Beiträge von fraschwol im Thema „Kummer mit Planeten“

    Hallo Stefan,
    es ging um die Frage der Justierung von SCT und Newton. Das Shifting ist ein anderes Problem. Und unter einem Tunnelblick verstehe ich ein wirklich kleines Gesichtsfeld unter 40 Grad scheinbarem Gesichtsfeld des Okulars. Wenn beide Spiegel Newton und SCT die gleiche Qualität haben, wird der Newton aufgrund der geringeren Obstruktion und dem damit höheren Kontrastvermögen bei Planeten das bessere Bild zeigen. Doch die industriell gefertigten Spiegel der billigeren Klasse weisen einfach eine gewisse Streuung in punkto Qualität auf. Wer eine Gurke erwischt hat das Nachsehen oder er gibt das Teil innerhalb der Gewährleistungspflicht zurück und verlangt Nachbesserung. Nur ein Anfänger wird eben kaum beurteilen können ob er eine Gurke oder eine Birne gekauft hat. Deshalb die Mithilfe von erfahrenen Sternfreunden erbitten. Das kann aber kaum durchs Forum geschehen, sondern nur im praktischen Feldtest.
    Gruß Franz

    Hallo Manuel,


    klar sind die Plejaden ein Sternhaufen - und zwar ein offener. Die sind aus weniger Sternen und sind innerhalb der Milchstrasse und wirken auch weniger kompakt wie die Kugelsternhaufen, die außerhalb der Milchstrasse und mehrere tausend Lichtjahre entfernt sind. Du solltest dir unbedingt etwas Literatur zulegen und zwar praxisbezogen. Schau dich doch mal beim Oculum-Verlag um, da gibt's auch die Zeitschrift Interstellarum, die ich für Anfänger idealer finde als bspw."Sterne und Weltraum". Hab dir auch schon mal den Vorschlag unterbreitet ein Jahrbuch wie das "Himmelsjahr" zu beschaffen, damit man immer weiß was gerade am Himmel los ist. Manchmal kommt es mir vor, wie wenn du zum Bahnhof stürmst und dann grad noch die Lichter vom abfahrenden Zug siehst. So ohne Fahrplan hat man immer das nachsehen.
    Dieser Korrektor beseitigt nicht die Luftunruhe aber das sogenannte atmosphärische Spektrum, dass heißt das Licht von Sternen und Planeten wird etwas gespreizt in dieses Farbspektrum von rot bis violett. Je tiefer ein Objekt steht umso mehr macht es sich bemerkbar. Damit die Farben nun wieder exakt im Brennpunkt gebündelt sind und damit der volle Kontrast erreicht wird, gleicht man diese Spreizung durch den Korrektor wieder aus. Damit würde ich mich aber erst befassen, wenn ich entsprechende Beobachtungspraxis habe und auch bevorzugt Planeten beobachten möchte.
    Das mit dem indirekten Sehen hast du gut erkannt. Bei ganz schwachen Sternen oder Nebeln schaut man etwas am Objekt vorbei und sieht es damit besser. Hat damit zu tun, dass die lichtempfindlichen Sehzellen nicht im Zentrum des Auges sitzen, sondern leicht daneben. Wenn nun das Licht aus der Austrittspupille des Okulars diesen Bereich trifft, dann hast du den Eindruck das Objekt besser sehen zu können.
    Mit der Justage eines Newton bin ich weniger erfahren, da werden dir andere mehr helfen können.
    Hmm, der Verkäufer hat aber auch eine seltsame Meinung. Ein Schmidt-Cassegrain ist im Grunde weniger justieranfällig als ein Newton. Und das mit dem engen Gesichtsfeld ist quatsch. Klar, das SC hat eine längere Brennweite (meist das zehnfach des Objektivdurchmessers) und damit ist die Vergrößerung bei gleichen Okular höher. Hat der Newton 1500 mm Brennweite und du nimmst ein 30 mm Okular, dann hast du eine Vergrößerung von 50fach. Mit einen SC mit Brennweite 2500 mm ist die Vergrößerung dann 83fach, damit überblickst du ein kleineres Feld am Himmel. Du musst dann halt ein 50mm Okular nehmen um ebenfalls 50fache Vergrößerung zu erhalten. Dann kommt es halt noch auf das scheinbare Gesichtsfeld des Okulars an, wenn das 30er ein "Weitwinkel" ist, dann hast du damit trotz höherer Vergrößerung ziemlich den gleichen Himmelsausschnitt. Aber einfach behaupten, im SC hätte man nur ein enges Gesichtsfeld ist nicht richtig. Man findet am Himmel alles, wenn das Teleskop auch über die notwendigen Sucheinrichtungen verfügt. Fürs grobe Ausrichten ein Telrad und dann noch ein guter Sucher mit mindestens 50 mm Öffnung und einer etwa 10fachen Vergrößerung. Dieser sollte dann aber auch die gesuchten Objekte genau in der Bildmitte von Sucher und Hauptfernrohr haben. Wenn der Sucher nur wenig abweicht, hat man das Objekt im Teleskop am Ende schon am Rand oder gar ausserhalb des Gesichtsfeldes.


