Beiträge von Astrohardy im Thema „Sterneschauen mit Erwin Schrödinger“

    Moin,
    Falls Du Dich für Schrödinger näher interessierst: Eine der besten Wissenschaftler-Biografien die mir untergekommen ist (die meisten sind ja langweilig) ist: Moore, W. Schrödinger: Life and thought. Cambridge University Press. Alle Aspekte der Persönlichkeit (auch die bedenklichen) werden dargelegt.


    Bei Schrödinger kommt einem ja immer seine Rolle in der Formulierung der Wellenmechanik in den Sinn. Was weniger bekannt ist: Schrödinger hat sich in einer philosophisch-theoretischen Arbeit Anfang der 1940er mit dem "Problem des Lebens" befasst. Damals war die DNA ja noch nicht als Träger der Erbinformation bekannt. Schrödinger hat sich aus der Tatsache, dass Röntgenstrahlen Mutationen auslösen können, Gedanken über die Größe eines Gens gemacht. Aus dem Ergebnis, und weil er als "naiver Physiker" verschiedene bekannte Fakten anders verbinden konnte als die Genetiker seiner Zeit, kam er auf den Gedanken, dass die Erbinformation eine Nachricht sei, die in einem Code verfasst sei. Schrödinger war der erste, der das Wort vom "genetichen Code" übehaupt benutzt hat. "What is Life?" war tatsächlich dann 10 Jahre später eine Kultlektüre unter den Molekularbiologen der ersten Stunde, also Leuten wie Watson, Crick, Franklin, Linus Pauling usw. Die Leute, die mit der Entdeckung der DNA-Doppelhelix den Startschuss zur Entschlüsselung des Codes gegeben haben, hatten Schrödingers Buch gelesen.


    Es gibt schon Leute, die ein echtes Händchen dafür haben, die wesentlichen wissenschaftlichen Probleme ihrer Zeit zu erkennen. Für den zweiten dicken Fisch seines Wissenschaftlerlebens war eine rein theoretische Angelleine zu dünn, und er hat sie eben auch 10 Jahre zu früh ausgeworfen. Aber hat er ein paar Leuten den richtigen Floh ins Ohr gesetzt.


    Hartwig