Beiträge von Alfredo Segovia im Thema „Ein Plädoyer für den Paracorr am f/4-Dobson“

    Hallo Marcus, Stefan und Co.,


    ich kann dem Gesagten nur zustimmen und du sprichst mir aus der Seele [^]. Deswegen ein ganz langer Senf ebenfalls von mir noch dazu:


    Habe jahrelang mit Optiken zwischen f/4 und f/5 ohne Komakorrektor beobachtet. Hätte ich gewußt, was für ein WESENTLICH besseres und ästhetischeres Bild gerade bei f/4 durch die Verwendung des Korrektors entsteht, hätte ich mir vieeeel früher einen zugelegt.
    Bei f/3,3 gehts meiner Ansicht nach ohne gar nicht mehr bei langbrennweitigen Okularen, gell, Kai? ;)


    Der Grund warum ich mir bisher keinen eingebaut hatte, ist der, dass ich mich von den vielen "bringt nicht viel" Threads abschrecken hab lassen und mich daraufhin nicht mehr selbst damit beschäftigt habe. In Wirklichkeit haben nämlich viele -wie so oft- einfach keine richtige Ahnung von der Materie, tut mir Leid das sagen zu müssen, ist aber so. Man muß halt alles selbst ausprobieren [:D]


    Fakt ist, daß diese Korrektoren AUSSCHLIESSLICH bei Okularen viel bringen, bei denen der Astigmatismus sehr gut korrigiert ist. Die allermeisten verwechseln nämlich die Astigmatismuskorrektur von Okularen immernoch mit der KOMAkorrektur. Und genau DAS können selbst die BESTEN Okulare wie Nagler oder Ethos NICHT. Und zwar NULL. (Sonst würden sie nicht so gut an nicht-koma-behafteten Optiken wie Refraktoren funktionieren, schon mal einen Paracorr in einen Takahashi gesteckt? Gibt tatsächlich inverse Koma, guggschduselbst!)


    Den durch den seitlichen Lichteinfall auftretenden ASTIGMATISMUS korrigieren die Nagler, Ethos, Explore Scientific 100 usw. aber wirklich fast perfekt! Was man mit diesen bei schnellen Newtons am Bildfeldrand dann noch an Schweifen sieht, ist tatsächlich (fast)reine KOMA! Und genau diese wird dann durch den Paracorr wirklich super gekillt! Mit irgendwelchen anderen Okularen wie beispielsweise Erfles oder Ähnlichem bringen die Korrektoren deswegen nichts, weil diese Okulare einfach keine REINE Koma, sondern noch extremen Astigmatismus am Rand zeigen. Da ist die Koma durch den Paracorr zwar dann weg, aber der wesentlich stärkere Asti nicht. Und genau deswegen meinen wohl viele nicht so erfahrene Dobsonauten, daß die Dinger nix bringen...oder sie stecken die Dinger in ein f/8 Dobson und wundern sich, daß sie ebenfalls fast keinen Unterschied sehen [:p]


    Hab zuerst mit einem Paracorr 1 rumgespielt und festgestellt, daß dieser bei gutem Seeing am f/4 mit einem 31 Nagler gerade noch bis zum Rand gut korrigiert. Zum Testen hab ich ein ES 100Grad 20mm Okular, ein Nagler 31mm und ein Ethos 13mm verwendet. An allen mehr oder weniger dasselbe Bild: ohne Korrektor zeigt z.B. das sehr gute Explore Scientific 20mm (100Grad) wirklich zwar ein deutlich größeres Feld als ein Nagler, aber was da an zustätzlichen Sternen zu sehen sind, kann man sich ohne Korrektor einfach nur sparen: infolge der extremen KOMA bei solch extremen Bildfeldern einfach nur zusätzlicher Matsch! Das ist reine Geldverschwendung in meinen Augen, dann tuts auch ein Nagler! MIT nem Paracorr 2 (und hoffentlich bald mit dem neuen ES HR Korrektor der bald rauskommen soll)hats mich dann aber fast umgebeamt. IRRE! Der Blick von Rand zu Rand wie in einem Refraktor! Ich übertreibe nicht! Vor allem bei offenen Sternhaufen der Brüller!
    Da man mit den Paracorrs eine Brennweiteverlängerung von 15% in Kauf nehmen muß, ist es aber für mich sehr schwierig zu beurteilen gewesen, ob der Korrektor zusätzlich besseren KONTRAST oder nicht produzierte. Mir kam es jedenfalls so vor. Aber vielleicht ist es auch auf den nur dunkleren Himmelshintergrund zurückzuführen, wer hier mehr weiß, bitte melden ;) Was auf jeden Fall sichtbar war: die Grenzhelligkeit von ganz schwachen Sternen ist gestiegen!


