Hallo Zusammmen,
ich würde gerne doch noch einiges ergänzen.
Zunächst mal ist der Orionnebel ein gutes Gegenbeispiel zum OIII und auch zu einigen genannten "Fakten".
Der Orionnebel hat schon eine besondere Charakteristik, weil ein Großteil seiner Helligkeit, ja Brillianz, im Zentrumsbereich aus Reflexionsanteilen (u.A. vom Trapez) stammt. Aber der Nebel hat auch eine ordentliche OIII-Emission und der kleinere, runde Teil M43 hat tatsächlich eine kräftige H-Beta Emission (M43 ist mit H-Beta >>auffälliger<< als mit OIII).
An dieser Stelle zur Handvoll H-Beta-Objekte. Das stimmt so nicht! Die meisten Emissionsnebel haben auch eine H-Beta Emission und genau genommen haben mehr Objekte eine H-Beta Emission als eine OIII-Emission. So gibt es z.B. Objekte geringer Anregung, die nur wenig oder praktisch kein OIII aussenden. Der California-Nebel ist ein Beispiel, aber auch der Emissionsnebel "hinter dem Pferdekopf". Ich möchte ganz einfach mal ausschließen, dass man einen planetarischen Nebel ohne H-Beta-Emission findet. Aber die H-Beta-Emission ist einfach uninterressant bei den meisten PNs. Grund: Sie ist erstens absolut schwächer als die OIII-Emission (physikalische Gründe) und zweitens in einem Wellenlängenbereich, in dem die Empfindlichkeit des (dunkeladaptierten) Auges schon nachlässt. Setzt man in diesen üblichen PNs einen H-Beta ein, sieht man dasselbe wie mit OIII nur dunkler, bzw. was dann eben so dunkel ist dass es mit OIII gerade noch sichtbar ist, das ist dann eben unsichtbar im H-Beta. Daher wird man als Linienfilter in den meisten Fällen den OIII nehmen und in nur wenigen Fällen (geringe Anregung) mit dem H-Beta mehr sehen. Beispiele für letzteres sind NGC 40 oder NGC 1499 (der bereits genannte California).
Nun aber zum Orionnebel zurück. Ein OIII-Filter wird ihm immer einen Großteil der Brillianz im Zentrum kosten, weil ein Großteil der Reflexionsanteile ("Sternenlicht") ausgeblendet wird. Unter mäßigem oder schlechten Himmel aber wird auch so viel Himmelshintergrund unterdrückt, dass von den weit auslaufenden OIII-Strukturen eben viel mehr gesehen werden kann, was vorher im Himmelshintergrund ertrank. (Übrigens kann man durch steigern der Vergrößerung auch den Himmelshintergrund verdunkeln und das bringt tatsächlich einen Gewinn, obwohl der Nebel auch dunkler wird - aber das ist eben nicht dasselbe Bild wie M42 bildfüllend.)
Ein UHC nun lässt mehr Wellenlängen passieren, für das dunkeladaptierte Auge ist der Block von H-Beta bis OIII, also "von blaugrün bis französischgrün", interessant. Das genügt schon, damit die Reflexionsanteile viel kräftiger durckommen - das in diesem Bereich gut empfindliche Auge (kein Widerspruch zu weniger H-Beta-Wahrnehmung als OIII-Wahrnehmung) gewinnt hier einen guten Helligkeitseindruck. Der Nebel gewinnt gegenüber dem OIII seine Brillianz zurück. Noch stärker ist der Effekt mit einem noch breitbandigeren Deepsky-Filter (LPR, CLS, "Minus Citylight"). Aber: Die Frage ist dann, ob der Filter den Himmelshintergrund noch genügend dämpfen kann, um die schwächeren Emissions-Strukturen im Außenbereich des Nebels aus dem Hintergrund herauszuholen. Und da gilt:
1. Je schlechter der Himmel, desto weniger
und
2. je breitbandiger der Filter, desto weniger.
Und das gilt auch für den Vergleich zwischen einem engbandigen OIII (Musterbeispiel Baader) oder einem breitbandigen OIII (Musterbeispiel alter Astronomik-Typ).
Um also mal etwas wirklich konkretes zur Frage OIII oder UHC zu sagen: Der UHC ist immer dann die bessere Wahl als der OIII, wenn seine Wirkung ausreicht. Und da gilt für viele Beobachter schlicht, dass deren Himmel selten so gut ist, dass der UHC über den OIII triumphiert. Der Zugewinn an H-Beta Licht zusätzlich zum OIII-Licht macht nämlich unter keinen Umständen die Zunahme unerwünschten Störlichts wett.
Tabellen über die Beobachtbarkeit von Nebeln sind da ein Bärendienst, weil diese Tabellen ohne eine Einleitung wie von mir hier gegeben publiziert werden. Das gilt für die alte CN-Tabelle genauso für die Tabelle auf den ehemaligen Reese-Seiten. Filtercharakteristik ist nicht in Strichlisten zu pressen und die Diskussionen darum drehen sich viel weniger um ästhetisches Empfinden als um falschen Filter-Einsatz. Grund: Wenn ich mit einem UHC den Himmelshintergrund dunkel genug mache, dann setze ich keinen OIII ein. Wenn ich mit dem UHC den Himmelshintergrund nicht dunkel genug kriege, brauche ich die stärkere Dämpfung eines Linienfilters (OIII / H-Beta).
Und jetzt noch was zu H-Alpha: Da ist die Empfindlichkeit des Auges so gering, dass sich an der visuellen Nebel-Erkennbarkeit nichts mehr tut. An Sternen wird aber durch das mesopische Sehen (lokales Farbsehen wo genug Licht die Netzhaut erreicht) tatsächlich je nach Filtertyp und Teleskop-Spotabbildungen der besagte rote Rand um einen Stern sichtbar. Hängt aber allgemein an einer Rot-Transmission des Filters, die muss nichtmal H-Alpha betreffen. Einige UHC sehen bezüglich H-Alpha schlecht aus, machen aber dennoch im Roten auf und zeigen dann ebenfalls den Effekt. Konkret möchte ich da auf die Selektierung seitens Lumicon hinweisen, wo die Kante des Durchlassfensters zwar im Bereich der H-Alpha-Linie liegt, aber nicht immer gleich gut trifft. Da sind 10nm mehr oder weniger Bandbreite für eine nominell ggf. schlechte H-Alpha-Transmission entscheidend, bezüglich der roten Ränder um Sterne aber unerheblich.
So... ich glaub das war's erstmal.
Clear Skies
Sven