Im Technikforum Spiegelteleskope passte sie nicht so richtig rein…
…die Geschichte von dem Dobson, das mal eben schnell flott gemacht werden sollte.
Vielleicht kennt ihr das: Man baut und schraubt dauernd an irgendwelchen Teleskopen, kauft und verkauft. Irgendwann stellt man fest, dass man eigentlich kein Gerät hat, das man guten Gewissens in den Garten stellen oder zum nächsten Teleskoptreffen schleppen kann. Genau das ist passiert, als ich meinen heißgeliebten aber viel zu großen, roten 12-Zöller mit dem Namen „Dicke Berta“ schweren Herzens verkauft hatte, um Platz für das geplante Projekt 16 Zoll Dobson mit selbst geschliffenen Spiegel zu haben.
Dicke Berta: 12 Zoll f/5 Geoptik mit neu konstruierter Rockerbox aus einer Berliner Werkstatt. 2009 verkauft an Michi nach Bayern. Viel Freude mit dem schönen Gerät, Michi. (Trauer…)
Was tun? Ein Teleskop für die geplanten 4 bis 5 Jahre bis zum fertigen 16er muss her! Klein und handlich. Also 8 Zoll? Handlich ja, aber doch was zu klein. Also irgendwas in 10 Zoll, gute Optik, darf nichts kosten und wird eben mal mit ein paar Zusatzgewichten am Tubus für das 1 kg schwere 21mm-Okular fit gemacht, das ich schon mal für den 16 Zöller angeschafft hatte (war ein Traum-Gelegenheitskauf).
Auf dem schwarzen Forum hab ich dann was gefunden, von dem ich annahm, dass es passt. Und auch noch in der Nähe, wie schön!
Keine 2 Stunden und 300 Euro später stand das gute Stück in meiner Stube. Dank an Jürgen! Ein Klassiker: Meade Starfinder Bj. 1996, makelloser Pyrex-Hauptspiegel f/4.5, ebenso hervorragender 60mm Fangspiegel. Die Optiken aus dieser Zeit sind wirklich gut. Und das war mir wichtig, denn von meinem roten Geoptik-Dobson war ich verwöhnt.
Das frisch erworbene Gerät wurde dann fix justiert. Der Test am Stern bei 400-fach verlief mehr als zufriedenstellend. OK, der Okularauszug ist bei diesen Teleskopen aus Plastik, der Tubus aus Pappe. Die Rockerbox sah aus wie nach einem Bombenangriff und der Drehteller lief wie Inline-Skates auf Schotter. Also nur Kleinigkeiten.
Wie heißt es noch so schön: Es irrt der Mensch, solang er strebt.
Die erste Ernüchterung stellte sich ein, als ich das Programm my.newton bemühte, um herauszufinden, wie sich die Optik mit dem feinen 2-Zoll Auszug macht, den ich für den geplanten 16er schon mal herumliegen hatte. Kann man später ja zurück bauen.
Leider musste ich lernen, dass selbst bei der originalen Begrenzung des Teleskopherstellers auf 1,25-Zoll-Okulare mit dem vorhandenen, viel zu kurzen Tubus nicht soo viel mehr Licht zur Verfügung steht, als bei einem optimal ausgelegten 8-Zöller. Der Rest strahlt einfach am Fangspiegel vorbei, wieder in den Nachthimmel zurück. Was hat sich Meade dabei gedacht? Und ein Umbau auf 2 Zoll macht bei dieser Geometrie erst recht keinen Sinn. Langes Gesicht.
Nach viel hin und her überlegen - größerer Fangspiegel oder einfach Fokallage durch Zurücksetzen des Hauptspiegels weiter nach Innen legen - kam ich zu dem Schluss, dass beim Umbau auf 2 Zoll nur eine Radikalkur hilft: Tubus um 115 mm verlängern, neu konstruierte Spiegelzelle mit 100mm weniger Höhe, Hauptspiegel mit f/5 vom unvollendeten 10-Zoll Reisedobson-Projekt tauschen und Rockerbox renovieren, mit höheren Flanken und Friktionsbremse.
Gesagt, getan. Und so sieht das Gerät, das nun auf den Namen Obelix hört (der, wo auch die schwersten Hinkelsteine trägt) nach nunmehr einem Jahr immer mal dran schrauben aus, nachdem er komplett umgebaut und der Tubus abgeschliffen und weiß lackiert wurde:
Hier die alte Hauptspiegelzelle aus Pressspanplatten:
Die neue Konstruktion aus rostfreiem Stahl trägt fast 100 mm weniger auf, das Gewicht ist tatsächlich etwas geringer als die alte Spiegelzelle aus Holz. Aus Gründen der Balance wurde sie nicht aus dem leichteren Aluminium gemacht.
