Das Ziel, salopp formuliert: Ich will möglichst viel schwaches Deep Sky Detail möglichst deutlich über den Himmelshintergrund heben. Mathematisch formuliert: Ich will ein möglichst hohes Signal zu Rausch Verhältnis (SNR) pro Himmels- Raumwinkel (Omega) pro Zeiteinheit (t) ---> Max SNR/(Omega*t).
Hier sind wir bei dem grundsätzlichen Verständnisproblem welchem Vertreter der nur die Öffnung zählt Auffassung unterliegen.
Denn hier wird mit dem Raumwinkel auch die Auflösung in die Betrachtung mit einbezogen und natürlich, wenn man eine möglichst hohe Auflösung bei möglichst großer Tiefe möchte dann braucht es eine möglichst große Öffnung.
Wenn wir also Auflösung und Tiefe in einen Topf werfen und von beiden das maximum wollen dann ist die Öffnung entscheidend.
Aber das war ja gar nicht die Frage.
Die Frage war was ausschließlich für die Tiefe bzw. die nötige Belichtungszeit um diese Tiefe zu erreichen entscheidend ist.
Also die gleiche Frage um die es auch bei der Tageslichtfotografie geht.
Und in dieser Frage unterscheidet sich Astro nicht von der Tageslichtfotografie.
Den von Verfechtern der nur die Öffnung zählt herbeigeredeten Unterschied gibt es hier nicht.
Die Physik ist für die Tageslichtfotografie genau die gleiche wie für Astro und das ändert sich auch nicht mit der Anzahl der Photonen denn die ist unabhängig von der Öffnung nur vom Verhältnis Öffnungszahl zu Pixelgröße abhängig und das gilt für Astro ganz genauso wie für die Tageslichtfotografie.
Und den immer herbeigeredeten riesigen Unterschied in der Lichtmenge zwischen Tageslichtfotografie und Astro gibt es nur wenn man die Belichtungszeit ignoriert.
Unter Berücksichtigung der Belichtungszeit sieht das wie hier gezeigt ganz anders aus.
Was heißt hier "Viel-Licht-Fotografie" es kommt bei der Lichtmenge die der Sensor sammelt ja letztlich immer auch auf die Belichtungszeit an und die ist bei Tageslichtfotografie dann üblicherweise sehr kurz.
Wenn man bei guten Lichtverhältnissen vielleicht 1/100s belichtet und bei Astro vielleicht
1 h dann besteht hier bei der Zeit ein Unterschied von 1 zu 360 000.
Also auch wenn bei Astro von dem betreffende Objekt 360000 mal weniger Licht ankommt so ist die Lichtmenge für dieses Beispiel unter Berücksichtigung der Belichtungszeit in beiden Fällen gleich.
Einen enormen Unterschied zwischen der vom Sensor gesammelten Lichtmenge bei Tageslicht und bei Astro würde man nur feststellen, wenn die Belichtungszeit die gleiche ist.
Aber wer belichtet bei Astro schon einen Nebel mit 1/100s.
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Auch bei Tageslichtfotografie geht es letztlich immer um das S/R.
Warum rauschen hohe ISO Werte so stark.
Weil hier mit sehr kurzer Belichtungszeit gearbeitet wird um eine bestimmte Bildhelligkeit zu erreichen.
Dem kann man mit niedrigen ISIO Werten und damit längeren Belichtungszeiten für die gleiche Bildhelligkeit begegnen.
Also letztlich macht man hier also genau das Gleiche wie bei Astro.
In beiden Fällen belichtet man länger um das S/R zu verbessern.
Den immer herbeigeredeten Unterschied gibt es also gar nicht.
Das trifft auch auf die Öffnung zu.
Würde man bei der Tageslichtfotografie die gleiche Bedingung die Stathis sie für Astro gerne hätte also möglichst hohe Detailauflösung und möglichst hohe Tiefe erwarten dann würde auch hier nur die Öffnung zählen.
Das sieht man auch bei großen Tele wie sie Paparazzie nutzen.
Meistens will man aber nicht bloß die Kirchturmspitze und das in maximaler Auflösung sondern man will vielleicht die ganze Kirche oder vielleicht noch ein paar Nachbarhäuser mit im Bild haben.
Man verzichtet dann also ganz bewusst auf feinste Details bei der Kirchturmspitze zugunsten von einem entsprechend größerem Bildausschnitt.
Die Zielsetzung ist also gar nicht maximale Detailauflösung, sondern ein ausgewogenes und der jeweiligen Situation entsprechendes Verhältnis von Detailauflösung und Bildausschnitt.
Und nur darum ist hier nicht die Öffnung das alles entscheidende.
Aber ist es denn bei Astro anders?
Ich würde sagen im Normalfall nein denn auch hier geht es letztlich nicht ausschließlich um maximale Auflösung sondern um ein ausgewogenes und der jeweiligen Situation entsprechendes Verhältnis von Detailauflösung und Bildausschnitt.
In der Regel will man zb. M31 komplett und nicht nur einen Spiralarm und darum wird man bei gegebener Sensorgröße auch bei der Detailauflösung Abstriche zugunsten eines größeren Bildausschnitts machen.
Der Winkel von M31 und die Sensorgrößen bestimmen also die Brennweite.
Und anhand der Brennweite und Pixelgröße ergibt sich dann die Öffnungszahl für eine sinnvolle Abtastung und damit dann die sinnvolle Öffnung.
Die Tunnelblick Astronomie welche Stathis hier propagiert also möglichst hohe Auflösung bei möglichst großer Tiefe dürfte also nicht das Ziel der meisten Astrofotografen sein.
Die Tunnelblick Astronomie ist vergleichbar mit einer Tageslichtfotografie bei der sich der Fotograf in immer feinere Details hineinsteigert und statt der ganzen Kirchturmspitzen dann nur Details davon fotografiert und jeden noch so feinen Karzer im Blech erkennen möchte.
Auch der braucht dann immer größere Öffnungen.
Aber so etwas ist ja nicht das Ziel von „normalen“ Fotografen.
Fassen wir also mal zusammen
Nur wenn man eine möglichst hohe Auflösung bei gleichzeitig möglichst großer Tiefe möchte ist die Öffnung das Entscheidende.
Betrachtet man Auflösung und Tiefe getrennt dann sollte die Erkenntnis das man Auflösung gegen Tiefe tauschen kann verinnerlicht werden.
Betrachtet man nur die Tiefe bzw. die für eine bestimmte Tiefe nötige Belichtungszeit dann zählt hier ausschließlich das Verhältnis von Öffnungszahl zur Pixelgröße
Im Normalfall interessiert einem Fotografen vorrangig die Belichtungszeit die die er aufwenden muss und dafür ist ausschließlich das Verhältnis von Öffnungszahl zur Pixelgröße entscheidend.
Die Öffnung spielt hier keine Rolle.
Das ist bei Astro ganz genauso wie bei der Tageslichtfotografie.
Grüße Gerd