Beiträge von oliva im Thema „Westhavelland dunkelster Ort (SQM-L: 21,78)?“

    Hallo Thomas,


    ja mit Rügen hast du wohl Recht. Ich wollte die Einschränkung bzw. noch den Zusatz mit den Randgebieten der Karten zu meinem Beitrag aufnehmen: Kann nähmlich auch ein Rendering Effekt sein, da an der Küste, Landesgrenze plötzlich auch so dunkle Stellen auftauchen.


    Nochmal kurz zu SQM vs. SQM-L. Also ich habe ein SQM-L. Und das misst max. 21.7 bei bedecktem Neumondhimmel auf La Palma. Die Astronomen geben dort 21.9 wie von Uwe Glahn als Himmelshintergrundhelligkeit an. Uwe hat auch mit einem SQM gemessen. Vor zwei Jahren habe ich einen Mitbeobachter auf dem Roque getroffen der hatte auch ein SQM-L. Wir haben praktisch identische Werte gemessen, die aber kleiner 21.7 waren. Ich messe immer abseits der Milchstraße, sonst macht das keinen Sinn.


    Das mit der Höhe ist ein Erfahrungwert. Auf La Palma liegt die Höhe der Inversionschicht auf ca. 2000m. Die Höhe der Passatwolken im Winter bis ca. 1800m. Im Sommer ist die niedriger. Die Wolken gehen bis 1000m und die Inversionschicht liegt dann vermutlich auch niedriger. Ich habe das im Winter immer erkannt indem ich das Termometer im Auto betrachtet habe oder die Luftfeuchte an der Wetterstation. Roque 3 Grad Celsius. 2000m 1 Grad. 1900m 0 Grad ect. Luftfeuchte Roque 20%. 1000m tiefer 80%.
    Das ist sehr interessant insbesondere auch die Tatsache, dass aus tieferliegenden Schichten kaum Feuchtigkeit oder Rauch aufsteigen kann. In La Palma liegt das an Scherwinden: Bei Hochdruckwetter kommt der Wind über der Inversionschicht 2000m häufig aus NNW und drunter aus NE. Deshalb schippern da die Passatwolken auch wie Kähne an der Insel vorbei. Bricht das Hochdruckgebiet zusammen, steigen die Wolken auch auf.
    Haben wir denn keinen Metereologen hier, der das mal erklären könnte ?


    Ja, das mit dem genialen Himmel. Ich habe das auch oft gehabt. Genial! wie letzten September in der Nähe von Wiesbaden. Eine Nacht war super und alle waren total begeistert. Ich hatte mein SQM-L dabei und da haben wir uns gegen 02-03:00 Uhr an die 21.1-21.2 rangerobbt. Und da habe ich gestaunt und konnte es nicht glauben. Dann war ich kurz drauf auf La Palma und konnte rückblickend nur sagen, dass das Messgerät qualitativ absolut recht hatte. Da habe ich mit Gerd z.B. eine Nacht gespechtelt und wir hatten Werte > 21.5.
    Vor zwei Wochen habe ich mal versucht Unterschiede zwischen 21.5 und 21.6 SQM-L zu "sehen". Es gelang mir nicht wirklich. Der Unterschied 21.3 zu 21.5 hingegen schon.


    Als erstes Kriterium für dunklen Himmel würde ich die gemessene Himmelhintergrundhelligkeit mit dem SQM-L bzw. SQM über die komplette Nacht machen. Oft fangen die schlechteren Plätze bei niedrigeren Werten an und erreichen dann die Spitzenwerte "nur" am frühen Morgen. Die sind aber nicht wirklich aussagekräftig. Bsp. s.o. Bonilla 21.2-21.6.


    Als zweites bestimmte Kriterien der Bortle Skala: z.B. das Zodiakallicht und die Lichtbrücke. Das Problem hier wiederum, dass dies nur im Herbst am Morgenhimmel und im Winter am Abendhimmel richtig gut geht. Dann sieht man auch den gelblichen Schein. Das ist unter sehr gutem Himmel aber enorm eindrucksvoll zu beobachten.


    Planeten: Helle Planeten stören tatsächlich die Dunkeladaption und Venus wirft Schatten. Bsp. Auf La Palma ist das so z.B. Jupiter und Venus.


    Airglowstreifen am Horizont: Auf dem Roque einfach und sehr beeindruckend zu sehen. Bsp.: Im Pinar de Araceli ebenso in Bonilla aber nicht!


