Hallo Uwe,
volle Zustimmung zu M51!
Habe mir die Hunter-Zeichnung invertiert - geil!
Ich habe etwas gerechnet zum "Leviathan" mit dem 1,82m f/9 Spiegel.[;)]
Vorneweg: Dein Ansatz über die Zeichnungen und Berichte zu gehen ist der eine Weg - der bessere!
Die optische Qualität abzuschätzen ein anderer. Hier gibt es große Fragezeichen.
<b>1. Reflexionsvermögen</b>
Nimmt man 60% an gergeben sich bei zwei Flächen und zweilinsigem Okular effektiv D=1,13m nach heutigen Maßstäben (2x 90% Alu und Ethos[;)])
Bei 50% Reflexion sind es effektiv noch D=940mm
Hell war es also damals schon!
<b>2. Optische Qualität</b>
Nach verschiedenen Quellen (R.Wilson, RTO I) und der historischen Reihenfolge hat Lord Rosse gewusst, dass eine Parabel das Optimum ist und hat versucht der Form durch Abflachen des Randes nahezukommen.
Allerdings gab es noch keinen Test auf die Sphäre! Und keine Lokal-Retusche!
Das kam erst später durch Leon Foucault, und der sollsich recht abfällig über den Leviathan geäußert haben (it' a joke...)
Dasselbe beim Fangspiegel. Erhaltene und jetzt getestete Exemplare hatten teilweise so viele Interferenzringe, dass man sie kaum zählen konnte[xx(]
Mit anderen Worten:
Polieren, ins Teleskop einbauen, überraschen lassen[8D]
Allerdings wäre eine genaue Sphäre bei circa f/10 ausreichend gewesen, der Fehler ist recht groß und *weit* weg von beugungsbegrenzt. Er bleibt dennoch in der Nähe des Seeing-Fehlers an einem normalen Standort.
Wichtiger Punkt, denn unsere heutigen kurzen Teleskope (f/4 oder kürzer) sind ein Kompromiss zwischen schwieriger Asphäre und Baulänge.
Ein großer f/4 Spiegel zeigt ohne Parabolisierung absolut kein Bild.
Analog übrigens die Entwicklung von alten Refraktoren mit f/20 zu kurzen ED's und APO's.
Gut, eine Sphäre polieren ist kein Problem, denkt man so.
Aber halt!
PLOP sagt, die "Biegefreudigkeit" des 1,82m Bronzespiegels (130mm dick) liegt in der Nähe eines 850mm Pyrex-Meniskus mit 13mm Dicke.
Ja so ein Zufall[:D]
Mein 850mm f/3.9 mit gut 20mm Randdicke hat effektiv das Gewicht eines 13.5mm Meniskus.
Wenn ich mir jetzt vorstelle, da völlig ohne Messung eine Sphäre hinein zu polieren muss ich sagen: Respekt!
Da liegt man in der Regel *einige* Waves daneben. Vielleicht auch Dutzende!
Die Jungs von damals haben ihr Projekt extrem auf Kante genäht[;)]
Das erklärt auch die bahnbrechende Poliermaschine mit Entlastungssystem.
Man könnte auch sagen, die sind von der anderen Seite wie wir heute herangegangen:
Viel Licht - mangelhafte optische Qualität
Irgendwo gibt ein Optimum, trotzdem, Lord Rosse hat die Karten im Rahmen seiner der Möglichkeiten clever ausgespielt! Ein grandioses Lebenswerk ohne wenn und aber!
Das alles, zusammen mit dem Erstendecker-Bonus und der 1845'er Weltsicht erklärt die erhebliche Unsicherheit bei der Beurteilung der damaligen Möglichkeiten.
Deshalb, wie oben angedeutet, der Vergleich der Ergebnisse ist Dir, Uwe, hervorragend gelungen!
Viele Grüße
Kai