Beiträge von MartinB im Thema „Selbstbau Reisescope 180mm f/5,3“

    So, gestern nacht gabs nach dem Spiegelschleifer-Treffen klaren Himmel. Ich habe mein neues Teleskop natürlich gleich zusammengeschraubt und kurz getestet.


    Ergebnis: Selbst bei 238x Vergrößerung ist nicht das geringste Zittern, Verbiegen oder Ausschwingen zu beobachten. Wenn man das Teleskop loslässt, steht das Bild im Okular sofort wie angenagelt!


    Allerdings verstellt es sich auch schon bei leichter Berührung.
    Die Nachführung geht für mich besonders bei hohen Vergrößerungen etwas zu leicht, und zwar auf beiden Achsen. Auch beim Okularwechsel ist das ein Problem. Um nix zu verstellen, muss man das Ding wie ein rohes Ei behandeln. Die Sucherjustage ist ebenfalls knifflig, weil die Justierschrauben recht schwer gehen und man ruckzuck das Teleskop verstellt hat. Vielleicht krieg ich die noch leichtgängiger.
    Ich schätze aber, das Problem ist zum Teil subjektiv. Mein 18" Dobson hat num mal die 10fachen bewegten Massen, da ist die Nachführung auch natürlich 10x schwergängiger.


    Der Mond hat natürlich ziemlich gestört, aber durch die mittlerweile montierte Streulichtblende war nur die Himmelsaufhellung ein Problem. Der Mond selbst stand ja leider zu tief für vernünftiges Beobachten.


    Optimal zum Beobachten sind für mich ca. 30 cm Sitzhöhe. Ich werde mir wohl noch einen klinen Dreibein-Klapphocker als Ergänzung zulegen.


    Wenn ich demnächst mal ausführlicher beobachtet habe, gibt's einen Beobachtungsbericht im anderen Forum.


    Gruß,
    Martin

    =>Kai:
    Die Grübelei über den hohen Schwerpunkt hat sich über 1 1/2 Jahre hingezogen, sonst wäre das Ding schon viel früher fertig geworden. Erst als ich sicher war, es hinzubekommen, konnte ich mit dem Bau beginnen Die größte Hürde war dabei das Meade Okuler, es wiegt immerhin 205 g.
    An 2" Okulare ist bei diesem leichten Spiegel allerdings nicht zu denken. Ist aber bei 1 m Brennweite noch nicht wirklich nötig. Es gibt ja auch noch Ferngläser.


    Wenn man deine 28" Wahnsinnspizza runterskaliert auf 180 mm, landet man übrigens bei 6,3 mm Randdicke und gut 3 mm in der Mitte! DEN Schwerpunkt tät ich aber nicht mehr hinbekommen!


    =>Stefan:
    Die Spiegelbox ist außen 240 mm breit, die Rockerbox ca. 259 mm.
    Die Höhenräder sind insgesamt ca. 20 mm dick, ihre gebogenen Rohre haben 15x15x1 mm Querschnitt und 230 mm Krümmungsradius. Rohrabmessungen sind hinten 12/10 und vorn/Seite 10/8 mm. Querrohr 16/14. Quadratische Rohre 10x10x1 bis auf die Höhenräder.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Leute,
    danke für die vielen positiven Rückmeldungen[:)]! Das tut gut nach langer intensiver Arbeit!


    Bei folgenden Personen möchte ich mich noch für ihre Unterstützung bedanken (hab ich doch glatt vergessen[:I]):
    Meine Familie, sie hat es mal wieder klaglos ertragen, dass der Mann/Papa ein paar Wochen lang manchmal tagelang nur noch sein neues Teleskop im Kopf hatte.
    Stathis, er hat uns nun schon viele Jahre lang mit seinem Wissen, seiner Erfahrung und seinen Ideen und Ratschlägen unterstützt!
    Die übrigen Münchner Spiegelschleifer, sie haben in geselliger Runde immer wieder Motivation und Anregung gegeben.
    Die Astrotreff-Macher, sie bieten eine wunderbare Plattform, auf der wir Hobby-Teleskopbauer uns austauschen können.
    Und natürlich alle Teleskopbauer, die ihre Ideen und Kenntnisse nicht verstecken, sondern bereitwillig im Internet und auf Teleskoptreffen ihren Erfahrungsschatz für andere ausbreiten!


