Beiträge von AchimS im Thema „Tivoli 2011 - meine Eindrücke und Beobachtungen“

    Hallo Gerhard,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Gamma Ray</i>
    <br />
    Hast Du meinen Freund Siegi, der eine Sternwarte mit einem Schiefspiegler betreibt, auch zufällig getroffen?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    deinen Freund Siegi kenne ich (meine ich) leider nicht. Während unseres letzten Besuchs auf Tivoli war zumindest kein Siegi dabei. Dein Name ist mir von Alois Ortner her geläufig - wenn Du ihn mal wieder treffen solltest richte ihm bitte herzliche Grüße von mir aus.


    Anbei noch zwei weitere Objekte, welche ich bei dem Trip beobachtet hatte. Beides Objekte für die 2. Nachthälfte (auch beim Sept-Neumond) und sehr lohnenswert.


    NGC1313– GX – RET – (mag8,7- sbr 13,1; 9,2 * 7,2') SQM 21,79 Zenith

    Zum Zeitpunkt der Beobahtung (gegen 03:00h) ca. 35 Grad über dem Horizont.


    NGC1097– GX – FOR– (mag10,5- sbr 13,8; 9,4 * 6,6') SQM 21,78 Zenith

    eine Balken-GX mit vielen Lichtknoten, zerklüfteten Bereichen. Zum Zeitpunkt der Beobachtung ca. 50 Grad hoch, leider war sowohl Seeing als auch Transparenz für namibische Verhältnisse nur etwas unterdurchschnittlich (jammern auf sehr hohem Niveau).


    Viele Grüße


    Achim


    p.s. wie dies die Hähne hinbekommen ist mir ein Rätsel: gegen 03.40h, noch über 1h vor Beginn der Dämmerung haben Hähne aus der "Siedlung" der Angestellten (5 kleine Häuser ca. 300 bis 400m von der Farm entfernt, jenseits der Beobachtungsplätze) das Krähen begonnen. Mir war dies in 4 Nächten aufgefallen, jeweils fast zur exakt gleichen Uhrzeit.

    Hallo erst mal .. [;)]


    vielen Dank für eure Beitäge / Kommentare.


    Anbei noch ein paar weitere Skizzen, ich spare mir mal die verbalen Beschreibungen:


    Zunächst der Homunkulusnebel um Eta Carinae (Stern mit mag 6,1 im Zentrum den Carina-Komplexes, ca. 18" * 12", schön orange); leider war der zum Zeitpunkt unserers Trips schon auf dem 'absteigenden Ast'. Bei höherem Stand und damit auch besserem Seeing wäre ggf. noch etwas mehr herauszukitzeln gewesen. Hier ist hohe Vergrößerung gefragt.


    Die große Galaxie im Pfau:
    NGC6744– GX – PAV - (mag8,3- sbr 14,2; 20,2 * 13,2') SQM 21,50 Zenith


    Ein Planetarischer Nebel, der einfacher zu beobachten war als ich erwartet hatte:
    PK290+07.1 = Flemming1– PN – CEN - (mag11,0- sbr 8,7; 0,5 * 0,5') SQM 21,54 Zenith


    Ein großer planetarischer, der auch von Nordhimmel beobachtbar ist:
    NGC246– PN – CET – (mag10,4- sbr 13,5; 4,0 * 3,5') SQM 21,85 Zenith


    Ebenfalls von Norden erreichbar:
    NGC4361– PN – COR – (mag10,9- sbr 11,1; 80“ * 80“) SQM 21,85 Zenith


    NGC5643– GX – LUP – (mag10,0- sbr 13,0; 4,7 * 4,2') SQM 21,55 Zenith


    NGC1566– GX – DOR – (mag9,7- sbr 13,9; 8,2 * 6,5') SQM 21,92 Zenith


    Viele Grüße


    Achim

    Hallo Gerrit,


    deine Frage kann ich recht gut beantworten, da Hubert und Andreas das Gerät gemietet hatten und wir einen direkten Vergleich mit meinem 17er + Startest angestellt hatten.


