Beiträge von RobertR im Thema „Lüftereinfluss“

    Hallo Kollegen,
    als Planetenfilmer kann ich Erfahrungen beitragen. Lüftung funktioniert bei mir praktisch gut am 300mm 50mm Sitalspiegel in dickem geschlossenem Hartpapier-Isotubus mit 345mm Innendurchmesser. Kriterium ist dabei die Bildqualität mit 10.000mm Brennweite bei laufender webcam auf Bilschirm und anschließen Qualität gestacktes Bild aus Video.


    Temperaturgefälle 3..5°C Luft zwischen Bodennähe und Teleskopöffnung hab ich nachts im Winter schon öfter gemessen. Wenn man da Tubus hinten nicht schließt oder dafür sorgt, dass Lüfter konsequent nur über Tubusöffnung oben ansaugen, hat man schnell einen beschlagenen Spiegel. Bei > 3°/h Temperaturabfall über Nacht packe ich ein, weil der Spiegel nicht mehr nachkommt und Tubusseeing immer schlecht bleibt.


    Bzgl. Lüftung hab ich Experimente mit mehreren kleinen, einem 120er großen Lüfter und dazu mehreren kleinen Lüftern auf Spiegeloberflächenhöhe gemacht. Die hinteren Lüfter sind bei mir in hinten aufsetzbaren Deckel aus Styropor integriert. Hab hier mehrere Varianten gebaut, die ich schnell auswechseln kann. Wenn Lüfter nicht benötigt werden, setzte ich Deckel auf Lüfter. Ich kann jeden Lüfter einzeln verschließen und steuern. Der Lüfterdeckel wird luftdicht mit Klebeband zum Tubus gedichtet. Ergebniss: die mehreren kleinen Lüfter sind nicht so efektiv wie ein großer starker Lüfter bei insgesamt selber Antriebsleistung, die kleinen Seitenlüfter generell ineffizient. Mit dem großen Lüfter ist man am schnellsten abgekühlt. Vermutlich gibt es Kurzschluß zwischen den Lüfern, wenn es mehrere sind - einer saugt dem anderen die Luft ab anstelle für Zirkulation am Spiegel zu sorgen. Müßte man sich mal mit Rauch (natürlich mit Spiegelatrappe[;)])anschauen.


    In der Auskühlfase gebe ich lüftertechnisch Vollgas und verschließe Tubus vorne mit einem feinen Filtergewebe, so dass nicht jedes Insekt oder Staub in den Tubus gesaugt wird. Wenn Teleskop temperaturausgeglichen ist, kommt Filtergewebe runter und Deckel auf den Lüfter. Hinten ist Teleskop dann geschlossen und temperturisoliert, vorne offen [:D].


    Hab bei excellentem seeing experimentiert, ob langsam laufende Lüfter positiven Einfluß auf die Bildqualität bei bereits ausgeglichener Optik hat (Thema "Tubusseeing"). Eindeutig sieht man auch langsam laufenden Lüfter bereits am Monitor als mehr Bewegung im Bild. Beim Multipointstacking können die Programme das aber scheinbar ganz gut herausrechnen. Mein definitiv nach Stacking und Bearbeitung bestes Jupiterbild ist mit laufendem Lüfter enstanden. Wenige Minuten später hab ich Lüfter ausgeschaltet und abgedeckt, Temperturgradient war 0. Ohne Lüfter sieht Bild auf Bildschirm ruhiger aus, entwickelt in Multipoint Stacking war kein großer Unterschied am Endbild zu erkennen (wenn, dann zum Vorteil des langsamen Lüftens[8D]). Visuell scheint mir ohne Lüfter besser, das Auge ist nicht so schnell wie die Videokamera.


    Mein nächster Schritt ist nun ein geschlossener ISO-Tubus mit 390mm Innendurchmesser, der drei verschiedene Spiegel aufnehmen kann (350er 25mm stark Suprax, 300er Sital 50mm stark, 300er 38mm stark Suprax). Der Tubus ist nun schon 6 Monate im Einsatz, hat aber noch nie perfektes seeing gesehen. Gleichzeitig (siehe Nachbarthema)muss ich noch etwas mehr Liebe in die Spiegelzellen stecken. Und immer notieren, wie der Spiegel steht. Eine lange Taukappe ist schon vorhanden, eine ultralange geplant - mal schauen, wie weit ich vom Bodenseeing wegkomme[8D] und inwieweit ich Tubusseing durch größeren Tubus beeinflussen kann. Für den 350er Spiegel hat sich das schon bewährt. Interessant wird auch, welcher der drei Spiegel am besten funktionieren wird, sprich die höchste Auflösung an Planeten abliefern wird - über Jahre war das der 300er Sitalspiegel.


    Insgesamt ist das "Optimum" Teleskopöffnung - Lüftung - Tubus - Spiegelzelle - Spiegelmasse - Taukappenlänge eine heikle Geschichte und wird mit zunehmender Spiegelmasse nicht einfacher, insbesondere bei großen Temperaturgefällen über Nacht und dem üblichen Temperaturgradienten zwischen Boden und höheren Luftschichten im Winter. - Nicht umsonst sitzen Großteleskope gerne auf Türmen und werden aufwändig temperiert. Interessant sind hier auch die Experimente von Anthony Wessely (aktive Spiegelkühlung und Verbundglasspiegelkonstruktion)http://www.acquerra.com.au/astro/equipment/Nemesis-16/.
    Hab vor zuviel Elektrik am Teleskop Hemmungen[B)] - schon jetzt ist nicht jedem zufälligen Passanten klar, was da aufgebaut ist, wenn zig Lüfter voll laufen, alles ringsum verkabelt ist und Laptops und Meßtechnik am Berg rumstehen.

    LG
    Robert