    =>Werner: Danke! Aber "feinmechanische Meisterleistung" ist zu viel des Lobes[:I]! Du hast wohl nicht ganz genau hingesehen[:D].


    =>StefanPsy: Insgesamt waren es jetzt tatsächlich 5 Wochen Sauwetter hier, aber vor 2 Wochen hatten wir mal ein schönes Wochenende. Da hat mein Projekt auch geruht und ich hab einen Sonntagsausflug mit Familie in die Berge gemacht[^].
    Schön, dass es dir wieder besser geht. Ich hoffe, man sieht sich auf dem Almberg!


    =>Stathis: Bei aller Überlegenheit der neuesten Konstruktionen, es gibt wohl nur wenige Teleskope, die so viel herumgereist sind wie dein 6" Reisedobson. Und ich bezweifle, ob mein neues Gerät in den nächsten 19 Jahren auch so viel herumkommen wird. Ich verspreche aber, dass ich es wo immer möglich dabei haben werde!
    Ja, die Eigenleistung war schon ziemlich heftig! Getoppt werden kann das nur, falls ich in Zukunft auf Astrofotografie umsteige und auch noch Montierung, GOTO und Digitalkamera selbst baue[:D].


    =>Gerd: Vielen Dank! Ich hab deinen Bericht Über die Insel Lastovo gelesen, da wäre dieses Teil sicher nicht verkehrt gewesen!
    Letztes Jahr waren wir im Familienurlaub auf Losinj. Da gibt's einen 590 m hohen Berg, den werd ich nächstes Mal sicher bei klarem Himmel abends mit Teleskop erklimmen...


    =>Gerd: Herzlichen Dank!
    Ich finde auch, dieses Teil ist mein erstes Teleskop, das ich auch tagsüber gern anschauen mag und nicht nur nachts durchschauen.


    =>Christian: Deine Konstruktionen lieferten einen Teil der Inspiration, die ich für mein Projekt brauchte. Ich glaube, dein 8" Reisescope gab letztlich den Ausschlag, dass ich eine Alukonstruktion gewählt und mich (noch?) nicht auf das Abenteuer CFK eingelassen habe.


    Was das Gewicht angeht, sollte es doch näherungsweise mit der dritten Potenz der Öffnung skalieren? 10% mehr Öffnung entsprechen ca. 33% mehr Gewicht, damit läge meine Konstruktion mit 8" bei 3,7 kg.


    =>Thomas: Wenn's sowas zu kaufen gäbe, wäre das selber machen vielleicht nur halb so schön! Beim Beobachten zählt für mich aber nur die Gebauchstauglichkeit. Mein Motto ist: Beim Blick ins Universum soll das Teleskop mich so wenig wie möglich behindern. Die Benutzung muss so selbstverständlich funktionieren, dass ich mir über das Gerät dabei keine Gedanken mache.


