Hallo Thomas!
Ich hab seit etwa 2 Jahren den 880/200mm Europa-Orion auf einer EQ6 über TS bezogen. Ich persönlich finde das Gerät schon recht Deepsky-lastig, da die 880mm am Planeten recht kurz sind. Ein Muss dazu sind eine gute Barlow und einer Scheinerblende (hab ich im Handumdrehen selber gebastelt).
Ein kurzes Wort zur EQ6, obwohl die Entscheidung bei Dir ja schon gefallen ist: Der Newton wird völlig problemlos gehalten, auch mit SLR-Kamera drauf ist das absolut kein Problem. Selbst bei 200-facher Vergrößerung hat sich's nach wenigen Sekunden (<5) ausgezittert. Mein Nachführung hat einen periodischen Schneckenfehler von 36", was visuell völlig irrelevant ist, fotografisch eine Katastrophe. Aber auch die 5" von sündteuren Montierungen sind bei weitem nicht genug, um ohne ständiges Nachkorrigieren Langzeitbelichtungen zu machen.
Viel Vergleich hab ich leider nicht, nur einmal konnte ich einen GSO 1000mm/200mm vergleichen, da war der Europa-Orion doch besser. Der Sterntest (nach Suiters "Star Testing an Astronomical Telescope") an meinem Gerät war sehr zufriedenstellend, da gab's gar nichts zu meckern.
Das Öffnungsverhältnis von f/4,4 ist visuell kaum ein Problem. Am Rand des 15mm-WW SPlössls sieht man zwar die Asti-Schwalben fliegen und auch in meinem 27mm Panoptic ist von "knackscharf bis an den Rand" keine Spur (hier aber die Koma des Spiegels, kein Okularfehler), aber mich (!) stört das visuell nicht. Am Foto ist die Koma aber deutlich stärker erkennbar, die Komakorrektoren sind zwar nicht schlecht, bringen aber ihre eigenen Probleme mit sich (Fokusweg,...)
Ein weiterer Vorteil ist die kurze Baulänge, die es erlaubt, an den Justierschrauben des HS zu drehen und gleichzeitig durch den OAZ zu schauen. Für's Justieren ein Traum!
Beim OAZ fangen aber die (vergleichsweise kleinen) Probleme an: Der bei meinem Gerät mitgelieferte OAZ ist eigentlich ein Schmarrn. Im Winter wurde das Fett hart dadurch der Lauf ruckelig, ein genaues Fokusieren war reine Glückssache. Das ist es aber auch bei weichem Fett, da der OAZ ziemlich "schnell" auf geringe Drehung reagiert. Außerdem ist er recht bauhoch, wodurch ich etwa mit der Webcam und der SLR nur mit mindestens 1,5-fach Barlow in den Fokus kam. Auch das 15mm WW-Plössl von TS (im Okukoffer) machte um 2mm Fokusierweg nicht mit, das ließ sich aber durch paralleles Vorschrauben des HS mit seinen Justierschrauben beheben. Wie gesagt, das war der OAZ von vor 2 Jahre, ob der noch aktuell ist, weiß ich nicht. Mittlerweile veruche ich, einen DX1 dranzuhängen, was aber nicht so leicht ist, da es da nur 10"-Basisplatten gibt.
Ein weiteres Problem ist der Sucher, der seinem Namen alle Ehre macht. Das Gesichtsfeld ist recht beschränkt und der Sucher auch nicht sehr lichtstark. Da hab ich schon besseres gesehen. Ich komm aber damit klar und werd mir nichts Neues kaufen (im Winter auf den Knieen herumrutschend, den Kopf weit im Nacken nach einem zenithnahen Objekt suchen ist aber ein prinzipielles Problem aller Sucher. Hält gelenkig).
Auch wenn die Probleme jetzt massiv wirken, lassen sie sich ziemlich rasch beheben. Ich bin recht zufrieden, da das Gerät optisch besser ist, als die günstigen Geräte. Da weiß ich wenigstens, wofür ich Geld ausgeb. Vor allem der gute Sterntest hat mich erfreut.
Beste Grüße und viel Spaß und Erfolg mit Deiner Entscheidung,
Günther