Hallo auch,
will mal meinen Bericht hierzu anschließen.
Die Geschichte beginnt mit dem spontanen Entschluß, am Sonntag (7.10) vorzeitig der typischen feuchten ITT-Dauernebelsuppe zu entfliehen und über die Großglockner-Hochalpenstraße zur Edelweißhütte aufzubrechen; ein Anruf dort, und ein Zimmer war reserviert.
Ein weiser Entschluß. Es ergab sich, daß sich noch weitere Sterngucker einfanden, darunter Uli Zehndbauer, Martin Birkmaier, die Engels, Ingo und Thomas aus Augsburg und weitere Sternenfreunde aus der Schweiz und Österreich. so daß neben perfekten Bedingungen auch noch eine nette Runde und gutes Gerät zusammenkam. Diverse Dobsons und andere Geräte wurden auf dem Parkplatz verteilt, Vorfreude vertrieb die Müdigkeit.
Das kaum getrübte Erscheinen der Gestirne direkt an der Kante der entfernten Berggipfel im Osten bezeugten die Klarheit der Luft.
Ein kurzer Abriß der in den beiden Nächten konsumierten Objekte, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Geräte: 4 Zoll Apochromat, 10-Zoll Newton, 18 Zoll Newton, 20-Zoll Newton, 150x25 Bino (An dieser Stelle nocheinmal meinen Dank an die Betreiber der großen Gerätschaften für die großzügigen Einblicke)
M45 Plejaden, im 18-Zöller waren die Hauptsterne mit riesigen Halos umgeben; ein Eindruck wie bei einem
beschlagenen Okular.
6543 Katzenauge kompakt, hell und schön bläulich, mit hellem Zentralstern
M27 (Hantel) mit "Ohren", fahl-farbig, einige Sternchen im Nebel
M57 (Ring), den Zentralstern und einen weiteren außerhalb der Mitte konnte ich nur gelegentlich indirekt aufglimmen sehen.
M31/32/110 (Adromeda Gx), endlos ausgedehnt und mit Staubbändern.
M33 (Gx) wolkig mit spürbar spiraligem "Drall", NGC 604 als hellerer Fleck.
M42 (Orionnebel) riesig, die Trapezsterne gleißend nadelfein, außenherum viele feine Sternchen im Nebel, Sturkturen wolkig, faserig, gedehnt, innen grünlich-grau, außen eher rötlich-dunkelgrau, schwarze Staubwolken, nicht endender Strukturreichtum.
253 Sculptor-Gx: Eine riesige getupfte und gesprenkelte Zigarre, äußerst eindrucksvoll.
Rosetten Nebel mit reichen Strukturen, erstreckte sich über das Gesichtsfeld hinaus und konnte mit dem Teleskop abgeschwenkt werden.
7293 Helix: Schon im Vierzoll-Refraktor schön als dicker Ring erkennbar, stellte sich das Objekt im 20-Zöller als ein geisterhaft schwebender, riesiger und unregelmäßiger Gasreifen dar.
IC434 Pferdekopfnebel: Endlich mit Sicherheit klar gesehen - deutlich als Einbuchtung in schwachfahl glimmendem Nebel; nun, mit 20 Zoll, Hochgebirgshimmel, optimalem Okular und speziellem Filter, alles sorgfältig von Martin präpariert, da mußte es endlich klappen.
PN Jones 1: Dieser PN wirkte im 20 Zöller etwa wie Helix-Nebel mit dem Vierer. Deutlicher erkennbarer, kleiner Ring.
Barnards Galaxie: Könnte man zunächst für einen Reflex im Okular halten; hier ist der fahlschwarze Sternenhintergrund einfach leicht aufgehellt.
Stephans Quintett: Nette kleine, sich wie Welpen zusammendrängende Fuzzel.
M1 (Crab): Eher nur ein großer Fleck, wenig spannend.
M13 (KS) & 6207 (Glx), M92 (KS), M15 (KS), M36/37/38 (Fuhrmann-SH)
M81 (Gx) M82 (Gx) mit Querstreifen, gemottled
M51 (Gx)
M29/8 (Lagune) /21/16 (Adler) /17 (Omega) feingefasert, strukturiert
Gx 6503
7662 (Blue Snowball)
2392 (Eskimo)
2024 Flammennebel
6992/6960 Cirrus, eine echte Show, lange, kegelige Rauchfäden, längs aufgesägter Oberschenkelknochen.
6939/6946
1931
891 Gx
752
559
7331 Gx
6888 Crescent
7635 Bubble-Nebel
Jupiter, Mars,Uranus, Mond, Saturn, Venus
Die erste Nacht wurde, bis auf eine 45minütige Schlafpause, durchgehalten. Ich peitschte mich dann um 5 wieder nach draußen, um die Dämmerungsphase zu erleben. Dies war die Krönung. Der Anblick des samtschwarzen Westhimmels mit Mondsichel, der lampenhaft hellen Venus und den Gestirnen: gleißend und kühl, geometrisch gleichgültig, fern und erhaben, scharf und klar wie eine Ohrfeige.
Links davon war der Himmel entlang der Ekliptik leicht aufgehellt, ähnlich wie die Wintermilchstraße - das Zodiakallicht.
Saturn im Teleskop: immer wieder schockartig irreal, wunderbar mit Details. Die Venus als blendende, gleißende Sichel.
Die sich anschließende Dämmerungsphase kündigte sich durch eine fahle Aufhellung im Westen an; was danach an Farbenspiel folgte, ist durch Sprache nicht angemessen vermittelbar.
Pastell und zugleich brilliant war das Spiel der Farben, von rot, rosa, grün, blau, violett zu samtschwarz, stetig heller werdend, den aufsteigenden Erdschattenwurf als grünlicher Strahl bis zum Aufleuchten der Gipfel im roten Sonnenlicht.
Über allem schwebend der Mond, kristallklar in kugelförmiger Weltgestalt und sichelförmig erhellt.
Die zweite Nacht fehlte mir dann die Kraft zum durchhalten, was sicher auch mit einer tagsüber durchgeführten Bergwanderung zu tun hatte; der Entschluß, etwa gegen 3 abzubrechen, wurde dadurch erleichtert, daß sich jede freie Oberfläche einschließlich Fangspiegel und Okularen mit einer dicken Rauhreifschicht überzogen hatten.
Abschließend kann festgestellt werden, daß es ein lohnender Ausflug war: Erinnerungen, die man immer behalten wird. Die Hütte öffnet wieder im Mai: Frühlingshimmel, wir kommen!
Folgend noch Stimmungsbilder von der Abend- und Morgendämmerung.
Viele Grüße
Julian
Abenddämmerung:
Morgendämmerung: