Beiträge von MartinB im Thema „Beobachtungsprogramme“

    Hallo Sönke,


    da sind wir ja "gerätetechnisch" auf Gleichstand. Ich habe den 8" Galaxy-Dobson, das ist aber m.W. dasselbe Gerät (in Kürze geht's dann bei mir mit 12" Eigenbau-Dobson weiter[:D][:D])


    Die Sache mit dem Seeing möchte ich korrigieren:


    Bei <i>schlechtem</i> Seeing (unruhige Luft) kann man zwar Galaxien beobachten, aber Kugelsternhaufen geben nicht viel her, und Doppelsterne schon gar nicht, weil die Auflösung zu schlecht ist.
    Mit 8" Öffnung merkt man das schon recht deutlich.
    Ebenso wichtig ist ein dunkler Himmel. Der läßt sich am einfachsten über die visuelle Grenzgröße beurteilen, d.h. welche Helligkeit haben die schwächsten Sterne, die man mit bloßem Auge gerade noch erkennen kann, und welche erkennt man gerade nicht mehr. Im Karkoschka sind dazu einige Sterne in der Nordpolumgebung mit genauer Grenzgröße angegeben.
    Ein weiterer Punkt ist die atmosphärische Streuung, die u.a. mit Staub und Wasserdampf in der Atmosphäre zusammenhängt.


    Also:
    Für <i>Galaxien</i> braucht man sehr dunklen Himmel, aber unruhige Luft (schlechtes Seeing) ist zumindest bei 8" Öffnung nicht gar so schlimm. Ich beobachte Galaxien meist nur bei Grenzgröße &gt;= 6,0m.


    Für <i>planetarische Nebel </i>reicht meist mäßiges Seeing. Wenn du sie findest, kannst du mit UHC oder OIII Filter beobachten, dann ist ein extrem dunkler Himmel nicht ganz so wichtig.


    <i>Kugelsternhaufen</i> findest du zwar auch bei recht hellem Himmel uns schlechtem Seeing, schön anzusehen sind sie aber nur, wenn das Seeing sehr gut ist. Nur dann kannst du sie im Teleskop auflösen.


    Zum <i>Doppelsterne trennen</i> brauchst du im Extremfall exzellentes Seeing, die Himmelsaufhellung spielt hier fast keine Rolle. Gerade bei dunstigem Wetter (schlechte Durchsicht) ist die Luft oft sehr ruhig und die Auflösung maximal.


    Für <i>Planetenbeobachtung </i>ist auch vor allem das Seeing entscheidend; wenn du möglichst viele Details sehen willst, ist zusätzlich ein dunkler Himmel und gute Durchsicht wichtig.



    Gruß,
    Martin

    Hallo Sönke,


    diese Frage beschäftigt sicher viele Einsteiger, deshalb antworte ich mal recht ausführlich.
    Letztes Jahr im Dezember war ich in einer ähnlichen Situation.
    Mittlerweile habe ich etwas mehr Erfahrung und kann vielleicht einige Tipps geben.


    Erst mal ist wichtig, mit welchem Gerät du beobachtest, d.h. was du überhaupt sehen kannst, und was dich interessiert. Manche Leute versuchen, schwache Objekte überhaupt zu erkennen, andere möchten in wenigen helleren Objekten möglichst viele Details sehen können.
    Nach diesen Kriterien sowie Standort, Wetter und Jahreszeit ergibt sich dann, was überhaupt möglich ist. Mit der Zeit lernt man das ganz gut einzuschätzen.
    Weil die Bedingungen für jede Nacht, jeden Beobachter und jedes Gerät sehr unterschiedlich sind, ist es nicht leicht, spezielle Empfehlungen zu geben. Ich werde also etwas allgemeiner bleiben.


    Ich selbst habe mir vorgenommen, den Himmel nicht chaotisch abzusuchen, sondern nach Sternbildern vorzugehen. Man kann sich mit einem kleineren Teleskop für eine Nacht 1-3 Sternbilder vornehmen, die gerade günstig stehen, und sie dann "abgrasen". Mir gefällt am besten eine Mischung aus intensiver Beobachtung einzelner Objekte und der Jagd nach schwachen, gerade erkennbaren Objekten. So gesehen sind für mich die weniger guten Nächte mehr zum Üben da.


    Wenn man möglichst viel sehen möchte, ist es sinnvoll, zu Beginn der Nacht Sternbilder im Westen zu beobachten und sich dann über den Zenit langsam nach Osten vorzuarbeiten. Objekte im Süden beobachtet man am besten, wenn sie gerade ihren Höchststand am Himmel erreicht haben ("Kulmination").


    Du kannst auch thematisch vorgehen:


    -alle gerade sichtbaren Messier-Objekte
    -Kugelsternhaufen
    -planetarische Nebel
    -"Edge-on" Galaxien (eher was wür fortgeschrittene Beobachter)
    - Doppel- und Mehrfachsterne (geht zur Not auch bei lichtverschmutztem Himmel)
    ......


    Man sollte eine Beobachtungsnacht unbedingt vorbereiten, d.h. vorher überlegen, was man beobachten möchte.


    Ich habe mir dazu den "Karkoschka- Atlas für Himmelsbeobachter" besorgt, der ist gut auf Einsteiger-Bedürfnisse abgestimmt und man kann ihn bequem mit nach draußen nehmen.
    Es gibt noch andere geeignete Bücher, die ebenfalls für Einsteiger geeignet und stärker thematisch gegliedert sind. Wenn du fit in der englischen Sprache bist, ist die Auswahl ganz ordentlich. Frag mal bei einem guten Astro-Händler danach.


    Es geht auch mit einem guten Astronomie-Programm. Ich benutze das kostenlose "Cartes du Ciel", das gibt es (auch deutschsprachig) über's Internet zum Download.


    Wenn du per Software deine Beobachtungsnächte planst, solltest du dir Aufsuchkarten ausdrucken, die in etwa dem Sucherbild entsprechen. Dazu noch Umgebungskarten entsprechend dem Anblick im Teleskop bei niedrigster Vergrößerung.
    Ganz wichtig ist die richtige Einstellung der Grenzgröße für den Ausdruck, d.h. auf der Karte sollten in etwa die Sterne erscheinen, die im Sucher bzw. Teleskop wirklich zu sehen sind.


    All das ist ganz zu Anfang nicht leicht, deshalb rate ich dir zuerst zu einem Buch wie dem Karkoschka. Zusätzlich kann eine drehbare Sternkarte sinnvoll sein, mit der du feststellen kannst, welche Himmelsregion gerade sichtbar ist.


    Obwohl ich "Papierkram" hasse, habe ich ein Beobachtungs-Logbuch angefangen. Draußen benutze ich einen kleinen Notizblock und zu Hause wird das in eine Datei übertragen. Das hat sich bereits als sehr nützlich erwiesen, und es macht Spaß zu sehen, wie sich die eigenen Beobachtungs-Fähigkeiten schon nach kurzer Zeit verbessern. Also auch immer mal wieder bekannte Objekte ansteuern!


    Viel Spaß beim Beobachten!
    Martin