    Mein Fazit: der 20-Zoll f/5 Obsession ist in einem recht ordentlichen Zustand.
    Zur Mechanik: Zwar ist der Glassboard-Belag des Azimut-Lagers ziemlich verschlissen, doch beeinträchtigt dies die Nachführung in keinster Weise. Auch das Höhenlager ist leichtgängig. Bei der Miete darf man nicht vergessen, das die Okulare nicht gestellt werden. Am Hut ist ein Telrad angebracht, was m.E. fehlt ist ein Winkelsucher, welcher das Auffinden kleinerer Objekte merklich erleichtern würde.
    Zur Optik: der Hauptspiegel ist aus Astrosital und hat damit nicht mit thermischen Verspannungen zu kämpfen, es handelt sich um eine LOMO-Optik, welche Hr. Kellner für sich selbst reserviert hatte. Beim Startest konnte diese überzeugen, zu Strehl-Äußerungen lasse ich mich jedoch nicht hinreißen.
    Im direkten Vergleich zu meinem 17er kann ich sagen, das der 20er (immer noch) etwas lichtstärker ist, ein Indiz das die Beschichtung für das Alter in guten Zustand ist; der Spiegel wurde von Hubert vor der Beobachtung mit Wasser / Destillierten Wasser gereinigt. Meinen 17er hatte ich vor dem Trip mit Discofilm gereinigt. Aufgrund der Glasdichte wird es aufgrund thermischer Unterschiede (der Spiegel ist 6 oder gar 8cm Dick) meist in der 1. Nachthälfte noch einen Warmluftfilm auf der Oberfläche geben, der die Abbildungsleistung etwas beeinträchtigen dürfte. In meinem 17er konnte ich bei gleicher Vergrößerung (im Bereich von 250-fach bis 350-fach hatte ich dies verglichen) ein kleines bisschen mehr an Details erkennen.


    Wer keine Angst vor Leitern hat wird mit dem Gerät nach wie vor seine Freude haben.


    Viele Grüße


    Achim

    Hallo,


    anbei 3 weitere Objekte (Gruppen), die es mir bei dem Trip angetan hatten.


    In der Nacht vom 27. auf 28/07. hatte ich das gute Seeing genutzt, um den PN


    NGC6302 – PN – SCO (mag9,0- sbr 12,8; 72“ * 30“) SQM 21,50 Zenith
    einzustellen, grob auf halber Strecke zwischen Ups und Eps Scorpio gelegen und damit für unsere Gefilde immer (knapp) unter dem Horizont. Auffinden und ist ob der relativ hohen Helligkeit kein Problem. Schon im Übersichtsokular ist ein deutlich länglicher, strukturierter Nebel erkennbar. Beim ausgezeichneten Seeing wurde sehr hoch vergrößert. Wir beobachteten zu zweit, Jaap hatte sich zu dem Zeitpunkt zu mir gesellt und war herzlich zum Mittspechteln eingeladen. Die kräfige, länglich-ovale Zentralaufhellung des PN steht assymmetisch im Nebel, merklich gen W verschoben, die Hauptachse des Ovals im rechten Winkel zu jener des Gesamtnebels. Gen W sind zwei zangenartige Nebelausläufer erkennbar, auf der N-Seite etwas länglicher, aus der O-Seite kürzer aber kräftiger. Die Ausläufer gen O bilden vom Oval ausgehend eine Art flachen Trichter. Ca. 20“ vom Zentrum entfernt eine fläche Verdickung im Nebel, die in einen schmäleren Ausläufer mündet. Zwei Feldsterne um mag 13, ca. 15“ außerhalb der 'Zangen' runden das Bild ab. Beobachtet bei 360-fach, 505-fach und 650-fach (erst hiermit war die Grenze der förderlichen Vergrößerung erreicht)


