Hallo Andi,
bitte, gern geschehen! Wie Du siehst sind Teleskope ein komplexes Thema, darin kann man sich als Anfänger leicht verlieren...
Ein Grund warum viele Billigteleskope im Keller langen ist wohl auch (neben der Wackelmontierung) dass die Hersteller selten brauchbare Beobachtungstipps und Karten beipacken, und mit Vollfarb-Hubble-Bilder falsche Erwartungen schüren...
[OAZ]
Mit dem 1,25" OAZ machst Du sicher nichts verkehrt, und mit den zwei Okularen wirst Du dann eine Menge sehen können.
Zwar fehlt immer noch was im Hochvergrößerungsbereich, aber nur nichts überstürzen.
Mit der (günstigen) Barlow hat man trotz der Nachteile (Farbsaum, ggf. Verarbeitungsmängel) eben dann auch mit günstigen Okularen einen angenehmen Augenabstand.
[Montierung]
Bei der Tchibotorpedo-Standardmontierung kann man auch noch ein wenig Optimieren. Bspw. mit einem starken (Neodym-)Magnet etwas besser ausbalancieren und die Alt-Az Lagerung etwas brauchbarer machen (die oft bei den Teleskop angebrachte Gewindestange zur Verstellung war bei meinem Tchibotorpedo nur ein weiteres Ärgerniss), und ggf. die Stativbeine nicht ganz ausfahren oder gar mit Sand füllen (->Stabiler).
[Reinigung]
Argh!
Ist jetzt kein Weltuntergang bei dem 76/700, aber normalerweise sollte man die Spiegel NICHT oder nur kontaktlos reinigen, sprich nur unter dest. Wasser, Isopropylalkohol, Spüli-Wundermix, ...
Egal welche Art von Tuch, Stauppartikel und Co können beim drüberreiben Mikrokratzer machen.
Selbst ein stark verstaubter Spiegel hat nur ein paar Prozent der opt. Fläche belegt, reinigen macht dagegen u.U. Schaden der die Abbildung mehr beeinflusst.
Aber wie gesagt - alles halb so wild. Selbst wenn der Spiegel Muschelbrüche oder am Rand Flecken hat, so mindert das in aller Regel den Kontrast nur geringfügig.
[Justage]
Nach dem entfernen/Öffnen hinten solltest Du die Justage überprüfen.
[Ausprobieren, Sternwarte]
Ich finde Deine Entscheidung erstmal damit zu beobachten lobenswert. Viele rennen ja los und kaufen gleich ein 130/1000 Katadiopter auf EQ-1/2 oder 70mm Goto Kurz-Refraktor.
Ein 8" wird <b>imens</b> mehr zeigen, von feinen Deepsky-Strukturen bis hin zu knackigeren Planeten bei 140x > 300x.
Ich habe wie gesagt ja auch mit einem (gebrauchten) 76/700 angefangen, ob mir die nächtlichen Ausflüge und schachen Nebelflecken überhaupt zusagen. Das Durchhalten hat sich gelohnt, man lernt und sieht auch damit allerlei, und beim Umstieg auf ein großes Teleskop haut es einen aus den Socken
Wenn die Sternwarte einen 14" SC hat, dann kannst Du da ja sicher mal sehen was mit viel Öffnung möglich ist, z.B. Jupiter aber auch sicher kleine DS-Objekte (planetarische Nebel, Kugelsternhaufen) sind mit der Brennweite interessant. Für große Objekte (Andromeda, Amerikanebel, offene Sternhaufen) wirds schwierig, aber wer weiss was für 3" Monsterokulare die einsetzen?
[Öffnunsverhältnis / Blende]
Tatsächlich ist das Öffnungsverhältnis für Kameras relevant.
Mit einem Teleskop mit 900mm Brennweite und f/12.85 (->70mm Öffnung) würde man tatsächlich eine längere Belichtungszeit benötigen als eins mit f/9 (130/900).
Visuell ist das Okular und die Austrittspupille ausschlaggebend (und sollte zwischen 0,5-7mm liegen, darüber hinaus verschenkt man Licht, darunter wirds düster und Kontrastarm).