Hier noch mal der alte Plastik-Okularauszug mit 1,25 Zoll:
Der neue OAZ ist geil, ist jetzt das gleiche Fabrikat wie bei meinem Foto-Refraktor ED80/600, der auf den schönen Namen Idefix hört. Unterschied – der an Idefix war neu und sauteuer, der an Obelix war gebraucht und auch sauteuer. Ja, und?
Zur OAZ-Montage wurde ein Alublech abgekantet und mit Pattex Füllkleber unterlegt:
Die Telradbasis wurde durch einen edleren Eigenbau ersetzt. Die Inbusschrauben könnten noch durch Rändelschrauben ersetzt werden, dann lässt sich der Sucher wie im Original auch ohne Werkzeug abnehmen:
Das Tubusinnere sah ursprünglich glänzend aus:
Nu isses dank DC-Fix duster:
Die Höhenräder waren ursprünglich fest montiert. Sie sind nun auf einer verschiebbaren Muffe befestigt, die sich mittels Schnellspanner lösen lässt. So lässt sich das Teleskop im Nu ausbalancieren. Außerdem ist hier der Tragegriff platziert, mit dem sich der Tubus leicht tragen lässt. Das hab ich schon beim der dicken Berta zu schätzen gewusst, es hat prima geklappt. Mit dem leichteren und kleineren Obelix geht alles noch viel besser.
Die Rockerbox ist jetzt mit einer Friktionsbremse ausgestattet. Sie lässt sich so einstellen, dass man feinfühlig verstellen und trotzdem in jeder Lage das 1kg-Okular wechseln kann, ohne die eingestellte Position zu verändern. Außerdem lässt sich dann auch mit leichteren Okularen weiter beobachten, ohne was zu drehen. Zum Beispiel mit dem nur 650g leichten 13mm Pendant aus der gleichen Okularreihe wie das 1kg -Teil. Und auch die ollen Nagler, Serie 6 mit läppischen 240g gehen ohne weitere Einstellerei. Aber selbst wenn's nötig wär, die Einstellung wär ein Klacks. Nur ein bisschen an der gut erreichbaren Schraube drehen. Sehr geil.
Die Lagerung der Höhenräder ist nicht mehr Teflon, das hatte ich ausprobiert und es war zu leichtgängig. Stattdessen läuft es jetzt auf Filz. Das hemmt gerade so, dass die Friktionsbremse nur gaaaanz gering soweit angezogen wird, dass es auch mit 1kg-Okularen klappt. Weiter sagen!
Hier unten sieht man die Gegenlagerung für die Friktionsbremse. Man kann auch einfach ein Loch bohren, aber an der Stelle hätte ich 'ne Winkelbohrmaschine gebraucht (vgl. ein Bild höher, da sieht man, warum). Also hab ich’s so gemacht, geht auch und sieht irgendwie interessant aus, oder?
Die Rockerbox bei der „Dicken Berta“ hat mich immer gestört, nahm beim Transport zuviel Platz weg. Bei Obelix hab ich deshalb das Ding so gebaut, dass man sie mit wenigen Handgriffen zerlegen kann. Dafür wurden Leisten aus Siebdruckplatten angeschraubt. Ist wahrscheinlich das beste Detail, das mir bei dem Umbau eingefallen ist. Hoffen wir, dass bald viel mehr Rockerboxen so zerlegbar werden. Der Stabilität tat es keinen Abbruch.
Die neuen Teile der Box hab ich aus Holzabfällen gebaut, die bei der Verschalung von Beton übrig blieben. Das Material ist wasserfest, leicht und stabil. Und man kann es auf Baustellen kostenlos erfragen. Ich hab’s noch mit einer Holzlasur für den Außenbereich geschützt, so wird die Oberfläche härter und unempfindlicher gegen Verschmutzung. Wird vielleicht noch weiß lackiert, mal schauen:
Reisedobson Asterix (ein drahtiger Typ) wird durch den getauschten Hauptspiegel und die nun kürzere Form kompakter und besser ausbalanciert, klassische „win/win“ -Situation. Die Stangen sind mittlerweile geteilt und passen bald, wenn für das neue Öffnungsverhältnis verkürzt, noch besser ins Handgepäck. Der Arbeitstitel für dieses Teleskop hieß urprünglich TIM (Teleskop Ist Mobil), war mir aber zu unpersönlich. Hoffe, dass Asterix dieses Jahr fertig wird, erst danach sollen weitere Details veröffentlicht werden. Hatte ihn schließlich schon vor 2 Jahren begonnen, also wird’s Zeit. Das Gewicht wird um 150g steigen, denn der neue Hauptspiegel ist etwas dicker. Macht aber nix, ich hab den auf Stabilität und nicht auf Gewicht hin konstruiert. Bleibt mit Trolley trotzdem unter der 8kg- Grenze für Handgepäck. Und das schwerste Okular ist ein 27er Pano.
Asterix
So, dann viele Grüße aus dem Bastelkeller und noch viel mehr – klare Nächte!
Euer Jan