    M33: Ist untauglich. Indirekt habe ich sie schon bei SQM-L 21.4 indirekt gesehen. Aber: M33 habe ich noch nie direkt leicht wie bei Bortle 1 und 2 beschrieben gesehen.


    Zurück zu den Zahlen: Es müsste sich doch in der Extinktion ausdrücken. Die wird doch auch für Standorte von Sternwarten angegeben. La Palma 0.12 mag im Zenit ? bei Saharastaub 0.8 mag. Quelle: http://www.ing.iac.es/astronomy/observing/conditions/. Jetzt müsste man das mit einer Flachlandsternwarte vergleichen. Oder ?

    Hallo,


    ich habe mal einen Fernsehbericht vor Jahren gesehen zum Thema Saharastaub/sand, wo gesagt worden ist, dass der Staub bis knapp über 3000m aufsteigt. Dass kann man auch auf den Kanarischen Inseln beobachten. Vom Flugzeug schaut bei starker Calima nur der Pico del Teide auf Teneriffa aus dem Dunst heraus. Die Canadas liegen wie der Roque halt noch drin.


    Die dunkelste Stelle am Himmel ist in der Tat im kleinen Bären zu finden. Das haben auch mal die Profis erwähnt. Das liegt m.M. daran, dass dort wirklich Null Lichtverschmutzung vorherrscht.


    Gruß


    Oliver

    Hallo Thomas,


    Die Cinzano Karten nutze ich nicht mehr, da sie aus meiner Sicht veraltet sind. Ich nutze für Spanien z.B. die hier: http://www.avex-asso.org/dossiers/pl/espagne/index.html. Die gibt es schon seit ein paar Jahren und vor ca. 3 Jahren waren sie noch etwas zu optimistisch, was Lichtverschmutzung angeht aber mittlerweile sind sie sehr gut.


    Ich kenne im wesentlichen 3 Beobachtungsplätze:


    1. Bonilla bei Huete - hellblau in der Karte. Dort gibt es eine permanente Wetterstation, die auch die Himmelhelligkeit misst. Link: http://observatorioremoto.scie…eb.net/meteoaam/meteo.htm. Leider gibt es keine Historisierung. Hier werden aber i.d.R. 21.5 lt. deren Messungen erreicht. Spitzennächte 21.6. Das deckt sich mit meinen SQM-L Messungen. Mein Bericht: http://estelar.de/artikel/bonilla.html


    Hier mal verschiedene Messungen während einer Starparty im Sommer 2010:




    2. Pinar de Araceli in der Nähe von La Puebla de Don Fadrique (Andalusien): - Absolut Transparent, d.h. keine Lichtverschmutzung. Ist auf La Palma Niveau. I.d.R. SQM-L 21.5-21.7 (s.a. http://estelar.de/artikel/pinar.html)


    Eigene Messungen:


    Beginn der astronomischen Dämmerung: 19:45 21.4 im Zenit. 20:00 21.51, 20:45 21.54 um Polaris, 22:10 21.50 um Polaris, 23:40 21.55 gr. Wagen, 0:35 21.60 gr. Wagen, 02:05 21.64 gr. Wagen. Ich messe insgesamt für einen Wert dreimal und bilde den Mittelwert. Der erste Messwert geht dabei immer in die Tonne weil der viel höher ist als die restlichen.


    3. La Palma: 21.5 -21.7.


    La Palma siehe meinen Bericht. Da geht die astronom. Dämmerung einfach mal bei 21.5 los.


    Hier auch ein Bsp. von Uwe Glahn : http://www.deepsky-visuell.de/Berichte/2011/ORM/SQM.jpg


    Für Deutschland gibt es auch eine Karte: http://www.avex-asso.org/dossiers/pl/allemagne/zoom.html


    Lt. der Karte sind transparente Bereiche nur auf Rügen zu finden. An zweiter Stelle Nordwestlich von Berlin zwischen Basdorf und Gadow.
    Aufgrund der Entfernung ist Berlin aber definitiv ein Problem.


    Ich habe mir die Seite von A. Hänel nochmal angeschaut. Dort steht nur was mit SQM, d.h. sind das doch SQM-Werte. Dann sind das umgerechnet auf SQM-L Werte meiner Einschätzung nach 0.2 weniger, also aus 21.78 wird 21.58 mit dem SQM-L. Das ist vielleicht in sehr guten Nächten nachvollziehbar. Spitzenwert auf La Palma war 21.68 mit meinem Gerät und unabhängig von einem Mitbeobachter durch eigenes SQM-L genau bestätigt.


