oder gar nachgearbeitet werden muß. Man sieht an den Höhenrädern, daß da im Werk einige Bohrungen schon nachgearbeitet wurden, damit alles paßt. Die Integration des Kistendeckels mit den Höhenrädern ist eine gute Idee, die der Stabilität des Ganzen zugute kommt und die Bohrungen passen in die Gewinde am Deckelrand, wenn auch etwas knapp. Überhaupt ist der komplett werkzeuglose Aufbau ein sehr gutes Konzept. Der erste Gedanke beim Anblick des dünnen Bleches unten an der Rockerbox ist: Ob das wohl stabil genug ist? Auch hier stelle ich fest: Alles gut durchdacht. Die Verstärkungsstreben in der Rockerbox sind an der richtigen Stelle, so daß das Gewicht sauber in den leichten, dreieckigen Standfuß geleitet wird, der natürlich mit der Rockerbox verbunden ist, was dem Handling beim Transport zugute kommt. Generell finde ich die Lösung mit den vernieteten Blechteilen viel besser und auch werthaltiger, als die oft in diesem Preissegment vertretenen Preßspanteile, die zudem sehr hohes Eigengewicht haben. Die Bauteile haben hier ein geringes Eigengewicht, die meiste Masse macht der Spiegel aus.
    Die Langlebigkeit der Beschichtung der Teile wird sich noch im harten Spechtelbetrieb zeigen müssen, scheint aber robust genug zu sein, daß das Teleskop auch nach einer Weile noch gut dasteht. Das auffälligste Merkmal bei meinem Gerät war das Fehlen der Hauptspiegel Mittenmarkierung. Das ist kein Nachteil, haben Käufer doch schon festgestellt, daß die Markierung gar nicht in der Mitte war. Hoffentlich ist das Fehlen der Markierung kein Hinweis, daß der Markierungsklebechinese wegen zuviel Reisweingenuß im Gulag gelandet ist...
    Das Aufbringen einer eigenen Markierung geht mit selbstgeschnittener Schablone schnell vonstatten. Für einen erfahrenen Teleskopbauer ein Routinejob, ich habe das schon ein paarmal gemacht. Der Spiegel liegt auf einer 9 Punkt Zelle und ist mit dieser fest verbunden, daher konnte der Spiegel beim Versand auch eingebaut bleiben. Außerdem gibt es drei "Angstgurte", die am Spiegel angeklebt sind, damit dieser wirklich nicht herausfallen kann. Dadurch werden auch keine Halteklauen benötigt, die hereinragen könnten. Die Seitenauflage ist mit zwei Rollen realisiert, die etwa 40° rechts und links der Senkrechten angebracht sind.
    Der erste Zusammenbau zeigt, daß die Stangen sauber in den Klemmklötzen geklemmt sind, die Längen sind anscheinend so genau gefertigt, daß die Stangen untereinander austauschbar sind. Auch die Befestigung des Hutes an den Stangen paßt genau. Geklemmt und verschraubt wackelt nichts mehr. Bei der ersten Serie des Teleskopes wurde noch eine klapprige Stangenverbindung moniert, dies scheint behoben zu sein, die Stangenköpfe sitzen fest genug und haben auch Befestigungsschrauben.
    Der Focuser ist ein günstiges 2" Modell mit Zahn und Trieb und 1:10 Untersetzung und dem Teleskop angemessen. Zum Zubehör gibt es eine Verlängerungshülse, die ich für einige meiner Okulare auch gut gebrauchen kann. Der erste Blick dient natürlich der Justage des Instruments. Ich verwende dazu Chesire und Sight Tube aus meinem Sortiment. Der Sekundärspiegel ist schon gut vorjustiert. Die Justage mit den drei Sterngriffschrauben geht sehr schnell und problemlos. Ich finde Spider und Sekundärspiegelhalterung ebenfalls gut durchdacht. Auch an die Schwärzung des Randes des Sekundärspiegels hat man gedacht. Die sonst üblichen Zug- und Druckschräubchen, die man an anderen Geräten findet, habe ich immer mit Skepsis gesehen. Hier ist der Drehpunkt des Spiegels beim Justieren auch näher an der Spiegeloberfläche, da die Justiereinheit senkrecht hinter dem Spiegel verbaut ist. Sehr schön gelöst. Beim Justieren des Hauptspiegels kommt die Stange mit dem eingebauten Bit zum Einsatz, die in die drei Inbusschrauben paßt, die die Spiegelzelle mit der Spiegelbox justierbar verbinden. Hier wurden auch Druckfedern verbaut, dazu gibt es übrigens zwei Lüfter, die seitlich montiert sind, die kamen beim ersten Beobachten aber nicht zum Einsatz, da das Teleskop kühl gestanden ist und schon temperaturangepaßt ist. Das Justieren geht recht leicht und schnell, schon praktisch, dabei nicht hinten herumkrabbeln zu müssen, um Justierschrauben zu suchen, ein echter Pluspunkt, der zeigt wieder, daß hinter der Entwicklung Leute stehen, die von Fernrohrbau Ahnung haben.
    Nach der Justage soll die Fokallage mit einem meiner Okulare bestimmt werden, dazu wird das Teleskop zum Horizont geschwenkt, um ein Objekt dort einzustellen. Ich vernehme ein Klappen von hinten und stelle fest, daß die Spiegelzelle als Ganzes etwa 15mm nach vorn kippt, wenn das Teleskop flacher als etwa 15° Elevation geneigt wird. Die Justierschrauben haben hinten Stopmuttern, um ein Herausfallen der Zelle zu verhindern, falls man die Spiegelbox mal versehentlich auf den Kopf stellt, oder zur Seite kippt. Mir ist nicht klar, ob das einen Fehler darstellt, oder nicht. Eine Rückfrage bei Tassilo ergibt, daß das Vorkippen nicht der Normalzustand ist und anscheinend nur bei meinem Gerät auftritt. Abhilfe dürfte ein Stapel Tellerfedern oder eine Druckfeder liefern, die zwischen Zellenträger und Stopmutter eingefügt werden. Vielleicht liegts auch daran, wie weit die Schrauben beim Justieren reingedreht werden, denn ich hatte nicht den Eindruck, daß die Federn stark vorgespannt sind. Übrigens stellt sich die Justage nach dem Zurückschwenken auf höhere Elevationen wieder richtig ein und das Ermitteln der Fokallage gelingt an einem vorbeifliegenden Flugzeug. Nun ist die Zeit gekommen, das Gerät am Sternenhimmel zu testen.


    Gruß und CDS


    Haley