    Gruß Franz

    Hallo Manuel,
    in deinem letzten Beobachtungsbericht erwähnst du zum einen, daß du die Supernova eher nur vom Augenrand aus sehen konntest. Hmmm mit einem 12-Zöller müsste die aber doch ganz gut zu erkennen sein. Ich hatte sie ja vor etlichen Tagen auch noch mit meinem 150mm Refraktor erblicken können, oder ist die bereits wieder so schwach?
    Irgendwas scheint an deinem Dobson noch nicht sauber justiert zu sein, denn die Jupitermonde dürfen solche "Zacken" nicht haben. Ich stelle Jupiter z.b. immer an den Monden scharf. Wenn die knackig runde Sternpunkte oder kleine Scheibchen sind, dann hat man auch Jupiter scharf. Jupiter mit seinen doch "weichen" Konturen ist nicht einfach zu fokussieren, zumal ich mit vier Meter Brennweite einen langen Fokussierbereich habe. Schau dich mal nach einem wirklich erfahrenen Sternfreund in deiner Umgebung um oder auch in dem Verein wo du jetzt dabei bist. Mars hast du wohl noch zu früh beobachtet, da stand er wohl noch in horizontnahen Bereichen. Da macht sich neben einer stärkeren Luftunruhe auch das atmosphärische Spektrum bemerkbar. Dem kann man mit einem Korrektor (nicht ganz billig) beikommen. Bei Planeten empfiehlt es sich, diese möglichst dann zu beobachten, wenn sie im Meridianbereich sind, dann haben sie die höchste Stellung über dem Horizont. Momentan bringt es Mars auf 10,7 Bogensekunden, das ist etwa ein Viertel des Jupiterdurchmessers. Versuch nun als erstes dein Teleskop mit Hilfe eines anderen Sternfreundes zu optimieren.


    Gruß Franz

    Hallo Stefan,


    so wie du schreibst, hast du dieses Verfahren der Abblendung nie angewendet. Aber das wurde und wird von älteren Hobbyastronomen durchaus als wirksame Massnahme bei starker Luftunruhe gemacht. Was sieht man denn im Teleskop bei starker Luftunruhe? Ein einziges Wabern und Flimmern der Sterne, die theoretische Auflösung des Teleskopes, die bei ruhiger Luft durchaus auch praktisch vorhanden ist, ist in diesem Fall außer Kraft gesetzt. Das Streuscheibchen eines Sterns kann mehrere Bogensekunden betragen und an Auflösung von Doppelsternen ist da gar nicht mehr zu denken. Ein 12-Zöller hat die theoretische Auflösung von 0,43 Bogensekunden, ein 6-Zöller von 0,9 Bogensekunden. Wenn die Streuscheibe eines Stern z. B. fünf Bogensekunden groß ist, kann ich mit dem 12-Zöller auch keine bessere Auflösung erzielen wie mit dem 6-Zöller - im Gegenteil. Wer zwei Teleskope unterschiedlicher Öffnung besitzt, sollte mal den Test machen und beispielsweise den Mond bei möglichst gleicher Vergrößerung beobachten. Er wird bei starker Luftunruhe im kleineren Teleskop ein ruhigeres Bild vorfinden als im größeren Teleskop. Bei guter Luft leistet das größere Teleskop jedoch deutlich mehr. Ein versierter Sternfreund zeigte mir immer mal wieder eine Grafik über die noch nutzbare Vergrößerung von Teleskopen unterschiedlicher Größe bei Seeing unterschiedlicher Güte. Und da ist klar abzulesen, dass schon bei mittlerem Seeing mit einem 12-Zöller weniger vergrößert werden kann als mit einem 6-Zöller. Ich beschaff mir diese Grafik beim nächsten Besuch und werde sie mal hier reinstellen. Also kann ich den 12-Zöller unbeschadet abblenden um damit bei schlechten Verhältnissen mein Beobachtungsergebnis zu optimieren. Vorschlag: einfach mal probieren, das geht sogar noch heute ohne studieren :)


