Beiträge von SigurRósFan im Thema „2011fe: Meine Fernglas-Supernova“

    Gestern Abend ergab sich endlich mal wieder eine Gelegenheit das Fernglas auf die Terrasse zu stellen und auf die Supernova zu richten. Verglichen zu den vorangegangen Beobachtungen war die Sichtung schon etwas schwieriger, jetzt war der Lichtpunkt besser indirekt zu erkennen. Meine Schätzung: Nach dem Maximum ist die Helligkeit bereits auf 10,4mag gefallen.

    Wow, das Teil ist immer noch 10,0mag hell. Immer, wenn sich ein wolkenloser Abend präsentiert, wird das 20x60 für eine kurze Helligkeitsschätzung raus in den Garten gestellt. Nun zieht sich der Mond ja nun vom Abendhimmel zurück, so dass ich die Supernova gestern wieder direkt sehen konnte, beim störenden Mondlicht war das nur indirekt möglich.


    Gestern jedenfalls empfand ich sie im Fernglas noch einen Ticken heller als mein 10,1mag-Vergleichsstern, schwächer ist sie auf keinen Fall.

    Danke für den ausführlichen Bericht.


    Da das Wetter in den nächsten Tagen wechselhafter werden soll und schon ab Mitternacht die nächste Wolkenfront reinzieht, werde ich es vorher nochmal mit dem 20x60 versuchen, das Maximum wird ja nicht ewig andauern. Für bessere Chancen werde ich diesmal raus in die Eifel düsen.

    Hallo Josef,


    sehr schön, dass es noch jemand mit dem Großfernglas versucht hat. Schreib doch noch was zur Beobachtung: Wie lange hast du die Supernova beobachtet und wie gut hast du sie indirekt gesehen? Bei mir war es ja eine grenzwertige Beobachtung, wo der neue Stern nur ein paar Mal kurz aufblitzte.

    Ich hab vor einer halben Stunde mit der Supernova-Beobachtung bei bestem Spechtelwetter begonnen. In der späten Abenddämmerung ließen sich am noch aufgehellten Himmel bessere Vergleichssterne finden, so dass ich eben die Helligkeit von 2011fe besser (als letzte Nacht) auf 10,7mag schätzen konnte.

    Hallo,


    seit vergangenen Donnerstag, nur ein Tag nach der Entdeckung am 24. August, sind alle Augen der Hobbyastronomen auf den neuesten Knaller gerichtet. Entdeckt wurde die Supernova mit dem 48-Zöller des Palomar-Observatoriums, dass seit 2009 vollautomatisch auf Supernovasuche geht. Anfangs hatte 2011fe nur eine Helligkeit von 17,2mag, dass man sie nur via Internet durch die Meldungen der Profiastronomen verfolgen, die den neuen Stern in M 101 schon spektroskopierten, doch schnell zeichnete sich eine rasante Helligkeitsentwicklung ab. Und wenn die erste M 101-Supernova vom Typ Ia tatsächlich bis auf maximal 10,0 mag klettern sollte, will man sich das auf keinen Fall entgehen lassen.


    Doch was war das für eine Wetterlage bitteschön? Während abends Wolken den Himmel überzogen, schien am nächsten Tag die Morgensonne von einem blauen Himmel. So sah der Wetterbericht für die ganze halbe Woche aus. Meist klarte es wohl erst um 1 oder 2 auf, aber leider klingelt schon um Viertel vor 6 der Wecker. Zumindest gab es so bereits ein Wiedersehen mit Orion und auch Sirius funkelte schon knapp über den Bäumen. Auch der Mittwochabend sollte so aussehen, doch statt Zirren gab's am Himmel keine einzige Wolke zu sehen. Also bin ich nach einem verspäteten Abendessen und einem letzten prüfenden Blick aus dem Fenster, hab ich direkt die Sachen zusammengesucht. Aber wohin jetzt? Natürlich musste ausgerechnet an diesem Tag das Auto in die Werkstatt, also konnte ich trotz des freien Donnerstags nirgendwohin. Ganz toll. So musste ich eben auf den Garten mit seinem beschränkten Himmelsausschnitt ausweichen, doch die Wagendeichsel war zu meiner Verwunderung doch noch gut sichtbar.


