Beiträge von Nirosta im Thema „Montierungssteifigkeit“

    Hallo,


    wenn man Produktvergleiche durchführt (egal ob das nun Fernrohre, Rasierapparate, Fahrräder oder sonst was ist) wird man als Tester verschiedene Prüfkriterien festlegen müssen. Bekanntlich variieren diese von Tester zu Tester manchmal erheblich. Ein Leser mit einschlägiger Erfahrung kann aber beim Durchlesen diverser Berichte durchaus die Qualität der Prüfkriterien beurteilen.


    Als ich damals die dreiteilige Serie "Das typische Einsteiger-Teleskop" fürs VdS-Journal schrieb (die Serie ließe sich übrigens beliebig fortsetzen), hielt ich bei den Dreibeinen ein paar allgemeine Messwerte fest. Dazu gehört:
    - Gewicht
    - Höhe (bei höhenverstellbaren Stativen ninimale und maximale Auszughöhe)
    - Abstand der Beine bei der jeweiligen Höhe
    - Verdrehsteifigkeit (gemessen am Stativkopf)
    - Drucksteifigkeit (gemessen am Stativkopf)
    - Kippfestigkeit bzw. Kippsteifigkeit (gemessen am Stativkopf)
    Die statischen Steifigkeiten wurden bei verschiedenen Stativhöhen gemessen. Wenn ich mal wieder ein Dreibein in die Finger bekomme, kann ich anhand dieser Messwerte recht gut Vergleiche anstellen. Ob sich allerdings aus meinen Messwerten eine verlässliche Formel zur Berechnung der dynamischen Steifigkeit ableiten läßt, kann ich nicht sagen (Mathematik zähle ich eher zu meinen Schwächen).


    Viele Grüße vom Nirosta

    Es sei mir gestattet, hier einen kurzen Zwischenbericht einzufügen.


    Wir sind uns also einig, eine einheitlich verwendbare Messmethode zu finden, mit der man Dreibein, Säule (oder ähnliches Gestell), Montierung, Rohrschellen usw. zuverlässig prüfen, beurteilen und mit anderen Produkten dann vergleichen kann. Es sollte möglich sein, sowohl Einzelkomponenten (z.B. nur das Dreibein) als auch den ganzen Komplex (fertig aufgebautes Teleskop) ausmessen zu können. Außerdem sollte die Messmethode ohne übermäßig großen Aufwand von Amateuren anwendbar sein und Ergebnisse bringen, die direkt miteinander vergleichbar sind.


    Als einfachste Methode kommt mir erst einmal das Messen des Gewichts in den Sinn. Werden das Gewicht von Dreibein, Montierung und Teleskop gemessen und in einer Tabelle eingetragen, kann man schon grobe Anhaltspunkte erhalten. Bekanntlich wird immer wieder der Fehler gemacht, auf ein leichtes Dreibein eine ebenfalls leichte Montierung und darauf ein viel zu schweres Teleskop + Gegengewicht aufzuladen. Dass sich dann die Montierung im Bereich von 0,1 mm und mehr verbiegt, ist eigentlich kein Wunder mehr. Manche schimpfen dann über viel zu schwache Montierungen. Oft ist aber den Leuten gar nicht bewusst, dass sie die Montierung überladen.


    Allein schon beim Gewicht lassen sich verwertbare Vergleiche anstellen. Der Vorteil wäre dabei, dass wirklich jeder mitmachen kann. Man misst also das Gewicht von Dreibein, Montierung und Teleskop + Gegengewicht und trägt dies in eine Tabelle ein. Auch den Namen des Herstellers und den Typ kann man nennen. Beim komplett aufgestellten Teleskop kann man dann das Schwingungsverhalten beurteilen (dass dies meistens ein rein subjektives Urteil sein wird, spielt vorerst keine Rolle). Möglich wäre z.B. eine Benotung wie in der Schule (also 1 für sehr gut und 6 für ungenügend). Sicher wäre auch ein Bild vom Instrument nützlich. Diese Tabelle kann ich dann auf der Webseite der Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau http://www.zellix.de/selbstbau einstellen. Auch ein Bericht im VdS-Journal wäre denkbar. Nach meiner Kenntnis wurde ein solcher Vergleich bisher noch nicht im größeren Stil durchgeführt. Sicher werden durch das richtige Dimensionieren des Gewichts schon mal die gröbsten Fehler vermieden. Mit Hilfe dieser Ergebnisse könnte man auch einigermaßen verlässliche Faustregeln aufstellen (ab welchem Gewicht gilt eine Montierung-Dreibein-Teleskop-Kombination als überladen?).


    Beim Vergleich muss man natürlich erst mal in die verschiedenen Gewichtsklassen einteilen. Bei Montierungen könnte man beispielsweise in Klassen bis 2,5 kg, 2,5 bis 4 kg, 4 bis 6 kg, 6 bis 9 usw. einteilen. Ebenso bei Dreibeinen (bei der Annahme, dass ähnlich gut durchkonstruierte Montierungen oder Dreibeine in der jeweiligen Klasse ein ähnliches Schwingungsverhalten aufweisen). Es wird ja wohl niemand ernsthaft in den Sinn kommen, die Leistung einer 3-kg-Montierung mit einer solchen mit 10 kg vergleichen zu wollen. Im direkten Test sollten eben nur ähnlich dimensionierte Produkte der Hersteller miteinander verglichen werden.


    Mal sehen, welche Zustimmung mein Vorschlag bekommt. Vielleicht will so mancher auch noch seine eigenen Ideen hier beisteuern.


    Als nächstes könnte man dann eine Methode finden, um die Qualität von Dreibeinkonstruktionen zu beurteilen. Eingeteilt in Gewichtsklassen ist die Steifigkeit wohl das wichtigste Kriterium. Ich machte da schon vor Jahren Versuche, die man auf http://www.zellix.de/drb.htm nachlesen kann. Wenn man sich also hier auf eine einheitliche Messmethode einigen könnte, wäre schon der nächste Schritt geschafft…



    Viele Grüße von Herbert „Nirosta“[:)]

    Hallo,


    als Redakteur der Rubrik Selbstbau und Fachgruppenleiter Amateurteleskope/Selbstbau interessiert mich die Sache natürlich sehr. Gerne übernehme ich die Koordination zur Ausarbeitung einer solchen Fachgruppenarbeit.


    Ich würde sagen, wir sammen erst mal alle Vorschläge. Die Leute können das über diesen Thread machen. Wer mich persönlich anschreiben will, kann das natürlich auch tun - meine E- mail-Adresse findet man auf meiner Webseite http://www.zellix.de . Danach beginne ich mit der Ausarbeitung. Wie das Ganze dann konkret weiterläuft wird sich ergeben.


    Ich hoffe auf rege Zusammenarbeit!
    Herbert

    Leider wurde im obigen Text das griechische mü nicht richtig übernommen. Ich versuche nun, es wörtlich zu schreiben. Es muss also "200 bis 250 Newton pro 0,001mm" heißen!

    Hallo Tassilo,


    freute mich sehr darüber, dass meine Veröffentlichungen aus dem VdS-Journal von dir zitiert wurden. Offensichtlich sind also meine Aufsätze doch nicht ganz im Leeren verhallt.


    Du hast recht, eine wirkliche Kenngröße für die Leistung einer Montierung existiert (noch) nicht. So etwas wäre aber äußerst sinnvoll, z.B. bei der Ausarbeitung von Erfahrungsberichten oder Tests.


    Ich befasse mich derzeit wieder mal näher mit dem Maschinenbau und Werkzeugmaschinen. Im "Taschenbuch für Werkzeugmaschinen" ist die statische und dynamische Steifigkeit in zehn Seiten abgehandelt. Da heißt es unter anderem: "Derzeit werden Werkzeugmaschinen üblicherweise einheitlich auf eine statische Steifigkeit von 200 bis 250 N/mm ausgelegt". Wie aber der genaue Messvorgang hierbei stattfindet, wurde nicht mitgeteilt. Und gerade das hätte mich brennend interessiert! Aber offenbar gibt es auch hier keine klar definierte Methode, um die ermittelten Messwerte direkt mit anderen Maschinen vergleichen zu können. Zumindest konnte ich bei den Literaturhinweisen nichts zu diesem speziellen Thema finden.


    Auf meiner Seite http://www.zellix.de/stabi.htm gebe ich ein paar Hinweise zur Steifigkeit. Auch über die Steifigkeit von Werkzeugmaschinen im Hobbybereich schreibe ich etwas. So kann man nachlesen, wie man die Steifigkeit einer Tischfräse ermittelt und wie die Steifigkeit mit einfachen Mitteln erhöht werden kann. Offensichtlich bin ich auch hier wieder einer der wenigen, die dieses Thema etwas näher beleuchten.


    Es müsste also eine Methode ausgearbeitet werden, die erstens wissenschaftlich verwertbar und zweitens auch für ambitionierte Amateure anwendbar wäre, um dann Montierungen, Stative usw. bewerten zu können um dann auch direkte Vergleiche mit anderen Produkten anzustellen. Sicher ist das keine leichte Aufgabe, sonst hätte das schon längst jemand gemacht. Warum sollte das aber nicht im Zuge einer Fachgruppenarbeit möglich sein? Und diese wiederum kann dann im VdS-Journal veröffentlicht werden...


    Viele Grüße aus Oberbayern,
    Herbert Zellhuber
    VdS-Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau
    http://www.zellix.de/selbstbau (mit großer Bildersammlung von selbstgebauten Fernrohren)