Hallo Hraban, (ich hab mir jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, ich will nur versuchen, auf deine erste Frage einzugehen)
ich hab mir vor kurzem (nach langen Jahren mit einem Spielzeug-Refraktor) auch überlegt, was es werden soll.
Fokus lag bei mir ganz klar auf Deep Sky.
Bin auch von ner paralaktischen Monti mit GoTo über einige Einsteigerbücher und dieses Forum auf nen Dobson gekommen.
Im Vergleich zu meinem Kumpel, der die Teleskop-Idee etwas zeitgleich hatte, bin ich dann beim Dobson gelandet, der Kumpel bei nem günstigen ebay-Newton (114mm Öffnung, 1000mm (?) Brennweite), paralaktisch montiert.
Vor Kurzem hatten wir zusammen unser First Light und schnell hat sich rausgestellt, dass wir als Einsteiger mit dem Dobson doch deutlich besser klar kommen, zumal das Teil auch einfach ruckzuck steht.
Gerade als Einsteiger versuche ich, jede sich bietende Wolkenlücke für einen schnellen Blick auszunutzen.
Deshalb steht mein Teleskop abends immer "vorgekühlt" im Vorraum meines Balkons, bei geöffneter Tür mit dem Spiegel nach draussen. [;)]
Wenn´s dann mal kurz aufreißt, ist das Teil schnell auf den Balkon gehieft und schon geht´s los. Mein Kumpel muss erstmal seine Monti einnorden und eh er loslegen kann, hab ich schon drei Mal "boa guck mal hier" gerufen[;)]
Wenn sich das nach der heißen Anfangsphase mit dem schnellen Blick mal gelegt hat, kann das natürlich kein ausschlaggebendes Argument mehr sein. Ich für meinen Teil möchte aber möglichst zügig mit dem Beobachten loslegen, ohne viel Firlefanz vorher.
Mit der Nachführung des Dobsons komme ich prima zurecht, nach den ersten 15 Minuten hatte ich das rein intuitiv drin.
Auch zu dem Friktionslager und Rollenlager meines Dobsons kann ich nichts negatives sagen. Es klappt tadellos. Ich habe zwar noch keinen Vergleich mit einem Teflon-Gleitlager machen können, aber wenn ich einen Mondkrater bei 375facher Vergrößerung problemlos so lange nachführen kann, bis ich die Beobachtungslust an diesem Krater verliere, reicht mir das allemal.
Ich führe das Teleskop dem gewünschten Ziel einfach nach und lasse es dann wieder los. Dann dauert es geschätzte 3 Sekunden, bis das Bild durch die Vibration des Teleskops wieder steht und dann beobachte ich einfach weiter. Kann mir nicht vorstellen, dass ein Teflon-Gleitlager so viel besser sein soll, es klappt bei mir wie gesagt tadellos.
Was ich dir allerdings ans Herz lege, ist in deiner Budget-Planung Geld für ordentliche Okulare einzuplanen.
Der Kumpel mit dem ebay-Newton hat nur die 3 enthaltenen Superplössl und eine einfache Borlow. Die Barlow macht zwar doppelte Vergrößerung, aber die Bildqualität ist einfach schrottig.
Die mitgelieferten Okulare bieten einem wegen dem äusserst kleinen Gesichtsfeld, gerade wegen der zu frühen Nachführung am Dobson nur wenig Freude.
Ausserdem kann ich dir einen Telrad-Peiler nur wärmstens empfehlen. Bei Opjekten, die du mit dem bloßen Auge gut erkennen kannst, brauchst du mit diesem Teil nicht mal mehr einen Sucher. Als ungeübter Einsteiger brauche ich bei Jupiter vom Anpeilen bis zum Scharfstellen vielleicht 15 Sekunden.
Ausserdem sind in vielen Himmelsatlanten Telrad-Kreise zum Auffinden der Objekte mit eingezeichnet, was die Sache ebenfalls erleichtert.
Zusammenfassend also hier meine "von Einsteiger zu Einsteiger"-Empfehlungen, die mir ein langjähriger Astrofotograph (der mit seinen Fotos auch Geld verdient) so ebenfalls gegeben hat:
Für die visuelle Beobachtung Schwerpunkt Deep Sky mit trotzdem guten Möglichkeiten an Planeten auf jeden Fall ein Dobson, da man hier die größte Öffnung für´s Geld bekommt.
Die mitgelieferten Okulare beim Händler einhandeln. Da habe ich gute Erfahrungen gemacht, mein Händler hat die vollen Preise seines Online-Shops angerechnet und bei meinem kompletten Paket (um die 1500 Euro) trotzdem noch einen guten, zweistelligen Prozentsatz Rabatt eingeräumt.
