Hi!
Zum Thema AstroTrac: Den haben wir seit einiger Zeit im Verein und sind soweit begeistert davon, auch zwei wichtige Dinge nicht angeboten werden: Ein Batteriepack (stattdessen gibt's einen Adapter auf Zigarettenanzünder) und ein Koffer (bei Praktiker gibt's grad solide Laptopkoffer, fehlt nur noch Rasterschaumstoff). Das Gerät hat einen stattlichen Preis, funktioniert aber auch sehr gut (mit dem Originalpolsucher). Mit "rasch mal aufgestellt" sind Aufnahmen bis 200mm Brennweite digital kein Problem (entspricht vom Gesichtsfeld ja auch schon 300mm auf Kleinbildfilm), bei 300mm muss man schon genauer arbeiten - bislang haben wir nur "quick and dirty" eingenordet.
Für den AstroTrac benötigst Du unbedingt ein solides Stativ (wie immer bei Foto) sowie einen schweren Videoneiger oder einen sehr schweren Kugelkopf mit "Rutschkupplung" - über den Griff kannst Du die Polhöhe besser einstellen als mit einem Kugelkopf, der nur "fest" oder "lose" kennt.
Ein Teleskop draufzupacken geht bestimmt, aber das Zielen ist problematisch, zumindest wenn Du es mit einem Kugelkopf drauf befestigst. Der Astrotrac ist eine reine Nachführung, die eigentliche Montierung brauchst Du extra.
Zur Optik: Je nachdem, was Du fotografieren willst, wählst Du zuerst mal die Brennweite. Die meisten Objekte am Himmel sind ziemlich groß, unter http://www.messier.de hab ich einige LowRes-Fotos verlinkt, die mit einem 80/600ED ohne Bildfeldebner o.ä. augenommen wurden (je 5 Min bei ISO 800, ohne Nachführkontrolle auf einer (für das Gerät alleine völlig überdimensionierten) stationären Alt-6-Montierung, die eigentlich ein C14 trägt).
Schau mal, ob Du ein Sternkartenprogramm hast, das das Gesichtsfeld bei verschiedenen Brennweiten einblenden kann. Zur Groborientierung: Ein 24-60mm liefert Bildfelder von überschlägig 30x46° bis hinab zu etwa 21x14°; der Große Wagen (nur die hellen Sterne) ist etwa 15x30° groß. Ein 70-300 schließt da fast nahtlos an und hat als kleinstes Gesichtsfeld etwa 3x4,3°. Halt damit mal auf M31, M33, Nordamerikanebel, Orionnebel... Klar: Kugelsternhaufen und enge Doppelsterne wirst Du damit keine Auflösen können. Aber bis Du die Technik samt Bildbearbeitung beherrschst, vergeht auch viel Zeit.
Zur Montierung: Schmidt-Newtons sind an sich tolle Geräte, aber sehr sehr schwer. Wir haben im Verein eins der ersten Meade LXD55 10", die Montierung hat sich mittlerweile ziemlich zerlegt, zumindest das Gehäuse. Das Innenleben wurde auch schon mal ausgetauscht. Das Gerät selber hat einen ziemlich lummeligen Okularauszug und Sucher, keine Ahnung, wie die aktuelle Serie ist. Eine HEQ5 ist mit den 15kg von dem Teleskop alleine auch schon überlastet. Die HEQ5 ist deutlich solider als die alte LXD55 (will sagen, hat noch keine Teile verloren), ist dafür aber auch sauschwer. Den Koffer mit zwei Gegengewichten trägt keiner freiwillig. Fototauglichkeit? Keine Ahnung - für den mobilen Einsatz ist sie zu schwer. Beim Astrotrac mit schwerem Fotostativ ist die Hemmschwelle, das Gerät einzupacken, viel niedriger. In dem halben Jahr, den wir den AstroTrac haben, hat er bald so oft den Himmel gesehen wie die HEQ5 in fast einem Jahrzehnt.
Montierungsalternativen? Vixen GP oder Vixen GPDX. Zumindest würde ich nichts anderes mehr kaufen, die ganzen Nachbauten sind irgendwo nur Kompromisse. Die Tragfähigkeit ist nicht wesentlich unter einer HEQ5 (die fototauglich mit SDI-Steuerung auch nicht so billig ist), das Eigengewicht liegt vielleicht bei der Hälfte oder noch weniger. Mit Starbook-Steuerung ist die GP wohl sogar Autoguidertauglich, zumindest bietet Vixen da was an, hab's aber noch nie ausprobiert. Das ganze auf ein solides Holzstativ: Baader Hartholz oder Berlebach Uni. Hier zu sparen wäre rausgeschmissenes Geld. Ein ED80 und ein kleiner, schneller Newton sollten kein Problem darstellen, zumindest trägt das Vorgängermodell ein kompaktes C8 visuell locker.
Fotografie kostet viel Nerven, da muss die Technik einfach stimmen. Wenn die halbe Nacht für den Aufbau drauf geht, bevor Du dich am scharfstellen der Kamera probieren kannst, wird das nie was. Auch deshalb ist der AstroTrak grad so beliebt. Und je länger die Brennweite, desto größer die Probleme.
Wenn Astrofoto nur ein Hobby unter vielen sein soll: Kauf einen AstroTrac, ein wirklich solides Fotostativ (Größenordnung Berlebach Report müßte schon ausreichen, auch Manfrotto hat ein paar schöne - Hauptsache, bei der maximalen Traglast gut Spielraum einkalkulieren), einen massiven Videoneiger (möglichst mit Feineinstellung), einen großen Kugelkopf für die Kamerabefestigung, ein Weitwinkelobjektiv (wir haben für Canon neulich ein mit 30 oder 50mm und f/2 gekauft, nach drei Minuten waren die Fotos schon überbelichtet) und ein Tele - gönn dir was mit VR, wenn noch Geld da ist und Du's auch tags nutzen willst, ansonsten tut's ein günstiges 70-300mm-Zoom, z.B. von Tamron. Ich hab hier eins von Nikon, das ist überraschend gut und billig (ca 130 Euro).
Damit hast Du eine Kombination, die Du auch wirklich einsetzen kannst - sie funktioniert gut genug und ist einfach zu bedienen. Verzogene Bilder kannst Du zwar immer noch produzieren, wenn Du nicht gut genug einnordest, aber eine Lernkurve gibt's überall. Vor allem aber ist das System transportabel: Kameratasche, Laptopkoffer mit AstroTrac und Zubehör (Batterien, Kugelkopf), dann noch das Stativ mit aufgesetztem Videoneiger - drei Teile, von denen Du dir zwei umhängen kannst. Der Aufbau dauert auch keine zehn Minuten. Damit ist es kein Problem, schnell auf den Acker zu fahren (das ist die Zeit, die Du bräuchtest, um eine HEQ5 auf die Terasse zu bringen, und auch hier kommen noch knapp zehn Minuten fürs Einnorden dazu), wo Du wesentlich bessere Bedingungen hast als auf deiner Terrasse.
1500 bis 1800 Euro sind zwar schon ein nettes Budget, aber gerade in der Astrofotografie versaut einem jeder Fehler und jeder Kompromiss das Ergebnis und nimmt einen den Spaß. Zumindest neu ist ein gut beherrschbares teleskopisches System da kaum zu machen, außer Du investierst viel Zeit rein - aber wenn Astrofoto nicht die einzige nächtliche Aktivität sein soll, lohnt sich das nicht. Mit 300mm geht dagegen auch schon einiges, und Du erreichst mit vertretbarem Aufwand gute Ergebnisse, aus denen am PC dann sehr gute werden können.
Gruß,
Alex