Beiträge von MartinB im Thema „8" auf 16" - viele Fragen“

    Hallo Kai,
    Wenn Du z.B. nach interferometrischen Messungen die Asti-Anteile einfach ignorierst, kannst Du die Ergebnisse schon nicht mehr miteinander vergleichen, denn Spiegel mit Asti kommen dabei zu gut weg. Fast allen anderen Aussagen von dir kann ich ansonsten voll und ganz zustimmen.


    Die Tendenz der Menschen zum Selbstbetrug ist nicht nur bei der Beurteilung von Teleskop-Optiken ein Problem[V].
    Die von dir geschilderten Schwierigkeiten, Leuten die "Wahrheit" über ihre Optik zu sagen, kenne ich von diversen Sterntests an kleinen und mittleren Teleskopen. Da versuche ich auch nach Kräften, etwaige Imperfektionen möglichst "diplomatisch" mitzuteilen.
    Mit einer Strehl-Zahl aus einer interferometrischen Messung ist das natürlich nicht so einfach[:I].


    Was kommerzielle Optiken angeht, können wir Hobby-Optiker zumindest ein wachsames Auge auf vollmundige Werbeaussagen aus dem Massenmarkt haben "Parabolspiegel, beugungsbegrenzt...", und zudem im gehobenen Preisbereich recht gut verhindern, dass Vollgurken für teures Geld verkauft werden.
    Ich finde, das ist doch schon mal was.


    Allerdings kann wirklich jeder Teleskop-Besitzer auch per simplem Sterntest abschätzen, ob sein Instrument ordentlich abbildet: Wenn das intra- und extrafokale Beugungsmuster rund ist und beide gleich aussehen, hat man eine ziemlich gute Optik. Der Nachteil ist natürlich, dass so ein Test in der Regel erst nach dem Kauf möglich ist.


    Ich denke, der wirkliche Nutzen einer interferometrischen Vermessung im Amateurbereich erstreckt sich im Wesentlichen auf schwierige Projekte, z.B. große dünne Teleskopspiegel, so wie Du uns das beeindruckend vorgemacht hast.


    Jetzt entfernen wir uns aber schon ziemlich weit von Hardis Thema.
    Also zurück zu ebendiesem:
    Wer einen 16" Dobson kaufen möchte und dafür nicht wesentlich mehr als die GSO- Preise ausgeben will, bekommt schon erstaunlich gute Optik fürs Geld. Die Schwachpunkte bei diesem Preisrahmen würde ich nicht zuerst bei der Optik suchen. Verglichen mit typischen Amateur-Teleskopspiegeln >10" aus Europa und USA vor 20 Jahren, scheinen die Asiaten heute im Durchschnitt deutlich bessere Qualität zu liefern.


    =>Hardi:
    Was den bei deinem Spiegel gemachten Test angeht, spricht einiges dafür, dass unsere hier geführte Diskussion für dich in der Praxis bedeutungslos ist.
    Speziell an deinem Heimatstandort wirst Du die Auflösung eines 16" Spiegels kaum je ausnutzen können. Und wenn Du dann mal eine Ausnahmenacht an einem guten Standort erlebst, wirst Du ziemlich sicher begeistert sein[:p]1


    Gruß,
    Martin

    Hallo Uwe,
    auch ich bin der Meinung, dass man immer so genau wie möglich und nach bestem Wissen messen sollte.


    Trotzdem finde ich wichtig festzustellen:


    Jeder Messwert ist grundsätzlich falsch!
    Präzise Ergebnisse gibt es nur in der Theorie.


    Alle Prüfergebnisse, die hier im Forum so kursieren, sollte man grundätzlich als mehr oder weniger "plausible Näherungswerte" auffassen.
    Auch wenn die Vorstellung einigen Lesern hier vielleicht nicht gefällt: Ich sehe keinen Sinn darin, z.B. darüber zu diskutieren, ob denn ein Spiegel nun eher Strehl 0,95 oder 0,97 hat. Bei 400 mm Öffnung schon gleich gar nicht.


    Dass die guten alten Focault-"Messungen" für größere/schnellere Teleskopspiegel nur sehr grobe Hausnummern liefern, dürfte mittlerweile wohl den meisten Leuten klar sein.
    Interferometrische Messungen sind da wesentlich besser, aber auch die liefern aus verschiedenen Gründen keine "präzisen" Ergebnisse.
    Unsinnig finde ich natürlich trotzdem, wenn man aus Bequemlichkeit oder warum auch immer irgendwelche vereinfachenden Annahmen macht und dann einige Messergebnisse einfach nicht auswertet. Dadurch verschenkt man in der Praxis einen Teil der Vergleichbarkeit verschiedener Optiken, die mit derselben Anlage unter gleichen Bedingungen gemessen wurden.


    Wenn Ihr verlässliche Messprotokolle wollt, führt kein Weg an einer Messung mit einer nach aktuellen Industrienormen kalibrierten oder gar geeichten interferometrischen Messvorrichtung vorbei. Und sowas ist aus gutem Grund nicht unter einem Preis von mehreren 100 Euro pro Messung zu haben. Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt weltweit irgendwo Amateurspiegel unter 10 k Euro angeboten werden, denen Messprotokolle mit nach ISO zertifizierter Messvorrichtung beiliegen.


    Als Hobbyanwender sehe ich darin aber kein Problem, schon gar nicht, weil große Teleskopspiegel in der Praxis eh meist weit unterhalb ihrer Möglichkeiten engesetzt werden.


    Gruß,
    Martin