    Noch zwei Beobachtungsanregungen für Uwe über GX-Gruppen (die aber sicherlich schon auf seiner Liste stehen):


    NGC6769-Gruppe:
    NGC6769– GX – PAV - (mag11,8- sbr 13,0; 2,2 * 1,5') SQM 21,55 Zenith
    NGC6770– GX – PAV - (mag11,9- sbr 13,2; 2,2 * 1,6') SQM 21,55 Zenith
    NGC6771– GX – PAV - (mag12,5- sbr 12,5; 2,3 * 0,5') SQM 21,55 Zenith
    es zeigt sich eine wunderhübsche 3er Gruppe auf 5' konzentriert, ca. 160 Mio LJ von unserer Heimatsterneninsel entfernt. NGC6770 als leicht ovale GX mit merklich hellerem, mäßig konzentriertem Zentralbereich, fast verschmolzen mit der direkt östlich angrenzenden NGC6769. Im ähnlich großen Halo offenbart sich hier ein kleiner Balken, nein, ein Balken mit S-förmigen Armansätzen. Zwischen den Gxen ein mag13.Feldstern leicht nördlich versetzt, ein weiterer 14,5er knapp davon 2' südlich. In dieser Richtung folgend nach ca. 4' NGC6771. Die ca. 4:1-Spindel mit relativ kräftigem, länglichem Zentrum bildet einen schöne Bereicherung. 4 Um Mag13-Feldsterne bilden eine nette Sternengruppe um diese GX herum. Beobachtet im 9er (202-fach) und 7er Oku (260-fach) am 31.07. gegen 21.30h bei 50 Grad über Horizont.


    Roberts Quartett:
    NGC92– GX – PHE - (mag13,1- sbr 13,6; 1,9 * 0,9') SQM 21,82 Zenith
    NGC89– GX – PHE - (mag13,5- sbr 13,0; 1,2 * 0,6') SQM 21,82 Zenith
    NGC87– GX – PHE - (mag14,3- sbr 13,6; 0,9 * 0,7') SQM 21,82 Zenith
    NGC88– GX – PHE - (mag14,4- sbr 13,2; 0,8 * 0,5') SQM 21,82 Zenith
    eine sehr ungewöhnliche Gruppe. NGC92, 89 und 87 sind grob in Form eines gleichwinkligen Dreiecks angeordnet, die Kantenlänge beträgt von GX-Kern zu GX-Kern jeweisl gut 3'. In der Mitte des Dreiecks liegt die kleine NGC88. Die Gruppe steht im Abstand von ca. 160 Mio LJ von uns, bemerkenswert die sehr unterschiedliche Gestalt der einzelnen GX'en, welche ich auch zum Großteil visuell erfassen konnte. Für mich am schönsten NGC92, die bei 260-facher Vergrößerung von einem rundlichen GX-Kern aus zwei zunächst eng, dann weiter gewickelte Spiralarme zeigt, die GX selbst deutlich länglich, Hauptachse von SW nach NO. NGC87 dagegen rundlich ohne markante Zentralaufhellung, unruhig, mottelig wirkender Körper. NGC89 ein Oval mit relativ großem, flächig-ovalem Zentrum. Dagegen NGC88 im Zentrum der Gruppe ein blasserer, rundlicher Schemen mit fast stellarem Kern, der am Rand (noch im Halo) hin zu NGC92 mit einem 14er Feldstern garniert ist. Aufgeführte Details sind nicht so als das diese einen anspringen würden, man muss sich schon etwas Zeit nehmen, um diese nach und nach herausarbeiten zu können. Für mich eine der schönsten kleineren GX-Gruppen, welche ich bisher beobachten konnte. Betrachtet am 27.07. gegen 02.45h bei 60Grad über Horizont.