    =>Uwe:Wie gewohnt kommen von dir sehr konstruktive Kommentare!
    Klar werd ich das Gerät aufs Sudelfeld mitbringen, das passt zusätzlich zum 18" immer noch in meinen Fiat Panda[^]. Du bist bei klarem Himmel ja sowieso fast immer da.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wie schätzt du eigentlich das fehlen einer Querstrebe von den Höhenräderohren ein? Hast du irgendwelche seitlichen Schwingungen? Normal müsste ja das an die Höhenräder angebrachte Dreieck zur Hutabstützung Seitensteifigkeit bringen, oder? Würde mich interessieren was du zu dem Thema meinst.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Du hast Recht, eigentlich fehlt eine <s>Quer</s>Diagonalstrebe zwischen den Höhenrädern. Durch die großen Querschnitte der Höhenräder, das große Querrohr und die M4 Verschraubungen ist das aber offensichtlich steif genug. Mit M3 Schrauben und 10x10 statt 15x15 Profilen wäre die <s>Quer</s>Diagonalstrebe sicher nötig. Im Notfall kann ich sie auch immer noch nachrüsten.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Gewichtspotential sehe ich kaum mehr...maximal ein paar Gramm bei Verwendung von (teuren) Aluschrauben oder der Verwendung von anderen Materialien (CFK).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Ich hab schon eine Idee, wie ich den Hut noch mal 25 g leichter bekomme. Im Ernst, in Alu/Holzbauweise sehe ich auch nur noch wenig Einsparpotential, ohne die Handhabbarkeit zu verschlechtern. Mit modernen Werkstoffen und beliebig viel Aufwand dürften jedoch auch 2 kg zu unterschreiten sein. Ob man dann damit noch schön beobachen kann, müsste sich zeigen. Ich werde das aber sicher nicht ausprobieren.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Bei den Okularen musst du aber aufpassen. Wenn du sandigen Untergrund aus, sehen die Teile schnell aus wie Sau. Die Frontlinse eines 3,7mm Ethos möchte ich nicht putzen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Man kann eine Folie unterlegen. Alternativ zu Okularen kann man auch mit Ballast gefüllte Kleinbild-Filmdosen in die Steckfassungen einsetzen. Die passen nämlich perfekt, wie dir vielleicht durch die "Filmdose mit Loch"- Kollimiermethode bekannt ist.


    Wann gibt's eigentlich von dir einen großen Baubericht?


    Gruß,
    Martin

    Hallo Stefan,
    wieso 3,2 kg? Oben schrieb ich doch 2,8 kg. Das ist schon inklusive Hauptspiegel, Rockerbox und Sucher, aber ohne Okular.


    Das Teil wiegt nach meiner alten Küchenwaage ziemlich genau 2770 g.
    Dazu kommt dann noch die Streulichtblende, das dürften noch mal ca. 30 g sein.
    Ich kann das Teleskop ja morgen mal in der Firma auf unsere Portowaage stellen, die sollte auf +- 5g genau gehen.


    Die Rockerbox wiegt übrigens knapp 500 g und der Dreifuß-Untersatz ca. 120g. Hauptspiegel ca. 540g, Fangspiegel ca. 60g, Okularauszug ca. 80g.


    Die Okulare sind die TS-SWM Serie 20-15-9-6 mm.
    In der Praxis werde ich wohl hauptsächlich das alte Meade 24,5 mm Weitwinkel einsetzen, dazu das 9er TS-SWM und das 4er Planetary. Nagler Typ 6 passt natürlich in Sachen Abmessungen und Gewicht auch gut zu diesem Scope, da hätt ich 13 und 9 mm.


    Zum Material:
    Alu Vierkantrohr 10x10x1 für Hutring, Spiegelzelle, Untersatz und Höhenräder, 15x15x1 für Höhenräder-Bögen. 18/16 rund für Querstrebe, 12/10 rund für hintere Tubusstangen und 10/8 rund für die übrigen. Ein 22mm langes Alu Vierkantrohrstück 30x15x2 mm und ein kurzes Winkelstück 30x30x3 mm für den Fangspiegelhalter. Ein paar kurze U-Profile, diverse L-Winkelbleche und flache Knotenbleche 1-2 mm. Alu-Blindnieten 2,5 mm, ca 50 Stück. 2 Streifen ca. 0,5x10x250 mm VA-Blech für die Fangspiegelspinne. Gewindenieten M3, ca. 25 Stück. M4, 2 Stück. Einpressmuttern M4, 6 Stück. Jede Menge Schrauben M3 und M4, überwiegend VA rostfrei. 10 Holzschrauben ca. 2,5x20 mm. 3 Kugellager 13/4 mm. 3 kleine Federn, und ein paar andere Kleinteile...
    Birke Multiplex 9 mm, Rockerbox Boden und Seitenteile. Birke Multiplex 6 mm, Spiegelbox außen und Rockerbox Vorder- und Rückseite. Flugzeugsperrholz Birke 4 mm, Spiegelbox Blendenplatte.
    Ca. 15 cm² Teflon 3 mm für 9 Lager, 3x Azimut, 4x Höhe, 2x Seite.


