Hallo miteinander,
sehr interessanter Vortrag, jede Menge Möglichkeiten, Tendenzen, Prognosen. Vieles davon ist ja schon im Gange und man kann die veränderungen live erleben.
Man nehme mal das Einsteiger-Segment: Vor 10, 15 Jahren gab es Tschibo-Fernrohre für 100 Mark und dann ein großer preislicher Sprung zu den ersten kleineren, aber dafür hochwertigen Geräten von (damals...) namhaften Firmen. Dann kam der große Preisverfall und China überflutete den Markt. Wer den Durchblick hat und die auf den ersten Blick attraktiven Big Bosse unserer Zeit links liegen läßt, kann sich heute für wesentlich weniger Geld ein qualitativ gutes Teleskop mit wesentlich mehr Öffnung zulegen als das früher der Fall war.
Auch der Trend zur digitalen Fotografie läßt sich sicher nicht verleugnen. Als ich mit Astronomie anfing bedeutete Astrofotografie, die alte mechanische Spiegelreflex aus dem Keller ausgraben und ans Fernrohr hängen, und den guten alten TP 2415 im Heimlabor selber entwickeln. Wer macht das heute immer noch so? Ich kenne da tatsächlich noch ein paar wenige, eben aus der älteren Generation, die sich mit Computer und digitaler Bildbearbeitung nicht mehr anfreunden wollen. Vor einem Jahrzehnt waren CCD-Kameras in der Amateurastronomie noch ein teurer Spaß, den sich nicht jeder leisten konnte, dann kamen die heute üblichen Digitalkameras und DSLRs und dominieren heute das Astrofoto-Geschehen.
Was die Prognosen für die Zukunft angeht, wird sicherlich das eine oder andere genauso eintreffen wie vermutet/befürchtet, bei anderen Sachen frage ich mich dann schon, ob wir hier in Europa gegen den Trend steuern, oder den Amis einfach nur hinterherhinken. Denn eine Abkehr vom ATM kann ich hier nun wirklich nicht beobachten, ganz im Gegenteil. Angeregt durch Foren wie dieses hier "trauen" sich immer mehr Leute zu, sich ihren Dobson selber zurechtzuzimmern. Das ist ja auch eine Frage des Geldes. Wird der Trend also wirklich von gößeren Dobsons weggehen zu kleineren, dafür professionell ausgestatteten Geräten?
Als Astronomen sind wir äußeren Einflüssen ausgesetzt, nehmen wir die zunehmende Lichtverschmutzung oder die Klimaentwicklung. In vielerlei Hinsicht sind wir da nur ein kleines Zahnrad im Getriebe und haben wenig Einfluß, die Astronomie generell wird sich natürlich den äußeren Bedingungen anpassen. Nur schade, wenn zum Beispiel dadurch, daß man in dicht besiedelten Gebieten einfach irgendwann keine Sterne mehr sehen kann auch kein Nachwuchs mehr den Weg zur Astronomie findet. Auch der Faktor Geld ist sicherlich unschön, und bei der Vorstellung von einer Handvoll Leuten, die mal eben nach Namibia oder Chile jetten um die letzten sichtbaren Sterne am Himmel zu sehen, während andere einfach nict mehr in der Lage dazu sind und die Astronomie deshalb nur noch per Computer aus zweiter Hand erfahren können, graust es mir. Hoffen wir also, daß sich das eine oder andere auch nicht bewahrheiten wird.
Im übrigen: Über solche Dinge machen sich die Profis ja auch Gedanken, rufen ganze Konferenzen zu dieser Thematik ins Leben. Und das Fazit dort? Es wird in Zukunft in der Profiastronomie immer weniger, dafür immer größere Teleskope geben. Dazu kommen dann aber jede Menge kleinere Geräte, die automatisierte Beobachtungen durchführen, die Unmengen von Daten produzieren werden. Diese Daten werden aber nicht verloren gehen, sondern wandern in Archive, wo sie zusammen mit bereits heute archivierten Daten von Horden von Astrophysikern auch nachträglich noch untersucht und miteinander korrelliert werden können, das Stichwort dazu ist Data Mining. Damit das funktioniert, müssen diese riesigen Datenmengen verwaltet werden und aber trotzdem von überall erreichbar sein. Das erfordert eine gute Vernetzung, und an diesen sogenannten Grid-Technologien wird derzeit fleißig gebastelt.
Was mich in diesem Zusammenhang interessieren würde: Werden Profi- und Amateurastronomen in Zukunft aufeinander zugehen um voneinander zu profitieren (Stichwort die auch im Vortrag erwähnte Übernahme alter Profigeräte duch Amateure) und ihr Wissen und ihre Möglichkeiten teilen, oder wird die Schere zwischen den beiden Gruppen weiter aufklaffen?
Nachdenkliche Grüße,
Caro