    Ich fand den Unterschied so immens, daß ich mir jetzt in meinen Lomodobson mit perfektem Spiegel einen SIPS (Starlight Instruments integrated Paracorr System)fest eingebaut habe. Dabei handelt es sich um einen Paracorr 2, der FEST an nen Starlight Fokussierer montiert wird. Vorteil: man braucht nicht mehr zu tunen mit dem tunable Top! Einfach nur Okulare reinstecken und ganz normal fokusieren, fertig! ((==>) Kai: du hattest übrigens NICHT Recht mit der Aussage, daß das SIPS Murks ist - das Teil ist GENIAL, in jeder Hinsicht! Es ist absolut TOP verarbeitet, absolut justierstabil und in weniger als 5 Sekunden nachfokusiert, falls sich wie bei dir der Abstand zwischen Sekundärspiegel und Okular durch den Aufbau doch mal ändern sollte, wirklich ein Klacks! Nur die Schrauben sollte man durch Computergehäuseschrauben ersetzen, siehe: http://www.astromart.com/articles/article.asp?article_id=799 )Dann kann man innerhalb von Sekunden MIT und OHNE Sips beobachten, der Fokus ist mit oder ohne eingeschraubtem Sips identisch! Echt praktisch!


    Ich würde sagen, bis zu f/4 tuts ein Paracorr 1 auch noch, bei den Ethos und ES 100 wird die Koma am Rand aber bereits leicht auftauchen, ja selbst beim Nagler noch (entgegen der Werbung von Televue)! Erst bei f/5 sieht man kaum einen Unterschied mehr zwischen Typ 1 und Typ 2. Für Systeme schneller als f/4 wird der Unterschied dann wohl noch deutlicher...


    Also kann man zusammenfassend sagen, daß sich ein teurer, 4linsiger Komakorrektor nur dann lohnt, wenn man


    a) sehr gute Weitfeldokulare besitzt
    b) man eine schnelle, KOMAbehaftete Optik < f/6 hat und
    c) einen guten Spiegel hat, der nicht noch größere Bildfehler hat


    Wenn alle drei Punkte zutreffen: DO IT!! Man wird belohnt mit nadelspitzfeinen Sternen bis zum Rand! Und auch Planeten sehen am Rand nicht verwaschen aus (probiert es doch mal, Jupiter ohne Korrektor am Bildfeldrand zu beobachten [:D]


    Wenn aber auch nur einer dieser Punkte nicht zutrifft, bringt ein solcher Korrektor nichts. Im Gegenteil. Rein theoretisch wird die Bildschärfe in Feldmitte durch die minimal eingeführte sphärische Aberration des Korrektors gemindert! Das gilt vor allem für 2-linsige Korrektoren! Am Paracorr2 hab ich vor ein paar Tagen aber mit dem 99% Strehl Lomo ein Planetenbild gehabt, daß es mich von den Socken gehauen hat. Ich dachte zuerst, der SIPS wäre ausgebaut, war er aber nicht! Die Degradierung des Bildes ist also de Fakto auch in Feldmitte absolut vernachlässigbar, wers nicht glaubt, soll mal bei mir aufm ITV durchsehen! Diese Erfahrung deckt sich auch mit den RMS Spotsizes in Feldmitte, die so rumgeistern...Dies gelingt aber anscheinend nur mit den 4Linsern wie dem Paracorrs, dem neuen ES HR oder die von ASA, bei anderen Komakorrektoren mit nur 2 Linsen sieht das wohl anders aus, wenn ich die Bildeindrücke noch richtig in Erinnerung habe!


    cs,


    Alfredo [:)]