Beiträge von fraxinus im Thema „Teststandeinfluss I-Meter bei groß und dünn“

    Hallo Jörg,
    ja, ein Nulltest ist eine schicke Sache, aber das bringt Dich auf Deinem aktuellen Niveau nicht weiter. Du brauchst handfeste Zahlen um weitere Polierentscheidungen zu treffen!


    Bitte mache folgendes:
    - 10 Igramme pro Stellung aufnehmen, maximale Auflösung, min 1200x1200 (entsprechende Resize-Frage bei FFT mit "Nein" beantworten.)
    - keine Kontrastverstärkung, evtl den Fringe-Tracing filter (Gauss 5x5 oder 3x3) drüber
    - passend drehen und jeweils 6 davon auswerten (die mit den "schönsten" Streifen), natürlich FFT Wavefront, nix eigene Handschrift[}:)]
    - zum Einkreisen "Edge-Edge" verwenden, Plus, Minus und Cursor-Keys
    - Fokus etwas extrafokal, wie oben beschrieben.
    - geschlossene Kringel vermeiden, sollte kein Problen sein.


    - die 4 besten FFT- Wavefronts verwenden, das sind die mit den wenigsten "unwarp-errors"
    - diese 4 *ungeglättet* mitteln


    Jetzt hast Du 5 "Average-wavefronts" aus je 4 FFT Wavefronts
    Diese 5 Average's mitteln


    Und dieses Ergebnis hätte ich gern gesehen.[:p]
    Danach kann man einen Lonwpass drüber lassen.
    Genauer und detailierter kann man im Moment nicht messen, meine Meinung. Ausser vielleicht mit 10 oder 20 Igrammen pro Guppe[:D]


    Ich habe das gestern abend mit alten Igrammen (1200x1200) probiert, OpenFringe kommt viel besser damit klar als vor zwei Jahren. Im Moment verwende ich 2200x2200, das dauert dann deutlich länger und das Programm muss nach jeder Einzelauswertung nue gestartet werden, sonst hängt sich's aus.


    cs Kai

    Hallo Jörg,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">denn die zur Zeit ca. 60 Streifen brauchen über eine Stunde um die FFT Analyse mit handgesetzten Punkten gegenzuprüfen. Bei 20 zu mittelnden I-Grammen ist die Nacht und der Tag vorbei.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich denke nicht, dass das Programm einen eigenen Willen hat und den jedesmal ändert[:D] Also wenn da bei ein paar Kontrollen immer dasselbe rauskommt, dann sagt das Faultier in mir, lass gut sein[^]



    Hallo zusammen,


    weil Kurt die interessante Sache mit den Kompensationslinsen anspricht, da hätte ich etwas beizutragen[:)]
    Zufällig habe ich eine Ross-Null Kompensationslinse in der stattlichen Grösse von 534mm hergestellt. Das war vor genau zwei Jahren:
    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=88424


    Davor hatte ich einige Setups in OSLO durchgerechnet mit immer demselben Ergebnis: die Linse sollte so gross wie möglich sein!


    Den Dall-Null Test habe ich sofort wieder verworfen, das taugt nicht mehr für mittelgroße und mittelschnelle Spiegel. Und die Toleranzen sind nicht lustig. Dabei muss man unterscheiden was man will, um grob die Oberfläche einzuschätzen ist es evtl ok, aber zum Interferometrieren und genauen arbeiten geht es nicht. Also 21" f/3.6, was ich damals vorhatte ist völlig ausserhalb der Specs.


    Hier steht ähnliches:
    http://www.telescope-optics.net/dall_ross_null_test.htm



    Besser ist der Ross-Null Test. Schon mit einer 80mm Plako-Linse wie sie Peter Ceravolo anbietet kommt man recht weit. Trotzdem, die Toleranzen muss man sehr ernst nehmen und das ganze am besten in OSLO für den Einzelfall rechnen. Die Linse muss zudem recht genau gefertigt sein. Die wird ja zweimal durchleuchtet!


    Ganz anders sieht es aus, wenn die Linse richtig gross ist. Dann enstpannen sich die Toleranzen und die theoretische "Null" wird richtig gut! So gut, dass man mit meiner Linse bis 1m f/3.5 eine perfekte Kompensation hätte. Hätte, weil sich so eine dünne Linse nicht mehr genau genug testen lässt. Meine hat zudem einen Asti. Für Foucault geht sie aber prima, denn Foucault ist blind dafür. Seitdem mag ich auch diesen Test[;)]


    Stand heute, nachdem OpenFringe seine Kinderkrankheiten überwunden hat, würde ich sowas aber nicht wieder machen. OpenFringe ist in jeder Beziehung besser. Ausserdem finde ich es nach wie vor sehr schwierig nach Foucuault zu polieren, auch wenn es ein Nulltest ist.