    Der Bau war übrigens ziemlich zeitaufwändig, auch weil ich mir viele Details erst während der Arbeit überlegt habe. Man glaubt gar nicht, wie viele Einzelteile in dem Gerät stecken. Die Aluwinkel an den unteren Gitterstreben sind z.B. mit M3 Senkschrauben an unten un die Rohre eingepresste Gewindemuffen geschraubt. Praktisch alle Beschläge habe ich selbst gesägt und gefeilt[xx(]. Viele Schrauben sind auf genau passende Länge gekürzt. Die insgesamt 13 Handschrauben hab ich selbst gefertigt, indem ich Schrauben bzw, Gewindestangen-Abschnitte mit passenden Holzknöpfen versehen habe.


    Das Ergebnis ist in keinster Weise wacklig. Die Gitterkonstruktion ist sehr steif und das Teleskop folgt augenblicklich und präzise den Schwenkbewegungen.
    Etwas mehr Gewicht müsste man höchstens auf den Dreifuß-Untersatz bringen. Da kommt vielleicht noch eine Stoffbespannung drauf, auf die man dann ein paar vor Ort rumliegende Kieselsteine legen kann. Die Füße sind wie Zelthäringe angeschliffen, die kann ich in weicheren Boden auch 'reindrücken.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Leute,
    hier in Südbayern war in den letzten knapp zwei Wochen praktisch durchgehend Regenwetter. Das hat mir zum Glück geholfen, mein schon lange geplantes Reisescope endlich fertig zu bekommen. Der Spiegel wurde immerhin vor 3 1/2 Jahren parabolisiert und vor knapp 2 Jahren alubeschichtet.


    Voila, hier isses:

    Den Größenvergleich habe ich passend zu aktuellen Medienereignissen gewählt[;)]. Was auf dem Foto noch fehlt, ist eine Streulichtblende gegenüber vom Okularauszug aus dünnem schwarzem Moosgummi.



    Eckverbindung:


    Hutring:


    Hier ein paar Eckdaten:


    Die Spiegelzelle:


    Wem jetzt das Design irgendwie bekannt vorkommt: Ich habe mich in vielen Punkten an die Konstruktion von Uli Vedder angelehnt, meiner Meinung nach mit die besten derzeit käuflich zu erwerbenden Reisedobsons. Einige Details habe ich natürlich meinen eigenen Bedürfnissen angepasst.[^].


    Ich habe bei diesem Design erstmals selbst gebogene Alurohre verbaut. Details zur Biegetechnik findet man auch hier im Astrotreff. Auch die Blindniettechnik und genietete Gewindeeinsätze habe ich hier erstmals an einem Teleskop verwendet.


    Besonderes Highlight dieses Teleskops ist der Gewichtsausgleich durch vier Okularhalter in der Hauptspiegelbox:

    Damit dürfte es möglich sein, weitgehend ohne zusätzliche Bremse an den Höhenrädern auszukommen. Eine ganz leichte Bremswirkung habe ich allerdings schon durch die Teflon-Seitenführungen an den Höhenrädern.
    Das Zusatzgewicht erhöht auch generell die Standfestigkeit.


    Mit einem leichen Okular ist das Gerät ohne Ausgleichsgewicht ausbalanciert. Das Hebelverhältnis ist ca. 1:3, d.h. drei Okulare in der Spiegelbox können ein gleich schweres Okular im OAZ ausgleichen.


    Ich hoffe nun auf besseres Wetter, um die Konstruktion in der Praxis testen zu können[:p].


    Kommentare und Fragen sind sehr erwünscht!


    Gruß,
    Martin