    Viele Grüße


    Achim

    Hallo liebe Astrofreunde,


    vielen Dank für die freundlichen Beiträge. Mit den ersten 'Skizzenreinzeichnungen' bin ich auf den Geschmack gekommen - es geht von mal zu mal etwas besser. Noch fehlt die Übung, doch wird diese sicherlich noch kommen. Da ich mit meinem Scanner nun auch klar komme steht dem 'Vorzeigen' auch technisch nichts mehr im Wege.


    (==&gt;)Uwe: wie Du selbst schreibst sind Vergleiche zwischen Hakos und Tivoli bezüglich Beobachtungsbedingungen schwer zu treffen, können nur Momentaufnahmen sein. Meine Erfahrungen - basierend auf 1 Besuch in Hakos und 2 Besuchen auf Tivoli:
    Wind ist auf Tivoli m.E. weniger ein Thema. Zwar bläst dieser es tags über häufig recht kräftig, nimmt nach Sonnenuntergang dann deutlich ab. Häufiger hat dieser in den Palmenkronen (ca. 10 bis 12m über den Boden) noch kräftig gerauscht, ohne am Boden die Beobachtungen am Dobson bei mittleren bis höheren Vergrößerungen zu stören. In einer von 9 Nächten hatte ich ab 260-fach für die hälfte der Nacht Beeintächtigungen. Da das Areal um Tivoli eben und auch sehr großzügig ist könnte man bei Bedarf ohne Probleme in den Windschatten 'umziehen'
    Die Durchsicht dürfte Horizontnah auf Hakos m.e. etwas besser sein, da bei Nordwind auf Tivoli häufig etwas Staub eingetragen wird. Auf Allsky-Aufnahmen von Jaap, unserem Holländischen Meteorbeobachter ist dies gut zu erkennen. Jaap hatte täglich mit einem Kollegen auf Hakos Kontakt, dort gab es in zwei Nächten 'mist', d.h. kräftigen Dunst oder leichten Nebel der Beobachtungen verhindert hat, auch waren manche Nächte von Starkwind geprägt.
    Zur Transparenz fällt mir eine Einschätzung besonders schwer. SQM-Werte waren bei diesem Trip im Zenith ohne Milchstaße bei 21,8 bis max. 21,92 gemessen worden (altes SQM ohne Linse), das sind leicht höhere Werte als 2009 auf Hakos (bei meist mäßigem Wetter). 2007 auf Tivoli waren es immer mind. 21,9 bis max. 22,04. Während 2011 starke Sonnenaktivitäten statt fanden war diese 2007 im minimum - ich kann mir vorstellen, das dies einen gewissen Effekt hat.


    (==&gt;) Stephan: es freut mich sehr, dass Du wieder so fit bis über Reisen nach Namibia nachdenken zu können. Ich bin voraussichtlich 2013 wieder dabei ...


    (==&gt;)Hans-Jürgen: das ist das Tolle am Südhimmel - neben den tollen Bedingungen gibt es noch einen Himmel voll unbekannter Objekte die sich sehen lassen können


    Ich will noch ein paar Beobachtungen zusammen schreiben und mit Skizzen hier einstellen.


    Jaap hat mir eben ein Bild zugemailt, dies hier anbei. Aufgenommen mit einer EOS500, Objektiv 15mm f/2,8, 20Sek bei Iso 1600



    Viele Grüße


    Achim

    Hallo,


    vorneweg: ich will hier niemanden 'lange Zähne' machen. Da ich hoffe, das den einen oder anderen meine/unsere Erlebnisse interessieren anbei einige Zeilen von unseren Trip um den Juli-Neumond 2011.


