Beiträge von schlauchboot im Thema „Megapixelwahn oder nicht?“

    Rainmaker, mit dem Binning und/oder Bildgrößenreduzierung gebe ich Dir recht. Eine Alternative, wenn die Brennweite zu groß ist und einem die finale Bildauflösung nicht interessiert.


    Zum Eurem Thema Megapixel/Objektiv: Interessant sind hier die Mamiya 645 Mittelformat-Apo-Objektive.


    Grüße, Kai

    Rainmaker,


    ich möchte mich nicht in Deine emotionalen Auseinandersetzungen mit Stefan mischen, aber zum eigentlichen Thema von Fabio und Deiner Aussage "Also denk nicht weiter nach und leg los." erlaube ich mir doch, etwas zu sagen:


    Gerade, wenn Du in der Astrofotgrafie einfach los legst, ohne Dir im Vorfeld über die Kombination Kamera/Brennweite und Seeing Gedanken zu machen, generierst Du mengenweise Probleme und Frust. Eine DSLR ist durch die kleinen Pixel kritisch, jedoch mit dem richtigen Instrument eine einfache und Kabelsalat-arme Kombination. Ich hatte genau diese Infos zu Beginn nicht, wurde von einem Online-Shop falsch beraten und habe, wie sehr viele andere Einsteiger in das Thema, nur unscharfen Ausschuss fotografiert.


    Vielleicht ist es doch sinnvoll, sich über dieses Thema Gedanken zu machen.


    Grüße,


    Kai

    Fabio, ich wollte Dich nicht erschrecken – sorry. Natürlich können mit einer DSLR tolle Bilder gemacht werden. Thomas Henne hat gerade ein neues Bild vom Iris-Nebel veröffentlicht, das – mit einer tollen Bildbearbeitung – die Möglichkeiten einer DSLR (6,25micron) aufzeigt: http://www.distant-lights.at/ngc7023-2013_06_17-gr.htm


    Die passende Brennweite ist eines von vielen Aspekten für ein scharfes Bild: perfekt Fokussieren, eine Montierung mit geringem, mechanischem Spiel, Luftfeutigkeit, Transparenz, Guiding, Teleskop-Optik und vieles mehr.


    Der Seeing-Effekt ist vergleichbar mit Bewegungsunschärfe in der Tageslicht-Fotografie. Hier hat man den Vorteil, dass man durch kurze Belichtungszeit die Bewegung "einfrieren" kann.


    Große Pixel gibt es nur noch bei CCD-Kameras. Und leider, je größer der Pixel, desto teurer. Weitere Vorteile einer s/w-CCD-Kameras mit großen Pixeln sind:
    – durch eine längere Brennweite können größere Öffnungen genutzt werden, was die Sterne kleiner – und da hat natürlich Stefan auch recht – die Details von Objektes kontrastreicher abbildet
    – eine DSLR-Kamera generiert aus vier Pixel einen Farbpixel, d.h. dass bei gleicher Pixelanzahl des Sensors eine s/w-CCD die vierfache Auflösung hat.
    – durch die Kühlung wird das Rauschen verringert


    Einen guten Kompromiss stellt hier der relativ günstige 8300er-CCD-Sensor dar, der jedoch auch nur 5,4micron Pixelgröße hat. Du findest z.B. auf der Homepage von Steffen Behnke http://www.taunusuniversum.de tolle Bilder mit dem 8300er-Sensor. Er nutzt die Brennweiten, die zu seinem Sensor passen.


    Das Seeing spielt bei einer CCD-Kamera die gleiche Rolle, wie bei einer DSLR-Kamera mit gleichgroßen Pixeln.


    Zu Deinem letzten Satz:
    Das Seeing berückstigt – ja! Da wirst Du mit 1000mm Brennweite sehr weiche, verwaschene Bilder mit Deiner 600D erzeugen. Mit 500mm Brennweite, guten Seeingbedingungen und etwas Bilbearbeitung wirst Du es sicher viel besser hinbekommen.


