Beiträge von Mettling im Thema „Bresser 76/350 Dobson: Justieren und Optimieren“

    Hallo Dieter,


    Das System mit den außen liegenden Justierschrauben ist zumindest mal etwas anderes. Und wer weiß, vielleicht hast Du damit ja auch den Grundstein zu einer erfolgreichen Karriere als ATMler gelegt. (ATM = Amateur Telescope Making). Ich wünsche Dir viel Spaß und Erfolg mit Deinen kleinen, feinen Teleskopen.


    Ich habe meinem Bresser mittlerweile zwei vernünftige Okulare gegönnt (20mm und 6mm Goldkante) und unten an die Bodenplatte einen Stativadapter (30mm Tischbein von OBI) geschraubt. Damit sitzt er fest auf dem alten Fotostativ meines Vaters in angenehmer Beobachtungshöhe. Demnächst werde jetzt noch einen Leuchtpunktsucher oben rauf schrauben. Dann ist er fertig und dann gibts auch wieder Bilder. [:D]


    Bis dann:
    Marcus

    Hallo Dieter,


    Freut mich, dass Du ein gelungenes First Light mit dem kleinen Bresser hattest. Da hast Du am eigenen Leibe erfahren, was eine gute Justage bei einem Newton ausmacht. Aber auch dass sie nicht wirklich kompliziert ist, wenn man das Prinzip erst mal begriffen hat.


    Dass der 76/700 ein besseres Bild liefert als der 76/350 hat zwei Gründe.
    Zum ersten der zu kleine FS des Bresser, der die effektive Öffnung auf rund 55mm herabsetzt. Wenn der FS des Seben die richtig Größe hat, hast Du dadurch mehr Licht und mehr Auflösung. Deshalb habe ich meinem Bresser den größeren FS spendiert.
    Zum zweiten haben die einfachen Teleskope Kugelspiegel statt Parabolspiegel. Und ein f/4,6-Kugelspiegel ist einfach schlechter als ein f/9 weil beim langsamen Öffnungsverhältnis die Kugelfläche näher an der optimalen Parabel ist als beim schnellen Spiegel.


    Wie Du siehst gibt es eine ganze Menge Theorie, auch bei vermeintlich einfachen Einsteigerteleskopen. Aber gerade das macht für mich einen großen teil der Faszination der Astronomie aus. [8D]


    Viel Spaß noch mit deinen Teleskopen:
    Marcus

    Hallo Dieter,


    Willkommen im Astrotreff. [:)]


    Erst mal Hut ab, dass Du Dich als Einsteiger ohne Vorwissen an die Justage wagst. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich auch einige erfahrene Hobbyastronomen gerne darum drücken.


    Zu Deinem Problem:
    Dass Du den Rand des HS durch den OAZ nicht siehst, liegt in der Tat am zu kleinen FS. Aber wenn Du eine Mittelmarkierung auf dem HS hast, brauchst Du das auch gar nicht.
    Erst mal die Filmdose. Sie muss ein kleines Loch haben, durch das Du gerade noch durchsehen kannst. Also einen Millimeter. Die Innenseite des Deckels malst Du weiß an oder legst sie mit weißem Papier aus. Der Hauptspiegel ist montiert und hat eine Mittelmarkierung. Der Plastikring, der ihn in seiner Zelle hält darf nicht festgeknallt sein, er soll etwas Spiel haben. Die drei Löcher im Tubus für die Halteschrauben musst Du zu Langlöchern bis kurz vor den unteren Rand auffeilen.


    Erster Schritt: Positionieren des FS.
    Das kannst Du ohne Dose machen und hast es glaube ich auch schon geschafft.
    Zuerst schaust Du von vorne in den Tubus und kontrollierst, ob der FS halbwegs in der Mitte des Tubus ist. Dann aus etwas Entfernung genau senkrecht in den OAZ geschaut, soll der FS zentrisch und möglichst rund erscheinen. Dafür wird der FS mit der Mittelschraube und durch verdrehen des Armes in die richtige Position gedreht und um die Achse der Mittelschraube rotiert. Die drei Einstellschrauben sollten dabei möglichst gleich weit rein gedreht sein, werden jetzt aber noch nicht zur Einstellung benötigt.