    Namibia 2011


    Schon ist es Geschichte – unser Ausflug zum südlichen Sternenhimmel 2011. Uns, das sind Thomas und Hartmut vom Erlanger Astrostammtisch sowie Hubert und Michael aus dem 'befreundeten Ausland' ;) (Sachsen). Unsere Vorhut bildeten Hubert und Michael, welche bereits am 20. Juli die Reise antraten um 14 Tage auf der Astrofarm Tivoli zu weilen, Thomas, Hartmut und Ich hatten für 10 Tage (besser Nächte) gebucht und die Reise erst am 24. angetreten. Als einziger der Truppe habe ich mein Teleskop selbst mit gebracht – der 17er Adler konnte somit zum 3. mal die Namibische Höhenluft genießen. Die Anreise verlief unproblematisch – 1h Verspätung fällt bei einer reinen Flugdauer von 9 1/2h nicht allzu sehr ins Gewicht. Von der Landung bis zum Transferstart (via 'externen Shutteservice' gingen nochmals 2h ins Land was der Tatsache, dass in Summe 8 Personen gleichzeitig zu transportieren war – vor allem aber dem Umstand, dass 4 Personen sich in die Schlange zum Geldwechseln einreihten - geschuldet war. Die Tivoli-Truppe war mit Luciana und Alessandro aus Italien und Carsten, Hartwig Clemens und aus Hamburg angewachsen. Um 10.00h Ortszeit fuhren wir dann bei der Farm ein, genau rechtzeitig zum Frühstück, dass wir dann unter dem Schilfdach genossen. Ob Obst, Müsli, Schinken, Käse, Wurst, selbst gemachte Marmeladen (lecker!) oder Rührei mit Kaffee oder Rotbuschtee, frisch gepressen Orangensaft … es fehlt an nichts.
    Hubert und Michael – unsere Vorhut – hatten bezüglich Beobachtungsbedingungen leider wenig gutes zu Berichten. War deren erste Nacht noch ordentlich folgten 2 Nächte mit für den Standort ungewöhnlichen Bedingungen. Wolkenlos und trotzdem trübe, so dass selbst der Mond in Horizontnähe nicht durch die Eintrübung durchdringen konnte. O.K. - Nordwind bedeutet meist sehr leicht dunstig (besser staubige) Bedigungen, doch nicht in diesem Maße. Wenige Tage später, als Kirsten die Farmersfrau vor Ort war fand sich eine Erklärung. In nördlichen Landesteilen kam es zu großflächigen Graslandbränden (auch in der Region Windhoek soll es ständig gebrannt haben), die aerosole führten dann auch mehrere 100km südlich zu trüben Durchblick. Man muss das Wetter nehmen wie es kommt, so wurde unverdrossen aufgebaut (15min aus Flugreisezustand bis in Beobachtungsmodus beim Adler), die anderen verschwanden in die Sternwarten, um sich mit den Montierungen, Steuerungen und Leihoptiken vertraut zu machen.
    Wir hatten Glück … die Nacht von 26.07. war schon deutlich besser als jene davor, nur am Abend darauf wurden ab 00.30h visuelle Beobachtungen merklich gestört. Dann drehte der Wind für 4 Tage auf Süd. In der Folge wurde die Transparenz gut, gleichzeitig wurde es klirrend kalt. Zum Sonnenuntergang noch 15 Grad warm rauscht das Thermometer innerhalb von nur 2h bis unter Null, eine weitere Stunde später sind es schon minus 4. Zum Dämmerungsbeginn sind es dann bis zu minus 9 Grad in Bodennähe. Zum Glück jedoch ohne Wind, sonst wäre Spechtelnächte von 18.30h bis 05.00h kaum durchzustehen.
    Wie all die Eindrücke und Beobachtungen schildern, so das der geneigte Leser mit unter die leuchtende Südmilchtraße entführt werden kann, die glimmenden und glosenden Regionen unseres heimatlichen Sternenmeeres über sich aufgespannt mit erlebt, die Dunkelnebel wie den Kohlensack am Kreuz des Südens oder den Pfeifennebel nahe des Galaktischen Zentrums ein Gefühl der Ehrfurcht und der Dankbarkeit erweckt? Ich weis es nicht wirklich. Technisch-sachliche Schilderungen können diesen Teil unseres gemeinsamen so fazinierenden Hobbies nicht gerecht werden. Photos (davon wurden mit ausnahme der reinen visuellen wie Hubert, Andreas und mir reichlich gemacht und hoffentlich auch demnächst gezeigt) kommen diesen näher, doch 'Live' ist wieder etwas anderes.
    Ich werde es mit Beschreibungen von ausgesuchten Objekten versuchen. Die Nacht vom 26. auf den 27. - als der Wind auf Süd drehte – zeigte neben guter Transparenz auch sehr gutes Seeing in einer Qualität, wie ich diese in Deutschland vielleicht einmal im Jahr erlebe. Das sind jene Nächte, in denen das 5er Oku nicht ausreicht und noch die 2,5-fach Powermate zum Einsatz schreitet. Vor allem kleinere Planetarische offenbaren dann Details, die einem meist verschlossen bleiben.


