Beiträge von photon im Thema „ITV 2011 - live und in Farbe“

    Hallo liebe ITV-ler,


    erstmalig wieder seit 2003, dem nie vergessenen Polarlicht-ITV mit platzweiten Green-Laser-Pointer-"Duellierungen", hat es mich dieses Jahr wieder aufs ITV verschlagen.


    Die wenigstens tageweise guten Wetterprognosen ließen Alfredo und mich das Auto samt Schiständer bis an den Rand vollstopfen und am 2.6. losdüsen.


    In München bei leichtem Nieselregen gestartet, erwartete uns in Gedern strahlend blauer Himmel bei kräftigem Wind.


    Unser Lager haben wir im Delta zwischen Timm's, Caro's und Matts' Habitaten aufgeschlagen.


    Matts und Timm unterstützten unsere dürftige Camping-Infrastruktur mit Grill-Kohle bzw. Grosszelt-Unterstand, und Caro erweiterte meine rudimentären Kenntnisse in
    stellarer Spektral-Klassifikation.


    An dieser Stelle Euch nochmals herzlichen Dank!


    Nun, Polarlichter gabs dieses Jahr leider keine. Am ersten Nachmittag wurde ein bissl H-Alpha-Double-Stack an meinem 4-Zoll-Apo gespechtelt, der uns
    eine hochaktive Sonne mit vielen Protis, Plages, Spikulen, Filamenten, Flares und Flecken zeigte. Weiter so, liebe Sonne!


    Am Abend musste dann Alfredos neuer Selbstbau-Lomo-20-Zöller-99-Strehler mit neuester Iphone-Push-To-Technologie gegen Timms Instrument gleicher öffnung antreten.


    Auch Tassilos neuester Alu-Leichtbau-Dob hatte sich dazu gesellt, und diese Akkumulation hochwertigster Optiken und Mechaniken lockte eine illustre Beobachter-Schar an.


    Leider griff der starke Wind immer wieder tatkräftig in das Beobachtungsgeschehen ein und bereitete gar manchem lang-hebligen Scope Erektionsprobleme.


    Ich habe mich an meinen wind-resistenten 4-Zöller zurück gezogen und durfte eine junge Dame mit den Schönheiten der Sternfarben, Doppelsterne und Sternbilder faszinieren.


    Nach einer kurzen, nur rund 3-stündigen astronomischen Nacht (0:00 bis 3:00 Uhr) mit miesem Seeing ging es gegen 4 Uhr ins Zelt.


    Am nächsten Tag (3.6.) machte ich einen Rundgang über das Gelände und durfte neue und alte, raffinierte Selbstbauten mit schönen Intarsien und gigantische "Kanonen"
    bestaunen, deren Besitzer mich intensiv über deren Geschichte, Handling und "Reichweite" aufklärten.


    Später gesellte sich Patrick aus Augsburg zu uns, um seinem neuesten High-Tech-10-Zöller mit Ipad-Push-To in schönstem Rio-Palisander-Holz und Messing-Teilen ein
    würdiges First Light zu spendieren.
    Das an Galileos Zeiten erinnernde Gerät war natürlich sofort von Neugierigen umringt und begeisterte inbesonders die -grossteils- technisch wenig interessierte Damenwelt.
    Wie süß, passt der nicht gut zu unseren Biedermeier-Möbeln?


    Für modern möblierte hatte Patrick auch noch einen 6-Zöller mitgebracht, natürlich auch ebenfalls gebaut, aus Birke-Multiplex...


    Am späten Nachmittag habe ich meinen alten Sextanten am Fotostativ aufgebaut, um Interessierten eine kleine Einführung in die Astronavigation, Gestirnshöhenmesstechnik und
    geografische Standort-Berechnung einzuführen. Leider verhinderte der starke Wind Höhen-Messungen an der wassergefüllten Bratraine: ein rundes Sonnenbild war nicht zu bekommen,
    und windresistentes Quecksilber oder auch nur Öl wollte ich nicht mitschleppen zum ITV... Caro hat ein paar Bilder gemacht.


    Nach einer Stärkung mit 4 verschiedenen Sorten super gewürzten Grill-Würschtln von Gederns Fleischhauer-Meister "Oberheim" (diese kleine Werbung sei mir an dieser
    Stelle erlaubt ;) begann dann die zweite Beobachtungsnacht.


    Das Seeing war etwas besser, und da es auch noch eine ofenfrische, 13,5 mag helle Typ II-Supernova mit 0,002 Rotverschiebung in der Whirlpool-Galaxie M51 gab,
    sollte Patricks First Light ein ganz besonderes werden... viel Spass mit Deinem neuen Instrument, Patrick!


    In seinem neuen 10-Zöller blitzte sie in guten Seeing-Momenten immer wieder auf, während sie in den 20-Zöllern permanent gut zu beobachten war.


    Die Beschallung aus dem MASH-Zelt hatte gegen 2 Uhr ohrenbetäubende Ausmasse angenommen und etliche Mitsänger versuchten auch noch, diese Dezibel zu übertönen.
    Leider trafen sie den Ton nicht ganz und lagen (alkoholbedingt?) eine kleine Sekunda zu hoch oder zu tief.


    Egal, jedenfalls zu viel für meine Ohren, ich machte mich auf, mal ein paar Blicke durch den berühmten 30-Zöller zu erhaschen.


    An diesem Gerät hatte sich die übliche Schlange gebildet, aber wenn man die Leiter in schwindelerregende Höhen erklommen und sich bisweilen wie eine Schlange
    gewunden hatte, zeigte das Instrument Bilder in nie gekannter Detailschärfe bei kleinstem Gesichtsfeld.


    Abschliessend gönnten wir uns einen Absacker aus spanischem Rotwein und gingen wieder gegen vier Uhr ins Zelt.


    Am 4.5. hatten wir die Aufgabe, einen 28-Zöller vom hintersten Gelände-Punkt sowie Alfredos und Patricks Geräte zur Prämierung auf den zentralen Platz zu schleppen.
    Bei der extremen Schwüle schweisstreibend, aber dennoch mit Bravour gemeistert.


    Nach den Preisverleihungen brachte der Astro-Flohmarkt Angebot und Nachfrage nach diversen Gebrauchtteilen, Literatur und Fragmenten von auf der Erde
    eingeschlagenen Himmelskörpern verschiedenster mineralogischer Zusammensetzung zusammen.


    Da jetzt erste Gewitterwolken aufzogen und an Beobachtung nimmer zu denken war, beschlossen wir, am Abend heim zu fahren.


    Wir waren kaum mit dem Abbau fertig, als es zu tröpfeln begann. Alles wurde rasch im Auto verstaut, und während ich mir noch ein Nickerchen vor der Abreise gönnte,
    prasselten bereits die ersten Schauer auf das Zelt.


    Nach einem letzten Plauscherl mit Tassilo und Timm und einer kleinen Stärkung ging es dann auf die 4,5-stündige Fahrt zurück nach München, wo uns... träräää...
    eine sternklare Nacht erwartete.


    Es war wieder einmal ein schönes ITV mit halbwegs schönem Wetter, interessanten Begegnungen, netten Gesprächen und vielen neuen Eindrücken.


    Grüsse,
    Bernhard