Hallo zusammen,
Hallo Gert: ja, ich kann gerne andere Etalons messsen:
Ich habe einen größeren Spektrographen aufgebaut mit R>70000, und kann den Etalon dort einfach in den Strahlengang (z.B. vor den Eintrittsspalt) setzen.
Das geht aber mit jedem anderen Spektrographen auch.
So: jetzt zur Sache
Ich bin neben meiner Doktorarbeit und einigen anderen Selbstbauten (einige kleinere Refraktoren, ein Demonstrations-Spektrograph, zwei Geradsicht-Spektroskope, ein Sonnenpentaprisma, ein Shack-Hartmann-Sensor, zwei Spiegel für einen Coelostaten, ein Galvo-basierters Spektrohelioskop sowie und einiges an Kleinkram) wieder an dieser Sache dran.
Der eigentliche Prüfspektrograph für dieses Projekt ist noch nicht ganz fertig (ich wollte ihn direkt so aufbauen, daß er Huckepack als Spektroheliograph auf einem Doppelrefraktor angebracht werden kann ... da habe ich etwas zu hoch gezielt: zu viel Mechanik auf einmal Jetzt entsteht der Spektrograph erst einmal auf einem Breadboard in meinem Labor.
Was nun dieses Projekt betrifft:
Ich habe erst einmal einige dicke Quarzsubstrate aus einer großen Lasercavity ausgebaut und rückseitig poliert. Ich verwende nun diese als FP-Platten.
Was die Aussagen von "Amateurastronom" betrifft:
Kein Grund, zu husten.
Ich schreibe hier nicht ins Blaue, sondern ich mache regelmäßig Planflächenverschiedener Größe bis zu 200mm Durchmesser) und bis hinunter zu 1/20 Welle Genauigkeit (kleines Zubrot zu meiner lächerlichen Bezahlung als Wissenschaftler in einem MPI)
Aber in Einzelfertigung, und mit Pechpolitur.
Meine Erfahrung ist es, daß man bei diesem Verfahren schon verloren hat, wenn der Spiegel noch weniger als 10 km Radius hat und er keine genaue Kugel ist (Astig ist ganz tödlich, CC != 0 nicht ganz so, da zu retten). Und mit genauer Kugel meine ich: stinklangweile schnurgerade Ronchi-Linien von Rand zu Rand und im Messerschneidentest schlagartige, gleichmäßige Verdunklung.
Um Misverständnissen vorzubeugen: ich betrachte nicht das Bild eines Pinholes, sondern ich messe den meridionalen und den sagittalen Fokus mit einem Messerschneidengerät mit um 90 Grad drehbarer Schneide und ebenso drehbarem Spalt an.
Ich habe mit dem Ritchey/Common-Test 200 mm durchmessende Planflächen von > 100 km Radius zuverlässig und reproduzierbar vermessen. Die Werte stimmten hinterher mit interferometrischen Messungen überein, aber nur, wenn man den Prüfling sorgfältigst temperiert.
Mit dem Ritchey/Common-Verfahren kann man nur Krümmungsradien indirekt messen, als astigmatische Differenz, und bekommt gleichzeitig einen Befund über die Abweichung der Oberfläche des Prüflings von einer Kugelfläche (daher die Anforderung, zu jedem Zeitpunkt eine gute Kugel zu haben).
Nach der Rechnung in meinem Werkstattbuch muß ich für einen Spiegel von 200 mm Durchmesser, um eine systematische ptv-Abweichung von 1/10 der grünen Hg-Linie zu bekommen, mit meinem Werkstatt(kugel)spiegel von 1,5 m Krümmungsradius (305 mm Durchmesser) unter 90 Grad Ablenkung eine Schnittweitendifferenz von 4/100 mm sicher messen können. Bis hinunter zu etwa 20 Mikrometern Schnittweitendifferenz sollte man messen können. Dann ist aber die Grenze erreicht.
Bei dieser Differenz (0.04 mm) hat man einen Kugelspiegel mit einer Sagitta von 0.09 Wellen der e-Linie.
Dafür muß die zu messende Fläche eine wirklich sehr gute Kugel sein, und gerade zwischen den letzten Messungen liegen immer nur minutenweise Poliergänge und mindestens halbstündiges Temperieren.
Die Messung ist auf einem gedämpften Tisch aber ohne weiteres möglich.
Der kleine Finger auf der Tischplatte verbiegt am Ende den Aufbau weit genug, um die Messerschneide durch das Beugungsscheibchen zu bewegen.
Ich habe sowohl Planflächen geprüft, als auch eigene während der Fertigung auf diese Weise kontrolliert.
Das geht reproduzierbar.
Ein so gefertigter 200 mm-Planspiegel hatte eine sagitta von < 1/12 Welle, die ich hinterher gegen ein Zerodur-Normal von 1/20 Welle und in einem komerziellen Interferometer (Zygo) getestet habe.
Aber das ist die technologische Grenze!
Born/Wolf ist zwar ein wunderbares Optikbuch, aber ich will hier eine Finesse von ~20 schlagen.
Ich kann meine Substrate so glatt polieren wie ich will: Wenn ich hinterher keine ähnlich gleichmäßige Spiegelschicht erreiche, dann nutzen mir auf 1/100 Welle plane Substrate garnichts!
M.a.W. meine 1/20 Welle reicht erst einmal auch aus.
Es ist aber auch sowieso illusorisch, mit Interferometern im Werkstattgebrauch genauer als 1/20 Welle reproduzierbar messen zu wollen. Wenn man einen eigenen Prüfraum hat, entkoppelt und thermisch stabilisiert, dann geht es genauer. Sonst nicht.
Aber ich bin nicht die Firma Schott, also bleibt es bei 1/10 Welle, wenn es gut läuft mal bei 1/20 Welle.
Ich habe nunmehr ein kleines Optik-Labor aufgebaut, und jetzt geht es weiter!
Die Planplatten sind fertig (Quarz, 15 mm dick, Durchmesser 40 mm, aus einem Laserresonator. Rückseite habe ich auf 10' Keilwinkel und 1 Ring konvex poliert).
Sobald der Spektrograph für die Charakterisierung fertig ist, schreibe ich hier einen kleinen Bericht.
Bis dahin: bitte noch etwas Geduld.