Ich habe soeben auch wieder den Veränderlichen geschätzt und 1.5m notiert, also unverändert im Vergleich zu den letzten Tagen. Meine Vergleichssterne sind derzeit Pollux und Beta Tau (1.2 bzw 1.7), also ein hellerer und ein schwächerer Vergleichsstern. Es sind Sterne die auch von der AAVSO hier vorgeschlagen werden (die Bellatrix wegen der anderen Farbe eher nicht). Eine Schätzung wird immer mit einem helleren und einem schwächeren Stern ausgeführt. Die oben genannte Schätzmethode nach Argelander (hier notiert man den Helligkeitsunterschied in Stufen) wird aber meist bei Langperiodischen, also etwa Mira und Halbregelmäßigen nicht verwendet, das kommt eigentlich nur etwa bei Cepheiden, RR Lyr Sternen oder auch Bedeckungsveränderlichen in Frage.
Wie hier bei Betelgeuse sagt man, der Helligkeitsunterschied zwischen dem helleren und dem schwächeren Vergleichsstern wird immer 10 angenommen, egal wie hell diese Sterne sind. Und dann wird versucht den Veränderlichen direkt hinein zu schätzen. Also im obigen Beispiel schätze ich ein wie Betelgeuse zwischen die Vergleichssterne 1.2 und 1.7 passt (das sind die von der AAVSO gegebenen visuellen Helligkeiten von Beta Gem bzw Beta Tau). Und so kommt meine Schätzung von 1.5 zu stande. Man könnte grob sagen: der Unterschied zwischen Beta Gem und dem Veränderlichen scheint mir doch deutlich größer als der zwischen dem Veränderlichen und Beta Tau.
Diese Schätzmethode hat auch den Vorteil, dass man sich im Nachhinein die Rechenarbeit erspart, denn man notiert ja sofort die entsprechende Helligkeit des Veränderlichen. Natürlich könnte man prinzipiell auch die Argelander Methode verwenden.
Beim visuellen Beobachten und Schätzen von Veränderlichen sollte man besonders intensiv rote Sterne nicht zu lange mit den Augen fest fixieren, denn dann wird oft der Eindruck erweckt, sie seien heller.
Zum Schluss möchte ich erwähnen, das ich ein rein visueller Beobachter bin und seit 1973 Veränderliche beobachte, vor allem Mira- und Halbregelmäßige Sterne.
Gruß Matthias aus Stralsund