Beiträge von JSchmoll im Thema „Böser Carbon-Mythos jetzt tot?!“

    Hallo,


    ich hatte gerade als Endverbraucher die Entscheidung "Karbon oder nicht ?" zu taetigen.


    Alternativen waren:


    Instrument im Metalltubus, m = 15.7 kg, 1999 Euro.


    Instrument im Karbontubus, m = 14.6 kg, 2799 Euro.


    Fuer 40% Aufpreis sieben Prozent Gewichtsersparnis. Das war es mir nicht wert. Das Geraet wird groesstenteils stationaer betrieben werden, abgesehen von der einen oder anderen Starparty oder dem Astrourlaub in Autoentfernung (fuer Flugreisen waere es eh zu schwer). Ob ich nun 14.6 kg oder 15.7 kg auf die Montierung wuchte, aechzen werde ich sowieso. [:)]


    Sicher, die Expansion ist noch ein Vorteil. Aber da das Geraet in meiner Sternwarte stehen wird, werden die Temperaturgradienten nicht so schockierend gross sein wie beim staendigen Hinaustragenmuessen vom warmen Wohnzimmer in den kalten Garten. Bei meinem Newton im Blechtubus kontrolliere ich oefter den Fokus, habe aber bei f/5 nur allerseltenst nachfokussieren muessen. Das neue Geraet ist ein f/8-RC, also einerseits wegen der Oeffnungszahl gutmuetiger, andererseits wegen der Brennweitenverlaengerung des Fangspiegels um den Faktor 8/3 kritischer. Ich gehe das Risiko ein. Mein Celestron 9.25 im Alutubus hat diesbezueglich auch keine Zicken gemacht.

    Hi Michael und Tassilo,


    ich habe beim Verbauen von Hartpapiertuben nie ueber den E-Modul nachgedacht. Wo ich jetzt die Zahlen sehe, muss ich jahrelang den falschen Werkstoff genommen haben. Nur, dass ich bei meinem 10"-Newton beispielsweise (16 Jahre Hartpapiertubus) nie ein Durchbiegungsproblem hatte, und der Tubus ausserdem leicht ist.


    Schlussfolgerung - wie von Michael beschrieben: Der E-Modul spielt bei der konkreten Anwendung eine untergeordnete Rolle. Womit wir wieder bei den Grenzbereichen waeren. Offensichtlich ist das Flaechentraegheitsmoment eines 300mm durchmessenden Tubus, Wandstaerke 4mm, gross genug, um mit einem so niedrigen E-Modul auszukommen.


    Vielleicht kann man es so zusammenfassen:


    Carbontuben sind relativ leicht und viele moegen das moderne Design eines Carbontubus. Andererseits sind sie gerade in der Einzelfertigung kostpielig und schwieriger zu verarbeiten. Unterm Strich muss da die Entscheidung fuer Selbstbauer anders ausfallen als fuer den Fertigproduktkaeufer, dem die Verarbeitbarkeit egal ist. Zumal der Preis bei Serienproduktion natuerlich sinkt.


    Die Frage "Carbon oder nicht" ist also in den beiden beschriebenen Szenarien unterschiedlich gelagert.


    Vielleicht waere es sinnvoll, es wie bei den GSO-RCs zu machen und Carbon gegen Aufpreis optional anzubieten. Dann kann jeder Kunde fuer sich selbst entscheiden, ob ihm der Carbontubus den Aufpreis wert ist.

    Ich denke, dass es abgesehen von Materialeigenschaften eine Geschmacksfrage ist. Als ich meinem Bekannten den 6"-TMB verbaute, wollte er Carbon haben - aber weiss lackiert, weil wir beide fanden, dass es besser aussehe als ein dunkelgraues Carbonrohr.


    Nebenbei - ich habe geflucht, als sich herausstellte, dass das massgeschneiderte und suendhaft teure Rohr 2 cm zu lang war. Ich musste einen Abend lang mit der Handsaege ganz vorsichtig einen Ring entfernen. Als Selbstbauer ist mir geharztes Hartpapier oder Aluminium deutlich lieber, zumal es bezahlbar ist.


    Ich schiele gerade auf einen 10" RC von GSO - den gibts wahlweise in Alu oder in Carbon. Allein schon wegen des Preises werde ich mich wohl fuer den Metalltubus entscheiden. Meines Erachtens wiegen die Vorteile des Carbons (geringere Waermeausdehnung, geringeres Gewicht) den Preisunterschied nicht auf.