    Gruß Franz

    Hallo Manuel,


    habe mir jetzt gerade mal die ganzen Postings von dir durchgelesen. Wie man sieht, machst du mit jeder Beobachtung neue Erfahrungen und das ist auch wichtig. Es wäre ein Wunder, wenn man so unbedarft wie du (das ist jetzt nicht abwertend gemeint) ein großes Teleskop anschafft und am ersten Abend schon ein perfektes Firs-Light hätte. Wie ich schon früher schrieb, wer als Anfänger in einen Ferrari sitzt .....
    Was mir aber wichtiger erscheint ist, dass du dich auch ausreichend informierst was am Himmel so vonstatten geht. Wertvolle Hilfen sind die Jahrbücher wie Das Himmelsjahr von KOSMOS oder der Sternenhimmel ebenfalls KOSMOS oder auch noch andere Jahrbücher, eine Astronomiezeitschrift und auch entsprechende Seiten im Internet. Der Große Rote Fleck auf Jupiter ist nicht ständig zu sehen, weil sich Jupiter in 10 Stunden einmal um die Achse dreht und deshalb der GRF auch auf der erdabgewandten Seite sich befinden kann. Auf Calsky (Homepage) kann man sich anzeigen lassen, wann der GRF sichtbar ist, oder bei Mars - der ja bald in Opposition kommt - welche Bereiche seiner Oberfläche sichtbar sind. Auch die Stellung der Jupitermonde ist täglich anders, interessant dabei Vorübergänge, Schattenvorübergänge (also kleine Sonnenfinsternisse auf Jupiter) oder Verfinsterungen der Monde durch Jupiter, manchmal kommt es bei entsprechender Bahnlage sogar zu gegenseitigen Mondbedeckungen und Verfinsterungen. Alles doch recht spannende Dinge. Aber man muß eben wissen, wann man sie sehen kann!
    Während Deep-Sky Objekte nicht so empfindlich auf Luftunruhe reagieren, ist das bei den Planeten anders. Dann kommt noch dazu, dass ein Teleskop mit dem doppelten Durchmesser der Optik die Luftunruhe im Quadrat verstärkt wahrnimmt. Wenn ich also einen Vierzöller nehme, dann "sieht" ein Achtzöller bereits eine vierfache stärkere Luftunruhe, ein Zwölfzöller wie der deine verspürt das sogar schon neunmal stärker als der Beobachter mit dem Vierzöller. Das kann einem die Freude an der Planetenbeobachtung dann schon eintrüben.
    Einfach dranbleiben und die Nächte mit bewölktem Himmel zum Einlesen nutzen, dann bist du bald ein "Profi".


    Gruß Franz

    Also wer als Fahranfänger gleich in einen Ferrari sitzt und losfährt darf sich nicht wundern, wenn er mit dem Boliden in Schleudern kommt. Ist jetzt als Vergleich etwas übertrieben, aber Teleskopbeobachtung ist auch ein Lernprozess und wenn man gleich mit einem Zwölfzöller (300 mm Öffnung und 1500 mm Brennweite - also Öffnungsverhältnis 1:5) beginnt, dann sind solche Überraschungen einfach drin. Enorme Lichtstärke gepaart mit entsprechender Luftunruhe (bei 300 mm schlägt die ganz anders zu als mit beispielsweise 150 mm) da sieht man auf Jupiter nur eine Scheibe ohne Details. Das Gerät ist ein Deep-Sky Teleskop, an Planeten wird es wirklich nur optimale Ergebnisse bringen, wenn die Luftgüte 1 ist, also praktisch keine Fluktuation stattfindet. Oder einfach die Vergrößerung zurücknehmen und Filter verwenden. Kommt noch hinzu, dass die Spiegel nicht wirklich hochgenau geschliffen sind, was aber für Detailbeobachtungen an Planeten eine Grundvoraussetzung ist. Aber ein Lambda 1/16 Spiegel mit 300 mm der kostet schon sein Geld.


    Gruß Franz