Das dadurch gesparte Geld für Zubehör wie Okulare einsetzen. Ich habe mir für meinen 12-Zöller von GSO ein 31mm Nagler ausgesucht, weil ich für die Beobachtung von großflächigen Objekten (z.B. große Nebel oder Galaxiehaufen, bei denen man im großen Gesichtsfeld mehrere Galaxien auf einmal sehen kann) wirklich gute Qualität haben wollte.
Und die Nagler, wie dir hier wahrscheinlich jeder bestätigen kann, sind von der Abbildungsqualität her schon ziemlich top of the line!
Dann habe ich noch ein 13,4mm Speers Waler, was ebenfalls für den sagen wir mal mittelklassigen Preis ein TOP Bild liefert! Ich habe bei dem Okular anfangs allerdings Schwierigkeiten mit dem Erreichen des Fokuspunkts gehabt, weil der intrafokale (also ins Teleskop rein) Fokusweg zu knapp war. Das Problem hab ich allerdings mit nem Ultra Low Adapter 2" auf 1,25" gut in den Griff bekommen.
Für hohe Vergrößerung habe ich im Moment ein recht günstiges 4mm HR Planetary Okular, was immernoch ein recht großes Gesichtsfeld hat. Da man die höheren Vergrößerungen seeing-bedingt leider eh nur recht selten einsetzen kann, wollte ich halt eher an diesem Ende der Okular-Palette sparen.
Im neuen Jahr werde ich mir noch das Speers Waler 5-8mm Zoom zulegen, über das ich an diversen Stellen ebenfalls nur absolut Gutes gelesen hab. Kann´s kaum erwarten, mich mit dem Teil in Kugelsternhaufen reinzuzoomen! [;)]
Mit dieser Abstufung der Brennweiten würde ich mein Sortiment dann erstmal als komplett betrachten.
Dann wie gesagt auf jeden Fall noch ein Telrad (oder ähnliche Peiler, kenne mich damit aber halt nicht aus) und eine Himmelskarte, im Idealfall mit abgedruckten Telrad-Kreisen. Ich kann dir den Deep Sky Reiseatlas empfehlen, am Besten zusammen mit dem Deep Sky Reiseführer. In beiden Büchern gibt es nämlich zu jedem Objekt Querverweise. Ich hab mir schon etliche "Reiseruten" im Reiseführer zusammengestellt und die entsprechenden Objekte im Atlas Markiert. Bin also gerüstet wenn´s besseres Astro-Wetter gibt.
Eine drehbare Sternkarte und eine Rotlichtlampe sollten zu guterletzt auch nicht fehlen. Gerade wenn man sich mit den Sternbildern nicht so doll auskennt, ist die Karte schon ne echte Erleichterung.
Was ich mir nach meinen ersten kurzen Beobachtungen ebenfalls zugelegt hab, ist ein Bügelstuhl. Hab ich für knapp 30 Euro bei Amazon erstanden. Das Teil ist höhenverstellbar und man kann bei jedem Teleskopwinkel beim Beobachten gemütlich vorm Okular Platz nehmen. Im Vergleich zu nem teuren Astro-Stuhl muss man zwar für´s Verstellen eine Schraube lösen, aber die rund 100 Euro Preisunterschied waren´s mir dann doch nicht wert.
Ausserdem hab ich mir eine Augenklappe zugelegt! Wenn du das nicht benutzte Auge permanent zunkneifen musst, wird das nach kurzer Zeit recht unangenehm. Jedenfalls ging mir das so.
Ich hoffe, ich konnte dir den ein oder anderen sinnvollen Tipp geben. Ich weiß ja nicht, was dir in den 9 Seiten des Threats schon alles geraten wurde, ein komplettes Durchlesen wäre ja ein abendfüllendes Programm geworden.
Bei den letzten Posts hab ich jedenfalls gemerkt, dass es schon lange nicht mehr um die Anschaffung eines Teleskops geht. Ich hab vor Kurzem in nem anderen Thread auch noch eine recht hitzige Debatte geführt und eigendlich genug hiervon gehabt. Aber ich wollte mir dann schlußendlich doch nicht den Spaß am Austausch mit anderen Hobby-Genossen nehmen lassen.
Solltes du in der Zwischenzeit schon stolzer Besitzer eines Teleskops geworden sein, wünsch ich dir viel Spaß damit. Wenn du aber noch vorm Kauf stehst wünsche ich dir einiges an Frustresistenz. Bis du mal zu ner schönen Beobachtungsnacht kommst, wird dir bestimmt das Wetter einen schönen Strich durch die Rechnung machen. Aber Kopf hoch, dann kann´s nämlich nur besser werden [;)]
Wenn du willst, kannst du dir mal meinen kleines First Light Bericht angucken, ist erst paar Tage alt. Ich kam vorher leider nicht richtig zum Beobachten.
Hier der Link:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=111226
Also weiterhin viel Spaß bei der Astronomie bei hoffentlich gutem Wetter!
CS, Matthias