    Zweiter Schritt: Ausrichten des FS.
    Nun kommt die Dose zum Einsatz. Durch das kleine Loch schaust Du genau auf der Achse des OAZ auf den FS. Nun verstellst Du mit Hilfe der drei äußeren Einstellschrauben am FS-Träger den FS so, dass die Mittelmarkierung des HS genau mittig im Fangspiegel erscheint. Der FS soll dabei nicht verdreht oder in seiner Position verstellt werden. Er wird nur mit Hilfe der drei Schrauben gekippt.


    Dritter Schritt: Kontrolle.
    Wenn die HS-Mittelmarkierung mittig im FS zu sehen ist, schau Dir noch mal den Rand des FS an. Erscheint er immer noch mittig und rund? Wenn ja, ist alles gut. Wenn er außermittig und oval aussieht, zurück zu Schritt eins und ihn wiederholen. Danach Schritt zwei wiederholen. Du wirst von Mal zu Mal weniger verstellen müssen, bis dann irgendwann der FS mittig im OAZ steht und die HS-Mittelmarkierung mittig auf dem FS zu sehen ist.
    Ich musste diese Prozedur auch bei extrem verstellten Teleskopen nie mehr als drei mal durchlaufen. Also nur Mut.


    Vierter Schritt: HS ausrichten.
    Nun löst Du die drei Halteschrauben des HS-Zelle gerade so weit, dass Du die Zelle im Tubus ein wenig verkippen kannst. Ich musste dafür einen Schraubendreher zur Hilfe nehmen.
    Wenn Du durch die Filmdose schaust, siehst Du im FS unten den HS mit der Mittelmarkierung. Darin siehst Du irgendwo die Reflektion der weißen Innenseite der Filmdose mit dem kleinen schwarzen Loch in der Mitte. Das schwarze ist Deine eigene Pupille.
    Nun verkippst Du die Hauptspiegelzelle so lange, bis die Reflektion der Filmdose genau mittig um die Mittelmarkierung des HS zu sehen ist. Dann vorsichtig die Halteschrauben wieder anziehen, dabei darauf achten, dass der HS sich dabei nicht wieder verschiebt.


    Fünfter Schritt: Abschlusskontrolle.
    Wenn Du nun durch die Filmdose in das Teleskop schaust, sollst Du folgende Dinge sehen, die alle konzentrisch umeinander liegen sollen:
    1. Der Fangspiegelrand
    2. Die Hauptspiegel-Mittelmarkierung
    3. Die Reflektion der weißen Innenseite der Filmdose
    Wenn das alles schön konzentrisch ist, ist der Newton bestmöglich justiert.


    Achtung:
    Im Teleskop siehst Du noch etwas anderes, nämlich die Reflektion des Fangspiegels unten auf dem Hauptspiegel. Das kannst Du gut erkennen, wenn Du von außen einen Finger an den FS-Rand legst. Also nicht der FS direkt im OAZ stehend, sondern ein Mal im HS gespiegelt.
    Dieses Abbild des FS muss NICHT zwingend mittig erscheinen. Wenn er etwas außermittig erscheint. macht sich das in minimal ungleichmäßiger Ausleuchtung bemerkbar, beeinträchtigt aber nicht die Abbildungsqualität. Und wenn Du bis hierhin sauber justiert hast, wird er auch halbwegs mittig sein. Aber für die Abbildungsqualität ist die Zentrierung der optischen Achsen entscheidend. Und dazu müssen die Schritt fünf genannten Kontrollen passen.


    Probiere es noch mal aus. Und wenn das alles so passt, hast Du das bestmögliche getan. Wenn das Bild dann immer noch grottig sein sollte, sollte mal jemand drauf schauen, der sich damit auskennt. Vielleicht von einem Astroverein oder einer Volkssternwarte. Es besteht nämlich auch die Möglichkeit, dass der Spiegel (in diesem Preissegment) eine Gurke ist und einen eigenen starken Bildfehler hat. In dem Fall bringt die beste Justage nichts.


    Aber probiere es erst mal. Auf jeden Fall lernst Du die Grundlagen des Justierens, was Du bei einem späteren, besseren Teleskop auf jeden Fall nutzen kannst. Allein das ist schon das "Lehrgeld" wert.