    Ich möchte ein paar Beispiele zeigen, worauf es ankommt


    Zuerst die Sache mit dem Rand. Die grösste Genauigkeit für den Rand erreicht man, wenn die Streifen ungefähr so ausgerichtet sind wie auf dem nächsten Bild. Dazu muss man das Interferometer weit genug extrafokal verschieben. Die Streifenzahl erhöht sich dadurch natürlich. Diese Igramme sind vom 33" f/3.9, Punktesetzen per Hand geht gar nicht mehr, selbst das Zählen der Streifen wäre Strafarbeit. Grob geschätzt sind es zwischen 100 und 200[8D]

    Der Ausschnitt:



    Jetzt habe ich in alten Igrammen gesucht und folgende krasse Missbildung wiedergefunden. Das ist bei dem 28" f/3.1 passiert. Ich kann mich erinnern, dass ich ziemlich geflucht hatte, weil ich kurz vor Schluss mit einem kleinen Tool an eine Seite des Randes ein paar Stufen gefräst habe. Hier die schlimmste Stelle im Igramm:


    Und hier die Auswertung, FFT Wavefront, nur mit Lowpass geglättet. Das ist wichtig! Alle anderen Glättungsverfahren wie Zernike Smoothing versagen hier.


    Für alle, die noch nicht durchblicken.
    OpenFringe hat auf "Surface" die Buttoms "Zernike" und "FFT-Wavefront"


    "Zernike" heisst Glättung bis zum 41.Term. Also nur die ersten paar, damit ist keine Auflösung im cm oder mm Bereich zu erwarten.


    "FFT-Wavefront" ist zunächst einmal ungeglättet, so wie Kurt das oben bebildert hat.
    "Lowpass"-Glättung nimmt nur die ganz kurzwelligen Buckel, also vorzugsweise die durchdrückenden Streifen weg, die langwelligen dürfen durch, Lowpass eben.
    Man kann aber auch Zernike-Schmoothing anklicken, Ordnung 10 entwickelt zB die Oberfläche in 256 Terme, es zeigen sich Zonen im cm Masstab, je nach Spiegelgrösse natürlich.


    Seltsame Randartefakte bei den Zernike-Glättungen sind übrigens keine Schuld von OpenFringe sondern das liegt in der mathematischen Natur von Reihenentwicklungen. Die oszillieren am Rand (und in der Mitte).
    Dagegen hilft nur: Rand weiter nach aussen, also Spiegel grössen machen[:D] Aber auch der hat wieder einen Rand...


    Jetzt habe ich von diesem Zustand des Spiegels keine Ross-Null Aufnahme, aber der synthetische Foucault zeigt in diesem Fall den Defekt ebenfalls. Zum Polieren aber nicht besser als die 3D-Auswertung oder das Profil. Hier habe ich Lambda oder Nanometer dran und muss nicht schätzen. Und damit bekommt man selbst solche bösen Fräs-Spuren wieder halbwegs entschäft!



    Und zum Schluss eine Fundstelle von vor zwei Jahren, ein 21" f/3.7 nach einem Zonen-Politurversuch mit dem Finger. Hat gut gegriffen! Konnte ich zum Glück noch etwas mit Pech integrieren diese Schandflecken, wäre mir das in der fertigen Parabel passiert, ich hätte mich ins Knie gebissen! Muss man mal probiert haben, ich lass da in Zukunft die Finger von solchen Techniken[;)]
    Links der synthetische, rechts der echte Foucault in Kompensation



    cs Kai

    Hallo,


    Stathis schrieb: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Im übrigen finde ich die hier von Jörg gezeigte Reproduzierbarkeit schon sehr hoch. Hey Leute, das ist ein 28 Zoll gut 30 kg schwerer Spiegel mit nur 38 mm Randdicke! <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Exakt! Das ist erstaunlich gut!


    Ich fand die Reproduzierbarkeit bei meinem 28" mit 25mm Dicke auch schon nicht übel. Sehr empfindlich reagiert der Spiegel, wenn die Auflagepunkte nicht exakt auf der gleichen Höhe liegen, Waaserwaage ist Pflicht! Ich habe mehrfach nachjustiert, bis die Buckel in den Teststand-Auswertungen rechts und links in allen Stellungen nahezu gleich waren.


