Hallo liebe Leute,
leider hatte ich von der Diskussion bislang nichts mitbekommen, bin erst heute auf darauf gestossen. Man hat nicht für alles Zeit, die solche Diskussionsgruppen leider kosten...
Versuche daher summarisch, etwas dazu zu sagen:
1) Ich habe nie behauptet, dass das Westhavelland der dunkelste Platz Deutschlands ist, lediglich, dass es mit zu den dunkelsten Deutschlands gehört! Die Aussage ist vom Redakteur der Zeitung. für mich dürften die Gegenden in Brandenburg (ich war ja auch schon beim HTT) und Mecklenburg-Vorpommern ähnliche Bedingungen haben. Wichtig ist aber, dass der Naturpark Westhavelland bereit ist, sich des Themas anzunehmen und dafür etwas zu tun. Gerade bereiten wir Beleuchtungsrichtlinien für die Städte dort vor - eine harte Arbeit, die auch politisch überzeugen muss!
2) Wie in den Diskussionen mehrfach geäussert wurde, ist es schwer, so eine Aussage zu treffen, viele Faktoren beeinflussen die Qualität:
- instrumentelle Fehler (ich habe ca. ein dutzend SQM-Ls direkt verglichen und messe immer mit mindestens 2 verschiedenen - das SQM benutze ich schon lange nicht mehr).
- Messweise: ich mache immer erst 3 Messungen, die ich nicht nutze, da das SQM da irgendwelchen Unsinn macht. Dann mache ich 4 Messungen im Zenit, wobei ich mich um die eigene Achse drehe und versuche die 4 Himmelsrichtungen zu nutzen. Dann schaue ich, ob und warum es Abweichungen gibt (Lichtquellen, Abschattungen?), erst dann wird der Wert notiert.
- ich habe die Messungen mit den RAW-Daten der Allsky-Bilder (Simulation Photometrie) verglichen, sie stimmen sehr gut überein.
- der stärkste Einfluss ist das Wetter, leider habe ich aber noch keine Größe (Feuchte, Sichtweite) gefunden mit der man die Himmelsqualität korrelieren könnte. Ich habe inzwischen auch viele Messungen an kontinuierlich arbeitenden Stationen.
- man muss wohl wirklich mit stellarfotometrischen Methoden arbeiten, die automatisch Himmelshelligkeit und Extinktion liefern, wie es beispielsweise der Kollege Wim Schmidt in den NL macht: http://www.sotto.nl/achtergrond-english.html Doch wer will den Aufwand machen - oder kann jemand sowas für DSLR-Aufnahmen automatissieren? Bzw. die Kosten für eine automatische Station zahlen?
- und dann gibt es natürlich noch: Polarlichter, Airglow, Milchstraße, Zodiakallicht mit -band und Gegenschein, Abschalten des künstlichen Lichts usw.
Schreibe zu dem Ganzen grade einen Bericht für die niedersächsische Bingo-Umweltstiftung, die das Projekt ja teilweise gefördert hatte.
3) Zu den Karten: Cinzano gibt den groben Verlauf, DMSP - 2010 und VIIRS die Details. In bluemarble.de kann man nicht weit genug reinzoomen, daher haben wir das Overlay für GoogleEarth, das in reduzierter Version auch auf einem Android Smartphone genutzt werden kann: http://lichtverschmutzung.de/seiten/karten.php. Damit kann man beliebig weit hineinzoomen und damit einzelne Beobachtungsplätze aussuchen.
Nachdem ich mit dem Autor mal vor einigen Jahren über seine Methode diskutiert hatte, war AVEX für mich indiskutabel (Michelin-Karten werden je nach Besiedlung/Industrie Helligkeiten zugeordnet und dann verschmiert).
War übrigens letzte Nacht im Harz unterwegs, um wieder dunkle Orte zu verifizieren. Die Wetterprognosen, die nur für den östlichen Harz klaren Himmel vorhergesagt hatten, stimmten punktgenau! Aber leider ist es nicht gelungen, das Zodiakallicht zu beobachten...
Würde mich für unsere Daten-Basis weiterhin über SQM-Messungen freuen, um wirklich die dunklen Orte in D (gerne auch F und E) identifizieren zu können,
Andreas Hänel
FG Dark Sky