Austrittspupille (AP) = Okularbrennweite : Öffnungsverhältnis
Öffnungsverhältnis (f/x) = Brennweite (f) : Öffnung (Aperture)
Am 76/700 sind sinnvolle Okulare
~0,5mm AP -> 4.7mm Okular (also 5mm) ->~149x (140x)
Alles jenseits von 32mm Plössl (3,47mm AP) macht am 1,25" OAZ keinen Sinn (die Feldblende bzw. der OAZ Durchmesser begrenzt das Feld).
Selbst wenn es ein 65mm Okular (~7mm AP) gäbe, wäre das scheinbare Gesichtsfeld winzig.
Meist macht nur eine AP von 5-6mm Sinn, da der Himmel nie komplett dunkel ist, insbes. ind Stadtnähe.
Auch wird der Himmelshintergrund dunkler mit kleiner AP, insbes. bei Lichtverschmutzung ist der Kontrast dann etwas höher.
[Kamera: Reducer]
Ein 200/800 und ein 200/1600 Teleskop hätten ein sehr unterschiedliches Öffnungsverhältnis (f/4 und f/8), allerdings wäre auf dem mit f/8 mit höherer Brennweite ein Planet auch wesentlich größer.
Es gibt neben den Barlows auch noch Reducer (z.B. 0,5x), um mit Kameras ein "schnelleres" Öffnungsverhältnis zu erreichen, so dass z.B. bei langbrennweitigen Cassegrains weitläufige Nebel aufs Bild passen.
[Visuell: Bei gleicher Öffnung-> gleiche Vergrößerung gibgt gleiche AP]
Visuell ist es fast schnurtz, wenn man mal von Koma bei "schnellen" Teleskopen und das maximale Feld abhängig vom Feldblenden/Okularauszugsdurchmesser außer acht lässt.
Ein 200/800 mit 10mm Okular = 80x Vergrößerung, 2,5mm Austrittspupille
Ein 200/1600 mit 20mm Okular = 80x Vergrößerung, 2,5mm Austrittspupille
-> Bild gleich hell, gleiche Vergrößerung
Ausprobieren http://www.sternfreunde-muenster.de/orechner.php
Formeln und Co http://www.otterstedt.de/wiki/index.php/Austrittspupille
[Helligkeit und Vergrößerung]
Teleskope machen flächige Objekte nicht heller als mit dem bloßen Auge.
Das Auge nimmt aber größere Flächen besser wahr.
Ein 100/1000mm Teleskop hat bei 2mm AP 50x Vergrößerung,
ein 200/1000mm Teleskop hat bei 2mm AP 100x Vergrößerung.
Betrachtet man jetzt so eine "kleine" Galaxie, ist sie in den Teleskopen gleich hell, aber im 200mm Teleskop wesentlich größer.
Die Austrittspupille kannst Du auch am Teleskop gut sehen wenn Du es tagsüber zB. auf eine weiße Wand richtest, und aus etwas Entfernung das Okular betrachtest.
Je nachdem wie weit sich die Iris öffnet(Alter, Erkrankungen, aber auch Lichtverschmutzung!) macht eine AP >7mm keinen Sinn.
[Weiterführende Links]
Hier im Forum ist natürlich immer nur eine recht rudimentäre Erklärung der Begriffe möglich, und selbst dann werden die Postings sehr lang
Schau auch mal auf
http://svenwienstein.de/HTML/einsteiger-ecke.html
http://www.binoviewer.at/beobachtungspraxis.htm
http://www.ajoma.de/html/einsteiger.html
http://www.eifeltwister.de/anfaengertipps.htm
http://taunus-astronomie.blogspot.de/
http://deepsky-brothers.de/ (die Einstiegstouren dort sind auch nett, wenn man noch keine Aufsuchkarten oder Bücher hat)
Allerdings sind einige Seiten nicht mehr Aktuell-
Das Lidl Skylux gibt es nur noch gebraucht, einige neue Okulartypen sind auf dem Markt...
Aber als Informationsquelle lohnt sich das schmökern, und auch um verschiedene Meinungen und Ausrüstungstipps zu vergleichen.