Beiträge von MartinB im Thema „Spiegelträger Suprax?“

    (==>)Kai:
    Danke für deinen Beitrag. Leider begreifen zu wenige Leute, dass in der Physik eben nicht die Meinung zählt, die jemand über etwas hat, sondern ausschließlich überprüfbare Fakten. Dass wir Menschen noch lange nicht alle Aspekte der Physik komplett verstehen, ist ein ganz anderes Thema.
    Dass vor 10 Jahren jemand Internetforen missbraucht hat, um Meinungsmache zu betreiben, muss man nicht bis in alle Ewigkeit breittreten. Eine andere Frage ist, wessen Messprotokollen ich traue.
    Wenn jemand Spiegel testet und die Ergebnisse öffentlich zugänglich macht, muss er auch damit klarkommen, dass die Messmethoden öffentlich diskutiert und eventuell kritisiert werden.
    Objektiv sein heißt sachliche Kritik annehmen und konstruktiv verarbeiten können. Bei Kurt sehe ich da kein Problem.



    Jetzt versuche ich doch noch mal zurück zum ursprünglichen Thema zu kommen - das interessiert mich doch mehr als die andere Diskussion:


    Die von Scotty60/Uwe geposteten Fotos zeigen ziemlich sicher Teleskopspiegel, die als Presslinge vorgeformt wurden.
    Ich bin zwar kein Glasguru, aber nach allem was ich so mitbekommen habe, ist das heutzutage die absolute Standardmethode für Optiken in Serienfertigung.


    Die Spannungsfreiheit ist durch diese Fertigungsmethode nur dann gefährdet, wenn beim Abkühlen die Prozessparameter nicht korrekt eingehalten werden. Das gilt aber für andere Fertigungsmethoden ganz genauso.
    Schaut doch hier im Forum mal nach, was "FHarry" so treibt. Der arbeitet nämlich daran, die nicht abrasive Umformung auch für uns Hobby-Spiegelschleifer zugänglich zu machen!



    Eine andere Geschichte ist die Glassorte.
    Grüne Färbung deutet primär nur darauf hin, dass sich Spuren von <s>drei</s>zweiwertigem Eisen im Glas befinden. Das trifft vor allem auf billige Kalknatron-Gebrauchsgläser zu, aber es gibt auch ganz klares Kalknatronglas.
    Über eine Dichtebestimmung nach Archimedes ließe sich die Glassorte besser einschätzen. Andere Methoden bleiben wohl eher den Profis vorbehalten.


    Gruß,
    Martin

    Lieber Klarinetto,


    Ich finde es gut, dass Du dich hier bemühst, die Gemüter zu besänftigen. Objektive Bewertungen kann man durch unnötige Aufregung zuverlässig verhindern.


    Einen guten Optiktester erkenne ich unter anderem daran, dass er eine nachvollziehbare Aussage über die Messunsicherheit macht, also eine vernünftige Einschätzung seiner eigenen Fehlbarkeit mitliefert.
    Jeder gute Ingenieur weiß, dass es in der Messtechnik keine Unfehlbarkeit gibt. Messprotokolle ohne Fehlerabschätzung sind nix wert.


    Als Käufer kann ich das Qualitätsproblem leider nur in der Theorie leicht lösen: Ich kaufe nur dort, wo ich die Qualität des Produkts klar garantiert bekomme. Die Optik muss dauerhaft mit einer Seriennummer gekennzeichnet sein, und diese Seriennummer muss auf dem Testprotokoll stehen, mit Testdatum und Unterschrift des Prüfers. Der Anbieter muss das Prüfverfahren bzw. den Messaufbau nachvollziehbar offenlegen.


    All das kostet Geld. Wer als Kunde glaubt, einen 99% Strehl Spiegel zum Schnäppchenpreis bekommen zu können, hat das nicht begriffen.
    Wir Menschen neigen leider auch zum Selbstbetrug, d.h. wenn ich etwas haben will, sehe ich es nicht mehr objektiv, sondern durch die rosarote Brille. Das funktioniert langfristig weder beim Teleskopkauf noch bei einer Partnerschaft.


    Ich behaupte auch, dass 90% der Käufer gerade bei den größeren Optiken beim normalen Gebrauch einen Strehl 0,7 Spiegel nicht von einem Strehl 0,99 Spiegel unterscheiden können.
    Diese Menschen sind mit ihrem Teleskop dann so lange zufrieden, bis ihnen jemand ein Messprotokoll vorlegt. Ist es da verwunderlich, wenn Qualitätsangaben geschönt werden? Welcher Anbieter, der im Geschäft überleben will, kann es sich leisten, viel Geld für gute Messungen auszugeben, nur um dann schlechter dazustehen als die Konkurrenz, weil die ehrlichen und korrekten Messergebnisse die Ware unverkäuflich machen?


    Denkt mal drüber nach!


    Vorweihnachtliche Grüße,
    Martin


    p.s. Dass das Problem nicht nur Hobbyastronomen betrifft, sieht man am Hauptspiegel des Hubble-Teleskops.