    Viel Erfolg:
    Marcus

    Hallo Silvia,


    Ich schaue gerade nach einem Monat zum ersten Mal hier rein, deshalb die späte Antwort.
    Mit einer Webcam habe ich den kleinen noch nicht ausprobiert, in der letzten zeit nutze ich die wenigen zur Verfügung stehenden Nächte ohnehin ausschließlich visuell.
    ich befürchte aber, dass der sehr schnelle Kugelspiegel auch an einem kleinen Chip am Rand noch deutliche Fehler zeigen wird. Gerade bei der ALccd5L-IIm mit ihren sehr kleinen Pixeln.
    Wie schon gesagt, es ist ein absolutes Einsteigerinstrument für nicht allzu hohe Ansprüche. Aber probiere es doch einfach mal selbst aus. Das Teil wird in der Bucht immer noch sehr günstig angeboten. Da kann man meiner Meinung nach wenig falsch machen.


    Bis dann:
    Marcus

    BresserDobs2


    Hallo Freunde der kleinen Teleskope,


    Es gibt etwas neues von dem kleinen Dobson. Wie oben schon geschrieben, ist der 18mm FS doch sehr klein geraten. Ich habe mal in MyNewton ein bisschen rum gerechnet und dabei kam heraus, dass ich keine 100% Ausleuchtung auf der optischen Achse habe. Wenn ich die Rechnung richtig interpretiere, wird die Öffnung des Kleinen durch den unterdimensionierten FS auf effektiv 55mm reduziert, ausgehend von 100% auf der Achse. Kein Wunder also, dass mir das Bild verglichen mit dem 80er ED so dunkel erschien. Da ich ja ausprobieren will wie weit ich den Kleinen bringen kann war klar: ein größerer FS musste her.


    Mit freundlicher Unterstützung der Firma Bresser ( Danke, Anke [:)] ) konnte ich einen 35mm FS montieren. Der ist zwar eigentlich viel zu groß, aber dafür habe ich nun 14mm zu 100% ausgeleuchtetes Feld. Die Obstruktion ist natürlich nicht ohne: 46% linear, 22% in der Fläche, die lichtsammelnde Fläche entspricht der einer 67mm-Optik, das theoretische Auflösungsvermögen dem einer 41mm-Optik. Das ist natürlich nicht so prall, aber auf der anderen Seite habe ich es hier mit einem f/4,6-Kugelspiegel zu tun. Das ist sowieso nicht das Auflösungsmonster. Und das PST hat auch nur 40mm Öffnung. [:D]


    Also frisch ans Werk, neuen FS montiert (natürlich mit Offset), Newton neu justiert (Wo ist denn der FS-Rand? Ach so, außerhalb des Gesichtsfeldes der Filmdose.) und ein neues Stativ unter den Dobson. Ich hatte noch ein einfaches Alustativ von meiner Celestron-Gotomonti, das reicht aus.
    Und dann war Zeit fürs First Light.


    Und was soll ich sagen: ich bin begeistert! Echt. Kein Scheiß! [8D]
    Zuerst ein kurzer Sterntest an Vega: Justage ist OK, nach wie vor Unterkorrektur durch den sphärischen HS, aber deutlich weniger als erwartet. Bei niedrigen Vergrößerungen ein gutes Bild in der inneren Gesichtsfeldhälfte, weiter außen natürlich starke Koma.
    Dann Nordamerika mit dem 22er Panoptic und Lumicon UHC. Was soll ich sagen: der Nebel springt einen bei 16x förmlich an. Unübersehbar und sehr gut abzugrenzen. Der Golf von Mexico komplett und bequem zu überschauen, so einen Anblick des Nebels hatte ich noch nie! Ich habe eine gute Viertelstunde nur den Nebel gemacht. Einfach toll.
    Cirrus: beide hellen Teile gut zu sehen, wenn auch mit wenig Details. Aber zumindest die Hexenhand zeigt Strukturen. Eine leichte Aufhellung im Gebiet von Pickerings Triangle, aber das können auch Sterne gewesen sein.
    Sardr-Region: Aufhellungen im Bereich der hellsten Nebelpartien, aber nicht sicher festzumachen. Auch das können mit den Nebeln assoziierte Sternwolken gewesen sein.
    Crescent: da liegt die Grenze. Nicht eindeutig auszumachen.
    Also Filter raus:
    Die Plejaden waren ein Anblick zum träumen. Wie immer bin ich nicht sicher ob um die hellen Sterne Streulicht ist oder ich anfange den Reflektionsnebel zu sehen.
    Andromeda: Endlich sprengt sie mal nicht das Gesichtsfeld. Gut zu sehen, beide Begleiter ebenfalls. Natürlich keine Details, aber der Himmel war sehr aufgehellt (5,0mag). Da ginge unter dunklem Himmel mit Sicherheit noch mehr.
    Ich wurde mutig: M33 war eindeutig zu sehen und richtig auffällig. Damit hätte ich nicht gerechnet. Natürlich keine Details, aber immerhin.
    H & Chi Persei etwas verloren im großen Bildfeld, aber dennoch ein toller Anblick.


