Hallo Freunde der weißen Nächte,
es ist mal wieder so weit: 7 Stunden schwarzen Himmel findet man - bei frühlingshaften Temperaturen - am schnellsten in Puntagorda auf La Palma.
Genauer gesagt in Tinizara, nur einen Katzensprung weg.
Diesmal sind wir zu dritt: Dietmar, Timm und zum ersten mal Kamila, eine Astrofotografin von der Sternenwelt Vogelsberg.
Unsere Unterkunft ist ein moderer Bungalow mit einer schönen Dachterrasse und guter Südsicht.
Der 18“ Lowrider
Die ersten Nächte machten astronomisch gesehen noch nicht viel Spass, denn Wolken und später der aufgehende Mond störten etwas.man schon einiges beobachten.
Gestern war die erste komplett sternklare Nacht mit SQM-Werten über 21,85… mit drei Stunden höchst intensiven Beobachtungen am 18-Zöller.
Es geht in der Dämmerung schon gut los mit der strahlend hellen Venus, die wir brauchen, um den Starsense Explorer zu justieren.
Leider mache ich immer noch was falsch, denn das angewählte Objekt der Begierde will einfach nicht im Gesichtsfeld des Okulars erscheinen!
Mal ein, mal zwei Gesichtsfelder steht es daneben. Wahrscheinlich ist die Befestigung an Dietmars 18-Zöller zu wackelig um damit gute Ergebnisse zu erzielen.
Also weg damit, obwohl wir Omega Centauri und Centauri A,(NGC 5821) damit im Horizontdunst finden.
Mit der bei Dietmar und mir üblichen Methode mit Aufsuchen aus der Erinnerungs-Datenbank und dem Reiseatlas geht es also schneller weiter,
als wir es mit dem Starsense Explorer schaffen würden.
Das erste ohne Computer gefundene Objekt ist M101 mit der immer noch hellen Supernova.
Wunderschön ist auch die Spiralstruktur zu sehen… kein Wunder bei dem hohen Stand und der guten Nacht.
Anschließend natürlich auch M51, der am schönsten im 10mm Ethos bei 220x aussieht.
Aber unsere bevorzugte Beobachtungsrichtung geht nach Süden!
Der komplette Skorpion steht eine Stunde vor Mitternacht schon so hoch, dass man bequem im Sitzen alle Objekte anfahren kann.
Zuerst M80, den wir relativ schnell finden. Ein locker aufzulösender Kugelhaufen.
Deutlich größer aber weniger dicht zeigt sich M4, leicht zu finden, da er so nah an Antares steht.
Antares ist bei perfektem Seeing gut zu trennen, aber man sollte den Positionswinkel kennen.
Neben dran sehen wir den schwachen Kugelhaufen NGC6144. Er sieht fast aus wie ein schwacher offener Haufen.
Weiter geht es mit zwei Planetaries, dem Bugnebel (NGC6302) und dem Cheerionebel (NGC6337).
Der Bug ist hell, groß und deutlich strukturiert, der Cheerio schwach, klein und ringförmig.
Eine schwache Sternkette durchquert zentral das Scheibchen. Zwei hellereSternchen im Randgebiet sind einfach,
zwei schwächere im Innenraum etwas schwerer zu erkennen.
Es folgen die Katzenpfoten (NGC6334) und der Hummer (NGC6357). Beide sind recht deutlich im OIII-Filter zu erkennen.
Da haben wir Visuellen gegenüber den Astrofotografen große Nachteile, da beide Nebelgebiete hauptsächlich im Roten leuchten…
unsere Augen da fast blind sin! Deshalb sind Astroleuchten auch immer rot.
Zwischen dem Skorpionschwanz und dem Schützen finden wir einen besonders leicht zu findenden Kugelhaufen: NGC6441.
Der steht sehr nah (4 Bogenminuten) an dem 3.2mag Doppelstern HR 6630. Einen besseren Aufsuchstern gibt es kaum!
Jetzt weiter zu den Schmankerln im Schützen:
Neben Gamma Sgr, der Spitze des Teapot-Ausgießers stehen zwei Kugelhaufen so dicht beieinander, dass sie bei 200x gemeinsam im Okular stehen.
Der größere ist NGC6522, der schwächere ist NGC6528. Nur 16 Bogenminuten trennen die beiden.
Der Kugelhaufen M22 über dem Henkel ist mit bloßem Auge leicht sichtbar.
Er ist deutlich größer und heller als der Star der Nordhimmels M13.
