Hallo Herbi,
das wird ja immer interessanter hier. [:)] Schon längst ist das Thema einen eigenen Thread wert.
Ich gebe Dir völlig recht: Meine Formel zur Errechnung des Airy-Disc-Durchmessers bezieht sich nur auf eine (theoretisch) perfekte Optik. Durch nicht perfekten Fokus oder Probleme/Mängel der Optik zum Beispiel wird dieser Wert in der Praxis nicht oder selten erreicht.
Dass Teleskopspiegel im Vergleich zu einem Linsenobjektiv mehr Streulicht erzeugen, ist kein Geheimnis. Wer jemals versucht hat, beispielsweise Venus am Taghimmel unweit der Sonne zu beobachten oder eine Sternbedeckung durch den beleuchteten Rand des Mondes, der kennt diesen Effekt.
<b>Achtung: Das mit der Venus nahe der Sonne sollten bitte nur erfahrene Beobachter ausprobieren, denn sehr schnell hat man die Sonne im Bild und das Augenlicht ist in Gefahr!</b>
Es geht auch ohne Venus: Man nähert sich mit dem Teleskop der Sonne und beobachtet, dass beim Spiegelteleskop das Bild an einer Stelle unangenehm hell wird, wo der Refraktor noch blauen Himmel zeigt. Erst noch näher zur Sonne wird auch beim Refraktor das Streulicht dann sichtbar.
<b>NOCHMALS: Ich rate offiziell allen davon ab, dieses Experiment selbst durchzuführen. Abhalten kann ich jedoch niemanden. Auf alle Fälle: Äußerste Vorsicht!</b>
Die reflektierende Schicht eines Teleskopspiegels ist viel dicker als die Vergütungsschicht einer Linse. In der Regel ist es verdampftes Metall, meist Aluminium, das sich in Form winziger Tröpfchen auf der Oberfläche ablagert. Nach außen bleibt dabei ein winziger, fadenartiger Fortsatz stehen, den man unter dem Elektronenmikroskop darstellen kann. Quasi ein Teppich, dessen Fasern nach oben (zur Öffnung hin) abstehen und für das Streulicht verantwortlich sind. Üblicherweise wird diese Struktur noch mit einer oder zwei Schutzschichten überdeckt, die die Reflektivität des Spiegels verringern oder erhöhen können, je nach verwendetem Material. Bei Feld-Wald-Wiesen-Teleskopen wird eine Schutzschicht verwendet, die die Reflektivität von ursprünglich ca. 92% auf 88% absenkt. Durch mehrere Schichten und Verwendung bestimmter Oxyde kann dieser Wert auf etwa 90% gesteigert werden.
Die Alternative ist ein Prozess, bei dem die reflektierende Schicht sehr viel glatter wird. Nachteil: Die Kosten. Größenordnungsmäßig kann eine 'normale' Verspiegelung für ca. 50 EUR durchgeführt werden, während der Spezialprozess 1000 EUR kostet. Der Vorteil: Weniger Streulicht. (Bitte mich jetzt wegen den Preisen nicht festnageln, es ging mir um die Relation)
Vergütungen auf Linsen sollen ja Licht passieren lassen und nicht reflektieren. Sie sind im Vergleich zur Spiegelbeschichtung sehr dünn (im Nanometer-Bereich) und werden bei hoher Temperatur auf das Glas aufgebracht. Die hohe thermische Energie der Moleküle des Vergütungsmaterials lässt sie wie Geschosse auf der Glasoberfläche auftreffen und mit dieser quasi verschmelzen (nein: keine Kernfusion [:D]). Aber es entsteht eine sehr feste Verbindung und ein sehr gleichmäßiger Film. Eine 'Faserbildung' wie bei der Spiegelbedampfung findet nicht statt.
Neben der Obstruktion, die oft als Kontrastkiller bei Spiegeloptiken als Prügelknabe herhalten muss, könnte das ein anderer wichtiger Faktor sein.
<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Daß JörgB epsLyr nicht trennen kann, kann also durchaus auch an einer ungünstigen Mikrostruktur seines Spiegels liegen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
Oh, das wird er nicht gerne hören. [:0]
Ich bleibe am Thema d´ran und werde Neuigkeiten hier posten...
Grüße
Stefan