    Vor dem Abendessen um 17.00h trage ich den Dobson in zusammengebauten Zustand auf die ca. 100m entfernte Beobachtungsplattform, damit der dünne Spiegel beim Beginn schon voll temperiert ist. Nach dem Essen (vom Tisch aus kann man den Sonnenuntergang über den Weiten der Kalahari sehen) wird sich warm eingepackt, eine Kanne Tee gekocht (bei mir hat es hat 4 Nächte gedauert bis ich darauf gekommen bin) den gefüllte Notebookrucksack übergeworfen und der Beobachtungsplatz in Beschlag genommen. Kurz die Justage überprüfen (in 9 Nächten musste nur einmal feinjustiert werden), Okularbrett bestücken, Netbook anschalten, Beobachtungsliste und Klemmbrett mit Stiften bereitlegen – dann könnte es los gehen. Ich kann nicht anders, erst muss die leuchtende Milchstraße bewundert werden, die Stimmung der Nacht aufgesogen werden. Das blöken der Schafe und Lämmer, das teils säuseln, teils rauschen des Winds in den hohen Palmen an der Farm gehört genau so dazu wie visuellen Eindrücke. Nach ausführlichem Genießen des Carina-Komplexes mit all den Reflektionsnebelsturkturen, Dunkelwolken und des Humunkulusnebels um Eta Carinae wurde um 19.30h mit 'ersthaften Beobachten begonnen,


    NGC3195 – PN – CHA (mag11,5- sbr 10,8; 0,7 * 0.7') SQM 21,48 Zenith

    Das Obekt steht lediglich 25Grad über dem Horizont, im Chamälion zwischen Carina und Octant. Als geeignetes Okular stellt sich das 9er Nagler dar – 202fach. Es zeigt sich ein leicht elliptischer Nebel, der relativ scharf nach außen abgegrenzt ist. Die gesamte Fläche ist merklich heller als der Hintergrund. Ca. 0,5' südlich und ca. ' SW jeweils mag12-Feldsterne. Hin zum 0,5' entferten Feldstern eine merkliche Aufhellung, grob dreieckförmig mit Hypothenuse zum PN-Rand hin. Gegengleich eine ähnliche Aufhellung, jedoch etwas kleiner. Den Zentralstern konnte ich nicht erhaschen. Etwa auf Höhe der Dreieckspitzen, bei ca. 50% PN-Radius meine ich eine schwache, ringförmige Aufhellung zu erhaschen, diese aber nicht gesichert.



    Ich peile nur wenig höher ins Sternbild Musca, die Fliege zu


    NGC4071 – PN – MUS (mag12,9- sbr 13,1; 1,3 * 1.3') SQM 21,48 Zenith
    einem doch merklich blasseren und schwierigeren Objekt. Das Aufsuchen geht mit dem Netbook in der Hand am Teleskop recht ordentlich, vor allem bedenkt man das in Blickrichtung die Milchstraße steht und es nur so von Feldsternen wimmelt. Der OIII-Filter hilft bei Auffinden. Ich sehe eine schwachen grob rundlichen Schemen der am östlichen Rand eine längliche Aufhellung aufweist. Im Nebel selbst ein sehr schwacher Feldstern, azentrisch und damit vermutlich nicht der Zentralstern. Ein mag 15 Feldstern knapp außerhalb SO der Aufhellung – mehr gibt meine Skizze nicht mehr her. Der Nebel erschien mir etwas 'unruhig'.


