Hallo Kurt,
liebe Mitleser.
Daß der Ronchi-Test mit kleiner werdendem Öffnungsverhältnis empfindlicher wird, habe ich erstmals in Suiter´s Buch über den Sterntest, Kapitel Geometric Ronchi Test, gelesen. Er diskutiert dies ausführlich, schreibt explizit in einer Zusammenfassung auf S. 297 unter Punkt 1: ... the sensitivity is variable and depends on the focal ratio of the tested optical system and the frequency of the grating used.
Und er warnt davor, dass manche Konfigurationen sehr empfindlich sind, andere aber verhängnisvoll unempfindlich.
Hier noch zwei Simulationen mit Ronwin.
Der Spiegel ist sphärisch, 150mm Öffnung. Das Gitter ist in beiden Fällen das selbe.
Es wird sphärische Aberration im Betrag von 0,1 wave auf der Wellenfront simuliert.
In der linken Bildreihe als Unterkorrektur, mittig ohne Fehler, rechte Bildreihe als Überkorrektur.
Simulation für einen Spiegel mit einem Meter Brennweite.
Simulation für einen Spiegel mit zehn Meter Brennweite.
Lediglich der Abstand des Gitters zum Brennpunkt wurde etwas vergrößert, um mehr Streifen zu einzustellen.
Der gleiche Fehlerbetrag an sphärischer Aberration ist am langbrennweitigen Spiegel deutlich zu sehen, am kurzbrennweitigen Spiegel jedoch ungleich weniger gut.
Unter diesen Umständen wird m.E. nach die Stärke des Ronchi-Tests genutzt.
Die Sphären habe ich auch mit dem Sterntest im Krümmungsmittelpunkt geprüft. Der Foucault-tester lässt sich ja leicht für so eine Prüfung umrüsten, siehe Foto.
In der Wiedergabe im Forum erkennt man die künstlichen Sterne (=Nadelstiche in der Alu-Folie vor der Lichtquelle im vertikalen rechten Geräteteil) nicht mehr richtig.
Danke für den Hinweis mit den PDI-Plättchen, die habe ich komplett vergessen. Wird gleich geordert.
Über die Vorzüge der Interferometrie bezüglich der ausgezeichneten Auswertbarkeit stimmen wir glaube ich überein.
Das bodennahe Seeing dürfte die ultimative Grenze sowohl für Tests wie auch für Teleskope (Horizontalspiegel...) darstellen. Auch Schmidt wollte eine langbrennweitige Spiegelkonstruktion parallel zum großen Bergedorfer Refraktor anbringen, um aus dem Bodenseeing herauszukommen.
Die langbrennweitigen Sonnenteleskope werden wegen des Seeings im langen Strahlengang als Vakuumteleskope ausgeführt.
Die Idee mit den in zwei Ebenen verkippten Konkavspiegeln hatte vor etwa 15 Jahren auch ein mittlerweile verstorbener Optikrechner, mit dem ich gut bekannt war.
Bisher wurde noch kein Teleskop mit gegeneinander geneigten rotationssymmetrischen Konkavspiegeln gebaut, soviel ich weiß. Wenn jemand ein solches Instrument kennt, würde es mich sehr interssieren.
Es gibt meines Wissens keine obstruktionsfreien, einigermaßen kompakten Spiegelsysteme mit Öffnungen größer als ca 150mm, die bei Öffnungsverhältnissen von ca 15 oder lichtstärker unter ausschließlicher Verwendung von Kugelspiegeln sphärisch komplett korrigiert sind.
Mit "komplett korrigiert" sei ein Restfehler von kleiner gleich 0,1Wellenlänge auf der Wellenfront gemeint.
Gruß,
Guntram
edit: Tippfehler korrigiert, erklärenden Satz eingefügt