    Also niedrige Vergrößerungen kann der Kleine. Deshalb habe ich die Vergrößerung hoch gejagt.
    7,5mm (46x) stand das Teleskop sehr gut. Die Sterne waren Punkte mit leichten Fransen durch die Unterkorrektur. Ein paar offene Sternhaufen ließen sich gut auflösen. Also weiter: 5mm (70x). Das entspricht der Minimalvergrößerung meines 16"ers...
    M15, GC im Pegasus, blieb ein Matschfleck. Offene Haufen gingen aber recht gut. Ich habe den Perseus und die Auriga abgeklappert. Aber die niedrige Auflösung und die Bildfehler machten sich bemerkbar und höhere Vergrößerungen waren nicht sinnvoll. Passt aber auch, das theoretische Auflösungsvermögen legt die Grenze bei 82x, davon geht noch der Kugelspiegel runter. Bei 70x ist also Schluss.
    Dann die Probe aufs Exempel:


    Jupiter.


    Winzig klein und sehr hell. Das größte Problem war die Fokussierung, die einfach nicht feinfühlig genug ist. Da fehlt die Untersetzung. [;)] Dennoch waren die beiden markanten Wolkenbänder blickweise auszumachen. Aber er hat durch die enorme Helligkeit stark überstrahlt. Ich hätte es noch mal mit einem Graufilter versuchen sollen, habe aber nicht daran gedacht.
    Damit ging das Firstlight zuende.


    Alles in allem hat mich der Kleine mit dem vergrößerten FS ausgesprochen positiv überrascht. Zwar ist die maximal sinnvolle Vergrößerung nicht allzu hoch, aber bis dahin konnte er durch seine Lichtstärke an flächigen Objekten durchaus überzeugen. Vor allem der Anblick des Nordamerikanebels hat mich wirklich begeistert. Und dass ich auch unter einem 5,0mag-Himmel M33 so einfach finden konnte war eine ausgesprochen positive Überraschung. Das Bild ist verglichen mit dem alten 18mm-FS deutlich heller geworden. Und mit dem 22mm Panoptic komme ich auf gut 4,25º, das macht den Kleinen zu einem veritablen Richfielder.
    Hohe Vergrößerungen gehen naturgemäß nicht so gut. Mit einem kleineren FS könnte man die theoretisch sinnvolle Vergrößerung natürlich noch weiter steigern, aber ob der Kugelspiegel das zulässt ist natürlich eine andere Frage. Nach meinen Berechnungen in MyNewton wäre ein 28er FS optimal. Da wäre dann 96x mit einem 3,6mm-Okular das Maximum. Aber dafür wäre dann sicherlich ein Parabolspiegel notwendig. Und 96x ist an Planeten auch nicht so der Brüller... [;)]


    Ich werde jetzt noch etwas an der Mechanik machen, vor allem eine vernünftige Verbindung zwischen Dobson und Stativ bauen. Und eine Peileinrichtung brauche ich auch noch. In einen Leuchtpunktsucher zu investieren lohnt sich eigentlich nicht, ich werde vielleicht Kimme und Korn basteln.
    Aber meine Begeisterung über die Möglichkeiten des "Klenen" hält an. Ich habe im Moment richtig viel Spaß mit dem Spielzeugfernrohr für 30,- Euro. [:D]