    Kurz vor halb 10 war der 12-Zöller einsatzbereit, Karkoschka und Aufsuchfoto hatte ich zur Hand und der Nachbar löschte sogar sein Terrassenlicht. Schnell wurde noch der Sucher an Mizar/Alkor ausgerichtet und nach vielleicht 5 Minuten Suche war ich mir sicher, am Galaxienkern von M 101 angekommen zu sein. Ein heller Stern war in direkter Nähe zu sehen und die Position stimmte auch: 2011fe war gefunden. Der bei der Explosion zerfetzte Weiße Zwerg existiert nicht mehr, jetzt leuchtet hier nur noch eine mit rund 20.000 km/s expandierende Trümmerwolke aus Kohlenstoff, Calcium, Silizium usw., die durch ihre Ausbreitung jeden Tag heller wird. So ist durch den gewaltigen Tod einer fernen Sonne ein neuer Stern in M 101 aufgetaucht, die eigentlich schon vor 21 Millionen Jahren untergegangen ist. Fast eine halbe Stunde sah ich dem Lichtpunkt zu, immer wieder ließ ich ihn durch das 15mm-Okular ziehen. Geeignete Vergleichssterne hatte ich mir nicht rausgesucht, so konnte ich die Helligkeit nur etwa zu 10,6mag oder 10,7mag (mein vorhergesagter Helligkeitswert für die Nacht) schätzen. Ganz begeistert saß ich am Fernrohr und beobachtete fasziniert diese scheinbar nahe und doch unerreichbare Sternzerstörung zu.


    Unter meinem 6,0mag-Dorfrand-Himmel war trotz 12" natürlich außer einer diffusen Kernregion nichts von der eindrucksvollen Spirale M 101 zu sehen. In meinem Ausdruck hatte ich noch NGC 5471 markiert, das hellste Nebelgebiet in der Galaxie. Indirekt war bei 100x ganz schwach ein 13,5mag helles Pünktchen, das eigentlich eine mit 1.700 Lichtjahren Ausdehnung gewaltige Wasserstoffansammlung darstellt, in der mit NGC 5471B sogar der Überrest einer Hypernova entdeckt wurde. Nach einer Stunde am Teleskop war das Himmelsareal um M 101 hinter den Bäumen verschwunden. Die Helligkeit der Supernova verleitete mich schließlich dazu, mir das Großfernglas mit Stativ unter'n Arm zu klemmen, Unterlagen und Rotlicht in die Pullovertasche zu stopfen und auf das benachbarte Feld umzuziehen - zum Glück wohne ich direkt am Dorfrand. Ich stellte mich in den Schatten eines Hauses, so dass mich kein direktes Licht von den Straßenlaternen störte. Hier, 100 Meter vom Garten entfernt, war die Milchstraße noch schöner zu sehen. Im Osten gingen bereits das Siebengestirn und der Fuhrmann auf. Nachdem ich erstmal den kleinen Ausschnitt des Ausdrucks mit der Abbildung im Karkoschka zur Deckung gebracht hatte, wusste ich, wo die Supernova im Feld des 20x60 zu suchen war. Unser Kater hielt neben mir die Stellung. Jetzt war natürlich Geduld gefragt, alles Streulicht wurde abgeschirmt und dann blitzte ein paar Mal tatsächlich im Feldstecher an der richtigen Position ein schwaches Fünkchen auf. Und es war kein Wunschdenken oder so, die Helligkeiten anderer Sterne passten auch dazu, dass ich grenzwertig die Supernova gesehen haben muss. Ein toller Augenblick, denn wann sieht man schon mal den feurigen Untergang einer Sternenwelt mit dem Fernglas. Hoffentlich steigt die Helligkeit noch 2011fe noch etwas weiter, dann wäre die Supernova auch ohne große Mühe sichtbar.


    Zum Abschluss schwenkte ich noch zu Jupiter, wo das 20x60 neben den vier Monden die dunkle Äquatorregion zeigte, und zum Fuhrmann, wo ich dem Grinsekatzen-Sternmuster bei phi Aur, direkt südlich von M 38, einen Besuch abstatten wollte. Das verschmitzte Grinsen der Cheshire Cat aus "Alice im Wunderland" steht zwar vertikal am Himmel, während der Fuhrmann aber noch tief im Osten steht, zeigt sich das Katzengesicht ohne den Kopf um 90° zu neigen. Über das ganze Gesichtsfeld zog sich das breite Grinsen aus einer 1,5° langen Sternkette, der Rest ist unsichtbar, genau wie in dem Kinderbuchklassiker – bis auf zwei Sterne 6. Größenklasse, die die Augen des Asterismus darstellen. Das es so klar werden würde, hätte ich nicht gedacht. Jupiter leuchtete verlockend und der Dobson wartete noch im Garten, aber trotz des freien Donnerstags heute, kam nach dem langen Arbeitstag die Müdigkeit. So brach ich um kurz vor 1 das Lager ab und machte mich zufrieden auf den Heimweg.