Hallo Johann,
ja, vielen ist das nicht so klar.
Und der Trick, unter optimalen 45°-Strebenwinkeln die auftretenden Belastungen, also sowohl Kräfte
als auch Torsion, gleichgut in Zug- und Druckkräfte umzuwandeln, funktioniert bei flacheren Winkeln
und dünnen Streben eben nicht mehr. Je spitzer die Winkel und länger die Streben, umso geringer
die Steifigkeit. Bei optimaler Konstruktion könnten alle Strebenkreuzungen als reine Gelenke
ausgebildet sein.
Beim Extremfall paralleler Streben mit großer Länge funktioniert die Erzeugung von Druck-
und Zugkräften gar nicht mehr, und es treten nur noch Schubkräfte auf. Es besteht auch keine
Torsionssteifigkeit mehr. Beim diesem Grenzfall versagt ein Zollstock-Dobson natürlich: je spitzer
die Winkel werden, umso ungünstiger.
Die Ausführung mit sechs Streben funktioniert zudem nur dann, wenn das System in Haupt-
achsrichtung belastet wird – dies gilt hier für die Biegung. Bei einer Belastung, die nicht durch den
Schubmittelpunkt G des Stabsystems erfolgt, oder die nicht symmetrisch zur Hauptachse (bzw. G)
liegt, tordiert sich nämlich das gesamte Strebensystem unsymmetrisch (->Ausweichung) – und dies
ohne äußere Momente! Als weitere Folge dreht und kippt der Hut, und die Kollimation ist natürlich
hin. Wenn also das Sechs-Strebensystem mit der Spiegelzelle falsch gelagert wird, erzeugt man
starke Kollimationsabweichung infolge Torsionsausweichung!
Außerdem gelten auch noch andere Symmetriebedingungen für das Strebensystem, aber die werden
in der Regel ja eingehalten.
Gruß
Heiko