    Bis dann:
    Marcus

    Hallo Carlo,


    Vielen Dank für den schönen Bericht. Im wesentlichen deckt er sich ja mit meinen Erfahrungen und auch meinem Fazit: ein nettes kleines Teleskop, wenn man bereit ist, ein wenig Arbeit zu investieren.
    Das mit dem zu kleinen FS ist allerdings so eine Sache. Ich habe nun keine Ahnung wie man so etwas ausrechnet, vielleicht sollte ich mich doch mal mit MyNewton beschäftigen. Ich werde den Newton heute Abend mal durchmessen. Wenn die Ausleuchtung wirklich deutlich zu gering sein sollte, würde ich dem Kleinen glatt noch einen größeren FS spendieren. Ich betrachte ihn mittlerweile ohnehin mehr als lustiges Bastelprojekt. Und 37% lineare Obstruktion bei einem 28mm FS wären glatt noch zu verschmerzen, das sind knapp 14% in der Fläche. Und so teuer sind die auch nicht.


    Auf jeden Fall danke für das Feedback:
    Marcus

    Hallo Leute,


    Danke für das Feedback. Ja, das Nagler in dem kleinen Kinderfernrohr ist schon ein lustiger Anblick. ZumGlück habe ich mir ein kindliches Gemüt bewahrt, da ist das genau das richtige Setup für mich. [;)]


    Ich habe mir übrigens grade bei TS ein 6mm und ein 20mm Superplössl bestellt. Mal schauen, wie die sich in dem Kleinen machen.


    Bis dann:
    Marcus

    <i><u><b>Das Bresser 76/350-Dobson Teleskop </b></u></i>


    Hallo Freunde der kleinen, günstigen Teleskope,


    Jeder von uns kennt das Firstscope und weiß auch, dass es noch ein paar sehr ähnliche Teleskope auf dem Markt gibt. Da die Qualität dieser Geräte aber meist sehr negativ beurteil wird, hat es mich immer gereizt so einen kleinen Kinderdobson mal selber auszuprobieren.
    Vor ein paar Tagen wurde ich HIER auf ein sehr günstiges Ebay-Angebot aufmerksam gemacht. Ein Bresser Junior 76/350-Dobson für rund 30,- Euro. Normalerweise kosten die wie das Firstscope um die 70,- Euro. Ich überlegte nicht lange und schlug zu. Einfach aus purer Neugier, was ich da denn bekommen würde. Ich hatte keine allzu großen Erwartungen, war aber gerne bereit, mich eines besseren belehren zu lassen.


    Nach ein paar Tagen hatte ich das Teleskop in der Post. Der kleine Dobson ist sauber und sicher verpackt. Das auf dem Karton abgebildete Kind zeigt deutlich die Zielgruppe an. Eher Spielzeug als ernstzunehmendes Instrument ist die Botschaft.
    Der Lieferumfang ist vorbildlich: Der recht stabile und gut bewegbare Dobson, Okulare H20mm und H6mm, eine 2x Plastik-Barlow, ein Mondfilter, eine niedliche kleine drehbare Sternkarte, eine CD mit Stellarium, eine kurze Bedienungsanleitung und ein kleines Heftchen mit einer allgemeinen Einführung in die Astronomie. Also alles, was ein ambitionierter kleiner Sterneentdecker braucht. [;)]


    Aber meine Ambitionen sind natürlich größer, mich interessiert die Qualität der optischen Komponenten. Also habe ich mal genauer hin gesehen. Beim ersten Blick in den Plastik-OAZ kam dann der Schreck:





    Der FS liegt viel zu weit vorne und nicht in der Mitte des OAZ. Das ließ nichts gutes erwarten. Ich bin dann in den Garten und habe mal die mitgelieferten Okulare ausprobiert. Schon der erste Blick bei Tag durch das H20 (Huygens?) zeigte einen kräftigen Farbsaum und die ungleichmäßige Ausleuchtung des Gesichtsfeldes. Das 6mm zeigte weniger Farbe, die Plastik-Barlow dafür um so mehr. Soweit ich sehen konnte, hat sie eine Einzellinse. Kein Wunder also. Den Mondfilter habe ich nicht ausprobiert, er ist aber hellblau. Vielleicht eher etwas für einen Planeten...
    Ich habe das Teleskop dann erst mal beiseite gestellt.