Das fällt aber in Deutschland nicht auf, da M22 sehr tief steht.
M13 ist 5,8mag hell bei einem Durchmesser von 20 Bogenminuten, M22 hat 5,1mag und 32 Bogenminuten.
Knapp ein Grad von der Deckelspitze Lambda Sgr entfernt findet man den Kugelhaufen M28, der schön aufgelöst erscheint.
Im Inneren des Teapots stehen noch fünf weitere, schwächere Kugelhaufen, einfach zu finden, aber nicht sehr spektakulär.
Heller und größer mit vielen Einzelsternchen steht etwas außerhalb der schöne Kugelhaufen M55.
Nördlich vom Teapot geht es weiter mit vielen interessanten Objekten.
Zuerst sieht man aber über dem Teapot-Ausgießer einen bekannten Dunkelnebel, Inkspot genannt.
Mit dem offenen Haufen NGC6520 bildet der B86 ein spektakuläres Doppelobjekt.
Nach einem Schubs nach oben kommt ein riesiger Gasnebel ins Bild: M8, der Lagunennebel.
Schon ungefiltert grandios wird M8 im OIII-Filter gigantisch.
Stark strukturierte Nebelschwaden wechseln sich mit vielen hellen Sternen ab, alles unterteilt von der dunkleren Lagune.
Noch ein Schubs nach oben und M20, der Trifid-Nebel, ist im Bild.
Gut sichtbar der dreigeteilten Emissionsnebel und daneben der bläuliche Reflexionsnebel. Dieser Teil wird von einem Mehrfachstern beleuchtet.
Über Timms Eiffelturm bei der Sagittarius Star Cloud/M24 kommen wir zu M17, dem Schwan… oder Omeganebel.
Das ist einer meiner Lieblingsnebel! Den habe ich zum ersten mal mit einem 3-Zoll Japan-Spiegelteleskop gesehen, als ich noch ein Kind war.
Ich war schwer beeindruckt und habe dieses wunderschöne Objekt nie mehr aud dem Kopf bekommen.
Nördlich davon geht es weiter mit M16, dem Adlernebel.
Den eingebetteten Sternhaufen hatte Messier damals gesehen, die zarten Gasnebel mit den Säulen der Schöpfung natürlich nicht.
Aber wir! Und wie sogar… einfach nur schön. Und wenn man dabei die neuesten JWST Fotos im Kopf hat, ist es besonders eindrucksvoll.
Ich merke, die Erinnerungen an diese Nacht lassen mich total ausschweifen. Ich will mich also etwas kürzer fassen.
Einige Sternbildero haben wir komplett abgegrast. Etwa den Lupus-Kugelhaufen NGC5986, klein aber aufgelöst, NGC 5882,
ein winziger aber heller Planetary. Die 10,7mag helle Galaxie PGC54392 haben wir nicht beachtet.
Auch in der Waage gibt es nicht viel helles, bis auf den Kugelhaufen NGC5897. Der ist mittelhell, mittelgroß und gut aufgelöst.
Jetzt springe ich meinen Erinnerungen hinterher. Deshalb ungeordnet und mehr oder weniger beschrieben.
Omega Centauri bei Beginn der Beobachtungen, noch mit Hilfe des Starsense Explorers gefunden, trotz des Horizontdunstes.
Hell mit tausenden gleichmäßig verteilten Sternchen, auffällig dabei die gelbliche Färbung.
Bei diesem Objekt gehen wir auf die Knie! Weil es nur 10° über dem Horizont steht.
4° höher findet man die große Galaxie NGC5128, Centaurus A. Auffällig das schwarze Band, das die Galaxie teilt.
Hoch über uns M3, der wunderschöne Kugelhaufen, ist sogar noch in der Dämmerung eindrucksvoll.
Nach längerem Herumrühren findet Dietmar endlich M13… schwer einzustellen, denn der steht genau im Zenith!
M92 geht deutlich schneller, genau so wie NGC6229, der 100 000 Lj entfernt ist.
Der Turtlenebel NGC6210 ist auch schnell gefunden und fällt durch seine bläuliche Farbe sofort auf.
Mein Gott, da fallen mir noch zwei Dutzend andere Objekte ein, die wir abwechselnd aufgesucht haben.
Eine Sternkarte kam bis auf zwei Ausnahmen nicht zum Einsatz.
Die zähle ich jetzt nicht mehr auf,
Jetzt noch ein paar Bilder von Kamila:
Rho Oph Region und das blaue Pferd IC4592
cs
Timm