    Und zum Ende noch eine wichtige Aussage, die Dich wieder beruhigen wird: Das Objekt, dass Du mit Deiner 600D und 500mm Brennweite aufnimmst ist zum Schluss auf dem Monitor genauso groß, wie mit einer CCD mit 9micron Pixel und 1000mm Brennweite!


    Grüße, Kai

    Hallo Fabio,


    es stellt sich ja bezüglich des Pixelwahnsinns hier die Frage nach der Auswirkung von Sensor-, Pixelgröße und Auflösung auf Astrofotos. Auch, wenn die drei Faktoren direkt zusammen hängen, haben sie aber unterschiedliche Auswirkungen auf das Bild und die Anwendung.


    <b>Die Chipgröße...</b>
    ...bestimmt das abgebildete Bildfeld. Je größer der Chip (unabhängig von der Pixelgröße) desto größer der Auschnitt des Feldes, desto größer muss auch der Korrektor sein. Hier eine Gegenüberstellung von drei gebräuchlichen Sensorengrößen:



    <b>Die Größe des einzelnen Pixel...</b>
    ist ein relevanter Faktor für die Bestimmung der Brennweite, um scharfe Bilder zu erhalten. Aus der Größe des Pixels und der Brennweite des Teleskops kann das abgebildete Bildfeld pro Pixel errechnet werden. Beispiel ein Teleskop mit 750mm Brennweite:
    Pixelgröße 9micron x 9micron 2,48 x 2,48 Bogensekunden
    Pixelgröße 5,4micron x 5,4micron 1,49 x 1,49 Bogensekunden
    Pixelgröße 4,3micron x 4,3micron 1,18 x 1,18 Bogensekunden


    Möchte ich eine optimale Schärfe des Bildes erreichen, so darf der Seeingwert (nicht FWHM-Wert) nicht über dem errechneten Wert sein. Anders ausgedrückt: Die scheinbare Bewegung der Objekte am Himmel muss innerhalb eines Pixel passen. In unseren Regionen liegen sehr gute Seeing-Werte zwischen 1,6" und 2", im Normalfall darüber. Wenn wir von einem guten Seeing von 2" ausgehen, dann können wir die maximale Brennweite für eine Pixelgröße ausrechnen, um ein optimal scharfes Bild zu erhalten:
    Pixelgröße 9micron x 9micron: 930mm Brennweite
    Pixelgröße 5,4micron x 5,4micron: 560mm Brennweite
    Pixelgröße 4,3micron x 4,3micron: 450mm Brennweite


    Hier ein Beispiel einer Sternabbildung eines Refraktors bei 500mm Brennweite mit unterschiedlichen Pixelgrößen:



    <b>Die Auflösung...</b>
    ist dann relevant für die Größe des Bildes auf unterschiedlichen Ausgabemedien. Möchtest Du zum Beispiel das Bild in einem Kalender drucken, so sollte es eine Druckauflösung von 300dpi (Dots per inch) haben. Beispiel:
    Der Sensor der Canon 60D hat eine Auflösung von 5.184 x 3.465 Pixel. Umgerechnet in 300dpi ergibt das eine maximale Größe von 43,89 x 29,34 cm.
    Möchtest Du z.B. einen Banner ausdrucken, der aus größerer Entfernung betrachtet wird, kannst Du bis ca. 75dpi Druckauflösung zurückgehen. Dies entspricht dann bei der Auflösung der Canon 60D einem Bild der Größe von 175 x 117 cm.


    Das sind natürlich alles berechnete Werte die nicht berücksichtigen, dass man in der Bildbearbeitung noch Tools hat, mit der eine gewisse Unschärfe ausgeglichen werden kann. Möchte man jedoch gleich im Rohbild diese optimale Schärfe erreichen, kann dies ausgerechnet werden.


    Um auf die ursprüngliche Frage einzugehen: Der Megapixelwahn und daraus folgende, immer kleiner werdende Pixel der DSLR-Kameras ist kontraproduktiv für die Astrofotografie. Denn kleinere Pixel bedeuten kürzere Brennweiten, die dann auch größere Sternabbildungen zur Folge haben.


    Grüße,


    Kai