    <i><u><b>Bastelzeit</b></u></i>


    Es wurde Sonntagnachmittag und ich hatte Zeit und Lust zu basteln. Also habe ich mir den Kleinen mal vorgenommen und ihn justiert.
    Zuerst der FS. Die Halterung hat immerhin eine Halte-und drei Justierschrauben. Also Potential. Die Halteschraube ist auch lang genug um den FS mittig unter den OAZ zu bekommen, allerdings sind die Justierschrauben dann zu kurz. Zum Glück habe ich drei lange M3-Schrauben bei mir im Keller gefunden und sie ersetzt. Mit ein bisschen biegen an der Einarmspinne bekam ich den FS dann auch schnell mittig unter den OAZ. Das ganze sieht nun etwas abenteuerlich aus, aber ich will ja durch- und nicht draufschauen:





    Der HS hat natürlich keine Mittelmarkierung, also erst mal ausbauen. Er liegt in einer nicht justierbaren Plastikhalterung, gehalten von einem mit drei Schrauben festgeknallten Plastikring. Also Spiegelzelle ausgebaut, Spiegel aus der Zelle, Mittelmarkierung gemacht, Ring gelockert dass der Spiegel minimales Spiel hat und wieder rein. Der Spiegel ist übrigens aus rund 10mm dickem Glas gefertigt. Das gefiel mir schon mal gut.
    Der FS ließ sich dann problemlos auf den HS ausrichten, letzterer war aber völlig dejustiert. Da der Spiegel nicht in seiner Zelle justiert werden kann, wollte ich die ganze Zelle dann im Tubus kippen. Dafür waren die Löcher der drei Halteschrauben aber zu klein. Also Zelle noch mal raus, Langlöcher in den Tubus gefeilt, Zelle wieder rein. Durch etwas biegen und drücken ließ sich der HS dann auch überraschend gut auf den FS und OAZ ausrichten und fixieren. Durch die Filmdose sah das ganze schon sehr gut aus. Nur der Offset fehlt... [;)]
    Der Spalt zwischen Tubus und HS-Zelle zeigt aber deutlich, wie weit ich sie kippen musste um sauber zu justieren:





    Neuer Test mit den mitgelieferten Okularen: deutlich gleichmäßigere Ausleuchtung und auch mehr Schärfe in der Mitte. Am Rand nicht. Nun hat der 76/350 natürlich f/4,6, ist also schon anspruchsvoll was die Okulare angeht. Aber ich habe das passende Okular in meinem Koffer:





    Angemessen, oder? [:D]
    Das 12mm Nagler T4 kostet mal eben das 12-fache des Teleskops, aber was solls. 30x ist eine gute Vergrößerung am Tag. Und ich hatte ein schön ausgeleuchtetes 82º-Feld. Am Rand allerdings sichtbare Unschärfe. Spiegelkoma?
    Mit fiel auf, dass sich der Newton in Azimut nicht so gut bewegen ließ. Ich habe dann das Lager zerlegt und fand Hartplastikgleiter auf einer Hartplastikoberfläche. Nicht optimal. Außerdem klemmte die Azimutachse etwas. Also das Lager in der Pressholzplatte etwas größer gefeilt und Velours auf die Gleiter geklebt. Und dann auch gleich Veloursscheiben auf die Gleitflächen des Höhenlagers geklebt. Wieder zusammen gebaut und schwupps: der Newton ließ sich mit einem Mal richtig schön sanft bewegen. Perfekt. Nur die Hartplastikfüße des Teleskops gleiten zu leicht auf der Tischoberfläche, da kommt bei Gelegenheit etwas anderes drunter.


    Nun störte mich nur noch die Aufstellung auf dem Gartentisch. Immer ist eine Tischkante im Weg, das nervt. Ich will ein Stativ! Aber woher nehmen? Mir fiel dann ein, dass das Holzstativ meiner SP-DX oben eine schöne glatte Fläche in der richtigen Größe hat. Gesagt, getan: drei Streifen doppelseitiges Klebeband später war auch dieses Problem gelöst:





    Das ist doch mal ein angemessenes Stativ für ein 3"-Teleskop, oder? [;)]
    Das Setup war bereit, die Nacht konnte kommen...