    Die Suche nach


    IC4191 – PN – MUS (mag121,5- sbr 5,9; 0,3' * 0,2') SQM 21,48 Zenith
    im oberen Bereich der Fliege gestaltet sich schwieriger. Auch in der Zielregion will sich der kleine PN zunächst icht zeigen. Mit OIII und 202-facher Vergrößung ist dieser dann ausgemacht. Selbst im 7er bei 260-fach ist der PN ohne Filter fast stellar. Westlich des PN bilden mag11/12-Feldsterne ein grob gleichwinkliges Dreieck mit ca. 2' Kantenlänge der nähste der Feldstere ca. 1' vom PN entfernt.
    Noch ein PN – und was für einer!


    NGC5189 – PN – MUS (mag10,3- sbr 11,9; 2,2 * 2,23') SQM 21,48 Zenith

    steht zwar nur gut 35 Grad hoch, doch sind hier die Bedingungen ausgezeichnet. Auf den ersten Blick erkennt man ein helles etwas zerklüftetes Intergralzeichen mit ein paar nebeligen Regionen in unmittelbarer Nähe. Ich steigere die Vergrößerung. 7er, 5er .. 360-fach. Es zeigen sich immer mehr an Details. Die Powermate kommt zum Einsatz: 3,6mm Okularbrennweite bedeuten 505-fache Vergrößerung – diese ist hier angebracht. Ich nehme mir Zeit für eine ausführliche Skizze. Im Balken des Integralssehe ich östlich eine schmale, merkliche längliche hellere Zone, danneben 3 Lichtknötchen. Südlich, vor dem Abknicken ein dreieckiger relativ heller Bereich. Nach einem kurzen 'Aussetzer' schließt nch O ein schwacher Bogen an, der an der nördlichen Kante zunächst etwas kräftiger erscheint. Etwas abgesetzt südlich nach SO eindrehend ein bananenförmiger Schemen. Westlich, auf Höhe des Bogens zwei kleine, absetzte längliche grob von O nach W orientierte Fleckchen, dort zwei mag 13/14 Feldsterne innerhalb des Nebels. Am N Ende des Balkens zunächst relativ scharf nach W abbiegend eine helle, schmale Zone die spitz ausläuft, nach einer kurzen Lücke ein schmaler Schemen, N davon eine blasse dreieckige Aufhellung, WSW ein ovaler, kleiner Blob. Balken, Bogen und Aufhellungen umfassen einen Mag13 Feldstern. Knapp außerhalb, nach WMW ein mag12-Feldstern. Ob der Vielfalt an Details schwer zu beschreiben. Thomas und Alessandro die mit laufender Technik Zeit zum Schlendern haben sind beim Anblick des Objekts ebenfalls sehr beeindruckt.


    Es wird Zeit die Objektklasse zu wechseln.


    NGC6744 – GX – PAV (mag8,4- sbr 14,2; 20,2 * 13,2') SQM 21,50 Zenith
    ist ungleich größer. Auf den 2. Blick sieht man wurderbar Sprialarme. Das Zentrum bildet ein länglicher, kräftiger Bereich mit einem Ansatz eines kurzen Balkens, an den mehrere zarte, schmale Spiralarme anschließen die die GX in ovaler Formg gegen den Uhrzeigersinn umschließen. Ein innerer Bogen im N und ein weiterer, etwas enger umschließender von S nach NO eindrehend erscheinen am deutlichsten. Ob der Größe gehe ich vom 13er (140-fach) auf das 21er (87-fach) zurück. Ein wurderbarer Anblick.


