Hi Joe,
Tragetaschen-Format ist natürlich eine sehr starke Einschränkung für ein Teleskop. Ist wirklich die Frage, ob Du das aufrechterhalten willst/solltest/kannst ?!
Weiterer Punkt ist das Budget, das muss man zur Beratung wissen !
Wenn man das Tragetaschen-Format nun sehr ernst nimmt, dann wäre das u.U. ein Argument für ein Spektiv (teuer, aber eben immer einsatzbereit, keinerlei Justierungen, Okular immer dran und fix angebaut) . Die Dinger sind relativ teuer, ein Stativ mit Schwenkkopf musst Du dennoch mitnehmen. Die Gesichtsfelder von Spektiven sind relativ eng, was für die Suche nach Objekten eher hinderlich ist. ABER es ist halt ein leichtes all-in-one Ding, passt ganz sicher in Rucksäcke. Du kannst mal bei der Firma Hawke googeln (unter Spotting Scopes, 'Endurance' ist ein noch relativ vernünftiger Preislevel + gute Quali i.a. / ich kenne jedoch nur Ferngläser von denen, die aber gut sind). Beispiel:
(Preise sind im Internethandel geringer ! google !)
Von Astronomen werden Spektive i.a. nicht geliebt, weil man i.a. mehr Flexibilität will. Flexibilität bedeutet aber auch oft mehr Komplexität und mehr Beschäftigung mit der Technik i.a.. Ausserdem kann man mit Spektiv auch sehr gut Vögel beobachten, Natur-Beobachtung aller Art etc...
Du willst ja nur visuell beobachten (das mache ich auch, allerdings mit sehr grossem Gerät). Am meisten Licht pro Euro bekommt man durch Dobson-Teleskope ! Das Newtons die in einer einfachen sog. Rockerbox geschwenkt werden. Sehr stabil (wackelt überhaupt nicht) und sehr einfach (unkomplex) gebaut, ein geniales Design ! Sehr zu empfehlen an sich. ABER: diese Dinger sind NICHT besonders klein und auch nicht völlig leicht. Ein 200mm = 8" f/6 wird wohl komplett 15-20kg wiegen und ist f/6, d.h. 6 x 200mm = 1200mm lang etwa. Andererseits bekommt man mit Dobsons ultimative Visuell-Geräte. Aber man braucht schon ein Auto ! Beispiele wären die 8" f/6 Skywatcher oder von der D8 Dobson von ICS (google). Die Dinger kosten 600 Euro ca, aber man braucht noch Okulare !!! Beobachten mit Dobsons ist eigentlich sehr bequem, man schaut immer von der gleichen Seite rein, nur die Einblickhöhe geht hoch und runter (je nach Horizontneigung).
Soweit ich mich erinnere haben auch einige Kollegen das Teil hier für nicht so schlecht gehalten:
Zumindest mal als Beispiel was es alles gibt...
Okulare gibt es vielen billigen Krimskrams, aber auch doch sehr preis-werte/gute Sachen. Für gutes Zeug musst Du mindestens nochmal soviel Geld rechnen wie fürs Teleskop. Einfache Sachen gibts billiger (taugen aber auch weniger). Okulare 3 Stück wären Richtig Gute: 600 Euro, einfache: 150 Euro oder sogar noch weniger (naja !?).
Schnelle Teleskope wie f/4...f/5 brauchen relativ gute Okulare, wegen der zu korrigierenden Bildfehler.
Langsamere T. wie f/6 und langsamer kommen mit einfacheren Okularen aus.
ABER: Feldgrösse (s.u.)
Ein Option wäre auch ein richtiger Reise-Dobson, z.B. das Ding hier
8-Zoll-Dobson
Okulare brauchst Du natürlich wieder... Das Ding ist transportabel, aber man muss eben auch viel rummachen bis er aufgebaut ist. Ein normaler Dobson ist viel grösser im Packmass, aber schneller benutzungs-fertig.
Auch eine Möglichkeit wäre ein Kurzer/schneller/kleiner Newton auf einem Azimutalen Schwenkkopf, also sowas
TS-Optics GSO Photon 6" F4 Advanced Newton Teleskop mit Metalltubus-TPM6F4
ABER du braucht noch Stativ und alt-Azi Schwenkkopf EXTRA DAZU !!! Und natürlich Okulare. Wird also etwas teuerer als ein Dobson aber eine recht feine Sache. Braucht aber, wegen F/4 auch gute Okulare (wieder Kosten). Vorteil: GROSSES Feld, ordentlich Licht. Passabel transportabel, aber eben Stativ/Schwenkkopf/Okulare !
Newton-Spiegelteleskope müssen öfter justiert werden. Ohje...!? ABER: das ist sehr leicht: mit Justierlaser (ca 50 Euro) dauert es nur wenige Minuten !
Kleine Refraktoren (3-4"). OK, ich bin nicht wirklich begeisterter Anhänger hiervon, hauptsächlich weil 'zu wenig Licht geliefert wird'. Man braucht hoch am Himmel immer ein Zenitprisma (extra Kosten, z.B. beim Newton NICHT nötig). Das ZP ist auch blöd weil es die Orientierung des Bildes ändert und einen verwirrt. Auf der Habenseite, grosse Bildfelder und man kann (noch) eine 'sehr kleine' Montierung verwenden. Es gäbe sogar ganz preiswert kleine GOTO Montierungen für sowas (max 5kg Zuladung). Guxtu:
Aber Stativ dazu + Okulare natürlich wieder ! UND: die Montierung muss genau eingenordet werden, sonst läuft auch das GOTO nicht richtig.
Kleine Alt-Azi Schwenkköpfe rein manuell sind natürlich auch möglich.
Insgesamt sollte man visuell schon eine möglichst grosse Öffnung haben. Klein geht auch, aber Du bist halt dann von den Objekten limitiert UND das Licht im Okular ist schon immer sehr knapp. Planeten gehen immer, aber schwächeres Zeug halt. M27 ist noch ein relativ helles Objekt, das ist also nicht das Maß der Dinge...
Weiter zu bedenken:
- Vergrösserung ist als Kriterium gnadenlos ÜBERSCHÄTZT ! (vergiss dieses Kriterium beim Teleskopkauf !)
- VIEL WICHTIGER ist maximale Öffnung = Licht
- KURZE BRENNWEITE (bessere: schnelles Öffnungsverhältnis f/4...f/5) ist auch i.a. gut, weil damit die überblickte Feldgrösse gross bleibt, das macht das Aufsuchen sehr viel leichter UND man kann am Himmel Spazierengucken (Milchstrasse, Grossobjekte...) . (Daher sind z.B. sowas wie ein Celestron C6 eher nicht sooo gut weil relativ zu seinem Durchmesser sehr langbrennweitig (f/10), aber es ist relativ handlich noch).
- Montierungen (bzw. Stative) eher überdimensionieren - i.a. sind Teleskope *SEHR WACKELEMPFINDLICH !* - einfach durch die Vergrösserung ! (Bei Dobsons in ihrer Rockerbox braucht man dagegen i.a. wenig/keine Sorge zu haben)
Soweit ein paar Tipps. Kommt alles aufs Budget an und wohin Du tatsächlich tendierst, nach diesen ersten (paar Hundert ) Infos...
WICHTIG NOCH:
Wahrscheinlich wäre es nicht schlecht in Deiner Nähe eine Amateur-Astro Vereinigung zu suchen, und dort mal mit den Leuten zu reden und ihr Zeugs anzusehen !
Gruss, Peter