    <i><u><b> In der Praxis </b></u></i>


    Ich hatte zwei Nächte Gelegenheit, den 76/350 zu testen. Leider war der Mond schon im zweiten Viertel, deshalb war ein Deepskytest nicht wirklich möglich. Aber für ein paar Aussagen reicht es allemal.
    Der Überblick im 12er Nagler zeigte ein übersichtliches Feld von 30x und rund 2,5º bei einer AP von 2,6mm. Ein richtig schönes Weitfeldinstrument also. Grobe Bildfehler sind mir nicht aufgefallen, am Rand aber deutliche Koma. Kein Wunder bei f/4,6. Leider passt mein Paracorr nicht in den 1,25"-OAZ. [;)]


    Auf zum Sterntest. Mit 2,5mm Okularbrennweite (145x, AP 0,54) zeigte sich ein leichter Asti. Der typische ovale Donut und statt Beugungsringen vier Beugungskleckse um das mittlere Scheibchen. Das extrafokal ausgefranste Beugungsscheibchen zeigt eine Unterkorrektur an. Ich habe nicht so viel Ahnung von theoretischer Optik, aber soweit ich weiß könnte das ein Hinweis auf einen Kugelspiegel sein.
    Allgemein bin ich von der optischen Qualität aber ausgesprochen positiv überrascht worden. Sowohl Asti als auch Unterkorrektur halten sich in Grenzen und machen sich erst bei höchsten Vergrößerungen bemerkbar. Bresser legt das Teleskop für maximal 116x aus, das macht zumindest mein Spiegel in akzeptabler Qualität mit.


    Also weiter zum Mond. Da habe ich mir einen unfairen Vergleich erlaubt und neben dem Dobson meinen 80/560er ED aufgebaut. Böser Marcus. [:D]
    Sinus Irdium leuchtete hell auf und war das Testfeld auf dem David sich Goliath stellen musste. Und was soll ich sagen: er machte sich nicht schlecht. Ich habe verschiedene Kombinationen von Okularen und Barlows ausprobiert und an besten war das Bild mit dem 15mm Eudiaskopischen Plössl und der 3x Meade TeleXtender. (Auch diese Kombi kostet ein Vielfaches des Teleskops...) Bei 70x hatte ich ein knackiges Bild ohne Säume und Unschärfen auf der Achse. Auch das mitgelieferte H6mm lieferte ein überraschend gutes Bild, natürlich bei einem Minigesichtsfeld. In einer vernünftigen 2x-Barlow (nicht dem Plastikeumel der dabei lag) kam es dann aber an seine Grenze und zeigte erste leichte Unschärfen am Mond. Da lag der ED natürlich deutlich weiter vorne.
    Ich denke, die Grenze für den kleinen Dobson liegt bei 4mm Okularbrennweite, respektive 88-facher Vergrößerung. 3mm gehen so grade noch, somit sind die mitgelieferten Okulare von ihren Brennweiten her im Prinzip gut ausgelegt. Wenn sie qualitativ nur nicht so unterirdisch wären... [:(]


    Ein bisschen Deepsky habe ich dann auch noch versucht. H & Chi Persei machten sich schon recht gut im Teleskop, von der Koma natürlich abgesehen. Ich habe dann todesmutig den UHC-Filter in das Nagler geschraubt und damit auch M27 gefunden und grob die Hantelform sehen können. Aber für mehr war der Mond einfach zu hell.


    Alles in allem hatte ich zwei sehr nette Beobachtungabende. Der kleine Dobson hat sich gegen den ED tapfer geschlagen und sich dabei besser gemacht als ich erwartet habe.