    Ich hatte ja kurz erwähnt, dass ich mir den Deep Sky Beobachteratlas zugelegt habe. Dort ist auch die Bortle Skala drin. Die kann man eigentlich nur richtig anwenden, wenn man die zugehörigen Himmel alle mal gesehen hat. Dort heisst es u.a.: "In Deutschland sind die [Bortle] Klassen 1 und 2 nicht mehr vorhanden. Die Klasse 3 ist selten...Klasse 4 zählt für viele Beobachter schon als gute und seltene Ausnahme und LÖST BEGEISTERUNG aus". Habe ich gerade wieder erlebt. War unter sehr guten Wetterbedingungen eine Nacht in Bonilla (Bortle 3) und anschließende Nacht im Pinar de Araceli (Bortle 2). Im Pinar schien mir es als hätte jemand einen grauen Schleier vom Himmel gezogen.
    Deshalb bin ich da mittlerweile sehr skeptisch. Besonders mit Aussagen
    wie "Namibia Himmel in Deutschland gefunden". Fakt ist, dass auf La Palma auch SQM-L Werte von 21.2 auftreten können, z.B. bei Calima und Zirrusbewölkung. Das sind dann dort "schlechte" Nächte während es bei meinem Beobachtungsplatz in Deutschland Supernächte sind. Die "Begeisterung" bei Mitbeobachtern auslösen.



    Was wirklich blöd ist, ist die Tatsache, dass SQM und SQM-L abweichende Werte messen.


    Gruß


    Oliva

    Hallo Gerd,


    ja, ich habe es nochmal getan. Ich hatte noch Resturlaub und der musste weg. Ich habe mir - deinem Rat folgend - den Deep Sky Beobachteratlas gekauft und mitgenommen.


    Hier mein Bericht: http://estelar.de/artikel/lapalma2012.html


    Zurück zum Thema: Das mit der Durchsicht wurmt mich. Ich hatte eigentlich noch nie dunkleren Himmel gemessen aufgrund schlechter Durchsicht. Im Gegenteil. Die helleren Sterne erhellen den Himmelshintergrund signifikant, sehr gut messbar wenn z.B. Zirren durchziehen. Bei Calima (Staub) werden die Sterne auch schwächer und die SQM-L Werte geringer.


    Gruß


    Oliva

    Hallo Leute,


    mit den SQM-L Werten wäre ich etwas vorsichtig. Ich komme gerade von einer Astroexkursion zurück, da habe ich in einer Nacht auch einmal sogar gemittelte Werte um 21.78 mit meinem SQM-L gemessen. Vorher hatte ich das auch noch nicht. Ich habe die Werte ignoriert und das Gerät in die warme Hosentasche gesteckt. Paar Minuten später kamen auch wieder nachvollziehbare Werte raus.


    Ich kenne mittlerweile einige sehr gute Beobachtungsplätze in Europa und Werte > 21.7 habe ich praktisch noch nie gemessen. Dafür hatte ich mal im Dezember letzten Jahres die Möglichkeit unter perfekten Bedingungen auch den bedeckten Neumondhimmel auf La Palma durchzumessen. Der gemittelte SQM-L Werte war 21.7.


    Im Kern müsste man eine Zeitreihe bzgl. der SQM-L Werte über die ganze Nacht aufstellen. Das erlaubt sehr gut einzuschätzen, ob ein Beobachtungsplatz wirklich dunkel ist. Die Bortle Skala ist auch ein gutes Hilfmittel.


    Bei schlechter Durchsicht habe ich immer schlechtere SQM-L Werte gemessen. Die Durchsicht ist essentiell für messbar dunklen Himmel. Ich habe mir das Dokument von A. Hänel vor einiger Zeit auch mal angesehen (Finde ich aber im Netz momentan nicht). Für mich waren die gemessenen Daten schwer nachvollziehbar. Ich glaube das waren SQM-L Messungen, bin mir aber nicht mehr sicher.


    Beste Durchsicht hat man eigentlich meiner Erfahrung nach ab ca. 1500 - 2000m. Das kann man leicht prüfen indem man die Sonne versucht mit dem Zeigefinger abzudecken. Wenn sich dann kein Hof zeigt ist die Durchsicht sehr gut.


    Zwischen SQM-L und SQM scheint es auch deutliche Unterschiede bzgl. der Messwerte zu geben. Das SQM-L scheint um etwa 0.2 zu kleinere Werte anzuzeigen.


    Gruß


    Oliva