    Der Südhimmel ist ungleich reicher an Kugelsternhaufen als der Nordhimmel, neben der unbeschreiblichen Omega Centrauri und 47 Tuc sind sicherlich ein weiteres Dutzend M13 des Nordhimmels mehr als ebenbürtig. Mehrere Dutzend mittelheller GC mit verschiedensten Konzentrationen bis hin zu grenzwertigen Objekten wie z.B. die Terzan-GC oder TON 2 reizen Extremspechtler. Ich hatte mit


    NGC4833 – GC – MUS (mag7,4- sbr 12,8; 13,5 * 13,5') SQM 21,50 Zenith
    einen mittleren Vertreter als Kontrastprogramm eingestreut. Schon im 21er mit ersten sichtbaren Außenbereichsternen prasselt es im 13er bei 140-fach schon kräftig. Auffällig ein mag9-Feldstern ca. 5' östlich der GC-Zentrums


    es folgt mit


    IC4663 – PN – SCO (mag13,1- sbr 9,5; 13“ * 12“) SQM 21,55 Zenith
    ein sehr kleiner PN mit leicht ovalem Erscheinungsbild. Bei höherer Vergrößerung (350-fach) ist ein breiter Ring erkennbar, der gegengleich über jeweils ca. 100 Grad etwas kräfiger erscheint. Den Zentralstern konnte ich nicht erkennen. Das nächste Highlight


    NGC6337 – PN – SCO (mag12,3- sbr 11,6; 38“ * 28“) SQM 21,55 Zenith

    steht zum Beobachtungszeitpunkt fast 70 Grad hoch. Vom 9er über 7er, 5er bis zu 9er+Powermate (505-fach) wird der Anblick immer beeindruckender. Es zeigt sich nahezu kreisrunder Kringel mit dünnem Rand. Direkt im Rand, im GF auf 1h ein mag13-Feldstern. Gegengleich, nur knapp innerhalb ein etwas stärkerer geschätzt 12,5er Funken. Auf einer gedachten Linie zwischen den beiden Sternen 3 weitere, 13,5 bis 14er. Einer im Zentrum (der Zentralstern?), dann zwei weitere hin zum 13er auf 1h, jeweils ca. 3 bis 4“ separiert. Der Ring selbst auf 10 bis 11h nach innen hin kräftiger, nach 3,5h eine kleine merkliche Aufhellung an die – nach kurzer Lücke – von 5h bis 7h eine zunächst etwas breitere, dann schmälere Aufhellung den Ring hier deutlicher hervortreten lässt.


    Uff .. ich belasse es hier bei der Schilderung von -zugegebener maßen besonders schönen – 3h einer Beobachtungsnacht. Vielleicht finde ich noch muße noch mehr auf Papier zu bringen. Auch hier zeigt die Erfahrung: für 1h Beobachtung brauche ich die gleiche Zeit für die Schilderung des gesehenen. Diesmal versuche ich es auch erstmalig mit ein paar Zeichnungen, ich hoffe dies klappt.


    Viele Grüße


    Achim


    p.s. Fast vergessen: während unseres gesamten Südhimmelurlaubs gab es sehr viele Meteoriten zu beobachten. In der ersten Nachthälfte eine Rate von mind. 60/h, in der zweiten sicher über 100/h. Wenn man den Himmel 'einfach so' betrachtete gab es kaum eine Minute ohne zumindest einen 'Wischer', auch viele hellere und in den Nächten vom 26.07. bis 01.08 pro Nacht mindestens 4 oder 5 Boliden. Immer wieder ging ein 'ohh' über den Platz. Manchmal war es wie bei einem Blitzlicht (wenn man am Okular war oder in andere Richtungen beobachtete). 2* ging mir sogar ein Meteorit durchs Oku-GF, da konnte man für Sekunden noch die 'Asche' nachleuchten und fortdriften sehen. Auf Tivoli war ein, auf Hakos gar 5 Holländer speziell zur Meteoritenbeobachtung angereist, 4 Ströme waren zu der Zeit aktiv.