    <i><u><b>Fazit </b></u></i>


    Ich hatte beim Kauf keine allzu großen Erwartungen an den kleinen Dobson gestellt. Pure Neugier und Lust zu experimentieren und basteln waren meine Hauptmotivation. Und ich muss sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde. Zum einen ist das Paket prinzipiell wirklich sinnvoll zusammen gestellt, zum anderen zeigte das Teleskop nachdem ich es massiv überarbeitet hatte ein überraschend gutes Bild. In Anbetracht des sehr günstigen Preises habe ich für mich persönlich nichts daran auszusetzen.
    Natürlich ist das hier ein Kinderteleskop und die Auflösung ist nicht beugungsbegrenzt. Aber wenn man die Kirche im Dorf lässt ist das in Anbetracht des Preises zu verschmerzen.


    Wo ich aber deutliche Kritik üben muss ist beim Auslieferungszustand des Teleskopes. Ich konnte durch zwei Stunden Bastelarbeit und vor allem mein Wissen um Justage und Lageroptimierung das Instrument in einen gut brauchbaren Zustand versetzen. Aber <i>out of the box</i> war das Teleskop nicht nur nicht justiert, sondern <i>nicht justierbar!</i> Ich musste selbst längere Justierschrauben einsetzen, die HS-Lagerung entspannen und Langlöcher in den Tubus feilen. Und dann einmal komplett durchjustieren. Sicherlich hätte das Teleskop auch so einem Kind und unerfahrenem Laien ein Bild und einen schönen Mond gezeigt. Aber bei einem Teleskop mit einer UVP von rund 70,- Euro kann man meiner Meinung nach schon etwas mehr erwarten. Zumal längere Justierschrauben in der chinesischen Produktion sicherlich nicht die Kalkulation hätten platzen lassen.


    Um Bresser in dieser Sache Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muss man natürlich festhalten, dass das Teleskop von einem Onlinehändler für weniger als die Hälfte der UVP vertickt wurde. Wer weiß, auf welchen Kanälen er an die Geräte gekommen ist. Vielleicht ist es Ausschussware. Vielleicht sind die 76/350er die von Bresser und Konzessionären regulär verkauft werden besser justiert. Ich kann es nicht nachprüfen, aber ich hoffe es doch sehr.
    Des weiteren muss man festhalten, dass ich hier ein altes Modell habe. Bresser bietet mittlerweile das Nachfolgemodell unter dem Label National Geographic an:
    http://www.meadeshop.de/item.php5?lang=de&id=9015000
    Da liegt dann noch ein 4mm Okular bei und laut Ankes Info im oben verlinkten Thread hat das Teleskop auch einen etwas größeren FS. Hoffentlich sitzt dieser FS auch da, wo er hin gehört...[;)]


    Genug gemeckert. Ich will den kleinen Dobson nicht schlechter machen als er ist. Ganz im Gegenteil, ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Teleskop. In dem Teil steckt mehr Potential als ich erwartet hatte, aber man muss es halt erst heraus arbeiten. Dazu gehören neben der beschriebenen Justierung auch bessere Okulare.
    Was habe ich weiter damit vor? Vermutlich werde ich es im Wochenendhaus meiner Eltern deponieren. Das liegt im Dunklen an der Ostsee und da kommen immer mal meine Neffen und die Kinder meiner Cousine zu Besuch. Dann habe ich ein Teleskop vor Ort mit dem ich ihnen mal was zeigen kann und mit dem sie auch selbst herum experimentieren können. Dazu will ich noch einen Stativadapter für das Cullman meines Vaters basteln und zwei einfache Plössl besorgen. Ich dachte an die Superplössl von TS in 9 und 25mm in Kombination mit der bereits vorhandenen einfachen achromatischen TS-Barlow. Die sind preislich dem Gerät angemessen und sollen qualitativ ganz OK sein. Kann da jemand etwas zu sagen? Alternativ hätte ich die Vixen Plössl in 8 und 25mm im Auge.
    Mit der f/4,6-Randunschärfe muss ich halt leben, dafür habe ich ja die Barlow.


    Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meinem Kauf. Wenn ein erfahrener Hobbyastronom ein kleines Teleskop als Geschenk sucht und bereit ist, selber Hand anzulegen, kann ich dieses Instrument empfehlen.


    Diskussion und abweichende Meinungen zu diesem Teleskop und meinem Bericht sind natürlich wie immer willkommen.


    Bis dann:
    Marcus


    <i>Edit: Betreff präzisiert</i>