    Auf alle Fälle werde ich mit dem aktuellen, dünnen 33" ein paar Experimente machen und berichten. Hier sollten deutliche Unterschiede zu sehen sein. Im Moment bringt das noch nicht viel, zur Zeit reichen ein, zwei Interferogramme für den Überblick und um grobe Fehlentwicklungen zu vermeiden.


    cs Kai

    Hallo Jörg,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">p.s. Kai, ich weiß, die Überschrift lautet groß und dünn - 38mm ist fett! Ich bin aber kein Magersüchtiger!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Fette Planoptik[:D][:D][:D]


    Schön, dass Du die Auswertungen reingestellt hast!
    Ich war mir voriges Jahr schon recht sicher, dass es sich bei den Teststand-Verbiegungen eben *nicht* um Astigmatismus handelt, sondern im wesentlichen um Y-Trefoil. Und das ist nebenbei *keine* Form von Asti höherer Ordnung, weil sowas gern in einen Topf geschmissen (und kurzerhand abgezogen) wird.
    Die Auswertungen von Deinem Spiegel zeigen das ebenfalls sehr schön. (Ich erkenne da Strehl 0.795 *inclusive* des Teststand-Fehlers, Wow! So sieht also ein noch nicht fertiger 28" aus, soso [;)])
    Wir könnten aus Deinen Interferogrammen diesen Teststandfehler separieren, aber das wäre eher eine Aufgabe für trübe Herbststunden. Die Daten sind ja vorhanden. Andreas (andi1234) hat ja auch noch interessantes Material rumliegen.


    Hier die reinen Teststand-Fehler von meinem 28" f/3.1 mit d=25mmm.
    PV Wavefront ist knapp ein 1 Lambda
    RMS Wavefrfont ist 0.132 Lambda
    Treefoil hat mit 0.123 den den Löwenanteil.
    Interessant ist der Asti (X und Y Astig), der ist definitiv nicht signifikant! (Die SA wird übrigens auch nicht tangiert, das erklärt, warum man mit Foucault den Spiegel praktisch beliebig aufstellen kann)




    Jetzt besteht noch Verwirrung bezüglich des Drehwinkels.
    Hier gibt es von Michael Peck ein PDF indem die Sache theoretisch und sehr tiefgründig untersucht wird.
    Michael Koch kann da sicher noch was dazu sagen.
    http://wildlife-pix.com/uploads/rotate.pdf


    Fazit ist:
    - 4 Auswertungen a 90 Grad sind das praktische Minimum
    - 6 Auswertungen a 60 Grad wären optimal für Treefoil (ein Großteil davon ist bei 4x auch schon raus!)


    Jörg, Deine 5 Auswertungen a 72 Grad sind nach diesem PDF besser als 4. Ich bin noch nicht ganz durchgestiege, ob man eher 6 wählen sollte. Der Aufwand wird ja immer größer.
    Da Du insgesamt einen sehr schönen Dicken-Kompromiss bei Deinen Spiegeln hast, ist das praktisch kaum von Belang. (Yeah, reicht das um Deinen Ehrgeiz anzustacheln[:D])


    Meiner Meinung muss man sich ab 500mm aus Borofloat d=25 mit solchen Problemen rumschlagen, mehr oder weniger gegen Ende der Retusche.
    Anfangs reichen zwei Auswertungen a 90 Grad, damit fällt der Asti weg. Wie gesagt, es ist normalerweise keiner drin im Teststand, aber das muss man erst mal sicherstellen! Wenn der Spiegel nicht "richtig" steht, dann ist das trotzdem möglich. Nebenbei, der Bath-Asti fällt auch mit weg


    Um höhere Zonen abzutragen reicht es aus, ein halbwegs aktuelles Teststand-Wavefront oder Zernike-File abzuziehen (oder nur den Y-Treefoil, wenn man sich relativ sicher ist). So habe ich das zwichendurch beim 28" gemacht. Für die Politur im Lambda/2 Bereich muss man dann häufiger eine aufwendige Gesamtauswertung machen, und ab Lambda/4 eigentlich immer.


    Ich werde demnächst mal die Vorgehensweise zum Erstellen des reinen Teststand-Fehlers reinstellen, da kann das jeder selbst durchziehen.


    cs Kai