Hallo Caro, Frank und Ihr anderen,
sorry, unter anderem der großen Meisterin hier einmal widersprechen zu müssen [:I]...
Ein Bias hat durchaus seine Berechtigung, und zwar in zweierlei Hinsicht (ich spreche dabei von einer wirklich photometrisch exakten Bildreduktion von CCD-Bildern, für Pretty Pictures mit DSLRs mag dies überflüssig sein):
1) Ein Bias enthält NICHT nur das "Ausleserauschen" - die Frage ist ja berechtigt, wie man Rauschen denn abziehen will!?
2) Ein Bias enthält also nicht nur Rauschen, sondern kann sogar durchaus Struktur haben. Heutzutage werden, soweit mir bekannt ist, "Profi"-Rohbilder mit Overscan aufgenommen, das heißt, es werden beim Bilddownload mehr Spalten ausgelesen, als physikalisch Spalten da sind. Die Folge ist ein Streifen, der sich an das eigentliche Bild anschließt und der, über jede Zeile dieses Streifens gemittelt, das Bias-Signal für jede Zeile enthält. Auf diese Weise wird dann per Software jede Zeile für sich Bias-(und damit Vorladungs-offset-) korrigiert. Aber immerhin wird es korrigiert! Und mit einem (Master-)Bias kann man als Amateur dasselbe machen. Aber mit dem Abzug eines Dunkelbildes mit *derselben Belichtungszeit* (siehe 2) ) kann man sich schon einen extra Bias-Abzug sparen.
3) Biasse (wie heißt eigentlich die Mehrzahl?) sind dann zu verwenden, wenn man sich ein Master-Dark anlegt, also ein aus sehr vielen Darks gemitteltes Bild, das aber nur das Dunkelsignal enthalten darf, also auch bei Kameras mit nicht vernachlässigbarem Dunkelstrom. Dann und nur dann kann man dieses Masterdark bequem mit der Belichtungszeit skalieren, wenn man ein Rohbild - das ebenfalls erst Bias-korrigiert werden muss - mit einer anderen Belichtungszeit als das Master-Dark dunkelstromkorrigieren will. Bei einem nicht Bias-korrigierten Masterdark würde man ansonsten bei der Skalierung (ein Multiplikationsfaktor) auch das Bias-Signal mit skalieren und entsprechend zu viel (oder zu wenig, ganz nach Belichtungszeitverhältnis) vom Rohbild abziehen.
4) Wenn man natürlich praktisch überhaupt keinen Dunkelstrom mehr hat (habe ich bei meiner 10 Jahre alten FLI leider nicht ansatzweise...), sieht die Sache sicherlich anders aus. Aber kann man denn wirklich sicher davon ausgehen, dass heutzutage die Amateur-CCDs wirklich durchweg diese Eigenschaft besitzen? Ich wäre da vorsichtig, mit einem Masterdark (und wenn es auch kaum Signal hat) umschifft man doch in jedem Fall alle Reduktions-Klippen, oder? Ich finde schon, dass die Grundregeln der CCD-Bildreduktion zumindest bei geregelt gekühlten CCD-Kameras auch weiterhin gelten sollten: Bias-Korrektur, Dark-Korrektur, Flat-Korrektur.
Ich hoffe, das trägt auch zur Klärung bei.
Viele Grüße,
Arndt