Beiträge von frasax im Thema „M51 Whirlpool-Galaxie“

    Hallo zusammen,


    das schärfen von Astrofotos ist etwas völlig Selbstverständliches und mit der digitalen Astrofotografie gewachsen. Das paradoxe an der ganzen Sache ist doch, "natürlich" ist in dem Fall das schärfere Bild! Die Erdatmosphäre sorgt doch für eine völlige Weichzeichnung unserer Fotos. Und genau diese Weichzeichnung kann man mathematisch mit einem Kernel beschreiben. Bei der Schärfung wird nichts anderes gemacht als diesen Kernel in die andere Richtung zu benutzen.
    Stellt euch vor ihr nehmt eure Liebsten draussen im Garten auf und jemand hält einen Gasbrenner unter die Linse. Die aufsteigende wabbernde Luft macht es euch völlig unmöglich ein scharfes Bild zu erhalten. Darum hinkt auch der vergleich mit den Pin Up Girls völlig, denn diese werden wenigstens unter Bedingungen aufgenommen unter denen man ein scharfes Bild erwarten kann (was dann daraus gemacht wird ist künstlerische Freiheit und eine Sache des Geschmacks, aber hier geht es mal gerade nur ums Handwerk).
    Das Problem ist natürlich der Kernel arbeitet nicht so wie er soll, und es ist leider unmöglich den Effekt so umzukehren das wir tatsächlich ein völlig normales, scharfes Foto bekommen. Denn wäre es so hätten wir uns Hubble sparen können (und selbst da wird mit solchen Kerneln hantiert). Also muss man einen Kompromiss finden in Form einer geringen Schärfung. Hier ist Geschmack, Wissen und Fingerspitzengefühl gefragt.Tja und leider geht es dann oftmals schief und schaut "unnatürlich" aus.


    Der Pin Up Girl Vergleich hinkt aber aus noch ganz anderen Gründen: Wieder das Beispiel: Wir gehen raus in den Garten, die liebsten werden aufgestellt, die Kamera gezückt und abgedrückt. Belichtungszeit, Fokus etc. übernimmt die Kamera selber (das müssen wir Astrofotografen ja leider alles noch selber erledigen). Was kommt dabei raus? Nicht mehr als eine Dokumentation. Tante Ilse und Omma Erna vorm Baum. Das kann jeder und das wird milliardenfach ständig irgendwo auf der Welt gemacht.
    Jetzt kommt aber Jim Rakete oder Helmut Newton und fotografieren Tante Ilse und Omma Erna, und plötzlich wird aus dem Bild ein einzigartiges Kunstwerk. Und die haben genauso scharf gestellt und gut belichtet wie wir.
    Nun kann natürlich jemand kommen und sagen pah das gefällt mir aber nicht. Gut das ist das Recht eines jeden. Aber unterm Strich werden die Meisten sagen, hm schaut irgendwie besser aus.


    Natürlich ist es jedem selber überlassen ob er Astrofotografie rein zur Dokumentation betreibt. Schaut mal her da ist eine Supernova in M95. Dafür muss ich nicht stundenlang belichten und auch nicht stundenlang bearbeiten. Ich kann auch Astrometrie oder Photometrie mit einer CCD betreiben. Das gleiche Spiel. Allerdings muss ich das Handwerk dafür dennoch beherrschen. Und ich will das nicht abwerten! Ganz im Gegenteil. Das macht Spass, hat einen wissenschaftlichen Touch etc etc.


    Der hier gezeigte M51 ist sehr gut (darüber habe ich mich an anderer Stelle geäussert) aber nicht mehr und nicht weniger. Sehr gute M51 mit CCD oder DSLR gab und gibt es immer wieder. Und Vlad selber denke ich wird mir Recht geben. Wer gerade das VDS Journal 1/2012 rum liegen hat schaut sich mal die Titelseite an, dort ist ebenfalls ein Top M51 mit DSLR aufgenommen vorne drauf.


    Aussagen wie: Wenn man mit Hilfe der Bildbearbeitung sowas hinbekommt braucht man keine CCD mehr sind nicht korrekt. Die Qualität des Ausgangsmaterials ist doch alles entscheident. Was man daraus macht liegt eben an der Fähigkeit/Möglichkeit des einzelnen.
    Und das man mit einem ASA Newton und einer Top CCD unter namibischem Himmel besseres Ausgangsmaterial bekommt, als mit einem GSO Newton und einer DSLR unter deutschem Durchschnitts Landhimmel daran gibt es denke ich nichts zu zweifeln.
    Beispiele dafür wie jemand unter tollen Bedingungen mit tollen Gerätschaften völligen Mist produziert gibt es genau so viele wie andersherum.


    In diesem Sinne.


    CS Frank